Die Welt der Unity Mitford: Vom It-Girl zur Walküre

Adolf Hitlers britische Liason: Unity Mitford www.generationengespräch.de

Unity Mit­ford ist in den 1930er Jah­ren eines der ange­sag­tes­ten „It-Girls“ der Lon­do­ner Gesell­schaft.
Sie ist schön, exzen­trisch und wild. 1933 beschließt sie, Adolf Hit­ler ken­nen zu ler­nen. Ihr Plan gelingt

Unity Mit­fordTeil 1

Es war ihre älte­re Schwes­ter Dia­na, die klas­si­sche Schön­heit der Fami­lie und Miss Eng­land des Jah­res 1932, die Unity Mit­fords Leben zwei­mal ent­schei­dend ver­än­dert hat.

Das ers­te Mal 1929, als Dia­na mit der hei­ßes­ten männ­li­chen Par­tie auf dem bri­ti­schen Hei­rats­markt vor den Trau­al­tar tritt, mit Bryan Guin­ness, dem mil­lio­nen­schwe­ren Erbe des gleich­na­mi­gen Bier- und Whiskyimperiums.

Aus der Mas­se der 11 Braut­jung­fern von Dia­na sticht die damals 15jährige Unity noch nicht beson­der her­aus. Aber das ändert sich.

In den kom­men­den Jah­ren wird aus der adli­gen Land­po­me­ran­ze Unity Val­ky­rie Mit­ford — ihren zwei­ten Vor­na­men „Val­ky­rie“ ver­dankt sie ihrem Groß­va­ter, der ein gro­ßer Ver­eh­rer Richard Wag­ners war, — ein gefei­er­tes It-Girl.

Man lädt sie ger­ne gemein­sam mit ihrer schö­nen Schwes­ter Dia­na zu den exklu­si­ven Bäl­len und Par­tys der Lon­do­ner jeu­nesse dorée ein, denn die gla­mou­rö­sen Mit­ford-Schwes­tern sind immer für min­des­tens einen klei­nen Skan­dal gut.

Die wilden Mitford-Schwestern

Unity ist seit ihrer frü­hes­ten Kind­heit kaum zu bän­di­gen und wächst in ihrer Teen­ager-Zeit auch optisch zu einer Debü­tan­tin von beträcht­li­chem Aus­maß her­an: Mit ihrer Kör­per­grö­ße von über 1 Meter 80 über­ragt sie fast alle, dazu kom­men ihre üppi­ge blon­de Haar­mäh­ne und ihre unge­zähm­ter Lust zur Provokation. 

Sie sähe aus „wie ein rie­si­ger Pfau“ schreibt ihre jün­ge­re Schwes­ter Jes­si­ca vol­ler Bewun­de­rung. Ins­ge­samt gibt es sechs „Mit­ford-Sis­ters“ und einen Bruder.

Genüss­lich wer­den die Allü­ren von Dia­na und Unity von allen bri­ti­schen Gazet­ten gedruckt und bis ins letz­te skan­da­lö­se Detail berichtet. 

Damit fin­den Unitys und Dia­nas Eska­pa­den immer auch schnell den Weg von Lon­don nach Swin­brook, dem Sitz der Familie. 

Den geplag­ten Eltern der wil­den Schwes­tern ver­der­ben die Zei­tungs­be­rich­te über das Leben und Trei­ben ihrer Töch­ter eini­ge Male Toast und Earl-Grey zum Früh­stück: „Wenn ich lese ‚gewis­se Töch­ter eines Lords‘, genügt mir das. Es seid immer ihr”, schreibt Lady Redes­da­le genervt an ihre Töchter.

Aber es wird noch skandalöser. 

Weni­ge Jah­re nach ihrer Traum­hoch­zeit mit Bryan Guin­ness lernt Unitys Schwes­ter Dia­na auf einem Mas­ken­ball den Mil­lio­när und Poli­ti­ker Oswald Mos­ley ken­nen. Dia­na ver­liebt sich Hals über Kopf in den schnei­di­gen, ganz in faschis­ti­sches Schwarz geklei­de­ten, 15 Jah­re älte­ren „Lea­der“ der „BUF“ (Bri­tish Uni­on of Fascists).

Sie lässt ihren Ehe­mann und Whis­ky­er­ben Bryan Knall auf Fall sit­zen und zieht mit ihren bei­den klei­nen Kin­dern als Mos­leys offi­zi­el­le Gelieb­te in ein ele­gan­tes Haus am Eaton Square.

An eine Schei­dung von sei­ner Frau Cyn­thia („Cim­mie“) denkt Dia­nas neu­er Lieb­ha­ber aller­dings nicht im Traum, schließ­lich ist sei­ne Gat­tin nicht Irgend­wer, son­dern die zweit­äl­tes­te Toch­ter des ehe­ma­li­gen Vize­kö­nigs von Indi­en, Lord Cur­zon.

Mos­leys Schwie­ger­va­ter ist unge­heu­er reich und hat viel Ein­fluss in der bri­ti­schen Gesellschaft.

Aber der eigent­lich Grund, wes­halb sich Mos­ley nicht schei­den las­sen will, ist der Umstand, dass bei ihrer Hoch­zeit im Jahr 1920 fast der gesam­te euro­päi­sche Hoch­adel ein­schließ­lich vie­ler Mit­glie­der des eng­li­schen Königs­hau­ses zu den Gäs­ten zählten. 

Das ver­pflich­tet, sogar einen wie Mosley.

Unity Mitford: Auf der Jagd

Im Juni 1933 lernt Unity den neu­en Gelieb­ten ihrer Schwes­ter ken­nen und ist begeis­tert. Mos­leys Theo­rien über Faschis­mus und Natio­nal­so­zia­lis­mus inter­es­sie­ren sie dabei herz­lich wenig. 

Aber der attrak­ti­ve Typ in sei­ner schwar­zen Par­tei­uni­form gefällt ihr; eben­so die Marsch­mu­sik, die Kampf­ge­sän­ge und Heil­ru­fe, kurz­um der gesam­te Radau, der zu jedem BUF-Auf­tritt gehört.

Unity wird schnell zur begeis­ter­ten Anhän­ge­rin und ver­kauft – als fei­ne Aris­to­kra­tin, die bis dahin jede gewöhn­li­che Tätig­keit als lang­wei­lig abge­tan hat­te – in (maß­ge­fer­tig­ter) Par­tei­uni­form geklei­det auf der Stra­ße das BUF-Blatt „The Black­shirt“.

Mehr und mehr begeis­tert sich die Lady aber auch für den “ech­ten” Füh­rer.
Unity beschließt, nach Mün­chen zu rei­sen, um Adolf Hit­ler per­sön­lich ken­nen zu ler­nen.

Ihre ers­te Rei­se nach Deutsch­land unter­nimmt sie gemein­sam mit Dia­na 1933, dem Jahr der „Macht­er­grei­fung“.

Ernst Hanf­staen­gel, genannt ‘Put­zi‘, der welt­ge­wand­te Aus­lands­pres­se­chef der NSDAP, den die Schwes­tern von den Par­tys der fei­nen Lon­do­ner Gesell­schaft ken­nen, soll dabei helfen.

Aller­dings haben die Schwes­tern ‚Putzis‘ Ein­fluss­mög­lich­kei­ten über­schätzt, eben­so wie ihre eige­ne Wirkung.

Hanf­staen­gel schreibt spä­ter in sei­nen Memoiren:

„… Sie waren sehr hübsch, aber bis über die Augen­brau­en der­art zurecht gemacht, dass sie zu den neu­er­dings ver­kün­de­ten Idea­len deut­schen Frau­en­tums in kras­sem Wider­spruch stan­den.
Sie hat­ten die fes­te Absicht, bis zu Hit­ler vor­zu­drin­gen. Auf dem Weg zu sei­nem Hotel ‚Deut­scher Hof‘ gab es so vie­le Kom­men­ta­re von Vor­über­ge­hen­den, dass ich mit den bei­den Schwes­tern hin­ter einer Wurst­bu­de in Deckung ging. Ich zog mein gro­ßes Taschen­tuch her­aus und sag­te: „Mei­ne Lie­ben, so geht es auf kei­nen Fall. Sie haben nicht die gerings­ten Aus­sicht, ihn zu spre­chen, wenn Sie sich nicht das Zeug vom Gesicht wischen.“


Ernst S. Hanf­staengl,  Zwi­schen Wei­ßem und Brau­nem Haus. Memoi­ren eines poli­ti­schen Außenseiters

Doch auch ohne Make Up und dem neu­en deut­schen Frau­en­tum ent­spre­chend zurecht­ge­macht, gelingt es den bei­den Schwes­tern nicht, bis zu „IHM“ vorzudringen.

Immer­hin dür­fen sie den “Füh­rer” mehr­mals bei öffent­li­chen Auf­trit­ten bewun­dern.
„Als ich Adolf Hit­ler sah, wuss­te ich, dass ich nie­man­den ande­ren lie­ber tref­fen wür­de!“, schreibt Unity später. 

Eine jüdische Urgroßmutter namens “Fish”

Der Win­ter 1933/34 muss für Lord und Lady Redes­dale eine ech­te Eltern-Höl­le gewe­sen sein.
Ihre aus Deutsch­land zurück­ge­kehrte und von Hit­ler beseel­te 19jährige Toch­ter Unity ver­bringt ihre Tage mit dem Sor­tie­ren unzäh­li­ger Hit­ler-Foto­gra­fien, spielt in dröh­nen­der Laut­stärke das Horst-Wes­sel-Lied auf ihrem Gram­mo­phon ab und ent­bie­tet zu jeder Gele­gen­heit den „deut­schen Gruß“..

Unitys 16-jäh­ri­ge Schwes­ter Jes­sica hat zwi­schen­zeit­lich ihre Lie­be zum Kom­mu­nis­mus ent­deckt und ver­teilt Lenin-Büs­ten im Haus.
(1936 brennt sie – noch min­der­jäh­rig – mit einem Nef­fen Wins­ton Chur­chills durch, um im spa­ni­schen Bür­ger­krieg gegen die Faschis­ten zu kämpfen.)

Die explo­sive Stim­mung auf dem Fami­li­en­sitz Swin­brook droht end­gül­tig zu eska­lie­ren, als die ältes­te Schwes­ter des Sex­tetts, die spä­te­re Schrift­stel­le­rin Nan­cy Mit­ford, plötz­lich behaup­tet, im Stamm­baum der Fami­lie eine jüdi­sche Urgroß­mut­ter namens Fish ent­deckt zu haben.

Das trifft vor allem Dia­na, denn Nan­cy droht, Dia­nas Gelieb­ten Mos­ley zu infor­mie­ren, dass die Schwes­tern zu einem Sech­zehn­tel Juden seien.

Das ist sehr viel Kri­se für die zuneh­mend über­for­der­ten Eltern. Zwar gilt Vater Lord Redes­dale sogar für bri­ti­sche Ver­hält­nisse als Exzen­tri­ker: Er liebt es, mit sei­nen unver­blümt vor­ge­tra­ge­nen und har­schen Mei­nun­gen Nach­barn und Freun­de zu ver­schre­cken. Aber die stän­di­ge Ran­da­le im Haus, den sei­ne abgöt­tisch gelieb­ten Töch­ter ver­an­stal­ten, über­trifft das, was er aus­zu­hal­ten bereit ist.

Ver­mut­lich ist es rei­ne Not­wehr, als sich Lord und Lady schließ­lich von Unity über­re­den las­sen, für sie ein Sprach­stu­dium in Deutsch­land zu finanzieren. 

Viel­leicht haben sie auch einen klei­nen Fun­ken Hoff­nung, ihre Toch­ter könn­te end­lich etwas Sinn­vol­les mit ihrem Leben anfangen.

Hitler und die Frauen - Unity Mitford Generationengespräch
Unity Mit­ford: Hit­lers It-Girl

Wer ist dieses Urbild einer Germanin?”

Im Früh­jahr 1934 reist Unity mit einer statt­li­chen väter­li­chen Apa­nage von 100 Pfund im Gepäck wie­der nach Deutsch­land und quar­tiert sich im vor­neh­men Mäd­chen­pen­sio­nat der Baro­nin Laro­che in der König­straße in Mün­chen ein.
Von dort aus begibt sie sich auf die Jagd.

Gleich nach ihrer Ankunft schreibt sie an Hit­ler, bekommt aber nie eine Antwort. 

Schließ­lich schafft sie es, sei­ne pri­vate Tele­fon­num­mer her­aus­zu­fin­den, er ist aber nie zu spre­chen. Von ihrem Fri­seur bekommt sie schließ­lich den Tipp, dass Hit­ler samt Gefol­ge ger­ne in der „Oste­ria Bava­ria“ in Schwa­bing speist und geht des­halb jeden Tag zum Mit­­tag- und zum Abend­es­sen dorthin.

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Die wil­de und fas­zi­nie­rend-grau­si­ge Lebens­ge­schich­te der Unity Mit­ford; ihre Kind­heit als vier­te von sechs Töch­tern von Lord und Lady Redes­da­le, ihr Auf­stieg zum exzen­tri­schen IT-Girl der fei­nen Lon­do­ner Gesell­schaft, ihre Lie­be zu Deutsch­land und sei­nem “Füh­rer”. Eine erst­klas­si­ge und sehr lesens­wer­te Bio­gra­fie — und ganz neben­bei ein span­nen­der Blick auf ihre Zeit. Sehr emp­feh­lens­wert!

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Michae­la Karl, “Ich blät­ter­te gera­de in der Vogue, da sprach mich der Füh­rer an”: Unity Mit­ford. Eine Bio­gra­phie*, ‎ btb Ver­lag, 2018

Es dau­ert zehn Mona­te, bis Hit­ler sich end­lich ken­nen­ler­nen lässt.

Unity sitzt hart­nä­ckig jeden Mit­tag und jeden Abend mit auf­ge­schla­ge­nen Deutsch­bü­chern in der Nähe des Stamm­ti­sches, an dem sich der “Füh­rer” mit­samt sei­ner Entou­rage nie­der­zu­las­sen pfle­gt, wenn er in Mün­chen ist und ihm der Sinn nach böh­misch-öster­rei­chi­scher Küche steht.

Beim Mit­tag­es­sen am 9. Febru­ar 1935 ist es dann end­lich soweit: „ER“ wird auf Unity auf­merk­sam und soll sich mit den Wor­ten „Wer ist denn die­ses Urbild einer Ger­ma­nin?“ nach ihr erkun­digt haben.

Unity wird an sei­nen Tisch gebe­ten.
Spä­ter schreibt sie enthu­si­as­tisch an ihre Schwes­ter Diana:

„… Ich stand auf und ging zu sei­nem Tisch. Er stand auf, schüt­telte mir die Hand, grüß­te … wir spra­chen min­des­tens eine hal­be Stun­de mit­ein­an­der. … Er ließ mich mei­nen Namen auf einen Zet­tel schrei­ben, was ich, wie du mir glau­ben kannst, mit zit­tern­der Hand tat … Ich kann dir nicht alles schrei­ben, wor­über wir spra­chen … er habe das Gefühl, Lon­don durch sei­ne Archi­tek­tur­stu­dien gut zu ken­nen, und aus dem, was er gehört und gele­sen habe … sei Lon­don die bes­te Stadt der Welt … nie wie­der dür­fe es dem inter­na­tio­na­len Juden­tum erlaubt wer­den, zwei nor­di­sche Ras­sen gegen­ein­an­der zu het­zen … schließ­lich muss­te er gehen.

Den Zet­tel mit mei­ner Adres­se steck­te er ein … mei­nen Lunch ließ er auf sei­ne Rech­nung set­zen. Du kannst dir vor­stel­len, wie ich mich füh­le. Ich bin so glück­lich, dass ich am liebs­ten ster­ben möch­te. Ich glau­be, dass ich das glück­lichste Mäd­chen der Welt bin. Und ich habe nichts geleis­tet, wodurch ich die­se Ehre ver­dient hätte …“ 

Hitler und die Frauen

Unge­ach­tet sei­nes sorg­fäl­tig gepfleg­ten Images als Mann ohne Pri­vat­le­ben, der in völ­li­ger Aske­se nur für Volk und Vater­land lebt, hat­te Hit­ler ein sehr gro­ßes Inter­esse an Frau­en (und sie an ihm). 

Vor allem an sol­chen, die leicht zu beherr­schen und deut­lich jün­ger als er waren.

Gegen­über Frau­en konn­te der Mas­sen­mör­der von einer aus­ge­such­ten Höf­lich­keit sein“, schreibt Klaus Wieg­refe in sei­nem Arti­kel Die Braut des Bösen.

” … Hit­ler schwor die Frau­en auf sich sel­ber ein, indem er die Begrif­fe Hin­ga­be, ewi­ge Bin­dung und Kin­der, die ihm gehör­ten, mit sei­ner eige­nen Per­son ver­knüpf­te. Er sti­li­sier­te sich damit zum Ehe­mann aller deut­schen Frau­en und Vater aller deut­schen Kin­der …“

Aus: Hei­ke B. Gör­tema­ker: Eva Braun — Leben mit Hit­ler*

Nach­dem das Ken­nen­ler­nen geschafft ist, wächst Unitys Begeis­te­rung für den “Füh­rer” noch mehr. 

Bereits weni­ge Wochen nach dem Ken­nen­ler­nen, am 10. April 1935, sieht man sie an Hit­lers Sei­te beim gesell­schaft­li­chen NS-Groß­ereig­nis des Jah­res, der Hoch­zeit Her­mann Görings mit der Schau­spie­le­rin Emmy Son­ne­mann.

Unitys Schwes­ter Dia­na erin­nert sich später:

„…Hit­ler war zu die­ser Zeit 45 Jah­re alt, ca. 1m 75 groß, weder dick noch dünn. Er hat­te dun­kel­blaue Augen, eine hel­le Haut und fei­ne, brau­ne – stets gut gebürs­tete – Haa­re … Er bot einen der­art sau­be­ren und ordent­li­chen Anblick, dass fast jeder neben ihm unge­pflegt wirk­te …

(In der Oste­ria:) Neben sei­nem Adju­tan­ten, meist Brück­ner oder Schaub, waren oft ein paar alte Freun­de, meist Män­ner, aber auch eini­ge Frau­en anwe­send … häu­fig Hoff­mann, der Foto­graf, und Herr Wer­lin von Mer­ce­des-Benz.
Es ging uns auf die Ner­ven, wenn sich die Kon­ver­sa­tion Autos zuwand­te. Der Füh­rer war höchst inter­es­siert an Moto­ren und besaß augen­schein­lich pro­funde Kennt­nisse, wir aber lang­weil­ten uns.


Wie vie­le Poli­ti­ker lieb­te er es über Poli­tik zu reden …
Sein Essen war karg. Als Vege­ta­rier aß er Eier und Mayon­naise, Gemü­se und Nudeln und trank Fach­in­ger-Was­ser. In der Oste­ria wuss­ten sie genau, was er woll­te. Zu Frau­en war er außer­ge­wöhn­lich höf­lich. Er ver­beugte sich und küss­te die Hand, wie das in Deutsch­land und Frank­reich üblich ist …” 

Unity Mitford und Eva Braun

Die vie­len gemein­sa­men Auf­trit­te öff­nen der 21jährigen Unity in kur­zer Zeit nicht nur sämt­li­che gesell­schaft­li­che Türen in der neu­en High-Socie­ty des Drit­ten Rei­ches, son­dern füh­ren auch zu Gerüch­ten über Hit­lers neus­ter „First Lady“.

Man tuschelt über sie hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand.
Dass es da eigent­lich schon eine ande­re gibt, wird Unity eben­falls sehr schnell zugetragen. 

Sie kann es kaum fas­sen, als man ihr von Hit­lers lang­jäh­ri­gen Bezie­hung zu einem Mäd­chen aus Mün­chen namens Eva Braun berich­tet, die im Foto­ge­schäft von Hit­lers Lieb­lings­fo­to­gra­fen Hein­rich Hoff­mann arbei­ten soll. 

Adolf Hitler und Eva Braun Die Welt der Unity Mitford Generationengespräch
Adolf Hit­ler und Eva Braun auf dem Berg­hof“ by Bun­des­ar­chiv, B 145 Bild-F051673-0059 / CC-BY-SA 3.0

Mit dem Selbst­be­wusst­sein der bri­ti­schen Upper­class beschließt Unity, den Stier bei den Hör­nern zu packen und sich die­ses Fräu­lein Braun genau­er anzusehen. 

Als sie in Hoff­manns Foto­ge­schäft ihrer mut­maß­li­chen Neben­buh­le­rin Eva Braun gegen­über­steht, um dort angeb­lich einen Film zum Ent­wi­ckeln abzu­ge­ben, ist Unity zunächst beru­higt. Die­ses schüch­tern wir­ken­de, ein­fach geklei­de­te Fräu­lein soll die Gelieb­te des „Füh­rers“ sein?

No way!
Aber dann – so will es zumin­dest die Anek­do­te – fällt Unitys Blick beim Ver­las­sen des Ladens auf Eva Brauns Schu­he: Ein luxu­riö­ses und sünd­haft teu­res Paar von Fer­ra­ga­mo aus Flo­renz, das es in Deutsch­land nicht zu kau­fen gibt.

Ab die­sem Moment soll Unity Mit­ford klar gewe­sen sein, dass sie nicht außer Kon­kur­renz läuft.

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, 2015 (Über­ar­bei­tet 2024) 

Lesen Sie im zwei­ten Teil: Nach­dem Unity Val­ky­rie Mit­ford end­lich den “Füh­rer” ken­nen­ge­lernt hat, beglei­tet sie ihn so oft, dass ihr Name von “Mit­ford” zu “Mit­fahrt” ver­ball­hornt wird. Offi­zi­ell geht es ihr nur um “die Sache”, doch es gibt viel, was auf Lie­be hin­weist. Aber wie hat sie Hit­ler beein­flusst? War es ein Flirt mit Fol­gen auch für den “Füh­rer”?
Unity Mit­ford: Hit­lers It-Girl

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Ber­lin 1934: Wie in allen Büchern der Gere­on-Rath-Rei­he geht es nicht nur um Kri­mi, son­dern auch um das Leben der Men­schen und ihre Zeit. Im 6. Fall beschreibt Vol­ker Kut­scher atmo­sphä­risch dicht das Lebens­ge­fühl der Deut­schen im Früh­jahr 1934, ein Jahr nach der Macht­er­grei­fung. Ein Kri­mi-Histo­ry-Sah­ne­schnitt­chen der Extra­klas­se — sehr lesens­wert!

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Wei­ter­füh­ren­de Beiträge:

Flap­per nann­te man die jun­gen selbst­be­wuss­ten Frau­en, die nach dem 1. Welt­krieg kur­ze Haa­re und kur­ze Klei­der tru­gen, auf gutes Beneh­men pfif­fen, in der Öffent­lich­keit rauch­ten, Hoch­pro­zen­ti­ges tran­ken und lei­den­schaft­lich die neu­en und scho­ckie­ren­den Tän­ze wie Charles­ton und Fox­trott oder den skan­da­lö­sen Shim­my tanz­ten. Die span­nen­de Geschich­te der Mode zwi­schen 1900 bis 1930:
Hum­pel­rock und Vater­mör­der: Die Geschich­te der Mode von 1900 bis 1930

Einer der schil­lernds­ten Frau­en im Natio­nal­so­zia­lis­mus war Mag­da Goeb­bels, die Frau des Pro­pa­gan­da­mi­nis­ters Joseph Goeb­bels.
Wer war die­se Frau, die bei einem jüdi­schen Stief­va­ter auf­ge­wach­sen ist, sich nie für Poli­tik inter­es­siert hat und am Ende ihre eige­nen Kin­der dem „Füh­rer“ opfer­te? Eine Fana­ti­ke­rin – oder eine Lebens­mü­de?
Mag­da Goeb­bels (1): “Eine schö­ne, schö­ne Frau”

Hit­lers Mut­ter Kla­ra: Für die dama­li­ge Zeit hat­te Adolf Hit­ler eine ganz „nor­ma­le“ Kind­heit. Dis­zi­plin, Gehor­sam und Füg­sam­keit waren jahr­hun­der­te­lang nicht nur ers­te Untertanen‑, son­dern auch obers­te Kin­der­pflicht. Und so wächst Adolf Hit­ler auf wie vie­le ande­re auch: Als Sohn eines ‘erzie­hen­den’ — prü­geln­den — Vaters und einer Mut­ter, die zwar lie­be­voll, aber auch schwach ist.
Hit­lers Mut­ter Klara

Hit­ler und die Bri­ten: In den 1930er Jah­ren wirbt der „Füh­rer“ für ein deutsch-bri­­­ti­­­sches Bünd­nis und ganz abge­neigt ist man zumin­dest in Tei­len der bri­ti­schen Upper­class nicht. Über blau­blü­ti­ge Hit­­­ler-Fans in Groß­bri­tan­ni­en, die bri­ti­sche Appease­­­ment-Poli­­­tik und wes­halb Beschwich­ti­gung meis­tens nicht die bes­te Ant­wort auf Erpres­sung ist.
Appease­ment: Hit­ler und die Briten

Schwar­ze Päd­ago­gik: Schlä­ge und Schwei­gen, Ver­drän­gen und Neu Insze­nie­ren, sind die Mus­ter, die Kin­der­see­len bre­chen und das Kon­zept der ‘Erzie­hung mit har­ter Hand’ von einer Gene­ra­ti­on auf die nächs­te über­trägt. Über Hit­lers Mit­läu­fer und Mör­der und schwar­ze Päd­ago­gik, die aus Opfern Täter macht.
Die Erlaub­nis zu hassen

All­tag im “Drit­ten Reich”: Wäh­rend die Deut­schen im „Drit­ten Reich“ finan­zi­ell gera­de so über die Run­den kom­men, viel Geld für die ver­schie­de­nen NS-Orga­ni­sa­tio­nen spen­den (müs­sen) und müh­sam auf klei­ne Annehm­lich­kei­ten wie ein eige­nes Rund­funk­ge­rät spa­ren, gibt es einen Mann, der im NS-Staat immer rei­cher wird. Es ist der „Füh­rer“ selbst – Adolf Hit­ler.
Hit­lers Mil­lio­nen: Wie sich der „Füh­rer“ an Deutsch­land bereicherte

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Spie­gel Online Eines­Ta­ges: Die Frau an Hit­lers Sei­te. Braut des Bösen
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Spie­gel Online Eines­Ta­ges: Die ver­rück­ten Mit­ford-Schwes­tern “Heil Hit­ler! Love, Bobo“
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Spie­gel Geschich­te: “Unity Mit­ford — mehr als nur Hit­lers Grou­pie”
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Bild­nach­wei­se:

Bri­tish poli­ti­ci­an Sir Oswald Ernald Mos­ley, 6th Baro­net (1896–1980) and Lady Cyn­thia, née Cyn­thia Blan­che Cur­zon (1898–1933), on their wed­ding day. By Geor­ge Grant­ham Bain Coll­ec­tion (Libra­ry of Con­gress), public domain
Bun­des­ar­chiv Bild 102–10460, Adolf Hit­ler, Red­ner­po­sen“ von Bun­des­ar­chiv, Bild 102–10460 / Hoff­mann, Hein­rich / CC-BY-SA. Lizen­ziert unter CC BY-SA 3.0 de
Bun­des­ar­chiv, Bild 183-S33882, Hit­ler, Adolf: Reichs­kanz­ler, Deutsch­land, 20 April 1937
Adolf Hit­ler und Eva Braun auf dem Berg­hof“ by Bun­des­ar­chiv, B 145 Bild-F051673-0059 / CC-BY-SA 3.0

Generationengespräch Blog Geschichte und Psychologie
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Wir schrei­ben Geschichte(n): Ich brin­ge Ihre Lebens‑, Fami­li­en- und Unter­neh­mens­ge­schich­ten ins Buch: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien und unter­stüt­ze Sie als Ghost­wri­te­rin beim Schrei­ben Ihrer Tex­te. Besu­chen Sie auch mei­nen zwei­ten Blog Geschen­ke made for Mama mit vie­len span­nen­den Bei­trä­gen zum The­ma “Bes­ser leben” und “Gesund älter­wer­den”.

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2 Kommentare zu „Die Welt der Unity Mitford: Vom It-Girl zur Walküre“

  1. Lie­be Frau Gebert, 

    ich habe Ihren Arti­kel im Seni­or­book gefun­den und fin­de ihn groß­ar­tig. Toll geschrie­ben, dicht, atmo­sphä­risch, infor­ma­tiv sowie­so — ich bin wirk­lich begeistert. 

    Ich den­ke dass man dies unter Mit­be­wer­bern auch ruhig mal schrei­ben darf. 🙂 

    Kühl­fä­cheln­de Grü­ße aus dem Back­ofen und dann ein erhol­sa­mes Wochenende
    Petra Schaberger

    1. Lie­be Frau Schar­ber­ger, … darf man! 😉 Lie­ben Dank und herz­li­che Grü­ße aus dem mitt­ler­wei­le etwas abge­kühl­ten Lüt­jen­see bei Hamburg.

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