Machtergreifung. Februar 1933: In vier Wochen zur NS-Diktatur
Februar 1933: Drei Kanzler hat die Weimarer Republik innerhalb von nur sechs Monaten verschlissen; niemand rechnet damit, dass sich das neue “Kabinett Hitler” lange an der Macht halten wird.
Doch was dann im Februar 1933 im Zuge Hitlers “Machtergreifung” passiert, überrascht (fast) alle …
30. Januar 1933: Machtergreifung — Hitler wird Reichskanzler
Wieder einer futsch”, schreibt Carl von Ossietzky, Herausgeber der Weltbühne, Träger des Friedensnobelpreises 1936, — gestorben 1938 an den Folgen seiner KZ-Haft.
Das Kanzler-Karussell dreht sich also weiter, nachdem die Republik innerhalb von nur sechs Monaten drei Kanzler verschlissen hat.
Am 30. Januar 1933 vereidigt Reichspäsident Hindenburg das neue Kabinett.
Der frisch ernannte Reichskanzler Hitler soll von seinem Vizekanzler Franz von Papen und den anderen rechtskonservativen Ministern in seinem Kabinett eingerahmt und entschärft werden.
In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht, versucht Papen Parteikollegen zu beruhigen, die ihn warnen.
Während am Abend des 30. Januar ein Karneval aus uniformierten SA- und SS-Männern mit Fackeln bewaffnet und im Stechschritt die Machtergreifung feiert, hofft die demokratische Mehrheit der Deutschen an ein rasches Ende des Hitler-Papen-Spuks.
Bei der Reichstagswahl im November 1932 hatte die NSDAP 2 Millionen Wählerstimmen verloren; ihr war um 4,2 Prozent auf 33,1 Prozent der Wählerstimmen gesunken.
- Viele rechnen damit, dass der Führer der NSDAP bei der nächsten Reichstagswahl am 5. März 1933 eine krachende Niederlage einfahren und als Kanzler durch den nächsten Zentrums-Mann ersetzt werden würde.
Die Halbwertszeit seiner Vorgänger war kurz. Weshalb sollte es Hitler als Kanzler besser ergehen?
Niemand ahnt, wie brandgefährlich Hitler tatsächlich ist — und was er dem Land und den Menschen anzutun gedenkt.
Februar 1933: Wie man eine demokratische Verfassung (fast) ganz legal zur Diktatur macht
Mit dem, was in den folgenden vier Wochen nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler passiert, rechnet niemand.
Es ist die Chronik einer feindlichen Übernahme, mit der man eine — wenn auch angeschlagene — Demokratie mit demokratischen Mitteln fast legal in eine Diktatur verwandeln kann:
30. Januar 1933
Hitler wird von Reichspräsident Hindenburg als Reichskanzler vereidigt, Vizekanzler ist Franz von Papen.
Außer Hitler als Kanzler gehören diesem Kabinett nur zwei weitere NS-Minister an: Hermann Göring als Minister ohne Geschäftsbereich und kommissarischer preußischer Innenminister und Wilhelm Frick als Innenminister.
„… Außer dem Kanzler stellte die NSDAP nur zwei Minister, allerdings die für ihre Ziele entscheidenden: Der frühere thüringische NSDAP-Minister Wilhelm Frick wurde Innenminister, Hermann Göring als ‘Minister ohne Fachbereich’ kommissarisch Innenminister Preußens. Damit hatte Hitler die nötigen Waffen in der Hand. …“
Aus: Harald Jähner, Höhenrausch: Das kurze Leben zwischen den Kriegen*
Mit den beiden Innenministern Frick und Göring hatte Hitler alles, was er brauchte, um die Weimarer Republik auf schnellstem Weg in eine Diktatur umzumodeln: Die Befehlsgewalt über die Polizei und die Kontrolle über die Gesetzgebung zur inneren Sicherheit.
- Und trotzdem: In letzter Minute droht die Hitler/Papen Regierung noch zu platzen. Hitlers Intimfeind Alfred Hugenberg, der dem Kabinett als Superminister für Wirtschaft und Ernährung angehören soll, verweigert sich, weil ihm vor diesem Vereidigungstermin niemand mitgeteilt hatte, dass bereits im März Neuwahlen angesetzt werden sollen. Es gelingt gerade noch so, ihn zum Mitmachen zu bewegen.
Und auch andere versuchen noch, Hitler als Kanzler zu verhindern:
„… [Generalleutnant Werner von Blomberg trifft mit dem Nachtzug aus Genf ein], wo er als deutscher Delegierter an einer internationalen Abrüstungskonferenz [teilnimmt], auf der Deutschland absurderweise eine Vergrößerung seiner vom Versailler Vertrag auf 100 000 Mann begrenzten Reichswehr durchsetzen will. Aber gestern überraschte ihn in Genf ein Telegramm Hindenburgs, er solle umgehend nach Berlin kommen.
Dort herrscht mittlerweile hinter den Kulissen der Macht ein kaum noch gebremster Aufruhr, nahezu alles scheint möglich. Kurt von Hammerstein, Chef der Heeresleitung, will die Ernennung Hitlers zum Kanzler um jeden Preis verhindern und hat in der vergangenen Woche in einem Gespräch mit Hindenburg die Zusicherung erhalten, der „österreichische Gefreite” habe keine Chance, in dieses Amt berufen zu werden. Nur zwei Tage später muss Hammerstein aber einsehen, dass Papen den Reichspräsidenten umgestimmt hat und Hitler tatsächlich kurz vor der Machtübernahme steht. Als letztes Mittel schlägt er dem bereits zurückgetretenen Schleicher, der nur noch kommissarisch als Kanzler und Reichswehrminister die Geschäfte führt, einen Staatsstreich vor. Die Potsdamer Garnison soll in Alarmbereitschaft versetzt, Hitler verhaftet, der Ausnahmezustand erklärt und der offenbar nicht mehr zurechnungsfähige Hindenburg entmachtet werden. Da Schleicher seinen Plan ablehnt, versucht Hammerstein zu retten, was noch zu retten ist: Er trifft sich mit Hitler und dringt auf das Zugeständnis, Schleicher müsse im neuen Kabinett Reichswehrminister bleiben und damit die militärische Macht im Land in seinen Händen behalten. Hitler versichert ihm das, wohl um ihn für die nächsten Stunden ruhigzustellen, obwohl Hindenburg und er sich längst geeinigt haben, Schleicher durch Blomberg zu ersetzen.
Also wird Blomberg, als er am Morgen aus Genf ankommt, auf dem Bahnsteig gleich von zwei Herren begrüßt: vom Adjutanten Hammersteins, der ihn abfangen soll, um ihn ins Reichswehrministerium zu beordern, und von Oskar von Hindenburg, dem Sohn des Reichspräsidenten, der den Auftrag hat, ihn auf dem schnellsten Weg zu seinem Vater zu bringen. Konfrontiert mit den Befehlen sowohl seines militärischen Vorgesetzten als auch des Staatsoberhaupts, entscheidet sich Blomberg, der Anweisung Hindenburgs zu folgen. …“
Aus: Uwe Wittstock, Februar 33: Der Winter der Literatur*
1. Februar 1933: Freie Bahn für Neuwahlen
Auf Wunsch Hitlers löst Hindenburg den Reichstag auf, damit am 5. März 1933 neu gewählt werden kann. Hitler, der mit dem Ergebnis der NSDAP von “nur” 33 Prozent bei den Reichstagswahlen im November 1932 unzufrieden ist (“Novemberwahlschlappe”) , hofft auf die absolute Mehrheit.
WERBUNG
Zehn Wochen dauert die Höllenfahrt der Weimarer Republik in den Abgrund
und nur einen Februar braucht es, bis Hitler über das Schicksal der Deutschen entschieden hat.
Der Literaturkritiker und Autor Uwe Wittstock über die schicksalhaften Tage im Februar 1933, in dem es Reichskanzler Hitler trotz nationalkonservativer „Einrahmung” gelingt, die Macht an sich zu reißen.
2. Februar 1933: Erste Repressionen
Der kommissarisch eingesetzte preußische Innenminister Göring verbietet alle Demonstrationen der KPD.
3. Februar 1933: Hitler unverblümt vor den Befehlshabern der Reichswehr
Hitler spricht vor Befehlshabern der Reichswehr und legt seine Ziele in der Außenpolitik dar: Lebensraum im Osten und dessen rücksichtslose Germanisierung.
4. Februar 1933: Einschränkung der Versammlungs- und Pressefreiheit
Mit einer von Hindenburg unterschriebenen Notverordnung wird die Versammlungs- und Pressefreiheit weiter eingeschränkt.
6. Februar 1933: Der preußische Landtag wird aufgelöst
Auf Betreiben Hitlers verleiht Hindenburg Vizekanzler von Papen, der nach dem sogenannten Preußenschlag 1932 nach wie vor kommissarischer Ministerpräsident von Preußen ist, die Vollmacht zur Auflösung des preußischen Landtags. Damit ist der Weg frei für Neuwahlen auch in Preußen.
10. Februar 1933: Neue Medien — die NSDAP entdeckt das Radio für ihre Propaganda
Mit der Übertragung ihrer Kundgebung zum Wahlkampfauftakt benutzt die NSDAP erstmals den Rundfunk gezielt als Propagandamittel.
20. Februar 1933: Spendenmarathon der deutschen Wirtschaft
Göring lädt 25 führende Wirtschaftsvertreter zu einem Geheimtreffen mit Hitler ins Palais des Reichstagspräsidenten. Die geladenen Wirtschaftsbosse erwarten eigentlich einen Ausblick auf die kommende Wirtschaftspolitik der neuen Regierung und sind von dem, was dann kommt, zunächst ziemlich überrumpelt.
„… Die Einladungen, übermittelt vier Tage zuvor per Telegramm, ließen keinen Zweifel: Die Hauptstadt rief! Am Montag dem 20. Februar 1933 um 18 Uhr folgten rund zwei Dutzend der vermögensten und einflussreichsten Geschäftsmänner NS-Deutschlands diesem Ruf und trafen, einige zu Fuß, anderechauffiert im eigenen Wagen, in der Berliner Residenz des Reichstagspräsidenten Hermann Göring ein. Unter ihnen waren Günther Quandt, ein Schwergewicht der Rüstungs- und Batterieindustrie mit Wurzeln in der Textilbranche, Friedrich Flick, ein Stahlbaron, August Baron von Finck, ein bayerischer Finanzmagnat, Kurt Schmitt, Generaldirektor des Versicherungsriesen Allianz, Manager des Chemiekonglomerats IG Farben und des Kaligiganten Wintershall, sowie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, der eingeheiratete Aufsichtsratsvorsitzende des Krupp’schen Stahlimperiums …“
Aus: David de Jong, Braunes Erbe: Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien*
Hitler erscheint — wie üblich — mit Verspätung und setzt dann zu einer 90 minütigen Rede an, in der er die Anwesenden — ebenfalls wie üblich — eindringlich vor der Gefahr eines kommunistischen Massenaufstands warnt.
- Er verspricht, dass die anstehenden Wahlen im März die letzten in den kommenden 10, vielleicht 100 Jahren sein würden. Und er sichert den Wirtschaftsbossen wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität — vor allem Ruhe vor den Kommunisten und das Risko eines proletarischen Aufstands, den viele befürchten — unter seiner Führung zu.
Im Anschluss an Hitlers Rede verabschieden sich Hitler und Göring. Hjalmar Schacht tritt vor und schlägt die Einrichtung eines Wahlkampfsfonds in Höhe von 3 Millionen Mark (heute etwa 14 Millionen Euro) zugunsten der regierenden Koalition unter Reichskanzler Hitler vor.
Man einigt sich darauf, dass 75 Prozent der Mittel aus diesem Fonds der NSDAP zugute kommen sollen, der Rest an ihre rechtsnationale Bündnispartner, auf die die NSDAP wohl oder übel noch angewiesen ist, um im Reichstag eine Mehrheit zu haben.
“Und nun meine Herren, an die Kasse!”. Hjalmar Schacht beendet das Meeting hochzufrieden.
- Als Hitler Reichskanzler wird, ist er längst Millionär (oder zumindest auf dem Weg dahin).
Anders sieht es bei der NSDAP aus, die nach wie vor hochverschuldet; mit 12 Millionen steht sie in der Kreide. Ohne die großzügige Finanzspritze der überrumpelten Wirtschaftsbosse hätten die liquiden Mittel nicht ausgereicht, um Wahlkampf zu machen.
Vor allem Propagandaleiter Joseph Goebbels ist überglücklich, dass die millionenschwere Parteienfinanzierung unter Dach und Fach ist. “Göring bringt die freudige Mitteilung, dass 3 Millionen für die Wahl bereit liegen. Tolle Sache! Ich alarmiere gleich die Prop.Abtlg. Und eine Stunde später knattern die Maschinen. Jetzt werden wir einen Wahlkampf aufdrehen. Heute macht die Arbeit Spaß, Geld ist da”, notiert er in sein Tagebuch. (Zitiert aus: David de Jong, Braunes Erbe: Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien*)
Die vermögendsten und einflussreichsten Geschäftsmänner Deutschlands hatten keine Skrupel, den endgültigen Niedergang der Weimarer Demokratie zu finanzieren. Obwohl — oder weil — Hitler sehr deutlich vermittelt hat, dass Deutschland nach seinem Willen eine Diktatur unter seiner Führung werden soll.
22. Februar 1933: SA und SS werden Hilfspolizisten und Preußens Polizei bekommt einen Schießbefehl
Göring bildet in Preußen eine Hilfspolizei, deren Mitglieder aus SA, SS und “Stahlhelm” rekrutiert werden. Ab sofort gilt für Preußens Polizei außerdem ein Schießbefehl: Erst schießen, dann fragen.
„… Sozialdemokraten und Kommunisten wurden staatlicherseits zu Freiwild erklärt. Görings entsprechende Dienstanweisung an die Polizei lautete: “Dem Treiben staatsfeindlicher Organisationen ist mit den schärfsten Mitteln entgegenzutreten. Polizeibeamte, die in Ausübung dieser Pflicht von der Schusswaffe Gebrauch machen, werden ohne Rücksicht auf die Folgen des Schusswaffengebrauchs von mir gedeckt. Wer hingegen in falscher Rücksichtnahme versagt, hat dienststrafrechtliche Folgen zu gewärtigen.” …“
Aus: Harald Jähner, Höhenrausch: Das kurze Leben zwischen den Kriegen*
27. Februar 1933: Reichstagsbrand
Der Reichstag brennt. Gleich nach dem Brand erklärt Göring, der festgenommene Niederländer Marinus van der Lubbe habe im Auftrag der KPD das Feuer gelegt. Es folgen zahlreiche politisch motivierte Verhaftungen; vor allem Mitglieder der KPD und Juden werden verfolgt
28. Februar 1933: Notverordnung „Zum Schutz von Volk und Staat“
Reichspräsident Hindenburg unterzeichnet die Notverordnung „Zum Schutz von Volk und Staat“. Mit sofortiger Wirkung wird die Meinungs‑, Presse- und Versammlungsfreiheit noch weiter eingeschränkt und der Polizei weitreichende Befugnisse eingeräumt. Die Jagd auf Kommunisten, Oppositionelle und Juden nimmt Fahrt auf. Die ersten “wilden Konzentrationslager” entstehen.
5. März 1933: Reichstagswahl
Trotz Terror und Propaganda, der Einschränkung von Presse- und Versammlungsfreiheit und der Verfolgung Oppositioneller verfehlt die NSDAP die sicher geglaubte absolute Mehrheit im Reichstag: Sie erhält 43,9 Prozent der Stimmen, auf die SPD entfallen 18,3 Prozent der Stimmen, auf die KPD 12,3 Prozent, das Zentrum 11,2 Prozent und die als Kampffront Schwarz-Weiß-Rot angetretene DNVP 8 Prozent. Die gleichzeitigen Wahlen zum preußischen Landtag haben ein ähnliches Ergebnis.
WERBUNG
Reichstagsbrand, Kommunistenhetze, die letzte Reichstagswahl im März 1933:
Gereon Raths fünfter Fall führt seine Leser direkt in die Zeit der ‘Machtergreifung’: Hitler-Gegner, seine Befürworter und die schweigende Mehrheit, die hofft, dass dieser Spuk bald vorbei sein wird. Ein großartiger Kriminalroman vor historischem Hintergrund. Sehr lesens- bzw. hörenswert!
8. März 1933: Annullierung der KPD-Sitze im neugewählten Reichstag
Auf der Basis der Notverordnungen werden die KPD-Sitze im Reichstag annulliert. Der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann wurde bereits am 3. März in seinem Versteck in Berlin gefunden und verhaftet.
13. März 1933: Joseph Goebbels ist am Ziel
Joseph Goebbels wird Minister für “Volksaufklärung und Propaganda”
21. März 1933: Tag von Potsdam
Vor der Eröffnung des neuen Reichstags in der Krolloper gegenüber des ausgebrannten Reichstagsgebäude inszenieren die Nationalsozialisten den “Tag von Potsdam”.
Hitler gemeinsam mit Hindenburg: Das Symbol der Verbindung vom “alten und neuen Deutschland”. Tausende jubeln dem “Führer”, der bislang nur Kanzler ist, und dem alten Reichspräsidenten zu.
Tag von Potsdam, Adolf Hitler, Paul v. Hindenburg, Zentralbild Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler am Tage von Potsdam (21. März 1933) [Potsdam.- Reichskanzler Adolf Hitler verneigt sich vor Reichspräsident Paul von Hindenburg (in Uniform mit Pickelhaube) und gibt ihm die Hand]
Bundesarchiv, Bild 183-S38324 / CC-BY-SA 3.0 de
Anschließend legt Hitler dem neugewählten Reichstag das “Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich” (Ermächtigungsgesetz) vor, für das er eine Zweidrittelmehrheit braucht.
23. März 1933: Der Reichtstag entmachtet sich selbst
Der Reichstag billigt in namentlicher Abstimmung mit den Stimmen aller Abgeordneten der Zentrumspartei das Ermächtigungsgesetz, was einer Selbstenhauptung des Parlaments gleichkommt.
Ab sofort kann die Regierung ohne Parlament und Reichspräsidenten Gesetze erlassen — auch, wenn sie verfassungswidrig sind. Die Legislative ist damit ausgehebelt, Deutschland ist eine Diktatur.
Nur die 94 Abgeordneten der SPD stimmen trotz massiver Einschüchterung dagegen; die Abgeordneten der KPD — die, die noch leben, nicht verhaftet oder untergetaucht sind — erhalten keine Parlamentsausweise mehr.
„… “Jetzt sind wir auch verfassungsmäßig die Herren des Reiches”, schrieb Joseph Goebbels in sein Tagebuch. Das war de facto falsch, denn die Abstimmung war unter dem Eindruck physischer Gewaltandrohung erfolgt und damit nicht verfassungskonform. Aber dem Schein, die Demokratie hätte sich bereitwillig selbst abgeschafft, war Genüge getan. Hitler hatte seine Legalitätspolitik, die er zum Verdruss mancher Parteifreunde betrieben hatte, bis zum Ende durchgezogen. …“
Aus: Harald Jähner, Höhenrausch: Das kurze Leben zwischen den Kriegen*
Copyright: Agentur für Bildbiographien, www.bildbiographien.de, 2024
Lesen Sie im nächsten Beitrag: Deutschland 1934: Die wirtschaftliche Lage ist miserabel, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung hoch. Franz von Papen zündelt mit seiner Marburger Rede und Hitlers alter Kampfgefährte Ernst Röhm fordert eine zweite Revolution. Kollabiert das „Dritte Reich“?
Deutschland 1934: Die Nacht der langen Messer
Buch- und Filmempfehlungen:
Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affilate-Links, die helfen, den Blog Generationengespräch zu finanzieren. Wenn Ihnen eine der angegebenen Empfehlungen gefällt und Sie das Buch (oder ein anderes Produkt) über diesen Link bestellen, erhält der Blog dafür eine kleine Provision, ohne dass für Sie Mehrkosten entstehen. Für Ihren Klick: Herzlichen Dank im Voraus!
Die letzten 10 Wochen der Republik Die Intrigen und Ränkespiele hinter den Kulissen der Macht, die zum katastrophalen Ende der Weimarer Republik führten — verpackt in einem sehr lesenswerter Geschichts-Thriller. Ein Lehrstück, wie es nicht geht, das jeder kennen sollte. Empfehlenswert!
Zum Amazon-Angebot:
Rüdiger Barth, Hauke Friedrichs, Die Totengräber: Der letzte Winter der Weimarer Republik*, FISCHER Taschenbuch, 2019
Das kurze und aufregende Leben in der Zwischenkriegszeit 1918 bis 1933, die Weimarer Republik zwischen Aufbruch und Untergang. Ein großartig und spannend geschriebenes Panorama einer Zeit, in der alles neu war: Demokratie, Körperkult, Liebe, Architektur, Mode, Emanzipation und vieles mehr. Sehr lesenswert!
Zum Amazon-Angebot:
Harald Jähner, Höhenrausch: Das kurze Leben zwischen den Kriegen*, Rowohlt Berlin; 3. Edition, 2022 oder als Audible/Hörbuch* (kostenlos im Probemonat)
Die Quandts, die Flicks, die von Fincks, die Porsche-Piëchs, die Oetkers: Keine der deutschen Unternehmerdynastien konnte sich dem Sog des NS-Regimes entziehen. In seinem fesselnd geschriebenen Buch deckt David de Jong die Skrupellosigkeit auf, mit der deutsche Unternehmer mitgemacht haben, berichtet, wie sie zu Profiteuren der Macht wurden — und warum in vielen Unternehmerfamilien die Aufarbeitung ihres “braunen Erbes” bis heute scheitert. Sehr lesenswert!
Zum Amazon-Angebot:
David de Jong, Braunes Erbe: Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien* KiWi-Taschenbuch; 2024, oder als Audible/Hörbuch*
Die Deutschen lieben ihren “Führer”, dazu braucht es ab 1934 nicht mal mehr Propaganda und Stürmerhetze. Der Journalist und Historiker Tillmann Bendikowski über das normale Leben der Volksgenossinnen und Volksgenossen, ihr Alltag zwischen Propaganda, Volksgemeinschaft und Führerkult. Der Alltag in dieser Zeit — und die Psychologie, die hinter dieser “Führerliebe” steckte. Sehr lesenswert!
Zum Amazon-Angebot:
Tillmann Bendikowski, Hitlerwetter: Das ganz normale Leben in der Diktatur: Die Deutschen und das Dritte Reich 1938/39* Pantheon Verlag; Taschenbuch, 2023
Die 90 spannendsten Kapitel des beliebten Podcasts “Eine Stunde History” von Deutschlandfunk-Nova zusammengefasst in einem Buch zum Blättern und Schmökern. Am Ende eines jeden Kapitels verweist ein QR-Code auf den jeweiligen Podcast, so dass man bei Bedarf das jeweilige Thema vertiefen kann. Ein spannendes Format und ein spannendes Buch — sehr lesens- und hörenswert!
Zum Amazon-Angebot:
Matthias von Hellfeld, Markus Dichmann, Meike Rosenplänter, History für Eilige: Alles, was man über Geschichte muss* Verlag Herder, 2020
Weiterführende Beiträge:
“Volksgemeinschaft” und Bonzokratie: Während die Deutschen im „Dritten Reich“ finanziell gerade so über die Runden kommen, viel Geld für die verschiedenen NS-Organisationen spenden (müssen) und mühsam auf kleine Annehmlichkeiten wie ein eigenes Rundfunkgerät sparen, gibt es einen Mann, der im NS-Staat immer reicher wird. Es ist der „Führer“ selbst – Adolf Hitler.
Hitlers Millionen: Wie sich der „Führer“ an Deutschland bereicherte
Wirtschaft im “Dritten Reich”: Wirtschaftlich stand das “Dritte Reich” nie auf stabilen Beinen. Die Ökonomie im Nationalsozialismus war von Anfang an auf Täuschung und Expansion – Krieg – gebaut. Über Hitlers Autobahnen, MeFo-Wechsel, Lügen und Täuschungen – ohne die Hitlers Weg in den Krieg nie funktioniert hätte.
Autobahn und Mefo-Wechsel: Adolf Hitler, die deutsche Wirtschaft und der Weg in den 2. Weltkrieg
Ende 1932 scheint Hitlers Aufstieg zur Macht endgültig gestoppt zu sein: Die „Hitler-Partei“ ist pleite, zerstritten und hat am 6. November 1932 – das erste Mal seit zwei Jahren – Wählerstimmen verloren. Und trotzdem ernennt der Präsident der Weimarer Republik, Paul von Hindenburg, Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler. Wie konnte das passieren?
1933 Das Ende der Republik. Hitlers Aufstieg zur Macht
Joseph Goebbels: Am Silvesterabend 1932 liegt Magda Goebbels in Berlin im Krankenhaus und ringt mit dem Tod, während Goebbels den Abend bei Hitler auf dem Obersalzberg verbringt und seinem „Führer“ um Mitternacht fest die Hand drückt: „Ich wünsche Ihnen die Macht!“. Über Joseph und Magda Goebbels und ihre gemeinsame „amour fou” zu Hitler:
Magda Goebbels (2): Der Bock von Babelsberg
Bildnachweise:
Bundesarchiv, Bild 183-S38324 / CC-BY-SA 3.0 de
Tag von Potsdam, Adolf Hitler, Paul v. Hindenburg, Zentralbild Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler am Tage von Potsdam (21. März 1933) [Potsdam.- Reichskanzler Adolf Hitler verneigt sich vor Reichspräsident Paul von Hindenburg (in Uniform mit Pickelhaube) und gibt ihm die Hand]
Bundesarchiv, Bild 183-H28422 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de,
Das Kabinett Hitler: die Nationalsozialisten Hitler, Göring und Frick (2. Reihe, 4. von links), „eingerahmt“ von konservativen Ministern, in der Alten Reichskanzlei, 30. Januar 1933
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Zentralbild Die deutschen Faschisten bilden nach der Machtergreifung am 30.1.1933 ihr erstes Kabinett unter Adolf Hitler. UBz: vlnr, sitzend: Hermann Göring, Reichskommissar für Luftfahrt und das preussische Innenministerium, Adolf Hitler, Reichskanzler, Franz von Papen, Vizekanzler stehend: Franz Seldte, Arbeitsminister, Dr. Dr. Günther Gereke, Lutz Graf Schwerin von Krosigk, Reichsfinanzminister, Wilhelm Frick, Reichsinnenminister, Werner von Blomberg, Reichswehrminister, Alfred Hugenberg, Wirtschafts- und Ernährungsminister 3633–33
Generationengespräch
Geschichte und Psychologie
Vergangenes verstehen, um mit der Zukunft besser klar zu kommen.
Dr. Susanne Gebert
Generationengespräch
Agentur für Bildbiographien
Geschenke made for Mama
Wir schreiben Geschichte(n):
Ich bringe Ihre Lebens‑, Familien- und Unternehmensgeschichten ins Buch und unterstütze Sie als Ghostwriterin beim Schreiben Ihrer Texte.
Wir schreiben Geschichte(n)
Agentur für Bildbiographien: