Von Meminto Stories
Unser Leben und unsere Erinnerungen sind untrennbar miteinander verknüpft.
Warum unsere Erinnerungen so wichtig für unsere Lebensqualität sind, weshalb sie im Lauf der Zeit verblassen — und was wir dagegen tun können.
Es gibt sachliche Erinnerungen, die wir brauchen, um überhaupt einen Beruf ausüben zu können und gesellschaftsfähig zu sein. Ohne sachliches Erinnerungsvermögen wären wir weder lern- noch arbeitsfähig und außerdem kaum in der Lage, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.
Und es gibt die emotionalen Erinnerungen, die einen großen Einfluss auf unsere Psyche haben.
Sie helfen uns, Erlebnisse zu verarbeiten, Fehler zu vermeiden und unsere Stimmung zu verbessern, machen aber auch Einsamkeit erträglicher und Trennungsschmerzen nicht mehr ganz so schlimm.
Was sind eigentlich Erinnerungen?
Alles, was bis genau zu diesem Moment in Ihrem Leben passiert, ist Erinnerung. Vielleicht erinnerst du dich morgen, nächste Woche oder in einem halben Jahr daran, dass du diesen Artikel über Erinnerungen gelesen hast.
Erinnerung ist immer Vergangenheit.
Je länger wir leben, desto mehr füllt sich unser Gedächtnis mit Erinnerungen. Darunter sind Informationen, die wir uns merken wollen oder müssen, zum Beispiel, um unseren Beruf ausüben zu können.
Die Grundzüge der Straßenverkehrsordnung und der aktuelle Bußgeldkatalog sind auch von Bedeutung, wenn Du AutofahrerIn bist, – und natürlich vieles mehr.
In unserem Leben gibt es aber auch viele Ereignisse, die uns unbewusst in Erinnerung bleiben.
Einschneidende und besonders bedeutsame Erfahrungen, egal ob gut oder schlecht, bleiben uns länger im Gedächtnis, während Situationen, denen wir neutral – ohne Emotionen – gegenüberstehen oder an denen wir nur passiv beteiligt waren, schneller in Vergessenheit geraten.
Erinnere mich bloß nicht daran!
Unsere Erinnerungen kann man in drei unterschiedliche Kategorien einteilen: Die bereits erwähnten neutralen Erinnerungen, die schönen Erinnerungen und – last but not least – die schlechten Erinnerungen.
Die würden wir am liebsten aus unserem Gedächtnis streichen und vielleicht bleiben sie gerade deshalb oft so hartnäckig in Erinnerung.
Schlechte Erinnerungen treten häufig in Kombination mit Erlebnissen auf, die uns peinlich waren oder sind. Wir haben vielleicht einen Fehler gemacht oder uns einfach nur dumm angestellt und würden diese Episode in unserem Leben am liebsten vergessen.
Manchmal ein Ding der Unmöglichkeit, beispielsweise dann, wenn uns während unserer Schulzeit Peinliches passiert ist und die alten Geschichten bei jedem Klassentreffen zur Freude unserer ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler wieder aufs Tapet kommen: Der blöde Geschichtslehrer, die vergessenen Hausaufgaben oder die Geschichte, als wir mit unserem besten Kumpel die ersten Erfahrungen in Sachen Alkohol
Gemeinsame Erinnerungen schweißen uns zusammen
und werden deshalb gerne geteilt.
Gemeinsame Erinnerungen schweißen zusammen und werden deshalb gerne geteilt.
Manchmal auch Geschichten, die andere immer wieder gern erzählen, weil sie sich dann auf unsere Kosten lustig machen können. Da bleiben oft nur Augenrollen und die hilflose Bitte: Erinner‘ mich bloß nicht daran!
Persönliche und gemeinsame Erinnerungen
Es gibt natürlich auch die schönen Erinnerungen, an die wir gerne zurückdenken und über die wir gerne sprechen.
Wir können uns beispielsweise sehr gut an unser erstes Auto erinnern, an unsere Hochzeit und an viele andere wichtigen Ereignisse und schönen Momente in unserem Leben.
Bei Treffen mit Familie und Freunden spricht man oft über diese Erlebnisse, denn unsere gemeinsamen Erinnerungen stärken unseren Zusammenhalt.
Wir denken an früher, an die Kindheit, die man gemeinsam verbracht hat, an Reisen und Ausflüge, die wir zusammen unternommen haben, oder sonstige Ereignisse, die das Leben bereichert haben.
Ältere Menschen sprechen oft über ihre Kindheit während des 2. Weltkriegs oder in der Nachkriegszeit, weil die für sie wegen der besonderen Umstände ein besonders prägender Lebensabschnitt war.
Das sind nicht immer nur schöne Erinnerungen, aber weil es nach dieser Zeit mit Wirtschaftswunder und zunehmenden Wohlstand für sie und ihre Familie spürbar aufwärts ging, wird aus den Erinnerungen an Krieg, Hunger und Not im Nachhinein eine Erfolgsstory.
Und dadurch letztendlich doch eine schöne Erinnerung.
Erinnerungen sind Lebensqualität
Erinnerungen sind wertvolle Erfahrungen.
Sie helfen uns, beruflich und privat, in bestimmten Situationen die richtige Entscheidung zu treffen, weil wir vielleicht schon einmal eine ähnliche Situation durchlebt und aus ihr gelernt haben.
Wer ein gutes Erinnerungsvermögen hat, hat aber auch echte Vorteile im Umgang mit anderen Menschen.
Wenn man sich an den Namen eines Bekannten, den man lange nicht gesehen hat, noch erinnert, dann zeugt das von Wertschätzung.
Positiv ist auch, wenn man sich in Gesprächen über zurückliegende Ereignisse mit seinen Erinnerungen einbringen und vielleicht sogar zur Klärung einer offenen Frage aus der Vergangenheit beitragen kann.
Erinnerungen werden im Alter wertvoller und wichtiger
Im Alter werden Erinnerungen immer wichtiger.
Die Leistung des Kurzzeitgedächtnisses nimmt zwar ab, aber dafür wird das Langzeitgedächtnis immer aktiver.
Ältere Menschen erinnern sich vielleicht oft nicht mehr, wo sie ihre Brille hingelegt haben, aber dafür haben sie viele Erlebnisse aus ihrer Kindheit und Jugend bis ins letzte Detail vor Augen.
Es ist ein geschickter Schachzug der Natur, denn mit zunehmendem Alte schränkt sich unsere Bewegungsfreiheit ein und auch unser Bedürfnis nach Aufregung und Abwechslung sinkt.
Es bleibt mehr Zeit zum Nachdenken, zum Erinnern und zum Auskosten schöner Erlebnisse, die man in der Vergangenheit hatte. Nicht umsonst spricht man „von Erinnerungen zehren“ oder unserem Erinnerungsschatz.
Unsere schönen Erinnerungen sind in der Tat ein Schatz, den man pflegen und behüten sollte.
Ohne diese Erinnerungen laufen wir Gefahr, unglücklich und unzufrieden zu werden. Wer viele Jahrzehnte in einer glücklichen Ehe gelebt hat, wird nach dem Verlust des Partners Trost in den Erinnerungen an die schöne gemeinsame Zeit finden.
Warum verblassen Erinnerungen?
Die Natur haushaltet gut und alles, was nie oder nur selten gebraucht wird, wird aus Energiespargründen beiseitegelegt.
Alles, was wir an Gedächtnis- oder Hirnleistung nie oder nur sehr gelegentlich abrufen, wird zwar nicht weggeworfen, aber gut verpackt eine Ebene tiefer abgelegt, auf die wir bzw. unser Erinnerungsvermögen nicht so schnell zugreifen kann.
Damit sind Erinnerungen nicht einfach weg – mit unserem Gedächtnis ist’s wie mit dem Fahrradfahren, das wir bekanntlich auch nie vollständig verlernen. Aber ein bisschen üben müssen wir schon, damit es wieder gut klappt.
Auch Erinnerungen haben ein Verfallsdatum, wenn wir unser Erinnerungsvermögen nicht oder nur wenig trainieren.
Unsere Erinnerungen bleiben auch nicht immer gleich. Bei jedem Erzählen oder Nachdenken verändern wir sie, außerdem werden sie von unseren Gefühlen beeinflusst und unterschiedlich gewichtet.
Erinnerungen haben ein Verfallsdatum,
wenn wir unser Erinnerungsvermögen nicht oder nur wenig trainieren
Interessant ist auch das Phänomen, dass wir häufig Dinge ganz anders in Erinnerung haben, als sie tatsächlich sind oder waren.
Wenn man nach Jahren an einen Ort kommt, an dem man zuletzt als Kind gespielt hat, dann ist die Mauer gar nicht so hoch, wie man sie in Erinnerung hatte. Der unendlich lange Weg von der Schule nach Hause ist nicht so lang und beschwerlich, wie man ihn aus der Kinderperspektive und mit viel kürzeren Beinen wahrgenommen hat.
Sinne helfen uns zu erinnern
Plötzlich habe ich wieder diesen Duft in der Nase, das schmeckt ja genau wie früher, das fühlt sich an wie damals, das Lied haben sie doch gespielt, als…
Mit Impulsen, die unsere Sinne reizen, werden schlagartig Erinnerungen wach.
Begebenheiten, an die wir lange nicht mehr gedacht haben: Zuckerwatte, Lametta, ein altes Buch, alte Fotos aus dem Schuhkarton, die Kiste vom Dachboden mit den Spielsachen aus Kindertagen – mit einem Mal sind sie wieder präsent, die Kindheitserlebnisse, die wir längst vergessen zu haben glaubten.
Und die uns vermutlich auch nicht einfach so wieder eingefallen wären.
Würde man nicht plötzlich das rote Feuerwehrauto in den Händen halten, von dem man gar nicht wusste, dass es noch existiert. Mit dem Feuerwehrauto kommt dann auch die Erinnerung an Weihnachten und den Gabentisch zurück, auf dem das Auto stand. Man spürt die Spannung als Kind kurz vor der Bescherung, die Freude, wenn endlich das Glöckchen klingelte.
Unsere Erinnerungen sind nicht nur Gedanken, die wir im Kopf haben, sondern vor allem eben auch Sinneseindrücke und Gefühle. Deswegen können genau die den Weg zu unseren Erinnerungen freimachen und aktivieren.
Erinnern für die geistige Fitness: Mit Fragen Erinnerungen wecken
Sich gut erinnern zu können, hat viel mit geistiger Fitness zu tun. Und die kann man trainieren. Zum Beispiel, indem man seine Erlebnisse aufschreibt. Wie man das tut, ist Geschmackssache: Man kann chronologisch schreiben oder einfach unsortiert.
Egal, wie man es tut – es hat viele Vorteile:
- für ältere Menschen, um geistig fit und aktiv zu bleiben und in alten Erinnerungen „zu schwelgen“.
- für die jüngere Generation, weil die Geschichte und Geschichten ihrer Familie erhalten bleiben. Seine Wurzeln zu kennen, verleiht bekanntlich Flügel.
- für die Familie, weil der Zusammenhalt zwischen den Generationen gestärkt wird.
Wenn du deinen Eltern oder Großeltern dabei helfen möchtest, ihr Erinnerungsvermögen zu trainieren, dann kannst du das auf ganz einfache Art und Weise tun.
Gewöhne dir an, Fragen zu Dingen zu stellen, die sie dir irgendwann mal erzählt haben. Hilf ihnen auf die Sprünge, gib ihnen ein Stichwort, aktiviere die grauen Zellen.
Und schreib die Antworten auf oder lass sie, solange es noch geht, selbst aufschreiben.
Mit Meminto Stories Erinnerungen sortieren
Meminto Stories hilft dir oder Menschen aus deinem Umfeld, die alten Geschichten strukturiert aufzuschreiben. Und am Ende sogar ein echtes Buch daraus zu machen.
Wie das geht, erfährst du auf meminto.com/de.
Du kannst aus verschiedenen Themenbereichen wählen, z.B. Kindheitsbuch oder Beziehungsbuch, und dann bekommst du von Meminto Stories ganz gezielt Fragen gestellt. Und jede Woche kannst du erinnert werden, diese auch zu beantworten. Das ist eine ganz einfache Möglichkeit, wertvolle Erinnerungen festzuhalten. Für dich oder deine Nachfahren. Das kannst du zum Beispiel auch mit einem älteren Menschen gemeinsam machen, wenn seine Erinnerungen wichtig für dich sind. Oder auch einfach nur, um seine geistige Fitness zu trainieren. Aber es lohnt sich allemal, kostbare Erinnerungen festzuhalten, bevor sie ein für alle Mal verblassen.
Gastbeitrag von Meminto Stories für Agentur für Bildbiographien, www.bildbiographien.de, 2021 (Überarbeitet 2022)
Weiterführende Beiträge:
Familienbiografie: Gastbeitrag im Blog meminto stories über unser trügerisches Gedächtnis, dem wir nicht immer trauen sollten — und weshalb gemeinsames Erinnern gerade deshalb viel Spaß macht!
Familienbiografie schreiben: Gemeinsam macht es mehr Spaß
Können wir unserem Gedächtnis und unseren Erinnerungen trauen? Nicht immer. Denn unsere Erinnerungen lassen sich von unserer Tagesform beeinflussen und hängen von unserer Stimmung ab. Wie wir uns erinnern und warum unser Gedächtnis manchmal so daneben liegt:
Erinnerung und Gedächtnis: Wie unser Gehirn Erinnerungen fälscht
Biografie schreiben: Es reicht nicht mehr aus, die geerbten Fotoalben und Stammbücher zu hegen und zu pflegen, denn ihr Inhalt wird für nachfolgende Generationen wertlos, wenn das Wissen dazu verloren gegangen ist: 11 Tipps, die Sie beim biografischen Schreiben beachten sollten
11 Tipps, die Sie beim biografischen Schreiben beachten sollten
Tagebuch schreiben: Im „Erinnern – Wiederholen – Durcharbeiten“ liegt die Kraft des Schreibens. Gedanken allein sind oft flüchtig, aber wer sie auf’s Papier bringt, setzt sich noch einmal besonders mit dem auseinander, was ihm im Kopf herumschwirrt und sein Herz bewegt. Wer schreibt, kann sein Leben verändern – und glücklicher werden.
Das Glücks-Tagebuch
Aufschieben: Auch, wenn wir für ein Projekt “brennen” und es uns in den Fingern juckt, gibt es vor dem perfekten Endergebnis ein Problem: Wir müssen liefern. Der Geist ist durchaus willig, trotzdem schieben wir auf. Besonders dann, wenn wir besonders gut sein wollen …
10 Tipps gegen Aufschieberitis
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