Warte nur, bis Vati kommt! Kindheit in den 1950er und 1960er Jahre

Aufwachsen in den 50er und 60er Jahren Generationengespräch


War­te nur, bis Vati kommt …! Die Wirt­schafts­wun­der­jah­re gel­ten bis heu­te als glück­li­che Zeit. Mit Pol­ka-Dots, Pet­ti­coat-Klei­dern, Nie­ren­ti­schen und viel Pas­tell sind sie auch optisch eine Zäsur zu den tris­ten Kriegs­jah­ren.

Doch der schö­ne Schein trügt. Eine Kind­heit in den 1950er und 1960er Jah­ren ist oft alles ande­re als glücklich.

Teppichklopfer und Kochlöffel

Prü­gel gabs oft, wenn Vati nach Hau­se kam.
Mut­ti hat­te dann ver­mut­lich nicht nur ein paar Gläs­chen Frau­en­gold intus, son­dern auch eine lan­ge Lis­te an Ver­feh­lun­gen, die sie Vati petz­te, damit der zum Schlag­werk­zeug grei­fen konn­te. Vie­le Kin­der, die in den 1950er und 1960er Jah­ren auf­wuch­sen, muss­ten Abend für Abend ein häus­li­ches Straf­ge­richt über sich erge­hen lassen.

In den 50er und 60er Jah­ren durf­ten Eltern – und Leh­rer – mit Kin­dern im Prin­zip machen, was sie woll­ten. Zum Bei­spiel grün und blau schla­gen. Das war nor­mal, so wur­de man eben erzogen.

Die Schicht aus schö­nem Schein und Wirt­schafts­wun­der über dem Kriegs­trau­ma war trü­ge­risch und nicht beson­ders dick. Die NS-Ideo­lo­gie und Johan­na Haa­rer war noch lan­ge nicht aus den Köp­fen. Dazu kom­men die trau­ma­ti­schen Kriegs­er­leb­nis­se, über die zwar nie­mand spre­chen will, die aber trotz­dem da sind.

Warte nur, bis Vati kommt - Werbung für Frauengold Generationengespräch
Frau­en­gold Wer­bung 1950er Jahre 

Frau­en­gold war ein ziem­lich alko­hol­las­ti­ges Getränk (16,5 Volu­men­pro­zent!), das der deut­schen Haus­frau in den 1950er Jah­ren emp­foh­len wur­de, um mehr Schwung bei der Haus­ar­beit zu haben und mehr Geduld mit ihrer Fami­lie. Der Vor­teil von Frau­en­gold war, dass es nicht als Schnaps galt, son­dern als „Toni­kum“ für die Nerven. 

Väter und Müt­ter leb­ten ihr Trau­ma oft mit Tep­pich­klop­fern, Klei­der­bü­geln und Koch­löf­feln an ihren Kin­dern aus. Sie woll­ten den Nach­wuchs „in den Griff“ bekom­men, dabei haben sie sich selbst nicht im Griff.

Kin­der hat­ten „artig“ zu sein und bereits der gerings­te Ver­stoß war ein will­kom­me­ner Anlass für Prü­gel – weni­ger, um das Kind zu „erzie­hen“, son­dern mehr, um die eige­ne inne­re Wut, eine Fol­ge der unver­ar­bei­te­ten Kriegs­er­fah­run­gen, loszuwerden.

Für die Kin­der die­ser Zeit gab es oft wenig Zuwen­dung und Lie­be und statt­des­sen Stren­ge und Schlä­ge. Vie­le Müt­ter waren mit dem Anspruch hoff­nungs­los über­for­dert, eine per­fek­te Nach­kriegs-Haus­frau zu sein und die ver­stör­ten Män­ner an ihrer Sei­te, die nicht sel­ten auch bei ihnen zuschlu­gen, zu ertra­gen, oder die feh­len­den Väter zu ersetzen.

Denn auch sie hat­ten Trau­ma­ti­sches erlebt, über das nicht gespro­chen wer­den durf­te. Über Ängs­te, see­li­sches Leid und inne­re Erschöp­fung rede­te man nicht, schließ­lich war man ja nicht verrückt.

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zum The­ma Kriegs­kin­der und Kriegs­en­kel, mit vie­len Fall­bei­spie­len und her­vor­ra­gend beschrie­be­nen Unter­su­chungs­er­geb­nis­sen.
Denn es sind nicht nur Bom­ben, Flucht und Ver­trei­bung, die zum Teil bis heu­te Aus­wir­kun­gen haben, son­dern auch die Erzie­hungs­me­tho­den jener Zeit.

Anne-Ev Ustorf, Wir Kin­der der Kriegs­kin­der*, Ver­lag Her­der GmbH, 2010 

Die Väter, die von der Front und aus den Kriegs­ge­fan­ge­nen­la­gern zurück­ge­kehrt waren, hat­ten nach heu­ti­gem Maß­stab ver­mut­lich fast alle eine „Post­trau­ma­ti­sche Belas­tungs­stö­rung“.
Den Begriff gab es damals noch nicht, das Wis­sen, wie man damit umge­hen soll­te, erst recht nicht. Zeit zum Nach­den­ken über eige­ne Gefüh­le wäre sowie­so nicht gewe­sen, schließ­lich galt für alle, dass sie rei­bungs­los zu funk­tio­nie­ren hatten.

Die Fami­lie ernäh­ren und sich etwas auf­bau­en, das war der Anspruch. Eigent­lich woll­ten sie doch nur eins: Ruhe, Ord­nung, Wohl­stand, Sicher­heit – und vergessen.

Und so schwieg und prü­gel­te man – nicht in allen, aber in vie­len – Fami­li­en der Wirt­schafts­wun­der­jah­re.

Vie­le Väter ent­lu­den ihre inne­re Anspan­nung mit cho­le­ri­schen Anfäl­len und „stren­ger Erzie­hung“, ande­re ver­fie­len still in Schwei­gen und Depres­si­on mit gele­gent­li­chen jäh­zor­ni­gen Aus­brü­chen. Und alle fan­den das völ­lig normal.

Die heile Kino-Welt im Wirtschaftswunder

Das Kino erfin­det zum Aus­gleich net­te Väter und gemüt­li­che Män­ner­ty­pen, ver­kör­pert von Schau­spie­lern wie Heinz Erhardt, Gus­tav Knuth, Theo Lin­gen oder den ewig nuscheln­den Hans Moser.
Die konn­te man lieb­ha­ben. Sie ersetz­ten die feh­len­de Wär­me und Vater­lie­be, die es für die meis­ten in die­ser Zeit nicht gab. Über die durf­te man sogar lachen, wenn man zuhau­se nichts zu lachen hatte.

Im Kino gab es hei­le Welt und unbe­schwer­te Unter­hal­tung und man konn­te vom klei­nen oder ganz gro­ßen Lie­bes- oder Fami­li­en-Glück träumen.

Zum Bei­spiel in den Fil­men der „Sissi“-Trilogie, des­sen ers­ter Teil Ende 1955 in die Kinos kommt. 

Die Dar­stel­le­rin der Mäd­chen­kai­se­rin „Sis­si“, die blut­jun­ge Romy Schnei­der, ver­kör­pert alles, wonach sich die Men­schen in die­ser Zeit seh­nen: Unschuld, Unbe­küm­mert­heit und die Hoff­nung auf einen glück­li­chen Neuanfang.

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Herz­er­grei­fend und defi­ni­tiv ein Film­ju­wel —
nicht nur für Romy-Fans und unver­bes­ser­li­che Roman­ti­ker.
Mit Karl­heinz Böhm als Franz Joseph und der zau­ber­haf­ten 16jährigen Romy Schnei­der in der Haupt­rol­le.

Sis­si-Tri­lo­gie — Pur­pur­rot-Edi­ti­on*
Ali­ve-Ver­trieb und Marketing/DVD, 1998 

Auf die Fra­ge, war­um kei­ne Schau­spie­le­rin das Herz der Deut­schen so berührt wie ihre Toch­ter, ant­wor­te­te Romys Mut­ter Mag­da Schnei­der, die in den Fil­men Her­zo­gin Ludo­vi­ka, Sis­sis „paten­te“ Mut­ter, spielt: „War­um sprin­gen die Men­schen so auf Romy an? Weil sie spü­ren, dass hier end­lich mal ein Geschöpf ist, das mit dem Dreck der Welt nicht in Berüh­rung gekom­men ist.

Dreck der Welt

Der Dreck fliegt Romy Schnei­der in dem Moment um die Ohren, als sie beschließt aus­zu­stei­gen, und auch nicht län­ger das Geschöpf ihrer Mut­ter sein will.

Bei den Dreh­ar­bei­ten zu Chris­ti­ne im Jahr 1958 ver­liebt sie sich in ihren jun­gen fran­zö­si­schen Schau­spiel­kol­le­gen Alain Delon, packt die Kof­fer und zieht zu ihm nach Paris, wo sie mit ihm – auch das noch! – in wil­der Ehe zusam­men­lebt. Der süße, unschul­di­ge Vor­zei­ge-Back­fisch aller Deut­schen ist aus­ge­bro­chen und hat auch noch eine Bezie­hung zu einem Franzosen!

Das erzürnt nicht nur Mut­ter Mag­da, die den 4. „Sissi“-Film bereits in Pla­nung hat, um ihrer eige­ne Schau­spie­le­rin­nen-Kar­rie­re neu­en Auf­trieb zu geben, son­dern bringt auch die Volks­see­le zum Kochen: Von „dum­me Lie­se“ über „Vater­lands­ver­rä­te­rin“ bis zu „Fran­zo­sen­flitt­chen“ ist in den Zei­tun­gen und bun­ten Blät­tern der Repu­blik jede Form von sprach­li­cher Eska­la­ti­on zu finden. 

Wenn man gekonnt hät­te, hät­te es ver­mut­lich auch noch was hin­ter die Ohren gegeben.

Wer die­se empör­ten Schimpf­ti­ra­den auf die 20jährige Romy Schnei­der heu­te liest, bekommt eine Ahnung davon, wie hin­ter ver­schlos­se­nen Türen mit her­an­wach­sen­den Töch­tern gespro­chen wur­de, die sich nicht dem Wil­len ihrer Eltern beu­gen wollten.

Romy-Schneider-als-Sissi-1955-Generationengespräch
Romy Schnei­der
als “Sis­si”, 1955

Die Deut­schen sind kol­lek­tiv belei­digt und schmollen.

1963 zer­bricht Romys Bezie­hung mit Delon, von des­sen Affä­re mit einer Schau­spiel­kol­le­gin sie aus der Zei­tung erfährt.

Die bun­ten Blät­ter in Deutsch­land ergie­ßen sich in Spott und Häme, Romy Schnei­der ver­sucht sich das Leben zu neh­men, weil sie glaubt, ohne die­se Lie­be nicht mehr leben zu können. 

Danach stürzt sie sich in die Arbeit, dreht einen inter­na­tio­na­len Kas­sen­schla­ger nach dem ande­ren und geht dabei oft bis an ihre phy­si­sche und psy­chi­sche Belas­tungs­gren­ze oder dar­über hinaus.

In Frank­reich wird sie dafür ver­ehrt, in Deutsch­land ver­ach­tet.
Man schmollt. Der Sis­si-Schock sitzt tief. Dass sie, die nie eine Aus­bil­dung zur Schau­spie­le­rin hat­te, eine inter­na­tio­na­le Kar­rie­re hin­legt, die ihres­glei­chen sucht und sie zum Mythos wer­den lässt, nimmt man daheim kaum zur Kenntnis.

Wir sind die bei­den meist­be­schimpf­ten Frau­en Deutsch­lands“, sag­te sie 1976 in einem Gespräch zu Ali­ce Schwarzer. 

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Sven Boh­se, Ku’­damm 56*, 2016

Romy Schneider, Jahrgang 1938, Kriegskind

Am Ende ver­liert sie. Sie hat kei­ne Reser­ven mehr.

Zunächst stellt sie fest, dass sie, eine der am bes­ten bezahl­ten und flei­ßigs­ten Schau­spie­le­rin­nen der Welt, auf einen Schul­den­berg sitzt, weil ihr Mana­ger Hans Her­bert Blatz­heim, der zwei­te Mann ihrer Mut­ter Mag­da, ihre Gagen bis zu sei­nem Tod nicht ver­wal­tet, son­dern ver­ju­belt hat.
Dazu kommt die Schei­dungs-Abfin­dung in Mil­lio­nen­hö­he für ihren ers­ten Ehe­mann Har­ry Mey­en, die viel zu groß­zü­gig bemes­sen war, und das Luxus­le­ben ihres zwei­ten (Noch-) Ehe­manns Dani­el Bia­si­ni, das er auf ihre Kos­ten führt.

Als sie ver­sucht, ihr Leben auf die Rei­he zu brin­gen, merkt sie, dass sie in vie­ler­lei Hin­sicht eine „Sis­si“ geblie­ben ist und viel zu lan­ge viel zu ver­trau­ens­se­lig und treu­her­zig war.

Romy Schneider 1965 Generationengespräch
Die Schau­spie­le­rin Romy Schnei­der bei der Ankunft am Flug­ha­fen Madrid-Bara­jas. 5. Sep­tem­ber 1965.

Dann stirbt im Juli 1981 ihr vier­zehn­jäh­ri­ger Sohn bei einem grau­en­haf­ten Unfall: Beim Ver­such, über den Zaun auf das Grund­stück sei­ner Stief-Groß­el­tern zu klet­tern, rutscht er ab und wird durch die Metall­spit­zen des Zauns aufgespießt.

Für Romy Schnei­der bricht eine Welt zusammen. 

Trotz­dem erscheint sie im Okto­ber 1981 pünkt­lich zu den Dreh­ar­bei­ten für ihren nächs­ten Film Die Spa­zier­gän­ge­rin von Sans-Sou­ci, bei dem sie auch noch mit einem Jun­gen im Alter ihres eben ver­stor­be­nen Soh­nes vor der Kame­ra steht. 

Auf die Fra­ge, wie sie die­se Situa­ti­on aus­hal­te, ant­wor­tet sie: „Man kann einen Augen­blick lang nach­den­ken, aber dann muss man wei­ter­ma­chen. Ste­hen­blei­ben ist für mich nicht mög­lich. Man stürzt sich in die Arbeit, weil man es tun muss – und es hilft auch ein wenig zu ver­ges­sen.“

Es wird ihr letz­ter Film.

Bereits vor dem Unfall­tod ihres Soh­nes hat­te sie Schwie­rig­kei­ten, den Tag ohne Auf­putsch­mit­tel am Mor­gen und Alko­hol und Beru­hi­gungs­mit­tel am Abend zu über­ste­hen, obwohl ihre Ärz­te sie drin­gend vor den Fol­gen die­ses Alko­hol-Tablet­ten-Cock­tails war­nen, denn ihre Gesund­heit ist bereits angeschlagen. 

Im Mai 1982 fin­det man sie tot an ihrem Schreib­tisch. Sie wur­de 43 Jah­re alt, als Todes­ur­sa­che wird Herz­ver­sa­gen angegeben.

Sie hat ihr Leben lang ver­sucht, alles rich­tig und „es“ allen recht zu machen, was typisch für die „gut erzo­ge­nen“ Kin­der jener Zeit ist.

Sie war höf­lich, flei­ßig, groß­zü­gig und dis­zi­pli­niert – aber die, deren Mei­nung ihr offen­bar am wich­tigs­ten war, konn­te sie nicht über­zeu­gen. Sie hat sich ver­zwei­felt bemüht und doch nie das Glück, die Ver­söh­nung und die Aner­ken­nung in ihrem Leben gefun­den, die sie so rast­los gesucht und so drin­gend gebraucht hat.

Ein tra­gi­sches Ein­zel­schick­sal – oder ein unaus­weich­li­ches für die Kin­der die­ser Gene­ra­ti­on? Viel­leicht doch nur eine „Dra­ma­queen“?

Schau­spiel­kol­le­gin Hil­de­gard Knef über ihre Kol­le­gin: „Mehr und mehr ent­blät­tert sich ein Bün­del brach­lie­gen­der Ner­ven, unkon­trol­lier­ba­rer Emo­tio­nen. Selbst­iro­nie scheint furcht­ein­flö­ßend und weit­ab von ihrem Sprach­schatz, Den­ken, Füh­len. Sie erin­nert an die Mon­roe. Wider­bors­ti­ger, angriffs­be­rei­ter als jene, doch glei­cher­ma­ßen ver­wund­bar-wan­kel­mü­tig.

Nachkriegswehen

Die Kin­der der Kriegs- und Nach­kriegs­ge­nera­ti­on wer­den schnell flüg­ge.
Sie alle suchen has­tig das Wei­te und hof­fen auf Nest­wär­me, Berüh­rung und Lie­be außer­halb ihres Eltern­hau­ses. Das Phä­no­men der „Nest­ho­cker“ kennt man in den Wirt­schafts­wun­der­jah­ren nicht.

Je nach Tem­pe­ra­ment wer­den die einen rebel­lisch, suchen sich mit Elvis Pres­ley, Mar­lon Bran­don, James Dean oder dem „deut­schen James Dean“, Horst Buch­holz, neue Ido­le und ver­set­zen als „Halb­star­ke“ die Gene­ra­ti­on ihrer Eltern in Angst und Schrecken.

Der „Sit­ten­ver­fall“ wird von Eltern, Leh­rern und Poli­ti­kern hef­tig beklagt. 1961 (in der DDR 1965) kommt auch noch die Anti­ba­by-Pil­le auf den Markt und tut ihr Übri­ges, um die Wirt­schafts­wun­der­welt zu erschüttern.

An den Uni­ver­si­tä­ten pro­tes­tie­ren Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten gegen den „Muff unter den Tala­ren“, den Viet­nam-Krieg und die auto­ri­tä­re und patri­ar­cha­li­sche Ord­nung ihrer Kindheit.

Ande­re pro­tes­tie­ren nicht, son­dern stür­zen sich so schnell wie mög­lich in Ehe und Fami­lie, bekom­men früh Kin­der und ver­su­chen, das nach­zu­ho­len, was in ihrem Leben bis­lang gefehlt hat. Liebe.

Eini­gen weni­gen gelingt es, sich mit der geheim­nis­vol­len Kraft der „Resi­li­enz“, die genau in die­ser Zeit inten­siv erforscht wird, vom Trau­ma ihrer Kind­heit zu befrei­en.
Viel­leicht schaf­fen sie es, weil es in ihrem Kin­der­le­ben zumin­dest einen Men­schen gab, der sie bedin­gungs­los lieb­hat­te und ihnen Halt gab

Das Glück bleibt für vie­le wie bei Romy Schnei­der spröde.

Die Kin­der der Kriegs- und Nach­kriegs­ge­nera­ti­on spü­ren ihre inne­re Zer­ris­sen­heit, wis­sen aber nicht, dass man dar­über nach­den­ken und reden darf.

Das Gebot des Schwei­gens“, wie es die Psy­cho­ana­ly­ti­ke­rin Ali­ce Mil­ler spä­ter nen­nen wird, das miss­han­del­ten Kin­dern von ihren Miss­hand­lern auf­er­legt wird, funk­tio­niert reibungslos. 

Schließ­lich wur­de die­sen Kin­dern ein Leben lang ein­ge­trich­tert, dass sie „selbst schuld“ wären, wenn sie Prü­gel bezo­gen oder beschimpft wur­den, weil sie nicht „artig“ genug waren. Schimp­fe, Prü­gel und Stra­fen wären „nur“ zu ihrem besten.

Das Dilem­ma: Vie­le fal­len bei der Erzie­hung ihrer eige­nen Kin­der genau in die Mus­ter zurück, die sie in ihrem Eltern­haus gelernt und unter denen sie selbst so gelit­ten haben.

Nicht aus bösem Wil­len, son­dern ein­fach, weil man nie dar­über gespro­chen hat und es für fast alle nor­mal war.

Sie wis­sen es nicht bes­ser — und wol­len doch, genau wie ihre Eltern, nur das Bes­te fürs Kind.
Und ihre Ruhe. Wer selbst ange­schla­gen ist, für den sind leb­haf­te Kin­der, die manch­mal viel­leicht sogar „unar­tig“ sind, kaum zu ertra­gen. Es ist das alte Leid: Opfer lau­fen gro­ße Gefahr, selbst zu Tätern zu werden.

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Warte nur bis Vati kommt! Das Erbe der geprügelten Generation

Jedes Kind fürch­tet, die Bin­dung zu sei­nen Eltern zu ver­lie­ren, weil es auf sich gestellt nicht über­le­ben könn­te.
So tun sie alles, was sie kön­nen, um den Ansprü­chen ihrer Umwelt gerecht zu wer­den. Die­ses Den­ken war in ihrer Kind­heit schlüs­sig, schließ­lich waren sie damals abhän­gig von ihren Bezugs­per­so­nen.

Aber als Erwach­se­ne hin­dert es sie dar­an, für ihr eige­nes Wohl­erge­hen zu sor­gen. Sie ket­ten ihre Zufrie­den­heit an Men­schen, die ihre Hilfs­an­ge­bo­te nicht wert schät­zen kön­nen, sie häu­fig gar als Angriff auf ihren see­li­schen Schutz­schild ver­ste­hen — und sich dar­auf­hin noch tie­fer in sich zurückziehen …”

Mat­thi­as Loh­re, Das Erbe der Kriegs­en­kel: Was das Schwei­gen der Eltern mit uns macht*

Die Leit­sprü­che der Wirt­schafts­wun­der­jah­re wie „Müßig­gang ist aller Las­ter Anfang“, „ein India­ner kennt kei­nen Schmerz“, „solan­ge du dei­ne Füße unter mei­nen Tisch streckst“ oder „war­te nur, bis Vati nach Hau­se kommt …, haben sich tief ins Gedächt­nis und in die See­len ein­ge­gra­ben. Sie ver­schwin­den nicht frei­wil­lig oder ein­fach so im Lauf der Zeit.

Vie­le Kriegs­kin­der, aber auch deren Kin­der, die Kriegs­en­kel, lei­den bis heu­te an uner­klär­li­chen Ängs­ten, sind über­vor­sich­tig und wer­den ner­vös, sobald etwas auch nur leicht aus ihrer Kon­trol­le gerät oder unvor­her­seh­bar wird.

Und weil es ver­pönt war, an see­li­schen Schmer­zen zu lei­den, macht sich das Mar­ty­ri­um der geprü­gel­ten Gene­ra­ti­on oft in Form von kör­per­li­chen Sym­pto­men bemerkbar. 

Wer unter Per­fek­tio­nis­mus lei­det, einem Har­mo­nie­be­dürf­nis bis an die Gren­ze zur Selbst­auf­op­fe­rung, uner­klär­li­chen Ängs­ten, über­mä­ßi­ger Angst vor Kon­troll­ver­lust, Rast- und Ruhe­lo­sig­keit oder Schwie­rig­kei­ten, sich zu ent­span­nen, soll­te sich die tief ver­wur­zel­ten Glau­bens­sät­ze anse­hen, die oft noch bis heu­te unbe­wusst von einer Gene­ra­ti­on an die nächs­te wei­ter­ge­ge­ben wurden: 

Ich muss gehor­chen“,
Ich habe es nicht (anders) ver­dient“,
Ich bin nicht gut genug“,
Ich muss alles allei­ne schaf­fen“ oder
Ich darf nicht füh­len“.

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de, 2022, über­ar­bei­tet 2024

Lesen Sie im nächs­ten Bei­trag: Rasen­de Eifer­sucht, uner­träg­li­che Ver­lust­ängs­te, schein­ba­re Gleich­gül­tig­keit und emo­tio­na­le Distanz — oder die lie­be­vol­le Balan­ce zwi­schen Nähe und Unab­hän­gig­keit: Die Art, wie wir als Erwach­se­ne lie­ben, hat viel mit Bin­dungs­mus­tern zu tun, die wir in unse­rer Kind­heit gelernt haben.
Bin­dungs­mus­ter: Nicht mit dir und nicht ohne dich

Film- und Buchempfehlungen:

Die mit * gekenn­zeich­ne­ten Links sind soge­nann­te Affi­la­te-Links, die hel­fen, den Blog Gene­ra­tio­nen­ge­spräch zu finan­zie­ren. Wenn Ihnen eine der ange­ge­be­nen Emp­feh­lun­gen gefällt und Sie das Buch (oder ein ande­res Pro­dukt) über die­sen Link bestel­len, erhält der Blog dafür eine klei­ne Pro­vi­si­on, ohne dass für Sie Mehr­kos­ten ent­ste­hen. Für Ihren Klick: Herz­li­chen Dank im Voraus!

Das Erbe der Kriegs­en­kel. Der Jour­na­list Mat­thi­as Loh­re ist kein Kriegs­kind, son­dern ein Kriegs­en­kel. Nach dem plötz­li­chen Tod sei­nes Vaters macht er sich auf die Suche nach den Ursa­chen für sei­ne eige­ne Unzu­frie­den­heit und Ruhe­lo­sig­keit — und lan­det beim Schwei­gen sei­nes Vaters.
Ein span­nen­des und sehr infor­ma­ti­ves Buch über Kriegs­kin­der, denen wäh­rend des Krie­ges “eigent­lich” nichts Schlim­mes zuge­sto­ßen ist, und Kriegs­en­kel, die “eigent­lich” zufrie­den mit ihrem Leben sein müss­ten. Lesens­wert!
Mat­thi­as Loh­re, Das Erbe der Kriegs­en­kel: Was das Schwei­gen der Eltern mit uns macht*, 2018, Pen­gu­in Verlag

Das Kind in dir muss Hei­mat fin­den als Arbeits­buch. Das Best­sel­ler-Buch Das Kind in dir muss Hei­mat fin­den* der Psy­cho­lo­gin Ste­fa­nie Stahl als gut durch­dach­tes und klar kon­zi­pier­tes Arbeits­buch für alle, die sich selbst auf die Spu­ren­su­chen nach alten hin­der­li­chen Glau­bens­sät­zen und nega­ti­ven Mus­tern machen wol­len. Es ist eine tol­le Ergän­zung zum Ori­gi­nal-Buch, kann aber auch unab­hän­gig davon allein genutzt wer­den.
Sehr emp­feh­lens­wert!
Ste­fa­nie Stahl, Das Kind in dir muss Hei­mat fin­den: In drei Schrit­ten zum star­ken Ich – das Arbeits­buch*, Kailash Ver­lag, 2017 

Ali­ce Mil­lers Klas­si­ker „Am Anfang war Erzie­hung“ ist heu­te aktu­el­ler denn je – gesell­schaft­lich, für vie­le aber auch sehr per­sön­lich. Die Psy­cho­ana­ly­ti­ke­rin über Kind­heit, Erzie­hung und “schwar­ze Päd­ago­gik” — und ihre Fol­gen.

Ali­ce Mil­ler, Am Anfang war Erzie­hung*. Suhr­kamp Ver­lag, Frank­furt am Main, Taschen­buch, unge­kürz­te Ausgabe,1980

Kein Lob anneh­men kön­nen, sich immer für alles “schul­dig” füh­len, nicht zur Ruhe kom­men und nicht ent­span­nen kön­nen. Vie­les, was uns in schlech­ten Pha­sen zu schaf­fen macht, hat sei­ne Wur­zeln in längst ver­ges­se­nen und ver­schüt­te­ten Kind­heits­er­leb­nis­sen. Die Trau­ma-The­ra­peu­tin Dami Charf beschreibt in ihrem Buch, wel­che Mecha­nis­men uns immer wie­der in alte Mus­ter zurück­fal­len las­sen — und wie man dar­aus wie­der her­aus­kommt. Lesens­wert!
Dami Charf, Auch alte Wun­den kön­nen hei­len: Wie Ver­let­zun­gen aus der Kind­heit unser Leben bestim­men und wie wir uns davon lösen kön­nen*. Kösel-Ver­lag, 2018 

Die Psy­cho­lo­gin San­dra Kon­rad
über unser fami­liä­res Erbe, das uns manch­mal in die fal­sche Rich­tung führt; über Trau­ma­ta, Bin­dungs­mus­ter und unse­re unsicht­ba­re Loya­li­tät gegen­über ver­gan­ge­nen Gene­ra­tio­nen, die zu Fall­stri­cken im Leben wer­den kön­nen. Lesens­wert!

San­dra Kon­rad, Das bleibt in der Fami­lie: Von Lie­be, Loya­li­tät und uralten Las­ten*, Piper Taschen­buch, 2014 

Ein sehr schön gestal­te­ter Foto­band über die 1950er Jah­re. Der Foto­graf Dar­chin­ger foto­gra­fier­te ab 1952 den Wie­der­auf­bau — in Far­be, was damals kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit war. Mit sei­nen Fotos kann man sich mit­ten hin­ein ins Wirt­schafts­wun­der­land ver­set­zen — toll nicht nur für die, die als Kind dabei waren, son­dern auch für die nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen. Emp­feh­lens­wert!
Josef Hein­rich Dar­chin­ger, Klaus Hon­nef, Wirt­schafts­wun­der*, Taschen Ver­lag, 2018 

Wei­ter­füh­ren­de Links zu Kind­heit, Erzie­hung und Lebens­glück:

Eine “Stun­de Null” hat es in der Kin­der­er­zie­hung nie gege­ben. Über den fata­len Best­sel­ler der NS-Päd­ago­gik, Johan­na Haa­r­ers Mach­werk “Die deut­sche Mut­ter und ihr ers­tes Kind”, das nach dem Krieg ent­na­zi­fi­ziert wie­der auf­ge­legt wur­de und bis in die 1980er Jah­re sein men­schen­ver­ach­ten­des Gedan­ken­gut ver­brei­tet hat.
Zwi­schen Drill und Miss­hand­lung: Die deut­sche Mut­ter und ihr ers­tes Kind

Schwar­ze Päd­ago­gik: Schlä­ge und Schwei­gen, Ver­drän­gen und Neu Insze­nie­ren, sind die Mus­ter, die Kin­der­see­len bre­chen und das Kon­zept der ‘Erzie­hung mit har­ter Hand’ von einer Gene­ra­ti­on auf die nächs­te über­trägt. Über Ali­ce Mil­ler, Hit­lers Mit­läu­fer und Mör­der und schwar­ze Päd­ago­gik, die aus Opfern Täter macht.
Die Erlaub­nis zu hassen

Wie Resi­li­enz unser Leben ver­än­dern kann und war­um es bes­ser ist, sich auf sei­ne Stär­ken zu kon­zen­trie­ren, anstatt Schwä­chen zu repa­rie­ren.
Die Ener­gie folgt der Aufmerksamkeit

Wirt­schafts­wun­der: Nach dem Kriegs­en­de 1945 ist Deutsch­land zwar ein armes und hung­ri­ges Land, ein unter­ent­wi­ckel­tes war es nie.
Es sind aber nicht nur Fleiß und Lud­wig Erhard, die das deut­sche “Wirt­schafts­wun­der” ermög­li­chen, son­dern vor allem der kal­te Krieg, die Tat­sa­che, dass Deutsch­lands Kriegs­geg­ner die­ses Mal dazu­ge­lernt haben, — und nicht zuletzt 12 Mil­lio­nen Flücht­lin­ge
1948: Das Mär­chen vom Wirtschaftswunder

Was ist Mut­ter­lie­be?: Mut­ter­lie­be sorgt dafür, dass Frau­en über sich hin­aus­wach­sen und Din­ge tun, die sie nor­ma­ler­wei­se für ande­re Men­schen nicht tun wür­den.
Fehlt Mut­ter­lie­be, muss ein Kind also „mut­ter­see­len­al­lein“ auf­wach­sen, wird es die­sen Man­gel ein Leben lang spü­ren. Aber was ist Mut­ter­lie­be, und wie lässt sie sich erklä­ren?
Was heißt schon Mutterliebe

Bild­nach­wei­se:

Schul­klas­se 1945, Pri­vat­ar­chiv
Frau­en­gold Wer­bung, Archiv Busch­mann Hint­sches
Ger­man-born French actress Romy Schnei­der (Rose­ma­rie Mag­da­le­na Albach-Ret­ty) smi­ling as Eli­sa­beth of Aus­tria in the film Sis­si. Datum 1955, Autor Unknown (Mond­ado­ri Publisher), published in maga­zi­ne Bole­ro Tele­tut­to. Gemein­frei
Die Schau­spie­le­rin Romy Schnei­der bei der Ankunft am Flug­ha­fen Madrid-Bara­jas. 5. Sep­tem­ber 1965. Von Ibe­ria Air­lines — Romy Scheider.jpg, Flickr: Romy Schei­der, 2004-03-10 10:02:32, CC BY 2.0, https://​com​mons​.wiki​me​dia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​1​7​4​8​3​589

Geschichte und Psychologie Vergangenheit verstehen um mit der Zukunft besser klar zu kommen
Geschich­te & Psy­cho­lo­gie:

Vergangenes verstehen,
um mit der Zukunft besser klar zu kommen.

Ich brin­ge mit mei­nem Team Lebens‑, Fami­li­en- und Unter­neh­mens­ge­schich­ten ins Buch und schrei­be als Ghost­wri­te­rin Bücher mit den Schwer­punk­ten Geschich­te und Psy­cho­lo­gie.

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464500coo­kie-checkWar­te nur, bis Vati kommt! Kind­heit in den 1950er und 1960er Jah­re

1 Kommentar zu „Warte nur, bis Vati kommt! Kindheit in den 1950er und 1960er Jahre“

  1. Ich wur­de in mei­ner Kind­heit auch oft ver­sohlt! Mei­ne Mut­ter zog mir die Hosen run­ter und ich krieg­te mit dem Koch­löf­fel oder Tep­pich­klop­fer so den Hin­tern voll, dass ich tage­lang kaum sit­zen konnte!
    Das ver­gisst man nie! So wie ich gekriegt habe.…

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