Hitlers Krieg Der totale Krieg 1943

Totaler Krieg 1943 Generationengespräch

Der tota­le Krieg 1943: Joseph Goeb­bels hält sei­ne Sport­pa­last­re­de und die Wei­ße Rose wird zum Tod ver­ur­teilt.

Hit­ler ent­geht einem wei­te­ren Atten­tat und deut­sche Städ­te ver­sin­ken im Cha­os des ‘Moral Bom­bing’. Das ‘Unter­neh­men Zita­del­le’ schei­tert mit der Pan­zer­schlacht bei Kursk — und für kur­ze Zeit kann sich Ita­li­en vom Duce befreien. 

Hermann Görings sinkender Stern

Her­mann Göring ist sich kei­ner Schuld bewusst.
Doch der Stern des prunk­süch­ti­gen Stell­ver­tre­ter Hit­lers, Ober­be­fehls­ha­ber der Luft­waf­fe, Reichs­luft­fahrt­mi­nis­ter, Prä­si­dent des Reichs­tags, Reichs­kom­mis­sar für Roh­stof­fe und Devi­sen, Beauf­trag­ter für den Vier­jah­res­plan, Reichs­forst­meis­ter, Reichs­jä­ger­meis­ter, und, und, und … 

… und natür­lich seit dem Frank­reich­feld­zug 1940 Reichs­mar­schall, ein von Hit­ler eigens für ihn neu erfun­de­nen Titel, — Görings Stern ist im Sinkflug.

  • Er kann weder deut­sche Städ­te vor den Luft­an­grif­fen der Alli­ier­ten schüt­zen, noch hat er die “Luft­schlacht um Eng­land” gewon­nen. Schon gar nicht in vier Wochen, wie er es Hit­ler selbst­be­wusst ver­spro­chen hatte.

Und auch sei­ne Garan­tie, die ein­ge­kes­sel­ten Sol­da­ten der Wehr­macht in Sta­lin­grad aus der Luft zu ver­sor­gen, ist kläg­lich gescheitert.

Der Totale Krieg 1943 Zitat Göring Ich will Meier heißen Generationengespräch

Spä­tes­tens ab Mit­te 1942 spielt Göring in Poli­tik und Kriegs­füh­rung des “Drit­ten Reichs” kei­ne nen­nes­wer­te Rol­le mehr.

Als er merkt, dass Hit­ler ihn immer öfter links lie­gen lässt und ande­re Män­ner wie Albert Speer den Vor­zug gibt, flüch­tet er sich ins Private.

Er führt auf sei­nem pom­pö­sen Anwe­sen Car­in­hall mit Gat­tin Emmy, Töch­ter­chen Edda und 150 Haus­an­ge­stell­ten ein Leben in Saus und Braus, unter­nimmt lan­ge Urlaubs­rei­sen und Jagd­aus­flü­ge und reist durch Euro­pa, um Kunst­wer­ke zu rau­ben, die ihm gefallen.

  • Denn Göring ist der Gie­rigs­te in der NS-Klep­to­kra­tie, und gehört wie Hit­ler, Goeb­bels und vie­le ande­ren der obe­ren Zehn­tau­send im NS-Reich zu denen, die Deutsch­land — und ab 1939 fast ganz Euro­pa — für eine Art Selbst­be­die­nungs­la­den halten.

Sei­nem öffent­li­chem Image scha­det das nicht.
Göring ist zwar bei Hit­ler abge­mel­det, aber beim Volk wie eh und je beliebt. Der Reichs­mar­schall gibt sich ger­ne jovi­al und als Genuss­mensch, sei­ne Gefühls­käl­te und uner­sätt­li­che Raff­gier kann er Kin­der­wan­gen-tät­schelnd geschickt verbergen.

Hitlers Krieg 1943 Hermann Göring Generationengespräch
Göring in Car­in­hall, Juli 1938

Görings 50. Geburtstag 1943

Natür­lich lässt es sich der Reichs­mar­schall nicht neh­men, sei­nen 50. Geburts­tag am 12. Janu­ar 1943 gebüh­rend zu fei­ern — auch wenn die 250.000 Sol­da­ten im Kes­sel von Sta­lin­grad seit Novem­ber mit einer Schei­be Brot pro Tag ums Über­le­ben kämpfen.

  • Am Abend des 11. Janu­ars trifft man sich zu einem leich­ten Sou­per mit Roast­beef und Cham­pa­gner im Schau­spiel­haus am Gen­dar­men­markt und genießt die ein­ma­li­ge Gala­vor­stel­lung, die Inten­dant Gus­taf Gründ­gens zu Ehren des Geburts­tags­kinds mit den bes­ten Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler des Reichs insze­niert hat: Heinz Rüh­mann, Theo Lin­gen, Gus­tav Knuth, Vic­tor de Kowa, Bern­hard Minet­ti, Mari­an­ne Hoppe.

Am nächs­ten Tag emp­fängt Göring 160 Gäs­te aus Poli­tik, Wirt­schaft und Gesell­schaft zum Essen in sei­nem Palais im Gar­ten des Reichs­luft­fahrt­mi­nis­te­ri­ums. Kell­ner in wei­ßem Livree ser­vie­ren — kriegs­be­dingt — Kohl­süpp­chen, im Anschluss gibt es Fisch mit Hum­mer­ma­yon­nai­se und Champagner.

Nach dem Essen über­rei­chen die Geburts­tags­gäs­te artig ihre Geschen­ke. Der Reichs­mar­schall liebt den Luxus und gibt ger­ne im Vor­feld klei­ne Hin­wei­se, wel­che Kunst­wer­ke, Dia­man­ten, Gobe­lins, Möbel, edle Wei­ne und Zigar­ren er auf sei­nem Gaben­tisch zu sehen hofft.

Der “Füh­rer” ist nicht erschie­nen; er wacht in sei­nem Füh­rer­haupt­quar­tier “Wolfschan­ze” in Ost­preu­ßen über den Krieg. 

Hit­ler hat als Ver­tre­ter sei­nen treu­en Gene­ral­feld­mar­schall Kei­tel geschickt, der Göring eine mit Edel­stei­nen besetz­te Kas­set­te über­reicht und einen hand­schrift­li­chen Brief des “Füh­rers”. Es kommt zu einer selt­sa­men Szene:

Göring öff­net mit fei­er­li­cher Ges­te den Umschlag und liest das Schrei­ben lang­sam durch. Dann geht er plötz­lich hin­ter sei­nen Schreib­tisch, setzt sich auf den aus­la­den­den Ses­sel, des­sen Rücken­leh­ne ihn über­ragt, und stu­diert den Brief erneut. Auf ein­mal beginnt er vor aller Augen zu wei­nen. Trä­nen, die an gro­ße Per­len erin­nern, kul­lern über sein Gesicht. Doch es ist kein Schluch­zen der Trau­er, nein, Göring weint aus Ergrif­fen­heit. Nach­dem die sicht­lich irri­tier­ten Gäs­te eine Zeit lang die­sem Schau­spiel bei­gewohnt haben, wer­den sie von einem Adju­tan­ten takt­voll gebe­ten, den Raum zu ver­las­sen, bis der so Gerühr­te die Fas­sung wie­der­ge­won­nen habe …“

Aus: Oli­ver Hil­mes, Schat­ten­zeit: Deutsch­land 1943: All­tag und Abgrün­de*

Ich schau’ dir in die Augen, Kleines!” Die Konferenz von Casablanca

Zwei Tage nach Görings Geburts­tags­spek­ta­kel in Ber­lin fin­det in der marok­ka­ni­schen Hafen­stadt Casa­blan­ca eine weg­wei­sen­de Kon­fe­renz statt: Prä­si­dent Roo­se­velt und der bri­ti­sche Pre­mier Chur­chill kon­fe­rie­ren 10 Tage lang, wie es mit dem Krieg gegen Deutsch­land wei­ter­ge­hen soll. (Sta­lin ist auch ein­ge­la­den, sagt aber wegen Sta­lin­grad ab.)

Konferenz in Casablanca 1943 Der totale Krieg 1943 Generationengespräch
  • Man ver­stän­digt sich dar­auf, im Som­mer auf Sizi­li­en und 1944 in Frank­reich zu lan­den und damit Sta­lins wich­tigs­te For­de­rung nach einer zwei­ten Front nach­zu­kom­men. Auch das wei­te­re Vor­ge­hen im Luft­krieg gegen die Deut­schen wird bespro­chen: Tags­über ame­ri­ka­ni­sche Prä­zi­si­ons­an­grif­fe auf mili­tä­ri­sche und indus­tri­el­le Zie­le, nachts die bri­ti­sche Roy­al Air Force mit Flä­chen­bom­bar­de­ments auf deut­sche Städte.

Das wich­tigs­te Ergeb­nis der Kon­fe­renz ist das Kriegs­ziel, das end­gül­tig fest­ge­legt wird: “uncon­di­tio­nal sur­ren­der”, die bedin­gungs­lo­se Kapi­tu­la­ti­on des Deut­schen Reichs und der Ach­sen­mäch­te Ita­li­en und Japan.

Im “Reich” erfährt man von der Kon­fe­renz aus der inter­na­tio­na­len Pres­se — der deut­sche Geheim­dienst hat­te den Kon­fe­renz­ort mit “Wei­ßes Haus” dechif­friert. Goeb­bels ist außer sich: “Unser Nach­rich­ten­dienst hat wie­der ein­mal voll­kom­men ver­sagt und nicht ein­mal den Ort der Bespre­chung fest­stel­len kön­nen”, schreibt er wütend in sein Tagebuch.

Goebbels’ Kampf um Hitlers Gunst

Joseph Goeb­bels ist unzu­frie­den mit dem Kriegs­ver­lauf.
Sein Rezept dage­gen: Er will “dem Volk” mehr Här­te und Rea­lis­mus zumu­ten und for­dert die radi­ka­le Rück­kehr zur spar­ta­ni­schen Hal­tung der „Kampf­zeit“.

Optisch ist der 1,65 Meter gro­ße pro­mo­vier­te Ger­ma­nist Dr. Joseph Goeb­bels, seit 1933 Minis­ter für Volks­auf­klä­rung und Pro­pa­gan­da, ein ganz ande­rer Typ als Göring, aber sein Ego ist min­des­tens genau­so groß wie das des Reichsmarschalls. 

Goeb­bels, im Volks­mund auch als “Bock von Babels­berg” bekannt, weil ver­mut­lich kei­ne ein­zi­ge ehr­gei­zi­ge Schau­spie­le­rin im Reich an sei­ner Beset­zungs­couch vor­bei­kommt, ist der erge­bens­te Vasall Adolf Hitlers. 

Der “Füh­rer” ist und bleibt für Goeb­bels seit dem ers­ten Ken­nen­ler­nen Mit­te der 1920er Jah­ren das Son­nen­sys­tem, um das sich sein gan­zes Leben dreht. Kein ande­rer in Hit­lers Füh­rungs­rie­ge ist von ihm so abhän­gig wie Goebbels.

Wer war Magda Goebbels
Joseph und Mag­da Goeb­bels: Der Bock von Babelsberg
  • Seit sei­nen Anfän­gen als NSDAP-Gau­lei­ter von Ber­lin ringt der klei­ne Rhein­län­der fast ver­zwei­felt um die Gunst des „Füh­rers“. Eifer­süch­tig sucht er nach Mit­teln und Wegen, um sei­nen Dau­er­ri­va­len und ver­hass­ten Erz­feind, Hit­lers Stell­ver­tre­ter und desi­gnier­ten Nach­fol­ger Göring, aus dem Feld zu stechen.

Das tut er, indem er beson­ders radi­kal und fana­tisch auf­tritt, um bei Hit­ler posi­tiv auf­zu­fal­len. Goeb­bels giert nicht nach geraub­ter Kunst, son­dern nach Gele­gen­hei­ten, um sich beim “Füh­rer” zu pro­fi­lie­ren und in einem guten Licht darzustellen. 

Jetzt scheint der rich­ti­ge Zeit­punkt gekom­men zu sein.

  • Denn mit Sta­lin­grad gibt es in die­sem Krieg zum ers­ten Mal eine Nie­der­la­ge, die man vor der deut­schen Öffent­lich­keit weder ver­heim­li­chen oder schön­re­den kann. Für die meis­ten Deut­schen ist Sta­lin­grad ein psy­cho­lo­gi­scher Wen­de­punkt in die­sem Krieg; der Mythos von der Unbe­sieg­bar­keit der Wehr­macht hat auch in der öffent­li­chen Mei­nung Ris­se bekommen.

Den Plan, mal wie­der eine „gro­ße Rede“ zu hal­ten, ent­wirft Goeb­bels bereits im Dezem­ber 1942, als sich die dra­ma­ti­sche Ent­wick­lung in Sta­lin­grad zwar abzeich­net, aber die Hoff­nun­gen noch auf Pau­lus‘ Durch­hal­te­wil­len und Man­steins Ent­satz­of­fen­si­ve liegen.

18. Februar 1943: Weiße Rose und totaler Krieg 

Weni­ge Stun­den bevor Joseph Goeb­bels in sei­ne gepan­zer­te Mer­ce­des-Limou­si­ne steigt, um sich zum Ber­li­ner Sport­pa­last fah­ren zu las­sen, wer­den in Mün­chen die Geschwis­ter Hans und Sophie Scholl von der Gesta­po verhaftet.

Sie sind dem Pedell der Mün­che­ner Uni­ver­si­tät, Jakob Schmid, auf­ge­fal­len, nach­dem Flug­blät­ter der Wei­ßen Rose durch den Licht­hof der Uni flat­ter­ten und bei­de mit einem lee­ren Kof­fer in der Nähe auf­ge­grif­fen werden.

Zunächst kön­nen die bei­den sich im Gesta­po-Ver­hör her­aus­re­den und es sieht nach einer bal­di­gen Haft­ent­las­sung aus. Doch dann fin­det man bei der Durch­su­chung ihrer Woh­nung 140 Brief­mar­ken zu 8 Pfen­nig, eine umfang­rei­che Lis­te mit Adres­sen aus Mün­chen und Augs­burg und die Schreibmaschine.

Februar 1943 Verhaftung von Hans und Sophie Scholl Der totale Krieg 1943 Generationengespräch
  • Am 22. Febru­ar 1943 wird Sophie und Hans Scholl sowie ihrem gemein­sa­men Freund Chris­toph Probst, Vater von drei klei­nen Kin­dern, vor dem “Volks­ge­richts­hof” der Pro­zess gemacht.

Dr. jur. Roland Freis­ler braucht nicht lan­ge, bis sein Urteil gefällt ist: Nach drei Stun­den mit sei­nen übli­chen Brül­le­rei­en, Belei­di­gun­gen und Demü­ti­gun­gen, mit denen er ver­sucht, den Ange­klag­ten ihre Wür­de zu neh­men — ‘Affen­thea­ter’, wie Hans Scholl sagt — fällt er pünkt­lich zur Mit­tags­pau­se um 13 Uhr 3 Todesurteile.

Sie wer­den noch am glei­chen Tag voll­streckt. “Es lebe die Frei­heit”, ruft Hans Scholl, als er kurz nach 17 Uhr als letz­ter der drei sei­nen Kopf unter das Fall­beil legen muss.

Die Sportpalastrede 1943

Mit Frei­heit hat Reichs­pro­pa­gan­da­mi­nis­ter Goeb­bels nichts im Sinn, als er am 18. Febru­ar 1943 kurz nach 17 Uhr die mit Haken­kreuz­fah­nen geschmück­te Red­ner­tri­bü­ne im Ber­li­ner Sport­pa­last betritt. An der Balus­tra­de hängt pas­send zum The­ma ein Spruch­band: „Tota­ler Krieg — kür­zes­ter Krieg”.

Mit sei­ner “gro­ßen Rede” will Goeb­bels nicht nur die Deut­schen auf einen noch schreck­li­che­ren Krieg ein­stel­len, son­dern vor allem sei­nen „Füh­rer“ beein­dru­cken. Und ein Zei­chen gegen den „Amü­sier­pö­bel“ set­zen – eine deut­li­che Anspie­lung auf sei­nen prunk- und protz­süch­ti­gen Riva­len Göring.

Goebbels Sportpalastrede Februar 1943 Hitlers Krieg Der totale Krieg 1943 Generationengespräch
Bun­des­ar­chiv, Bild 183-J05235 / Schwahn / CC-BY-SA 3.0
Ber­lin, Groß­kund­ge­bung im Sport­pa­last, Goeb­bels, 18. Febru­ar, 1943, mit der Losung „Tota­ler Krieg — Kür­zes­ter Krieg“, koloriert.

Zu Goeb­bels’ Auf­tritt sind 15.000 Besu­che­rin­nen und Besu­cher und die Crè­me de la Crè­me des Reichs erschienen: 

  • Fast das gesam­te Kabi­nett ist da, vie­le Reichs- und Gau­lei­ter sit­zen im Publi­kum, zudem „ein von den Par­tei­or­ga­ni­sa­tio­nen bestell­tes Auf­ge­bot”, dar­un­ter „volks­tüm­li­che Intel­lek­tu­el­le und Schau­spie­ler”, deren „bei­fäl­li­ge Reak­tio­nen durch die Film­ka­me­ras über die Wochen­schau­en beein­dru­cken soll­ten”, wie Albert Speer, seit Febru­ar 1942 vom Lieb­lings­ar­chi­tek­ten des „Füh­rers“ zum Rüs­tungs­mi­nis­ter avan­ciert, spä­ter schreibt.

Der Minis­ter ist ganz in sei­nem Element. 

Ich möch­te zu Ihnen allen aus tiefs­tem Her­zen zu tiefs­ten Her­zen spre­chen”, beginnt Goeb­bels sei­ne Rede. Für die psy­cho­lo­gi­sche Mas­sen­wir­kung wer­den sei­ne schril­len Durch­hal­te­pa­ro­len und Dro­hun­gen vom apo­ka­lyp­ti­schen „Ansturm der Step­pe” live im Rund­funk übertragen.

… Goeb­bels sprach eine Stun­de und 48 Minu­ten, mal beschwö­rend, mal höh­nisch, an vie­len Stel­len klang sei­ne Stim­me schrill und über­schlug sich fast. Als er zum Schluss kam, stell­te er dem Publi­kum zehn rhe­to­ri­sche Fra­gen. “Wollt ihr den tota­len Krieg?”, frag­te er, die 15.000 spran­gen auf von ihren Sit­zen und schrien begeis­tert: “Ja!” Der Red­ner setz­te nach: “Wollt ihr ihn, wenn nötig, tota­ler und radi­ka­ler, als wir ihn uns heu­te über­haupt vor­stel­len kön­nen?” Und wie­der tob­te der Saal — Sze­nen exzes­si­ver Mas­sen­hys­te­rie. Noch 20 Minu­ten blieb der Groß­deut­sche Rund­funk auf Sen­dung, um die Radio­hö­rer an der eupho­ri­schen Stim­mung teil­ha­ben zu las­sen.“

Aus: Sport­pa­last-Rede Wie Goeb­bels sein Publi­kum auf­peitsch­te — und verachtete

  • Wäh­rend das Publi­kum noch tobt, und Sprech­chö­re mit “Sieg Heil!” und “Füh­rer befiehl, wir fol­gen” gebrüllt wer­den, wen­det sich Goeb­bels nach dem Ende sei­ner Rede an einen Beglei­ter und raunt ihm zu: “Die Stun­de der Idio­tie! Wenn ich den Leu­ten gesagt hät­te, springt aus dem drit­ten Stock des Colum­bus­hau­ses, sie hät­ten es auch getan”.

Den, auf den es ihm ankommt, hat er auch beein­druckt. Glück­lich schreibt Goeb­bels in sein Tagebuch:

Mei­ne Maß­nah­men bezüg­lich des tota­len Krie­ges wer­den vom Füh­rer voll­auf gebil­ligt. Er lässt sich in die­sem Zusam­men­hang auf das Schmei­chel­haf­tes­te für mich über mei­ne Sport­pa­last-Rede aus, die er als ein psy­cho­lo­gi­sches und pro­pa­gan­dis­ti­sches Meis­ter­werk bezeich­net. Er habe sie von Anfang bis zu Ende auf­merk­sam durch­stu­diert, auch das Aus­lands­echo gele­sen, und sei zu dem Ergeb­nis gekom­men, dass wir hier­mit einen Haupt­schla­ger gelan­det hät­ten. Er ist von der Wir­kung gera­de­zu begeis­tert.

21. März 1943: Heldengedenktag

Goeb­bels hat zwar bei Hit­ler gepunk­tet und ist nun auch “Reichs­be­auf­trag­ter für den Tota­len Krieg”. Aber vie­le sei­ner For­de­run­gen und Ankün­di­gun­gen wer­den nur halb­her­zig oder gar nicht umgesetzt.

Vor allem sei­ne Maß­nah­men gegen den “Amü­sier­pö­bel” fin­den vor allem bei denen, die es betrifft, wenig Beach­tung. Nur Görings Lieb­lings­re­stau­rant “Hor­cher” in der Luther­stra­ße 21, wo man auch 1943 noch Schild­krö­ten­par­fait und Kalbs­röll­chen auf Arti­scho­cken­bo­den spei­sen kann, gibt ent­nervt auf und zieht mit feins­tem Por­zel­lan und ele­gan­ten Samt­stüh­len nach Madrid.

  • Der “tota­le Krieg” wird für einen kur­zen Moment weni­ger total, weil sich die Situa­ti­on an der Front für die Wehr­macht kur­ze Zeit bes­sert und Hit­ler neue Hoff­nung schöpft. Denn tat­säch­lich gelingt es zwei SS-Divi­sio­nen am 15. März 1943 die ukrai­ni­sche Stadt Char­kow (Char­kiw) zurück­zu­er­obern, die vier Wochen vor­her an die Roten Armee ver­lo­ren gegan­gen war.

Ist das end­lich die Kriegs­wen­de, auf die Hit­ler seit Sta­lin­grad ver­zwei­felt wartet?

Es darf nicht sein, was nicht sein darf: Denn in sei­nem Welt­bild kämpft die „ras­sisch“ über­le­ge­ne deut­sche Wehr­macht nur gegen eine Hor­de von „Unter­men­schen“; es kann also in sei­nen Augen gar nicht sein, was sich auf den Schlacht­fel­dern im Osten abspielt.

  • Trotz aller Nie­der­la­gen und Rück­schlä­ge, die vie­le heim­lich ver­mu­ten las­sen, dass die­ser Krieg schon längst ver­lo­ren ist, glaubt Hit­ler unge­bro­chen an sein mili­tä­ri­sches Genie, mit dem er jeden Feind bezwin­gen kann. Die­ser Glau­be ohne jeden Zwei­fel ist här­ter beto­niert als der Füh­rer­bun­ker unter sei­ner Reichskanzlei.

Der „Füh­rer“ war­tet die end­gül­ti­ge Sie­ges­mel­dung aus Char­kow ab und ver­schiebt dann per Erlass den Ter­min für den all­jähr­li­chen „Hel­den­ge­denk­tag“, eine Art NS-Volks­trau­er­tag, der an die Wie­der­ein­füh­rung der Wehr­pflicht 1935 erin­nern soll, vom 16. auf den 21. März.

Ungeduld rettet Hitler das Leben

Am 21. März 1943, ein Sonn­tag, kommt auch noch der Früh­ling nach Deutsch­land.
Es ist wie ein Wink des Schick­sals: Hit­ler­wet­ter mit stahl­blau­em Him­mel an dem Tag, an dem das Reich end­lich wie­der einen Sieg fei­ern kann und Hit­ler sich – das ers­te Mal seit Sta­lin­grad – in der Öffent­lich­keit zei­gen will.

Vor dem Hee­res­mu­se­um im baro­cken Zeug­haus Unter den Lin­den drän­geln sich seit den frü­hen Mor­gen­stun­den meh­re­re zehn­tau­send mit Haken­kreuz­fähn­chen bewaff­ne­te Schaulustige.

Drin­nen ver­sam­melt sich ab 11 Uhr alles, was im Groß­reich wich­tig ist: Reichs­mar­schall Göring, Gene­ral­feld­mar­schall Kei­tel, Groß­ad­mi­ral Dönitz, Reichs­füh­rer SS Himm­ler, Gene­ral­feld­mar­schall Milch, Gene­ral­feld­mar­schall Bock und Reichs­kriegs­op­fer­füh­rer Oberlindober.

Hitlers Krieg Totaler Krieg 1943 Generationengespräch
Bun­des­ar­chiv, Bild 146‑1983-0117–06/ CC-BY-SA 3.0 de
Hel­den­ge­denk­tag 21. März 1943
“Deutsch­land gedenkt sei­ner gefal­le­nen Söh­ne. Der Füh­rer beim Staats­akt in Ber­lin Ganz Deutsch­land gedach­te am Hel­den­ge­denk­tag 1943, am Sonn­tag, 21.3.1943, sei­ner auf dem Fel­de der Ehre gefal­le­nen Hel­den. Im Ber­li­ner Zeug­haus fand aus die­sem Anlaß eine Staats­akt statt, an dem auch der Füh­rer teil­nahm. Blick in das Zeug­haus wäh­rend des Staats­ak­tes. Neben dem Füh­rer sit­zend Reichs­mar­schall Göring, Gene­ral­feld­mar­schall Kei­tel, Groß­ad­mi­ral Dönitz, Reichs­füh­rer SS und Chef der deut­schen Poli­zei, H. Himm­ler, Gene­ral­feld­mar­schall Milch, Gene­ral­feld­mar­schall Bock und Reichs­kriegs­op­fer­füh­rer Oberlin­do­ber. Atla­nic-Boe­sig, 21.3.1943”

Zwei Stun­den lang müs­sen Hit­lers Füh­rungs­rie­ge und die gela­de­nen Gäs­te, dar­un­ter vie­le kriegs­ver­sehr­te Sol­da­ten, im Licht­hof aus­har­ren, der „Füh­rer“ lässt wie üblich auf sich war­ten. Dann, gegen 13 Uhr ist es soweit:

Ein Orches­ter spiel­te den sehr getra­ge­nen ers­ten Satz aus Anton Bruck­ners 7. Sin­fo­nie, dann ging der „Füh­rer“ zum Red­ner­pult zwi­schen den Läu­fen der reprä­sen­ta­ti­ven Zeug­haus­trep­pe. Hit­ler fass­te sich kurz: Nur etwa zwölf Minu­ten dau­er­te sein rhe­to­ri­scher Rund­um­schlag.
Unmit­tel­bar nach dem Applaus zer­drück­te Rudolph von Gers­dorff die Säu­re­am­pul­le des Zün­ders in einer der bei­den Minen, die er in sei­nen Man­tel­ta­schen bei sich trug. Von nun an trenn­ten ihn noch zehn bis 15 Minu­ten vom Tod.“

Aus Welt Geschich­te: Unge­duld ret­te­te Hit­ler im März 1943 das Leben

Hit­ler hat es eilig; kurz nach dem Ende sei­ner Rede ist er schon wie­der weg. Des­halb ent­geht er an die­sem Hel­den­ge­denk­tag einem wei­te­ren von vie­len Attentatsversuchen.

Das miss­glück­te Selbst­mord­at­ten­tat am 21. März 1943 bleibt bis zum Kriegs­en­de ver­bor­gen; dem ver­hin­der­ten Atten­tä­ter, Oberst­leut­nant Rudolf-Chris­toph von Gers­dorff, der sich neben Hit­ler in die Luft spren­gen woll­te, gelingt es, die Bom­be auf der Toi­let­te in letz­ter Sekun­de zu ent­schär­fen. Gers­dorff über­lebt den Krieg und stirbt 1980 im Alter von 75 Jahren.

Hit­lers kur­zer Auf­tritt ret­tet ihm ver­mut­lich das Leben, sorgt aber auch für Erstau­nen und Ent­täu­schung beim Publikum.

Selbst in der Kino­wo­chen­schau sieht man Hit­ler wäh­rend sei­ner Anspra­che nur aus der Fer­ne und sei­ne Rede ist nicht im Ori­gi­nal­ton zu hören, son­dern wird von einem Spre­cher in Aus­zü­gen wiedergegeben.

Den „Füh­rer“ so publi­kums­scheu zu erle­ben, beküm­mert viele. 

  • Denn die Deut­schen ach­ten mitt­ler­wei­le sehr genau dar­auf, wie Hit­ler etwas sagt und wel­chen Gesichts­aus­druck er dabei hat. Es ist eine Art Füh­rer-Ora­kel, das man betreibt, um jen­seits von Goeb­bels‘ all­ge­gen­wär­ti­ger Pro­pa­gan­da her­aus­zu­fin­den, wie die Lage tat­säch­lich ist und was die Zukunft brin­gen wird.

Den Deutschen die Seele aus dem Leib schlagen

Nach der Zer­stö­rung Coven­trys durch die deut­sche Luft­waf­fe mit 554 Toten am 14. Novem­ber 1940 — “Con­ven­trie­ren”, wie es Hit­lers Chef­zy­ni­ker Joseph Goeb­bels aus­zu­drü­cken pflegt — sinnt Groß­bri­tan­ni­en auf Rache.

Als Ver­gel­tung für Coven­try fliegt das bri­ti­sche Bom­ber Com­mand am 17. Dezem­ber 1940 mit 102 Flug­zeu­gen einen Angriff auf Mann­heim und wirft 14.000 Brand­bom­ben ab. Es ist der ers­te wirk­li­che Flä­chen­an­griff aus der Luft auf eine deut­sche Stadt — mit der kla­ren Direk­ti­ve, den “schwächs­ten und ver­wund­bars­ten Punkt” zu tref­fen: die Zivilbevölkerung.

  • Am 14. Febru­ar 1942 erlässt das bri­ti­sche Kriegs­ka­bi­nett die „Area Bom­bing Direc­ti­ve”, die als Angriffs­zie­le des Luft­kriegs “nicht Fabri­ken und sons­ti­ge mili­tä­ri­sche Objek­te, son­dern die Moral der feind­li­chen Zivil­be­völ­ke­rung, ins­be­son­de­re der Indus­trie­ar­bei­ter­schaft” defi­niert.

Man geht davon aus, dass die Zer­schla­gung Deutsch­lands” durch haupt­säch­lich gegen Wohn­vier­tel der Arbei­ter gerich­te­te Bom­ben­an­grif­fe schnel­ler zu errei­chen ist, und rech­net damit, dass es von März 1942 bis Mit­te 1943 mög­lich sein müss­te, etwa ein Drit­tel der deut­schen Gesamt­be­völ­ke­rung obdach­los zu machen.

Eine Woche nach dem Beschluss der„Area Bom­bing Direc­ti­ve”, am 22. Febru­ar 1942 kommt ein Mann an die Spit­ze des Bom­ber Com­mand, der die­ses Ziel gna­den­los umset­zen will: Chief Mar­shal Arthur Har­ris, in der Öffent­lich­keit auch “Bom­ber-Har­ris” genannt.

Machen wir Schluss mit dem Krieg, indem wir den Deut­schen die See­le aus dem Leib schla­gen”, lau­tet sei­ne Maxime. 

Und fügt hin­zu: “Vie­le Leu­te sagen, der Krieg kön­ne nicht durch Bom­ben gewon­nen wer­den. Mei­ne Ant­wort ist, dass man es bis­her noch nicht ver­sucht hat. Wir wer­den es erle­ben.

Der totale Krieg 1943 Generationengespräch
Bun­des­ar­chiv, Bild 183-R71086 / CC-BY-SA, gemein­frei
Ruhr­ge­biet, Luft­schutz­stol­len wäh­rend Flie­ger­alarm, Zen­tral­bild II. Welt­krieg 1939–45 Luft­schutz­stol­len im Ruhr­ge­biet, um 1943. Wäh­rend eines Flie­ger­alarms, Ruhr­ge­biet, 1943, Pho­to­grapher Unknown 

Moral bombing“: Bombenkrieg über Deutschland

Die Roy­al Air Force (RAF) ent­wi­ckelt eine Tech­nik, mit der man Städ­te sys­te­ma­tisch aus der Luft zer­stö­ren kann. Von Angriff zu Angriff ver­fei­nern die Bri­ten ihre Bom­bar­de­ments, um immer mehr Zer­stö­rungs­kraft, Cha­os, Tod und Leid über Nazi-Deutsch­land zu bringen.

  • Man nutzt dafür „Christ­bäu­me“ als Ziel­mar­kie­rer, Luft­mi­nen, (dar­un­ter auch soge­nann­te „Block­bus­ter“ – Wohn­block­kna­cker), deren Druck­wel­len Dächer abde­cken, Fens­ter zer­stö­ren und Brand­mau­ern ein­stür­zen las­sen, gefolgt von Brand­stä­ben und Phos­phor­bom­ben, damit durch die Zug­luft in den beschä­dig­ten Häu­ser mög­lichst gro­ße Brän­de entstehen.

Danach wer­den teils mit Zeit­zün­dern ver­se­he­ne Spreng- und Split­ter­bom­ben abge­wor­fen, um Was­ser­lei­tun­gen zu zer­stö­ren, Stra­ßen unpas­sier­bar zu machen und Lösch­trupps „aus­zu­schal­ten“.

Vie­le Men­schen kön­nen sich bei Luft­alarm zwar recht­zei­tig in Sicher­heit brin­gen und über­le­ben den eigent­li­chen Luft­an­griff, ersti­cken dann aber qual­voll in den Bun­kern und Kel­lern, weil Groß­brän­de der Luft den Sau­er­stoff zum Atmen entziehen.

Der Tod von Zivi­lis­ten ist damit nicht län­ger ein Kol­la­te­ral­scha­den bei der Zer­stö­rung von Indus­trie­an­la­gen durch Luft­schlä­ge, son­dern die Zivil­be­völ­ke­rung i s t zum Haupt­ziel der Angrif­fe gewor­den.

Battle of the Ruhr

Am 28. März 1942 wählt man zunächst Lübeck als Ziel: Andert­halb Stun­den lang wer­den 144 Ton­nen Brand­bom­ben und 160 Ton­nen Spreng­bom­ben über der Han­se­stadt abge­wor­fen; 2000 Häu­ser, das goti­sche Rat­haus und die Mari­en­kir­che wer­den zer­stört, 320 Men­schen ster­ben., fast 800 wer­den verletzt.

Am 24. April 1942 grei­fen 468 bri­ti­sche Bom­ber Ros­tock an und ver­nich­ten 60 Pro­zent der bebau­ten Flä­che. Am 30. Mai 1942 star­ten um 0.55 Uhr das ers­te Mal in der Kriegs­ge­schich­te 1046 Bom­ber von 52 Flug­plät­zen und ver­ei­ni­gen sich zu einem rie­si­gen Bom­ber­strom, um eine ein­zi­ge Stadt anzu­grei­fen: Köln. Nach die­sem Angriff exis­tiert ein Fünf­tel von Köln nicht mehr, 467 Men­schen ster­ben in den Trüm­mern ihrer Stadt, es gibt 5000 Verletzte.

Wenn-die-Engländer-noch-ein-paar-Mal-so-kommen-müssen-sie-die-Häuser-selber-mitbringen- Flüsterwitz 1943 Der-totale-Krieg-1943-Generationengespräch

Ab dem 5. März 1943 beginnt mit dem „Batt­le of the Ruhr“ ein neu­er Zyklus bri­ti­scher Flä­chen­bom­bar­de­ments, die Zer­stö­rung und Leid von bis dahin unge­ahn­ten Aus­maß nach Deutsch­land bringen.

  • Von März bis Juli 1943 wer­den fast jede Nacht Städ­te an Rhein und Ruhr von bri­ti­schen Bom­bern atta­ckiert: Essen, Köln, Düs­sel­dorf und Dort­mund, aber auch klei­ne­re Städ­te wie Aachen, Kre­feld, Bie­le­feld, Müns­ter, Mön­chen­glad­bach und Wup­per­tal, die aus bri­ti­scher Sicht alle zur „Ruhr area“ gehö­ren.

Die Zer­stö­run­gen sind mas­siv, tau­sen­de Zivi­lis­ten ster­ben oder wer­den schwer ver­letzt, vie­le wer­den obdachlos.

Nach dem zwei­ten schwe­ren Luft­an­griff inner­halb von drei Wochen auf Dort­mund in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai 1943, bei dem 826 bri­ti­sche Bom­ber über 2000 Ton­nen Brand- und Spreng­bom­ben auf die Stadt abwer­fen, eilt Goeb­bels in die schwer getrof­fe­ne Stadt, um den Über­le­ben­den sein Mit­ge­fühl und das des deut­schen Vol­kes auszudrücken.

In der mit 15.000 Zuschaue­rin­nen und Zuschau­ern über­füll­ten West­fa­len­hal­le hält er eine wei­te­re „gro­ße Rede“ und mahnt zum Durchhalten: 

In kei­nem Augen­blick die­ses gigan­ti­schen Kamp­fes dür­fen wir ver­ges­sen, dass es um Sein oder Nicht­sein unse­res Vol­kes geht! […]
Ich bin der Über­zeu­gung, dass in die­sem Krie­ge, wie auch in allen Krie­gen, der sie­gen wird, der die stärks­ten Ner­ven, die meis­ten Faust­pfän­der und die tap­fers­te und geni­als­te Füh­rung genießt. Das sind nicht unse­re Fein­de, das sind wir!

Operation Gomorrha

Die psy­cho­lo­gi­sche Brand­mau­er an der „Hei­mat­front“ hält.
Ähn­lich wie in Groß­bri­tan­ni­en wäh­rend des „Lon­don Blitz“ füh­ren die Luft­schlä­ge gegen die Zivil­be­völ­ke­rung zum Gegen­teil des­sen, was eigent­lich beab­sich­tigt war: Sie schü­ren die Wut auf die Angrei­fer und nicht auf die eige­ne Regierung.

Goeb­bels eta­bliert zudem sehr geschickt ein Hil­fe­sys­tem für die Bom­ben­op­fer, das man selbst­ver­ständ­lich pro­pa­gan­dis­tisch aus­schlach­tet: Die Kino-Wochen­schau­en berich­ten aus­führ­lich, wie die NS-Frau­en­schaft nach den ver­hee­ren­den Luft­an­grif­fen But­ter­bro­te, Eier, Obst und Ziga­ret­ten an die Bom­ben­ge­schä­dig­ten ver­teilt, Hit­ler­ju­gend und BDM Trüm­mer weg­räu­men und jugend­li­che Luft­waf­fen­hel­fer stolz ihre Flaks prä­sen­tie­ren, mit denen sie ihre Hei­mat­städ­te schüt­zen sollen.

Der Pro­pa­gan­da-Plan geht auf: Die „Hei­mat­front“ kommt nicht ins Wan­ken, die bri­ti­schen Luft­schlä­ge ver­tie­fen den Glau­ben der Deut­schen an die Volks­ge­mein­schaft eher, statt ihn zu schwächen.

Erst als die RAF sich im Juli 1943 mit der „Ope­ra­ti­on Gomorrha“ der Han­se­stadt Ham­burg zuwen­det und in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli einen kata­stro­pha­len Feu­er­sturm ent­zün­det, fürch­tet man in Ber­lin, dass die Stim­mung in der Bevöl­ke­rung in Kriegs­mü­dig­keit umschla­gen könnte. 

Noch sechs sol­che Angrif­fe“, will Reichs­rüs­tungs­mi­nis­ter Speer zu Hit­ler gesagt haben, „und der Krieg ist zu Ende.

Unternehmen Zitadelle“: Die Panzerschlacht bei Kursk

Nach der Rück­erobe­rung Char­kows im März wer­den neue Offen­siv­plä­ne geschmie­det. Es ist klar, dass die Wehr­macht nicht mehr in der Lage ist, gro­ße Offen­si­ven wie das „Unter­neh­men Bar­ba­ros­sa“ 1941 oder „Fall Blau“ 1942 durch­zu­füh­ren. Trotz­dem möch­te man sich und der Welt bewei­sen, dass man immer noch in der Lage ist, anzu­grei­fen und die Initia­ti­ve zu übernehmen.

  • Der Beweis soll am „Kurs­ker Bogen“ erbracht wer­den, ein Front­vor­sprung um die Stadt Kursk, in dem ein von der Roten Armee besetz­tes 200 Kilo­me­ter brei­tes Gebiet etwa 120 Kilo­me­tern in das von der Wehr­macht gehal­te­ne Ter­ri­to­ri­um ragt.

Die­sen Bogen soll in einer gro­ßen Offen­si­ve durch einen Zan­gen­an­griff von Nor­den und Süden begra­digt wer­den; “alles”, was dadurch ein­ge­kes­selt wird, soll “ver­nich­tet” werden.

Jeder Füh­rer, jeder Mann muss von der ent­schei­den Bedeu­tung die­ses Angriffs durch­drun­gen sein. Der Sieg von Kursk muss für die Welt wie ein Fanal wir­ken“, heißt es in einem Ope­ra­ti­ons­be­fehl aus dem April 1943. 

900.000 Män­ner wer­den auf deut­scher Sei­te zusam­men­ge­zo­gen, 3000 Pan­zer, dar­un­ter neus­te Model­le wie der schwe­re “Tiger”, der “Pan­ther” und der über­schwe­re Jagd­pan­zer “Fer­di­nand”, auf die Hit­ler gro­ße Hoff­nun­gen setzt, wer­den bereit­ge­stellt, 1800 Flug­zeu­ge sind auf nahe­lie­gen­den Flug­hä­fen stationiert. 

Hit­ler drängt auf einen schnel­len Beginn des Unter­neh­mens, um das Über­ra­schungs­mo­ment auf sei­ner Sei­te zu haben.

Hitlers Krieg Totaler Krieg 1943 Panzerschlacht bei Kursk Generationengespräch
Bun­des­ar­chiv, Bild 183-H26258 / CC-BY-SA 3.0 DE
Ver­la­dung von Pan­ther an die Ost­front
“Zen­tral­bild, II. Welt­krieg 19139–45 Der von der faschis­ti­schen deut­schen Wehr­macht wäh­rend des Krie­ges ent­wi­ckel­te neue Pan­zer­kampf­wa­gen Typ “Pan­ther”. UBz: die Ver­la­dung neu­er “Panther”-Panzerkampfwagen zum Trans­port an die Front (1943).”

Das war das letzte Mal, dass ich auf den Generalstab gehört habe!“

Doch dann zögert Hit­ler selbst.
Alle sei­ne Feld­mar­schäl­le und Front­be­fehls­ha­ber sind gegen die­sen Plan; vie­le plä­die­ren dafür, lie­ber in der Defen­si­ve zu blei­ben und die Rote Armee dann zu schla­gen, wenn sie angreift. 

Aber Hit­ler beharrt auf sei­nem Offen­siv­plan, in der fes­ten Über­zeu­gung, dass die­se Schlacht die Kriegs­wen­de brin­gen wird. Und zögert.

Als das “Unter­neh­men Zita­del­le” schließ­lich am 5. Juli 1943 vom Nor­den bei Orel und vom Süden bei Bel­go­rod beginnt, sind nicht die Sowjets die Über­rasch­ten, son­dern die Deutschen. 

Denn der lang­an­hal­ten­de Trup­pen­auf­marsch der Wehr­macht ist der sowje­ti­schen Auf­klä­rung nicht ver­bor­gen geblie­ben: Den Deut­schen ste­hen 1,4 Mil­lio­nen Sol­da­ten der Roten Armee gegen­über, die die Zeit genutzt haben, um sich ein­zu­gra­ben und einen Ver­tei­di­gungs­gür­tel mit ins­ge­samt sechs Ver­tei­di­gungs­li­ni­en, gespickt mit Pan­zer­ab­wehr­grä­ben und hun­dert­tau­sen­den Minen ange­legt haben.

  • Dann kommt die zwei­te Über­ra­schung: Die Wehr­macht ver­fügt zwar über eine enor­me Zahl hoch­mo­der­ner Pan­zer, die in die Schlacht „gewor­fen“ wer­den – aber es gibt kei­ne Ersatz­tei­le. Schon nach dem ers­ten Tag des Unter­neh­mens Zita­del­le kön­nen nicht mehr alle Pan­zer repa­riert werden.

Das wäre bit­ter nötig gewe­sen, denn vor allem die neu­en Pan­zer­mo­del­le haben noch vie­le Kin­der­krank­hei­ten und tech­ni­sche Män­gel. Sie sind bei wei­tem nicht so aus­ge­reift wie erhofft.

Wir muss­ten mit die­sen Krüp­peln in den Ein­satz fah­ren, mit selbst­ver­ständ­lich ganz klar zu erwar­ten­dem Ergeb­nis“, schreibt ein Ange­hö­ri­ger einer SS-Panzerdivision.

  • Ein Desas­ter, das Rüs­tungs­mi­nis­ter Albert Speer zu ver­ant­wor­ten hat, ein Mann der Pro­pa­gan­da und der Selbst­in­sze­nie­rung. Und einem sehr krea­ti­ven Umgang mit den Pro­duk­ti­ons­zah­len der deut­schen Rüs­tungs­in­dus­trie. Damit beein­druckt er am Kon­fe­renz­tisch, nicht aber auf dem Schlachtfeld.

Am Abend des 5. Juli 1943 macht sich in der “Wolfschan­ze” die übli­che Hoch­stim­mung breit: Man­stein im Süden und Klu­ge im Nor­den ist es trotz der sowje­ti­schen Befes­ti­gung gelun­gen, mit ihern Pan­zern eini­ge Kilo­me­ter in feind­li­ches Gebiet einzudringen. 

Die gute Lau­ne weicht aber schnell der ernüch­tern­den Erkennt­nis, dass von einem schnel­len Durch­bruch in Blitz­tem­po kei­ne Rede sein kann, und die Rote Armee bald dar­auf zum Gegen­an­griff ansetzt.

Bis zum 17. Juli rin­gen auf bei­den Sei­ten 1000 bis 1200 Pan­zer und Sturm­ge­schüt­ze mit­ein­an­der, teil­wei­se mit weni­ger als 100 Meter Distanz. Der Blut­zoll ist enorm: 200.000 Sol­da­ten der Wehr­macht wer­den getö­tet oder schwer ver­wun­det, auf sowje­ti­scher Sei­te sind es 1,2 Mil­lio­nen.

  • Hit­ler ist außer sich: “Das war das letz­te Mal, dass ich auf den Gene­ral­stab gehört habe!”, tobt er.

Aber es hilft nichts, zumal auch noch ein wich­ti­ges SS-Pan­zer­korps aus den kämp­fen her­aus­ge­zo­gen und zu einem neu­en Ein­satz nach Ita­li­en gebracht wird. Die deut­sche Offen­si­ve ist vor­bei, die Wehr­macht zieht sich auf ihre ursprüng­li­chen Stel­lun­gen zurück und die Rote Armee über­nimmt die Initiative. 

Mit­te August ist Hit­lers Hoff­nungs­trä­ger aus dem März, Char­kow, wie­der in sowje­ti­scher Hand.

Sommer 1943: Schlechte Zeiten für Capri-Fischer

Nicht nur an der Ost­front steht es schlecht um die deut­sche Wehr­macht, auch in Nord­afri­ka scheint Hit­lers “Wüs­ten­fuchs” Erwin Rom­mel das Sie­gen ver­lernt zu haben. 

Bereits Ende 1942 waren dort star­ke bri­ti­sche und ame­ri­ka­ni­sche Ver­bän­de gelan­det und haben mit der „Ope­ra­ti­on Torch“ (Ope­ra­ti­on “Fackel”) im Rücken von Rom­mels Afri­ka­korps eine zwei­te Front eröff­net. Der Wüs­ten­ge­ne­ral und die Trup­pen der Ach­sen­mäch­te gera­ten in die Defensive.

  • Nach vie­len ver­geb­li­chen Appel­len an Kampf­geist und Durch­hal­te­wil­len (und noch mehr Waf­fen und Sol­da­ten, die ver­heizt wer­den) beruft Hit­ler Anfang März 1943 Rom­mel nach lan­gem Zögern aus Afri­ka ab. Die kom­men­de Nie­der­la­ge zeich­net sich klar ab und das NS-Regime will es sich nicht leis­ten, einen sei­ner popu­lärs­ten Gene­rä­le in alli­ier­ter Kriegs­ge­fan­gen­schaft gehen zu lassen.

Mit­te Mai 1943 kapi­tu­lie­ren bei Tunis wie vor­aus zu sehen war die deutsch-ita­lie­ni­schen Ver­bän­de unter Rom­mels Nach­fol­ger Gene­ral­oberst von Arnim. 

Das Ende ist eine Kata­stro­phe vom Aus­maß Sta­lin­grads: 250.000 deut­sche und ita­lie­ni­sche Sol­da­ten gehen in Kriegs­ge­fan­gen­schaft. Der Ver­lust Nord­afri­kas ist 1943 die zwei­te sehr schwe­re Nie­der­la­ge für das „Drit­te Reich“.

Aber es kommt noch schlim­mer, “Torch” war erst der Anfang. Am 10. Juli 1943 lan­den ame­ri­ka­ni­sche, bri­ti­sche und kana­di­sche Ver­bän­de mit über 100.000 Sol­da­ten von Tune­si­en aus auf Sizi­li­en und brin­gen die Insel inner­halb einer Woche unter ihre Kontrolle.

  • Es ist die Zeit, in der das Lied “Wenn bei Capri die rote Son­ne im Meer ver­sinkt …“ des deut­schen Kom­po­nist Ger­hard Wink­ler, gesun­gen von Mag­da Hain, plötz­lich aus dem Rund­funk ver­schwin­det. Im Som­mer 1943 ist es auf dem bes­ten Weg, ein Schla­ger zu wer­den. Für vie­le ist es eine klei­ne son­ni­ge Aus­zeit im zuneh­mend zer­mür­ben­den Kriegs­all­tag, um wenigs­tens für einen kur­zen Moment zu vergessen.

Die Front hat die Capri-Fischer eingeholt.

Der “Fall Achse”

Die Beset­zung Sizi­li­ens löst bei der kriegs­mü­den ita­lie­ni­schen Bevöl­ke­rung, die weit weni­ger kriegs­be­geis­tert und lei­dens­be­reit als die deut­sche ist, Bestür­zung aus und führt schnell dazu, dass die Stim­mung im Land kippt.

  • Am 25. Juli 1943 setzt der „Gro­ße Faschis­ti­sche Rat“ Beni­to Mus­so­li­ni, den dienst­äl­tes­ten faschis­ti­schen Dik­ta­tor Euro­pas, ab. Der Nach­fol­ger des „Duce“ als ita­lie­ni­scher Minis­ter­prä­si­dent wird Mar­schall Pie­tro Bado­glio, der ein Kabi­nett ohne faschis­ti­sche Par­tei­mit­glie­der leitet.

Der Ver­lust sei­nes engs­ten und ältes­ten Bünd­nis­part­ners nur drei Wochen nach der Nie­der­la­ge von Kursk erwischt Hit­ler kalt. Für kur­ze Zeit ver­liert er die Ner­ven und for­dert, sämt­li­che SS-Divi­sio­nen aus Russ­land abzu­zie­hen und nach Ita­li­en zu schicken.

Offi­zi­ell sichert die neue ita­lie­ni­sche Regie­rung zwar zu, dass man sei­nen Bünd­nis­ver­pflich­tun­gen nach­kom­men und als Ach­sen­macht wei­ter an der Sei­te der Deut­schen kämp­fen wer­de; inof­fi­zi­ell wer­den aller­dings gehei­me Frie­dens­ver­hand­lun­gen mit Hit­lers alli­ier­ten Kriegs­geg­nern aufgenommen.

  • Am 8. Sep­tem­ber 1943 ver­kün­det der ame­ri­ka­ni­sche Prä­si­dent Roo­se­velt den aus­ge­han­del­ten Waf­fen­still­stand zwi­schen Ita­li­en und den USA sowie Groß­bri­tan­ni­en. Ame­ri­ka­ni­sche und bri­ti­sche Trup­pen begin­nen mit der Lan­dung auf dem ita­lie­ni­schen Festland.

Vier Tage währt der Frie­den in Italien.

Denn in Ber­lin ist man vor­be­rei­tet und hat Vor­keh­run­gen getrof­fen: „Fall Ach­se“ lau­tet der Deck­na­me. In die­ser Ope­ra­ti­on gelingt es eini­gen, in Ita­li­en sta­tio­nier­ten SS-Divi­sio­nen, hun­dert­tau­sen­de ita­lie­ni­sche Sol­da­ten zu ent­waff­nen und sich den vor­rü­cken­den Alli­ier­ten entgegenzustellen.

Unzäh­li­ge Ita­lie­ne­rin­nen und Ita­lie­nern, die sich gegen den Staats­streich ihres ehe­ma­li­gen Bünd­nis­part­ners zur Wehr set­zen, wer­den ermor­det. Die Alli­ier­ten Trup­pen müs­sen sich den Weg in den Nor­den Ita­li­ens unter gro­ßen Ver­lus­ten bis 1945 freikämpfen.

Am 12. Sep­tem­ber befrei­en deut­sche Fall­schirm­jä­ger den in einem Hotel in den Abruz­zen gefan­ge­nen Mus­so­li­ni („Unter­neh­men Eiche”) und brin­gen ihn in die Wolfschan­ze, Hit­lers dama­li­gen „Füh­rer­haupt­quar­tier“.  

Mus­so­li­ni soll nach Hit­lers Wil­len der am 23. Sep­tem­ber 1943 gegrün­de­ten Faschis­ti­sche Repu­blik von Salò am Gar­da­see vor­ste­hen und als Mario­net­te Hit­lers eine faschis­ti­schen Gegen­re­gie­rung Ita­li­ens füh­ren. Im April 1945 wird er ein grau­sa­mes Ende finden.

Hitlers Krieg der totale Krieg 1943 Befreiung Mussolini Generationengespräch
Bun­des­ar­chiv, Bild 101I-5671503C-14 / Toni Schnei­ders / CC-BY-SA 3.0
Mus­so­li­ni mit deut­schen Fall­schirm­jä­gern kurz nach sei­ner Befreiung

Prinzip Hoffnung

Vie­len Deut­schen fällt es am Ende die­ses schreck­li­chen und ver­lust­rei­chen Kriegs­jah­res 1943 zwar schwer, den Glau­ben an den End­sieg nicht zu verlieren. 

Flüs­ter­wit­ze machen die Run­de, aber das weit­läu­fi­ge Spit­zel-Netz­werk der Gesta­po und die Angst vie­ler, ver­hin­dern jeden öffent­li­chen Pro­test gegen die Fort­füh­rung die­ses unmensch­li­chen Krie­ges. aber Aber auch der Glau­be an Hit­lers “Genie”, den Joseph Goeb­bels nicht müde wird, den Deut­schen ein­zu­häm­mern, ist unerschütterlich.

Der Füh­rer ist ein Genie; der Füh­rer wird das irgend­wie hin­be­kom­men, der Füh­rer zieht eine Wun­der­waf­fe oder Wun­der­tak­tik aus der Hin­ter­hand, die Koali­ti­on der alli­ier­ten Kriegs­geg­ner zer­bricht“, sind die Glau­bens­sät­ze und Hoff­nun­gen die­ser Zeit. Die nicht der Rea­li­tät entsprechen.

Robert Dorsay Flüsterwitz 1943 Generationengespräch

Im Mit­tel- und Süd­ab­schnitt der Ost­front muss sich die Wehr­macht unter gro­ßen Ver­lus­ten immer wei­ter zurück­zie­hen, im Sep­tem­ber bis an das West­ufer des Dnjepr, Anfang Novem­ber 1943 befreit die Rote Armee Kiew.

Das Ost­heer blu­tet auf fürch­ter­li­che Wei­se im wahrs­ten Sinn des Wor­tes aus. Doch der Wahn­sinn geht weiter …

Lesen Sie im nächs­ten Bei­trag: 4474 Tage dau­er­te das “1000-jäh­ri­­­ge Reich” auf deut­schem Boden. Dann brach es am 8. Mai 1945 in einem Infer­no aus Blut, Trä­nen und Mil­lio­nen Toten zusam­men. Der 2. Welt­krieg: Eine Chro­nik des fürch­ter­lichs­ten Krie­ges in der Welt­ge­schich­te.
Der 2. Welt­krieg: Kriegs­en­de – Zusam­men­bruch – Befreiung

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de, 2023, über­ar­bei­tet 2024 

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Buchempfehlung History für Eilige Alles was man über Geschichte wissen muss Generationengespräch

Die 90 span­nends­ten Kapi­tel des belieb­ten Pod­casts “Eine Stun­de Histo­ry” von Deutsch­land­funk-Nova zusam­men­ge­fasst in einem Buch zum Blät­tern und Schmö­kern. Am Ende eines jeden Kapi­tels ver­weist ein QR-Code auf den jewei­li­gen Pod­cast, so dass man bei Bedarf das jewei­li­ge The­ma ver­tie­fen kann. Ein span­nen­des For­mat und ein span­nen­des Buch — sehr lesens- und hörens­wert!

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Mat­thi­as von Hell­feld, Mar­kus Dich­mann, Mei­ke Rosen­plän­ter, Histo­ry für Eili­ge: Alles, was man über Geschich­te muss* Ver­lag Her­der, 2020

Buchempfehlung Hitler Wetter Das ganz normale Leben in der Diktatur Generationengespräch

Die Deut­schen lie­ben ihren “Füh­rer”, dazu braucht es nicht mal mehr Pro­pa­gan­da und Stürm­er­het­ze. Der Jour­na­list und His­to­ri­ker Till­mann Ben­di­kow­ski über das nor­ma­le Leben der Volks­ge­nos­sin­nen und Volks­ge­nos­sen, ihr All­tag zwi­schen Pro­pa­gan­da, Volks­ge­mein­schaft und Füh­rer­kult. Der All­tag in die­ser Zeit — und die Psy­cho­lo­gie, die hin­ter die­ser “Füh­rer­lie­be” steck­te. Sehr lesens­wert!

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Till­mann Ben­di­kow­ski, Hit­ler­wet­ter: Das ganz nor­ma­le Leben in der Dik­ta­tur: Die Deut­schen und das Drit­te Reich 1938/39* ‎ Pan­the­on Ver­lag; Taschen­buch, 2023

Wei­ter­füh­ren­de Beiträge:

Joseph Goeb­bels, der sich ger­ne als einer der engs­ten Ver­trau­ten des „Füh­rers“ dar­stellt, ist an den weg­wei­sen­den Ent­schei­dun­gen des „Drit­ten Rei­ches“ nie betei­ligt und oft selt­sam unein­ge­weiht. Vie­les, was Hit­ler beschließt und durch­setzt, erfährt er bei­läu­fig oder sogar erst hin­ter­her.
Mag­da Goeb­bels (2): Der Bock von Babelsberg

Lon­don Blitz“: Nach der Kapi­tu­la­ti­on Frank­reichs im Juni 1940 ist Groß­bri­tan­ni­en Hit­lers ein­zi­ger ver­blie­be­ner Kriegs­geg­ner. Im August 1940 beginnt die Luft­schlacht um Eng­land, mit der die wider­spens­ti­gen Bri­ten zum Ein­len­ken gezwun­gen wer­den sol­len. Aber Hit­ler ver­liert die­se Schlacht. Er schei­tert an Win­s­ton Chur­chill und dem Wider­stands­wil­len der bri­ti­schen Bevöl­ke­rung.
Hit­lers Krieg 1940: Luft­schlacht um England

Eine Stadt wird ange­zün­det: In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 ent­facht ein bri­ti­scher Bom­ben­an­griff im Osten Ham­burgs einen Feu­er­sturm, der nicht gelöscht wer­den kann. Gan­ze Stadt­tei­le wer­den zer­stört, über 35.000 Men­schen ster­ben, 900.000 sind obdach­los.
In Ber­lin fürch­tet man, dass jetzt die Stim­mung in der Bevöl­ke­rung kip­pen könn­te und sich eine Mehr­heit vom NS-Regime abwen­den könn­te.
Ham­burg 1943: Die Ope­ra­ti­on Gomorrha

Zeit­zeu­gen: Kind­heit im Krieg, gebo­ren 1938. Wie wächst man auf mit den Bom­ben, die Nacht für Nacht vom Him­mel fal­len, der besorg­ten Mut­ter, den Sol­da­ten und der all­ge­gen­wär­ti­gen Angst?
Kriegs­kin­der I Der Jun­ge mit der roten Mütze

Link­emp­feh­lun­gen:

Spie­gel Geschich­te: Sport­pa­last-Rede von Joseph Goeb­bels
Wie Goeb­bels sein Publi­kum auf­peitsch­te — und ver­ach­te­te: https://​www​.spie​gel​.de/​g​e​s​c​h​i​c​h​t​e​/​s​p​o​r​t​p​a​l​a​s​t​-​r​e​d​e​-​von-joseph-goeb­bels-wollt-ihr-den-totalen-krieg-a-1193427.html

Welt Geschich­te: Unge­duld ret­te­te Hit­ler im März 1943 das Leben
https://​www​.welt​.de/​g​e​s​c​h​i​c​h​t​e​/​z​w​e​i​t​e​r​-​w​e​l​t​k​r​i​e​g​/​a​r​t​i​c​l​e​1​1​4​6​4​2​3​6​8​/​S​e​l​b​s​t​m​o​r​d​a​t​t​e​n​t​a​t​-​U​n​g​e​d​u​l​d​-​r​e​t​t​e​t​e​-​H​i​t​l​e​r​-​i​m​-​M​a​e​r​z​-​1​9​4​3​-​d​a​s​-​L​e​b​e​n​.​h​tml

Bild­nach­wei­se:

Göring in Car­in­hall, Juli 1938
Von Autor/-in unbe­kannt — NAC, Gemein­frei
Bun­des­ar­chiv, Bild 183-J05235 / Schwahn / CC-BY-SA 3.0
Ber­lin, Groß­kund­ge­bung im Sport­pa­last, Goeb­bels, 18. Febru­ar, 1943, mit der Losung „Tota­ler Krieg — Kür­zes­ter Krieg“, kolo­riert.
Es folgt die his­to­ri­sche Ori­gi­nal­be­schrei­bung, die das Bun­des­ar­chiv aus doku­men­ta­ri­schen Grün­den über­nom­men hat. Die­se kann aller­dings feh­ler­haft, ten­den­zi­ös, über­holt oder poli­tisch extrem sein. Das deut­sche Volk for­dert den gros­sen Kraft­ein­satz zur Erzwin­gung des Sie­ges. Am Don­ners­tag­abend fand im Ber­li­ner Sport­pa­last eine Gross­kund­ge­bung der Bevöl­ke­rung Ber­lins statt, in der Reichs­mi­nis­ter Dr. Goeb­bels mit scho­nungs­lo­ser Offen­heit die Gefahr auf­zeig­te, in der Euro­pa schwebt. Die von dem alten natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Kampf­geist getra­ge­ne Ver­an­stal­tung brach­te das ein­mü­ti­ge und lei­den­schaft­li­che Bekennt­nis der Teil­neh­mer, der Män­ner und Frau­en, der Rit­ter­kreuz­trä­ger und Rüs­tungs­ar­bei­ter, der Ver­wun­de­ten und zahl­lo­sen Män­ner aus allen Schaf­fens- und Wis­sens­ge­bie­ten, den Krieg rück­sichts­los und in sei­ner radi­kals­ten Tota­li­tät zu füh­ren und den Sieg über den Bol­sche­wis­mus zu erzwin­gen. UBz: Ueber­sicht über den Sport­pa­last wäh­rend der Kund­ge­bung. Fot. Schwahn 18.2.1943 J 5235
Bun­des­ar­chiv, Bild 146‑1979-089–22 / CC-BY-SA 3.0 de
Gene­ral­feld­mar­schall Her­mann Göring (im Pelz­man­tel, mit Mar­schall­stab grü­ßend) in Beglei­tung von Gene­ral­ma­jor Paul Con­rath beim Abschrei­ten einer Front ange­tre­te­ner Sol­da­ten, 1942
Bun­des­ar­chiv, Bild 146‑1983-0117–06/ CC-BY-SA 3.0 de
Es folgt die his­to­ri­sche Ori­gi­nal­be­schrei­bung, die das Bun­des­ar­chiv aus doku­men­ta­ri­schen Grün­den über­nom­men hat. Die­se kann aller­dings feh­ler­haft, ten­den­zi­ös, über­holt oder poli­tisch extrem sein. Deutsch­land gedenkt sei­ner gefal­le­nen Söh­ne. Der Füh­rer beim Staats­akt in Ber­lin Ganz Deutsch­land gedach­te am Hel­den­ge­denk­tag 1943, am Sonn­tag, 21.3.1943, sei­ner auf dem Fel­de der Ehre gefal­le­nen Hel­den. Im Ber­li­ner Zeug­haus fand aus die­sem Anlaß eine Staats­akt statt, an dem auch der Füh­rer teil­nahm. Blick in das Zeug­haus wäh­rend des Staats­ak­tes. Neben dem Füh­rer sit­zend Reichs­mar­schall Göring, Gene­ral­feld­mar­schall Kei­tel, Groß­ad­mi­ral Dönitz, Reichs­füh­rer SS und Chef der deut­schen Poli­zei, H. Himm­ler, Gene­ral­feld­mar­schall Milch, Gene­ral­feld­mar­schall Bock und Reichs­kriegs­op­fer­füh­rer Oberlin­do­ber. Atla­nic-Boe­sig, 21.3.1943
Bun­des­ar­chiv, Bild 183-R71086 / CC-BY-SA, gemein­frei
Ruhr­ge­biet, Luft­schutz­stol­len wäh­rend Flie­ger­alarm, Zen­tral­bild II. Welt­krieg 1939–45 Luft­schutz­stol­len im Ruhr­ge­biet, um 1943. Wäh­rend eines Flie­ger­alarms, Ruhr­ge­biet, 1943, Pho­to­grapher Unknown.
Bun­des­ar­chiv, Bild 183-H26258 / CC-BY-SA 3.0 DE
Ver­la­dung von Pan­ther an die Ost­front Es folgt die his­to­ri­sche Ori­gi­nal­be­schrei­bung, die das Bun­des­ar­chiv aus doku­men­ta­ri­schen Grün­den über­nom­men hat. Die­se kann aller­dings feh­ler­haft, ten­den­zi­ös, über­holt oder poli­tisch extrem sein. Zen­tral­bild, II. Welt­krieg 1939–45 Der von der faschis­ti­schen deut­schen Wehr­macht wäh­rend des Krie­ges ent­wi­ckel­te neue Pan­zer­kampf­wa­gen Typ “Pan­ther”. UBz: die Ver­la­dung neu­er “Panther”-Panzerkampfwagen zum Trans­port an die Front (1943).
Bun­des­ar­chiv, Bild 101I-443‑1582-32 / Bau­er / CC-BY-SA 3.0
Mus­so­li­ni mit deut­schen Fall­schirm­jä­gern kurz nach sei­ner Befreiung

Generationengespräch Blog Geschichte und Psychologie
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Vergangenes verstehen,
um mit der Zukunft besser klar zu kommen.

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