Adolf Hitler, die deutsche Wirtschaft und der Zweite Weltkrieg
Zweiter Weltkrieg: Wirtschaft am Abgrund
1938 scheint das „Dritte Reich“ wirtschaftlich zu glänzen – neue Autobahnen, Vollbeschäftigung, nationaler Stolz. Doch hinter der Fassade ist Deutschland fast pleite. Das angebliche Wirtschaftswunder seit 1933 wurde mit MeFo-Wechseln, Schulden und Tricks finanziert.
Nun folgt Teil zwei von Hitlers Plan: Krieg, Raub – und „Vernichtung durch Arbeit“.

Zweiter Weltkrieg: Der Weg in den Abgrund
1938. Die Deutschen feiern neue Autobahnen, glänzende Wirtschaftsdaten und die Rückkehr des „Nationalstolzes“. Die Arbeitslosigkeit ist fast verschwunden, die Fabriken laufen auf Hochtouren, und der „Führer“ scheint das Wunder vollbracht zu haben: Deutschland ist wieder wer.
Hitlers Autobahnen, MeFo-Wechsel, Lügen und Täuschungen – ohne die Hitlers Weg in den Krieg nie funktioniert hätte: Autobahn und Mefo-Wechsel
Doch hinter den Kulissen ist das „Dritte Reich“ wirtschaftlich am Ende. Die glänzende Fassade basiert auf Tricks, Lügen – und auf Pump.
Hitlers Wirtschaftswunder war nie nachhaltig. Es war der erste Akt eines Plans, der von Anfang an auf Krieg, Plünderung und Auslöschung zielte.
Der Zweite Weltkrieg beginnt nicht 1939. Er beginnt mit den MeFo-Wechseln ab 1933 – und mit einer ökonomischen Ideologie, die auf Expansion, Raub und Vernichtung beruhte.
Scheinbarer Aufschwung: Die deutsche Wirtschaft nach der „Machtergreifung”
Autobahnen, Fackelmärsche, fröhliche Gesichter. Aus der Perspektive vieler Zeitgenossen scheint das nationalsozialistische Deutschland ein Wunder vollbracht zu haben: Arbeit für alle, neue Zuversicht und eine blühende Wirtschaft.
Doch der Schein trügt.
Deutschland war 1933 ein ausgezehrtes Land – hochverschuldet, politisch zerrissen, wirtschaftlich am Boden. Die Industrieproduktion war auf das Niveau der 1890er Jahre zurückgefallen, die Arbeitslosigkeit auf Rekordhöhe. Und dennoch: Fünf Jahre später präsentiert sich die „Volksgemeinschaft“ stolz und zuversichtlich.
Hatte der „Führer“ tatsächlich ein Wunder vollbracht?
Die Deutschen lieben ihren „Führer” …
dazu braucht es ab Mitte der 1930er Jahre nicht mal mehr Propaganda und Stürmerhetze.
Der Journalist und Historiker Tillmann Bendikowski über das normale Leben der Volksgenossinnen und Volksgenossen, ihr Alltag zwischen Propaganda, Volksgemeinschaft und Führerkult.
Der Trick mit dem MeFo-Wechsel: Wie Hitler seine Wirtschaft finanzierte
Die Antwort auf das vermeintliche Wunder heißt: MeFo-Wechsel.
Der Kopf hinter dieser ökonomischen Illusion ist Hjalmar Schacht, ein brillanter Finanztechniker, der Hitler nach der „Machtergreifung” als Reichsbankpräsident und später als Wirtschaftsminister diente.

Hitlers Reichsbankchef, Reichswirtschaftsminister und Erfinder der Mefo-Wechsel Hjalmar Schacht, 1931.
Bundesarchiv, Bild 102–12733 / CC-BY-SA 3.0, CCBY-SA 3.0 de
Schacht gründete eine Tarnfirma mit harmlos klingendem Namen: Metallurgische Forschungsgesellschaft, kurz MeFo. Sie gab Wechsel aus – eine Art Schuldschein, den es offiziell gar nicht gab.
Diese Wechsel wurden von der Reichsbank gedeckt, aber nicht in der Haushaltsbilanz ausgewiesen. Das Nazi-Regime konnte also enorme Summen in die Rüstungsindustrie pumpen, ohne dass es jemand merkte.
Der einzige Sinn und Zweck der MeFo-Wechsel ist, Schulden zu machen. Es ist eine Scheinwährung, die in der offiziellen Bilanz nicht auftaucht.
Schachts Finanzzauberei funktioniert: Konzerne wie Krupp, IG Farben oder Thyssen bekommen Rüstungsaufträge vom Staat, die Arbeitslosigkeit sinkt rapide und die Bevölkerung jubelt.
Dass die Nazis ihr eigenes Geld erfunden haben und ihre Wirtschaft auf tönernen Füßen steht, ahnt fast niemand.
Der Preis des Scheinwunders: Nervöse Bankiers und schwindende Devisen
Es scheint, als habe Hjalmar Schacht mit seinen MeFo-Wechseln das Perpetuum mobile erfunden, mit dem sich Deutschlands Wirtschaft endgültig aus dem Würgegriff der Weltwirtschaftskrise befreien kann.
Nur Schacht wusste: Das System ist nicht nachhaltig.
Die MeFo-Wechsel müssen irgendwann eingelöst werden – doch dafür ist kein echtes Geld da. Gleichzeitig verschlingt die Rüstungsindustrie Rohstoffe wie Kautschuk, Öl und Eisenerz, die mit harten Devisen bezahlt werden müssen.
Die ohnehin knappen Devisenreserven des „Dritten Reichs” schmelzen dahin, die Handelsbilanz gerät ins Rutschen: Deutschland führt deutlich mehr Waren ein als aus, was die ohnehin schon angeschlagene Ökonomie noch mehr in Schieflage bringt. Die Illusion droht zu platzen.
Zweiter Vierjahresplan: Göring übernimmt das Kommando
Als Reaktion auf die wirtschaftliche Schieflage wird Ende 1936 der sogenannte Zweite Vierjahresplan ausgerufen – diesmal unter der Leitung von Hermann Göring, Hitlers wirtschaftlichem Allzweckbeauftragten.
Sein Ziel: Deutschland kriegstüchtig machen — vor allem autark, also von Importen unabhängig.
Was die Propaganda als „Programm zur Ernährungssicherung“ verkauft, ist in Wahrheit der wirtschaftliche Umbau in eine Kriegswirtschaft.
Man beginnt, aus Kohle synthetischen Treibstoff herzustellen, um weniger Öl importieren zu müssen. Die Buna-Werke in Schkopau liefern ab 1937 synthetischen Kautschuk, in Salzgitter werden die Hermann-Göring-Werke gegründet, um aus den dortigen – geringwertigen – Eisenerzvorkommen Stahl zu produzieren.
Der selbstgemachte Stahl aus Salzgitter ist dreimal so teuer wie der Importstahl aus Rumänien oder der UDSSR – und auch noch deutlich schlechter. Synthetischer Treibstoff aus Kohle, Kautschuk aus Buna, Stahl aus minderwertigem Erz: teuer, ineffizient – aber deutsch.
Die deutsche Wirtschaft und der Zweite Weltkrieg
Die Quandts, die Flicks, die von Fincks, die Porsche-Piëchs, die Oetkers: Keine der deutschen Unternehmerdynastien konnte sich dem Sog des NS-Regimes entziehen.
Ein spannender Einblick über die Verstrickungen bekannter deutscher Unternehmen im “Dritten Reich”.
Machtkampf im Wirtschaftsministerium: Schacht gegen Göring
Schacht hält Görings Plan für ökonomischen Wahnsinn. Es kommt zum offenen Machtkampf, denn Göring greift als Vierjahresplan-Beauftragter immer wieder unverfroren in Schachts Kompetenzen als Reichswirtschaftsminister ein.
Hitler tut das, was er in solchen Situationen immer tut. Nichts.
Er lässt Schacht und Göring streiten und wartet ab.
Im November 1937 wirft Schacht als Reichswirtschaftsminister entnervt das Handtuch und tritt von seinem Posten zurück, bleibt aber Reichsbankpräsident. Sein Nachfolger im Wirtschaftsministerium wird Göring.
1938: Der bankrotte Staat braucht Krieg
Zu Beginn des Jahres 1938 geht es großen Teilen der deutschen Bevölkerung wirtschaftlich so gut wie nie, während das Dritte Reich kurz vor der Staatspleite steht.
Das offizielle staatliche Haushaltsdefizit liegt bei zwei Milliarden Reichsmark, tatsächlich klafft aber eine Lücke von fast zehn Milliarden Reichsmark zwischen Soll und Haben. Die Schuldenaufnahme stößt an ihre Grenzen und die ersten Mefo-Wechsel werden fällig, müssen also bezahlt werden.
Sogar die Kriegsvorbereitungen werden durch die desolate wirtschaftliche Lage gefährdet.
Um das zu verhindern, übernimmt Hitler persönlich das Oberkommando der Wehrmacht und lässt sie am 4. März 1938 in Österreich einmarschieren. Mit dem „Anschluss“ Österreichs fallen dem NS-Regime nicht nur frische Goldreserven in die Hände, sondern auch weitere 192.000 Menschen jüdischer Herkunft.
Jüdisches Vermögen soll die leere Staatskasse wieder füllen.
Jüdisches Eigentum als Finanzierungshilfe für den Zweiten Weltkrieg
Doch was vor allem in Wien dem „Anschluss“ folgt, ist keine gezielte Enteignung – es ist ein Pogrom.
Viele österreichische Hitler-Anhänger verstehen die Zeichen aus Berlin falsch und schlagen in wochenlangen Ausschreitungen erbarmungslos zu: Jüdische Unternehmer werden in unorganisierten Aktionen aus ihren Geschäften geprügelt und von mittelständischen NSDAP-Mitgliedern de facto zwangsenteignet.
Göring tobt angesichts der anarchischen österreichischen Raubzüge: Nicht aus Menschlichkeit, sondern weil der wild gewordene Mob dem Staat die Beute wegschnappt. Schließlich sei der Anschluss, so Göring, „kein Versorgungssystem untüchtiger Parteigenossen“.
Der bankrotte NS-Staat braucht das jüdische Geld selbst. Jüdische Familien und Unternehmer sind für die Nationalsozialisten das „Ass im Ärmel“ zur Finanzierung ihrer Kriegswirtschaft.
Der lange Schatten des Antisemitismus: Wirtschaftspolitik gegen jüdische Deutsche
Bereits 1933 beginnt das NS-Regime mit der systematischen Verdrängung jüdischer Bürgerinnen und Bürger aus dem Berufsleben. Mit Gesetzen wie dem „Berufsbeamtengesetz“ oder dem Verbot jüdischer Anwälte verlieren Zehntausende ihre wirtschaftliche Existenz.
Himmler spricht von einer „schleichenden Entjudung“ – doch sie ist alles andere als schleichend.
Mit den „Nürnberger Gesetzen“ von 1935 zur „Rassentrennung” wird der Druck auf jüdische Unternehmer noch verschärft. Viele sehen sich gezwungen, ihre Betriebe aufzugeben.
Die NS-Führung ist trotzdem unzufrieden: In den ersten Jahren nach 1933 sind die meisten Deutschen weit weniger fanatisch und antisemitisch, als es den Nationalsozialisten lieb ist.
Boykott und Propaganda: Warum der erste Angriff scheiterte
Am 1. April 1933 ruft die NSDAP zum ersten landesweiten Boykott jüdischer Geschäfte auf. SA-Männer kleben Hetzplakate in Schaufenster, überwachen die Eingänge. Doch der Plan geht nicht auf.

SA-Mitglieder kleben an das Schaufenster eines Berliner jüdischen Geschäfts ein Schild mit der Aufschrift “Deutsche, wehrt euch, kauft nicht bei Juden”
Bundesarchiv, Bild 102–14468 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0
Vor allem in den Städten reagieren viele Deutsche mit Ablehnung oder Gleichgültigkeit. Der Boykott wird bereits nach einem Tag abgebrochen. Auch international sorgt er für Empörung: Es hagelt Protestnoten und Boykottaufrufe gegen deutsche Waren.
Auch Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht kritisiert die Maßnahme scharf. Für ihn gefährden solche Aktionen nicht nur den Außenhandel, sondern auch die Stabilität der Reichsmark. Erst nach seinem Rücktritt 1937 nimmt die Verfolgung jüdischer Geschäftsleute wieder Fahrt auf.
„Zinsknechtschaft“ und Verschwörung: Die ökonomische Judenfeindschaft
Die NS-Propaganda macht sich einen uralten Mythos zunutze: den des jüdischen Wucherers.
Unter Parolen wie „Nieder mit der Zinsknechtschaft!“ stilisieren die Nationalsozialisten jüdische Unternehmer und Bankiers zum Feindbild der Nation.

Der ist Schuld am Kriege!
Von Hans Schweitzer aka Mjölnir
In dieser Ideologie gibt es ein „gutes“, nationales Kapital – und ein „böses“, „international-raffendes“, das ausschließlich jüdisch sei.
Die wirtschaftliche Misere nach dem Ersten Weltkrieg, die Inflation, selbst der Börsencrash von 1929 – all das wird jüdischen Kapitalinteressen zugeschrieben.
Diese Verschwörungserzählung ersetzt komplexe Zusammenhänge durch ein emotional aufgeladenes Feindbild. Und sie bereitet den Boden für das, was bald folgen wird: die staatlich organisierte Enteignung und Vernichtung jüdischer Existenzen.
Ende April 1938 erlässt Göring ein Gesetz, das alle Juden im Reich zwingt, ihre Vermögensverhältnisse beim Finanzamt detailliert offenzulegen. Das geschätzte Gesamtvermögen von etwa 8,5 Milliarden Reichsmark soll das Haushaltsdefizit verringern, sobald man die Beraubten ins Ausland vertrieben hat.
Das kleine ABC des Nationalsozialisten
„ … Unter Brechung der Zinsknechtschaft verstehen wir die Beseitigung der tyrannischen Geldgewalt der Börse in Staat und Wirtschaft, die das schaffende Volk ausbeutet, moralisch verseucht und zum nationalen Denken unfähig macht.“
Aus: Joseph Goebbels, Das kleine Abc des Nationalsozialisten,1925
November 1938: Der Übergang von Ausgrenzung zur Gewalt
Die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 – zynisch als „Reichskristallnacht“ verharmlost – markiert eine Zäsur. Aus gezielter Ausgrenzung wird offener Terror.
SA- und SS-Trupps stürmen jüdische Wohnungen und Geschäfte, schlagen Schaufenster ein, verwüsten Einrichtungen. Synagogen brennen in ganz Deutschland.
Rund 400 Menschen werden ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Tausende jüdische Männer landen in Konzentrationslagern. Die deutschen Behörden sehen nicht nur weg – sie organisieren das Verbrechen.
Die Täter profitieren – die Opfer zahlen
Besonders perfide: Für die Schäden des Pogroms werden nicht etwa die Täter verantwortlich gemacht, sondern die Opfer.
Der 9. November 1938 und seine Hintergründe: 9. November 1938: “Kristallnacht”
Die jüdische Gemeinde muss eine „Sühneleistung“ von einer Milliarde Reichsmark an den Staat zahlen. Ihre Versicherungsansprüche werden einbehalten – das Geld fließt direkt in die Kriegskasse des NS-Regimes.
Bei der deutschen Mehrheitsbevölkerung bleibt der große Protest aus. Viele schauen weg. Einige machen mit. Andere profitieren – sie übernehmen jüdische Geschäfte, Möbel, Wohnungen.
Kriegsvorbereitung durch Enteignung
Eigentum wird systematisch beschlagnahmt, um den drohenden Bankrott des NS-Staates zu verhindern.
Was wie ein Pogrom erscheint, ist auch Finanzpolitik. Der Zweite Weltkrieg steht vor der Tür, und die wirtschaftliche Grundlage für seinen Beginn wird mit Gewalt geschaffen.
Die NS-Kriegswirtschaft: Sparen, Plündern, Rauben und Aushungern
Im Januar 1939 wagt Noch-Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht einen erneuten Vorstoß und wendet sich mit einem Brandbrief an Hitler, in dem er ihn eindringlich vor den wirtschaftlichen Folgen des nationalsozialistischen Rüstungs-Wahnsinns warnt:
Hjalmar Schacht wird nervös
„ … Für Hjalmar Schacht ist im Januar 1939 die Schmerzgrenze überschritten: In einem persönlichen Brief an Adolf Hitler warnt er den Diktator, dass das ‚Anschwellen der Ausgaben‘ Staatsfinanzen und Währung ‚zerrütte‘.“
Aus: GEO Epoche, Deutschland unter dem Hakenkreuz, Teil 1: 1933 — 1936. Die ersten 1000 Tage der Diktatur*
Statt einer Antwort entlässt Hitler Schacht aus seinem Amt und ernennt sich selbst zum Chef der Reichsbank.
Nun ist die Bahn frei für die letzten Meter bis zum lange vorbereiten Krieg.
Organisierter Raub als Kriegswirtschaft
Hitlers Wirtschaftsordnung beruht von Anfang an auf Expansion.
Krieg ist für ihn keine Option, sondern sein Lebensinhalt. Und eine wirtschaftliche Notwendigkeit, denn ohne Krieg würde der gesamte deutsche Staatshaushalt über kurz oder lang implodieren.
Aufrüstung und Kriegsvorbereitungen werden zum öffentlichen Spektakel, ohne dass es jemand merkt.
Den Überfall auf Polen am 1. September 1939 muss Hitler trotzdem mit einer Lüge gegenüber dem bestürzten Volk rechtfertigen, indem er behauptet, Polen hätte Deutschland angegriffen.
Die folgenden Blitzsiege des NS-Regimes — Polen (1939), Dänemark, Norwegen, die Benelux-Staaten und Frankreich (1940), Jugoslawien und Griechenland (1941) — versöhnen die Deutschen mit der Tatsache, dass sie wieder eine Nation im Krieg sind.

Athen, Hissen der Hakenkreuzflagge
Recolored.jpg, Athen, Akropolis, Fotograf: Scheerer, Theodor, May 1941, Bundesarchiv Bild 101I-164‑0389-23A,
Im Jahr 1941 ist das „Großdeutsche Reich“ auf dem Höhepunkt seiner Macht.
Mit Kriegsbeginn hat es sich komplett von der Weltwirtschaft entkoppelt und erfindet seine eigene Wirtschaftsordnung noch einmal komplett neu.
Sie besteht aus Raub, Plünderungen und Hunger.
Der einzige Zweck der Kriegswirtschaft ist, den mörderischen Kreislauf aus Krieg und noch mehr Rüstung aufrechtzuerhalten.
Was sich in den besetzten Gebieten abspielt, ist kein klassisches Wirtschaftssystem mehr – es ist organisierter Raub.
Alles, was sich verwerten lässt, wird beschlagnahmt: Rohstoffe, Maschinen, Vieh, Eisenbahnwaggons – bis hin zu Glühbirnen, die man in pingeliger Niedertracht aus beschlagnahmten jüdischen Wohnungen in Paris entfernt und „heim ins Reich“ schickt.
Gleichzeitig zwingt man Millionen Menschen zur Arbeit: Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge schuften in der deutschen Kriegsindustrie – unter unmenschlichen Bedingungen, oft bis zum Tod.
Zweiter Weltkrieg: Wirtschaftskrieg im Osten
Mit dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 beginnt ein neuer, noch brutalerer Abschnitt des Zweiten Weltkriegs. Nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich.
Während die Deutschen durch „eisernes Sparen“ den Geldfluss im Reich am Laufen halten, herrscht hinter der Front das pure Chaos aus Korruption und Raub. Hitlers Planer kommen zum Schluss, dass die Nahrungsmittel der eroberten Gebiete nicht ausreichen werden, um 3 Millionen Soldaten, 600.000 Pferde und die Bevölkerung zu ernähren.
Die Ausplünderung der eroberten Gebiete ist kriegswichtig, denn die Planung sieht vor, dass deutsche Soldaten jeweils aus den Vorräten des besetzten Landes ernährt werden müssen.
Zweiter Weltkrieg: Wirtschaftskrieg im Osten
Was Hitler im Osten plant, ist keine gewöhnliche Eroberung – es ist ein Vernichtungskrieg mit wirtschaftlichem Kalkül.
Bereits im Juli 1941 liegt der erste Entwurf des sogenannten Generalplans Ost vor. Ziel: Die rücksichtslose Ausbeutung der sowjetischen Gebiete. Die NS-Führung kalkuliert eiskalt mit dem Hungertod von bis zu 30 Millionen Menschen – sogenannten „nutzlosen Essern“ in den eroberten sowjetischen Städten.
Holocaust und Rassenwahn, die „Vernichtung durch Arbeit“ und das systematische Verhungernlassen von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern waren keine Auswüchse eines völlig pervertierten Systems, sondern die logische Fortsetzung dessen, was Hitlers Regime 1933 mit seinen MeFo-Wechseln begonnen hatte.
Die Illusion vom Endsieg – und der geplante Hungertod
Trotz aller Propaganda ist der wirtschaftliche Kollaps bereits absehbar. Spätestens ab 1943 weiß die NS-Führung: Der Krieg ist verloren.
Doch das System läuft weiter. Männer wie Albert Speer und Heinrich Himmler halten die Rüstungsproduktion mit Gewalt aufrecht – bis zum bitteren Ende.

Auszeichnung des 16-jährigen Hitlerjungen Willi Hübner mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse im März 1945
Zentralbild, März 1945
Die letzten Opfer der NS-Kriegswirtschaft wären die Deutschen selbst gewesen.
Nachdem 1944 beschlossen wurde, dass sämtliche Rohstoffe in die Rüstungsindustrie gesteckt werden sollten, blieb nichts mehr für die Produktion von Düngemittel übrig.
Hitlers Planer erwarteten deshalb den Zusammenbruch der Nahrungsmittelindustrie und eine große Hungerkatastrophe spätestens ab Sommer 1945.
Das hat der 8. Mai 1945 verhindert.
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Deutschland 1937 — das „Dritte Reich“ ist für viele Deutsche ein Art „Wohlfühldiktatur“ mit Vollbeschäftigung und Volksgemeinschaft. Nur die wachsende Angst vor einem möglichen neuen Krieg trübt die gute Stimmung. Zurecht, denn im November 1937 legt Hitler seine Ziele für die kommenden Jahre endgültig fest …
Deutschland 1937: Der Weg in den Zweiten Weltkrieg
Copyright: Agentur für Bildbiographien, www.bildbiographien.de 2021, überarbeitet 2025
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Der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze über Hitlers Weltbild, das nicht nur vom Rassenwahn geprägt war, sondern auch im hohen Maß ökonomische Überlegungen mit einbezogen hat. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden — koste es, was es wolle. Ein neuer, bislang ziemlich vernachlässigter Aspekt — lesenswert!
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Die Machtergreifung 1933, der Mythos Autobahnbau, Röhm-Putsch - und vieles mehr übersichtlich und sehr informativ beschrieben und mit tollen Bildern gezeigt. Der Werdegang Hitlers und der NSDAP und die ersten 1000 Tage des Nazi-Regimes in spannenden Texten und Fotos — sehr lesenswert!
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GEO Epoche, Deutschland unter dem Hakenkreuz, Teil 1: 1933 — 1936. Die ersten 1000 Tage der Diktatur*, Gruner + Jahr, 2013

Ein lesenswertes Standardwerk zur Ideologie und Planung des Generalplan Ost, das die Rolle von Wissenschaft, SS und NS-Führung bei der Vorbereitung von Eroberung und Genozid präzise analysiert
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Berlin im April 1964, wenige Tage vor dem 75. Geburtstag Adolf Hitlers.
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Wirtschaft im “Dritten Reich”: Wirtschaftlich stand das Dritte Reich nie auf sicheren Beinen. Die Ökonomie im Nationalsozialismus war von Anfang an auf Täuschung und Expansion – Krieg – gebaut. Über Autobahnen, Arbeitsschlachten, MeFo-Wechsel, Lügen und Täuschungen – ohne die Hitlers Weg in den Krieg nie funktioniert hätte.
Autobahn und Mefo-Wechsel: Adolf Hitler, die deutsche Wirtschaft und der Weg in den 2. Weltkrieg
Die “Kristallnacht” im November 1938 war kein plötzlicher Ausbruch des “Volkszorns” als spontane Reaktion auf das Attentat des 17jährigen polnischen Juden Herschel Grynszpan auf den deutschen Diplomaten Ernst Eduard vom Rath.
Sie war eine lang geplante und akribisch vorbereitete Gewaltaktion gegen Juden — zur Finanzierung des längst beschlossenen Weltkrieges.
9. November 1938: „Kristallnacht“
Heim ins Reich: Konrad Henlein, Sudetendeutscher mit tschechischem Großvater, war Turnlehrer und wollte nach eigenem Bekunden auch nie etwas anderes sein. Er wurde zum Aushängeschild nationalsozialistischer Sudetendeutscher, die in den 1930er Jahre kräftig am Weltfrieden zündelten. War Henlein nur Hitlers Marionette und Brandstifter — oder auch Biedermann mit einem eigentlich ernsthaften Anliegen?
Biedermann oder Brandstifter: Konrad Henlein
Nach dem Kriegsende 1945 ist Deutschland zwar ein armes und hungriges Land, ein unterentwickeltes war es nie. Es sind aber nicht nur Fleiß und Ludwig Erhard, die das deutsche “Wirtschaftswunder” ermöglichen, sondern vor allem der kalte Krieg, die Tatsache, dass Deutschlands Kriegsgegner dieses Mal dazugelernt haben, — und nicht zuletzt 12 Millionen Flüchtlinge.
1948: Das Märchen vom Wirtschaftswunder
Joseph Goebbels: Der Reichspropagandaminister verstand es, sich, seine Frau und seine sechs Kinder in Szene zu setzen — und nebenbei als ‘Bock vom Babelsberg’ ein anstrengendes Zweitleben zu führen. Über eine der schillerndsten und merkwürdigsten Paare des ‘Dritten Reichs’ — Joseph und Magda Goebbels.
Magda Goebbels (2): “Der Bock von Babelsberg”
Linkempfehlung:
Der “Generalplan Ost” — lesenswerte Zusammenfassung bei LeMO:
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/voelkermord/generalplan-ost.html
„Blutiger Boden, deutscher Raum. Die Siedlungspläne der SS“ (ORF/3sat, 2024)
Eine aktuelle 52-Minuten-Dokumentation, die die brutalen Pläne der SS für Landnahme und „Durchsetzung deutschen Raumes“ im Osten aufdeckt . Auf YouTube ansehen:
https://youtu.be/nw2xPjAogAM?si=tVXO4x-ySQQW0JPv
Bildnachweise:
Bundesarchiv, Bild 146‑1983–0117–06/ CC-BY-SA 3.0 de Heldengedenktag 21. März 1943
“Deutschland gedenkt seiner gefallenen Söhne. Der Führer beim Staatsakt in Berlin Ganz Deutschland gedachte am Heldengedenktag 1943, am Sonntag, 21.3.1943, seiner auf dem Felde der Ehre gefallenen Helden. Im Berliner Zeughaus fand aus diesem Anlaß eine Staatsakt statt, an dem auch der Führer teilnahm. Blick in das Zeughaus während des Staatsaktes. Neben dem Führer sitzend Reichsmarschall Göring, Generalfeldmarschall Keitel, Großadmiral Dönitz, Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, H. Himmler, Generalfeldmarschall Milch, Generalfeldmarschall Bock und Reichskriegsopferführer Oberlindober. Atlanic-Boesig, 21.3.1943”
Flugzeug Junkers Ju 88, Bau, Fotograf unbekannt, Bundesarchiv, Bild 146‑1976–097–22 / CC-BY-SA 3.0, Original-Bildunterschrift: Der Einflieger erprobt “V I” Die neue Flugzeugtype hat alle Gewaltproben, die ihr der Einflieger zumuten musste,überstanden und sich als volltauglich erwiesen. Die Fabrikation in Großserie kann erfolgen. Flugzeug um Flugzeug verläßt täglich die großen Werke, um dem Feind immer von neuem zu zeigen, daß er mit einem Geringerwerden des deutschen Rüstungspotentials nicht zu rechnen hat.
Boykott der Nationalsozialisten gegen jüdische Geschäfte in Deutschland,
SA — Mitglieder kleben an das Schaufenster eines Berliner jüdischen Geschäfts ein Schilder mit der Aufschrift “Deutsche, wehrt euch, kauft nicht bei Juden” Bundesarchiv, Bild 102–14468 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0
Der ist Schuld am Kriege!.jpg, Autor: Hans Schweitzer aka Mjölnir/ Von Hans Schweitzer aka Mjölnir — https://refresher.sk/45075-Nacisticka-propaganda-bola-plna-symbolov-hrdinstva-a-nadradenosti-cim-sa-stala-ucinnym-nastrojom-vojny?gdpr-accept=1https://www.loc.gov/pictures/item/2003675449/license, CC BY 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=90569597
Bundesarchiv Bild 101I-164‑0389-23A, Athen, Hissen der Hakenkreuzflagge Recolored.jpg, Athen, Akropolis, deutsche Besatzung, Propagandakompanien der Wehrmacht — Heer und Luftwaffe (Bild 101 I)Flagge, Fotograf: Scheerer, Theodor, May 1941
Zentralbild März 1945 II. Weltkrieg 1939–1945 Greise und Kinder sind das letzte Menschenaufgebot, daß die NS-Führung in den Kampf wirft. Der 16-jährige Hitlerjunge Willi Hübner wird nach den schweren Kämpfen um die niederschlesische Stadt Lauban mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. So versuchen die faschistischen Führer Deutschlands Kinden zu “Heldentaten” zu begeistern.
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Dr. Susanne Gebert
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