Die 1970er und 1980er Jahre müssen ein sehr sonniges Zeitalter gewesen sein. Diesen Eindruck bekommt man zumindest beim Betrachten unserer Fotoalben von früher.
Woher der Gelbstich von alten Fotos kommt — und was man dagegen tun kann.
In unseren Fotoalben wird die digitale Generation von heute außer unseren komischen Frisuren und seltsamen Klamotten von damals auch unsere „gelbe Phase“ in der Fotografie bestaunen.
Zur Haartracht und Mode jener Jahre müssen wir wohl oder übel stehen (es kommt ja bekanntlich alles wieder!), aber zu doof zum Fotografieren waren wir nicht.
Auch die (analoge) Fotoausrüstungen und das Filmmaterial von Agfa, Kodak& Co.waren völlig in Ordnung.
Der Gelbstich auf alten Farbfotos hat ganz andere Ursachen, die viel mit “Zeit ist Geld” und “Sparen am falschen Ende” zu tun haben.
Die gelben Siebziger und Achtziger Jahre
Wer schon einmal selbst einen analogen Film entwickelt hat, weiß wie komplex und auch störanfällig der Weg vom unentwickelten Foto über’s Fotonegativ bis zum fertigen Papierabzug ist.
Das Prinzip der Fotografie beruht zunächst nur auf einer einzigen chemischen Reaktion: Licht reduziert Silber-Ionen (Ag+) zu metallischen Silberatomen.
- Diese winzig kleinen, sogenannten „Silberkeime“ der Fotoemulsionsschicht bilden nach der Belichtung (= Betätigung des Auslösers) das „latente Bild“, das während des Entwicklungsprozesses vergrößert und verstärkt werden muss, um überhaupt sichtbar zu sein.
- Beim eigentlichen Entwicklungsvorgang – der Schritt vom Film aus der Kamera zum Filmnegativ – werden die an den belichteten Stellen vorhandenen Silberkeime mit einem chemischen Prozess vergrößert und in schwarz wirkende „Flecken“ aus metallischem Silber umgewandelt.
Unsere Fotografie ist jetzt zwar sichtbar aber noch lange nicht stabil.
Für die (Licht-)Stabilität muss im Anschluss ausgiebig gewässert und gebadet werden: Zunächst sorgt ein Unterbrechungsbad für den Stopp der chemische Reaktion, ein Fixierbad macht den Film lichtstabil und ausgiebiges Wässern entfernt schließlich alle Chemikalien.
Nach dieser Prozedur ist immerhin das Filmnegativ fertig.
Mit dem Negativ wird wiederum lichtempfindliches Papier belichtet, und in einem ähnlich komplexen Prozess wie bei der Herstellung des Filmnegativs entsteht schließlich der Papierabzug, den wir zeigen und ins Album kleben können.
- Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, zeigt diese kurze Übersicht, wie aufwändig der Weg unserer Bilder aus der Kamera in unsere Alben war.
Alle Arbeitsschritte mussten wohltemperiert sein, alle Bäder und Wässerungen wurden fortlaufend und mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegt, damit sich Chemikalien gut und gleichmäßig verteilen, bzw. wieder entfernen ließen.
Letztendlich braucht jeder Schritt dieser Prozedur seine Zeit.
Und Zeit ist bekanntlich Geld, was uns zum Gelbstich auf den Fotos der siebziger und achtziger Jahre zurückführt.
Abenteuer Fotografie
Lange vor Einführung von digitalen Kameras war Fotografieren noch ein echtes Abenteuer, denn unsere Motive verschwanden in unserem Fotoapparat wie in einer „black box“.
Wenn alle Bilder eines Films endlich abfotografiert waren, wussten wir immer noch nicht, wie unsere Fotos denn nun „geworden“ sind.
Waren Belichtung und Schärfe diesmal ok? Lag der Finger wieder halb vor der Linse? Sind wenigstens dieses Jahr die Urlaubsfotos in Ordnung?
Wir nahmen unsere belichteten Filmröllchen aus der Kamera und brachten sie zum Entwickeln.
Meist verging eine Woche und mehr, bis man dann endlich seine Fotoabzüge abholen konnte.
Es waren spannungsgeladene Momente, wenn man die Papiertasche mit den Fotos drin endlich in den Händen hielt, sie mit zittrigen Fingern und pochendem Herzen aufreißen und die Abzüge das erste Mal ansehen konnte.
Hatte man besondere Anlässe, Hochzeiten, Feste oder Menschen fotografiert – also unwiederbringliche Gelegenheiten verpasst oder genutzt – war die Erleichterung groß, wenn die Fotos gelungen waren.
- Die Frustration war aber umso größer, wenn die Bilder misslungen, unscharf, schlecht belichtet waren oder auf der Hälfte der Fotos wieder ein deutlicher Finger vor der Linse zu sehen war.
Nicht selten endeten viel Mühe und Warterei in der Tonne. Photoshop war, wie gesagt, noch nicht erfunden.
Stundenlabore
Die Jahre zwischen 1970 bis 1985 waren in der Fotografie außerordentlich spannende Jahre mit schnell aufeinanderfolgenden technischen Entwicklungen, die das Fotografieren deutlich vereinfachten und damit einem breiten Publikum möglich machten.
„Die Japaner“ drängten auf den Markt, und mit ihnen kamen Errungenschaften wie die automatische Belichtungsmessung, der elektronische Verschluss und schließlich die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit Autofokus von Minolta im Jahr 1985.
Immer mehr Menschen „knipsten“ immer mehr Fotos, und der rasante Fortschritt bei den Kameras setzte sich bis in die Fotolabore fort.
Um den größerwerdenden Bedarf zu decken, wurde die Herstellung von Fotonegativen und Papierabzügen mehr und mehr automatisiert; es entstanden neben dem klassischen Fachhandel große Zentrallabore, die für etliche Annahmestellen (beispielsweise in Drogerien) die Fotoarbeiten übernahmen.
- Zu dieser Zeit kamen die sogenannten „Stundenlabore“ auf.
Man war sich der Ungeduld der zahlreicher werdenden Hobbyfotografen bewusst und machte immer kürzere Zeiten zwischen Abgabe des Films und abholbereiten Papierabzügen zum Verkaufsargument.
Das Konzept ging auf, denn wer will schon tagelang warten, bis er endlich seine Fotos ansehen kann?
- Um Kunden tatsächlich und wie versprochen nicht länger als eine Stunde warten zu lassen, wurden vor allem die Zeiten beim Fixieren, Baden und Wässern der Papierabzüge verkürzt.
Was uns bei den „Stundenlaboren“ als Kunden erfreute, entpuppt sich heute als Bumerang – um genau zu sein: als gelber Bumerang.
Denn die Abzüge, die wir erfreulicherweise kurze Zeit nach Abgabe unserer Filmrollen abholen konnten, waren dummerweise oft die „Unvollendeten“; kurz: die chemischen Prozesse bei der Entwicklung waren abgebrochen und nicht abgeschlossen.
Unsere unfertigen Papierabzüge entwickelten sich im Fotoalbum munter weiter – sie vergilbten.
Gelbstich bei alten Fotos: Love it, leave it or change it
Wenn man von den „Gelben Achtzigern“ betroffen ist und sie im Album kleben hat, gibt es drei Möglichkeiten, damit umzugehen.
- Man kann sie „verlassen“, das heißt, sie nicht mehr ansehen, verstecken oder die radikalste Alternative: entfernen.
Die Phase der Stundenlabore dauerte allerdings einige Jahre — wer sich für diese Methode entscheidet, verzichtet möglicherweise auf eine ganze Generation an Bildern und damit auf die fotografische Erinnerung an einen Lebensabschnitt …
- Was uns zur zweiten Möglichkeit bringt, dem „Lieben“:
Ähnlich, wie wir heute einwandfreie Fotografien nachträglich „auf Alt“ trimmen, Farbe in Sepia umwandeln, Filmkorn simulieren und künstliche Kratzer und Flecken einfügen – weil ein bisschen Patina auch auf modernen Fotos schön und interessant aussehen kann – könnte man auch die Gelbstichigen einfach als Ausdruck ihrer Zeit mögen.
Wer weiß: Vielleicht gibt es in den Fotobearbeitungsprogrammen irgendwann einmal die Möglichkeit, Fotos nachträglich nicht nur in „Schwarzweiß“ und „Sepia“ umzuwandeln, sondern auch in „Achtziger-Jahre-Gilb“.
- Wer nicht warten möchte, ob „Gilb“ tatsächlich mal zum Trend wird, hat als dritte Möglichkeit noch die „Veränderung“.
Zunächst lohnt sich – sofern noch vorhanden – ein genauerer Blick auf die Fotonegative. Mit etwas Glück sind die nämlich in Ordnung und können neue, unvergilbte Abzüge liefern.
Allerdings wurde in einigen Labors auch Zeit bei der Entwicklung der Filmnegative gespart, so dass die vorherrschende Farbe Gelb oder ein anderer Farbstich schon in ihnen begründet ist, und sich neue Papierabzüge nicht lohnen.
Dann hilft nur noch Einscannen oder digital abfotografieren und anschließend die Funktion „Farbstich entfernen“ in Photoshop, Gimp oder einem anderen Fotobearbeitungsprogramm.
Was bleibt?
Die Erkenntnis, dass in den Achtzigern nicht nur die Frisuren komisch waren.
Und dass früher wohl doch nicht alles besser war …
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Weiterführende Beiträge zum Thema Familiengeschichte und Familienfotos:
Biografie Schreiben: Es reicht nicht mehr aus, die geerbten Fotoalben und Stammbücher zu hegen und zu pflegen, denn ihr Inhalt wird für nachfolgende Generationen sinnlos, wenn das Wissen dazu verloren gegangen ist.
11 Tipps, die Sie beim biografischen Schreiben beachten sollten
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Omas geheimes Plätzchenrezept
Familiengeschichte II: In alten Fotografien kann ziemlich viel „Krimi“ stecken. Wenn man genau hinsieht, offenbaren sie manchmal völlig neue Aspekte in der Familiengeschichte. Oder neue Geheimnisse.
Puppchen, Du bist mein Augenstern. Oder: Das Geheimnis in alten Fotografien
Fotos bearbeiten: Auch wenn ein Foto auf dem Bildschirm gut aussieht, sollte man es mit drei einfachen Handgriffen digital nachbearbeiten. Es lohnt sich, denn auch aus einem guten Bild lässt sich noch einiges herausholen.
Bitte nachschärfen!
Romeo und die Dings, äh, na, also …. Falls Ihre Antwort so oder so ähnlich lautet, wird es Zeit, sich mit etwas sehr Wichtigem zu befassen: Der Poesie.
Das schönste Liebesgedicht der Welt ist…?
Bildnachweise:
Agentur für Bildbiographien