Wirtschaftlich stand das Dritte Reich nie auf stabilen Beinen. Die Ökonomie im Nationalsozialismus war von Anfang an auf Täuschung und Expansion – Krieg – gebaut.
Über Hitlers Autobahnen, MeFo-Wechsel, Lügen und Täuschungen – ohne die Hitlers Weg in den Krieg nie funktioniert hätte.
Deutschland im Frühjahr 1933
Nach den Flitterwochen kommt der Kater.
Als sich die Deutschen im Februar 1933 an den neuen Reichskanzler Adolf Hitler “gewöhnen” (oder gewöhnen müssen), hat sich ihre katastrophale wirtschaftliche Situation, Massenverarmung und Arbeitslosigkeit ausgelöst durch die Weltwirtschaftskrise nach 1929, in keiner Weise verbessert.
Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst, auch bei denen, die Hitler gewählt und als eine Art Messias und Heilsbringer bejubelt und herbeigesehnt haben. Auch der neue Reichskanzler scheint nicht in der Lage zu sein, ihr Elend wie versprochen zu beseitigen.
Die erste Zeit des Nazi-Regimes nach der “Machtergreifung” ist, anders als oft dargestellt, eine schwierige Phase für Hitler und seine Helfer.
„… Im Frühjahr 1933 zählte die offizielle Arbeitslosenstatistik rund sechs Millionen Menschen – fast zehn Prozent der Bevölkerung. Hinzu kamen Kurzarbeiter und jene Erwerbslose, die sich schon gar nicht mehr bei den Ämtern meldeten, weil sie jede Hoffnung aufgegeben hatten. Mittel ein Drittel der erwerbsfähigen Deutschen war ohne Arbeit.“
GEO Epoche, Deutschland unter dem Hakenkreuz, Teil 1: 1933 — 1936. Die ersten 1000 Tage der Diktatur*
- Der „Führer“, dessen Macht von Hindenburgs Gnaden und Vizekanzler Papens kurzsichtiger Dummheit noch keinesfalls gesichert ist, nimmt die unheilvolle Stimmung im Land wahr und reagiert. In seiner ersten Radioansprache als Reichskanzler bittet er um vier Jahre Zeit für die „Rettung des deutschen Arbeiters“. Und macht sich ans Werk.
Als Adolf Hitler die Autobahn baute
Um den NS-Wirtschaftsaufschwung massentauglich und propagandawirksam in Szene zu setzen, wurden alte Konzepte der Weimarer Zeit aus der Schublade gekramt.
Als offizielles Aushängeschild der neuen, nationalsozialistischen Zeitenwende sollte der Autobahnbau dienen, dessen Start mit viel Getöse eingeläutet wurde.
Dass die Idee und konkret ausgearbeitete Pläne noch von Hitlers Vorgänger als Kanzler, Kurt von Schleicher, und damit aus der verachteten Weimarer „Systemzeit“ stammten – und vor 1933 von führenden Nationalsozialisten als „Luxusstraßen für Reiche“ beschimpft wurden – stört dabei nicht.
Ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Kölner Oberbürgermeister und Nazi-Gegner Konrad Adenauer bereits 1932 die erste 18 Kilometer Autobahn zwischen Köln und Bonn eingeweiht hatte.
- Adenauers Autobahnteilstück wurde kurzerhand zur „Landstraße“ degradiert, damit Hitler am 21. März 1934 als „Erfinder der Autobahnen“ den ersten Spatenstich für das neue nationalsozialistische Zeitalter setzen kann.
Wenig Federlesen machte man auch bei der Rekrutierung der Arbeiter für das neue Prestige-Projekt.
Und so konnte es passieren, dass man sich als arbeitsloser Büroangestellter plötzlich auf einer der vielen Baustellen wiederfand.
Ein kräftezehrender Knochenjob, denn um möglichst viele Menschen zu beschäftigen, wurden so wenige Maschinen wie möglich eingesetzt.
„… Die größte Unwahrheit aber betrifft die angebliche Senkung der Arbeitslosenzahlen: Geschickt unterlegt das Regime seine Statistiken mit Bildern der Autobahnbaustellen, dabei sind selbst 1936, auf dem Höhepunkt der Kampagne, nicht mehr als 125.000 Männer an den Trassen beschäftigt.
Die Propaganda feiert sie als stolze „Volksgenossen,“, die an den „Lebensadern der Nation“ mitarbeiten. Die Arbeiter aber verfluchen die Schnellstraßen hinter vorgehaltener Hand als „Elendsbahnen“. Eingepfercht in engen Unterkünften, leben sie kaum besser als Strafgefangene. Wer von den Autobahnen desertiert, dem droht das Internierungslager.“
GEO Epoche, Deutschland unter dem Hakenkreuz, Teil 1: 1933 — 1936. Die ersten 1000 Tage der Diktatur*
Frauen an den Herd und „abkindern”
Frauen, die rauchten, sich schminkten oder eine eigene Meinung hatten, waren dem „Führer“ ein Gräuel. Ausgenommen von diesem strengen Urteil waren lediglich ausgewählte und strategisch wichtige Damen aus seinem näheren Umfeld wie beispielsweise Magda Goebbels oder Unity Mitford.
Ebenso wenig wie Raucherinnen kann Hitler Frauen leiden, die einem deutschen Mann und Familienvater den bezahlten Arbeitsplatz „wegnehmen“.
- Die Aufgabe einer Frau sei schließlich „schön zu sein und Kinder zur Welt zu bringen“, ist die neue Staatsdoktrin, die Propagandaminister Joseph Goebbels in unzähligen Reden deutschen Männern und Frauen in die Köpfe hämmert.
Den Reden folgten Taten: Ab Sommer 1933 wird frisch verheirateten Paaren ein sogenanntes „Ehestandsdarlehen“ angeboten, das dem frischgebackenen Ehemann einen Gutschein von bis zu 1000 Reichsmark verspricht, wenn seine Frau nach der Hochzeit ihre Berufstätigkeit aufgibt.
Mit diesen Gutscheinen konnten Haushaltsgegenstände aus deutscher Produktion gekauft werden, und man konnte sie „abkindern“: Für jedes Kind wurde ein Viertel des Darlehens erlassen.
Das NS-Ideal der deutschen Frau und Mutter am Herd, die rotbackig, Hitler-treu und glücklich ihre Vier-Kinder-Familie versorgte, bekam durch Hitlers Darlehen einen geldwerten Vorteil.
Viele Jungverheiratete folgten den Verlockungen aus finanziellen Vorteilen, Goebbel’scher Propaganda und nicht zuletzt weit verbreiteter Häme gegen Frauen, die auch nach ihrer Hochzeit berufstätig bleiben wollten.
Bis Ende 1935 verließen eine halbe Millionen Frauen „freiwillig“ den Arbeitsmarkt – und die Geburtenrate stieg.
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Hitler hatte Schlag bei den Frauen — egal, ob bei den Gattinnen seiner Nazigrößen oder den “einfachen Volksgenossinen”. Waren diese Frauen Opfer, Verführte oder Täterinnen? Die Historikerin Anna Maria Sigmund wirft einen spannende Blick hinter die Kulissen der NS-Highsociety und der “Volksgemeinschaft” und berichtet sehr lesenswert u.a. über Magda Goebbels, Geli Raubal, Eva Braun, Emmy Göring und Leni Riefenstahl.
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Wirtschaft unterm Hakenkreuz
Ähnlich wie die Pläne für den Autobahnbau hatte Hitler die drei Konjunkturprogramme, die er in den ersten Monaten seiner Kanzlerschaft aus der Schublade zauberte, von seinen Vorgängern Franz von Papen und Kurt von Schleicher geerbt.
Grundlage dieser Konjunkturprogramme war die damals noch neue und unerprobte Theorie des deficit spending des britischen Ökonom John Maynard Keynes, also kreditfinanzierte staatliche Investitionen, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Rezession zu bekämpfen.
Ein irritierend neuer Gedanke, der viele konservative Banker erstmal verschreckte.
Hitlers Vor-Vorgänger in der Reichskanzlei, der Zentrumspolitiker Heinrich Brüning, hatte noch genau das Gegenteil von Keynes Theorie versucht und wollte gegen die Weltwirtschaftskrise ansparen, um den Haushalt zu sanieren: Löhne und Gehälter wurden gekürzt, Arbeitslose bekamen weniger Unterstützung, staatliche Investitionen und Ausgaben für Bildung und Wissenschaft wurden radikal gesenkt.
Der Preis für Brünings Sparmaßnahmen ist erschreckend: Die Wirtschaft schrumpft noch schneller und Millionen Menschen stürzen noch tiefer ins Elend, was zu einer weiteren Destabilisierung der Weimarer Republik beiträgt.
Immerhin wollten Brünings Nachfolger als Reichskanzler, Franz von Papen und danach Kurt von Schleicher, Keynes neue und bahnbrechende Idee der antizyklischen staatlichen Investitionen umsetzen, scheiterten aber am Widerstand der Reichsbank.
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Zehn Wochen dauert die Höllenfahrt der Weimarer Republik in den Abgrund, und nur einen Februar braucht es, bis Hitler über das Schicksal der Deutschen entschieden hat. Der Literaturkritiker und Autor Uwe Wittstock über die schicksalhaften Tage im Februar 1933, in dem es Reichskanzler Hitler trotz nationalkonservativer „Einrahmung” gelingt, die Macht an sich zu reißen. Hochaktuell und sehr, sehr lesenswert!
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Mit Hitler waren die Investitionen auf Kredit zum Anschieben der Konjunktur plötzlich möglich und so wurden geliehene 2 Milliarden Reichsmark in die Wirtschaft gepumpt, um den Bau von Kraftwerken, Straßen, Brücken und Deichen zu finanzieren.
- Bis zum Frühjahr 1934 werden dadurch knapp 2 Millionen neue Stellen geschaffen; die deutsche Wirtschaft nimmt tatsächlich langsam Fahrt auf.
Die Autobahnen, das Ehestandsdarlehen und die aufwändig in Szene gesetzten Konjunkturprogramme zur Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft waren allerdings nur ein schöner Schein für Propagandazwecke.
Eine glitzernde braune Augenwischerei, die man gut in den „Wochenschauen“ zeigen konnte.
Hitlers Wirtschaftsprogramm: „Arbeitsschlachten” und Wiederaufrüstung
Das NS-Regime brachte seine Mythen rund um Autobahnbau und „Arbeitsschlachten“ geschickt als Feigenblatt in Stellung, um das bedeckt zu halten, was man in den ersten Jahren nach 1933 weder der deutschen Bevölkerung noch den Mächten des Versailler Vertrags – Briten und Franzosen – offen zeigen durfte.
Denn es ging von Anfang an weder um die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit noch um Wohlstand für alle.
Hitlers erklärtes Ziel war, das ganz große Rad der Geschichte drehen.
- Sein eigentliches Wirtschaftsprogramm galt der schnellen Wiederaufrüstung Deutschlands und einem nachfolgenden Krieg zur Finanzierung des gigantischen Rüstungsprogramms auf Pump, das er nach seiner Machtergreifung auf den Weg brachte.
Fast unbemerkt wurde die Rüstungsindustrie zum eigentlichen Treiber des wirtschaftlichen Aufschwungs ab Mitte der1930er.
So gesehen waren die beiden offiziellen Milliarden, die Hitler in den Autobahnbau und seine „Arbeitsschlachten“ fließen ließ, nur ein Tröpfchen auf den heißen Stein, wenn man sie mit der gigantischen Summe von 62 Milliarden Reichsmark vergleicht, die das NS-Regime bis 1939 für den Bau von Panzern, Flugzeugen und Granaten ausgibt.
Beziehungsweise erstmal nicht ausgibt, denn offiziell darf Deutschland für Rüstung solche Summen gar nicht investieren und kann es aus Steuern und Staatsanleihen auch nicht leisten.
Hjalamar Schacht und die MeFo-Wechsel
Viele Menschen unterscheiden bis heute zwischen einem vermeintlich „guten“ Vorkriegs-Hitler, der bei seinen Auftritten die Köpfe kleiner Kinder tätschelte, Autobahnen baute und die Deutschen aus ihrem Massenelend geholt hat (und bereits den Tod Tausender Menschen verantwortete …), und einem „bösen“ Kriegs-Hitler nach 1939, der Gaskammern bauen ließ und Deutschland in den Abgrund des 2. Weltkriegs stürzte.
- Aber es gab immer nur den einen Adolf Hitler, der von Anfang an bis zum bitteren Ende der gleiche blieb: kalt und mitleidslos, selbstbezogen, narzisstisch und grenzenlos von seiner eigenen Genialität überzeugt.
Er hatte sein Programm – Krieg, Rassenwahn und Lebensraum im Osten – bereits 1925 in seinem Buch Mein Kampf verewigt, auch wenn viele seiner Zeitgenossen glaubten, es handele sich um die wilden Übertreibungen eines jungen Hitzkopfs.
Es würde schon nicht so schlimm kommen, dachten viele. Aber Hitler verfolgte seinen Irrsinn mit psychopathischem Eifer bis zu seinem Selbstmord 1945.
Die strengen Rüstungs-Auflagen des Versailler Vertrag wurden bereits von der Weimarer Republik unterlaufen.
Man leistete sich ab Ende der 1920er Jahren eine heimliche, vom Versailler Vertrag strengstens untersagte Luftwaffe und ließ die Piloten auf geheimen Stützpunkten in der Sowjetunion das Fliegen üben.
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Weder die Aufrüstung unter der Hand noch das Anschieben der Wirtschaft durch staatliche Investitionen auf Pump waren also Erfindungen der Nationalsozialisten.
Hitler und seine Entourage nutzen nur das, was sie vorfanden, und trieben es mit ideologischer Maßlosigkeit und der wachsenden Machtfülle einer Diktatur auf die Spitze.
Auch Hjalmar Schacht, den Hitler nach der „Machergreifung“ beauftragte, einen Finanzierungsplan für seine Rüstungs-Gigantomanie zu entwerfen, war keine nationalsozialistische Neuentdeckung, sondern ein alter Bekannter und weltweit gut vernetzter und angesehener Banker.
Schacht war maßgeblich an der Bekämpfung der Hyperinflation 1923 beteiligt und 1927 nahm er als deutscher Notenbankchef an jenem unglückseligen Treffen mit den Kollegen aus Frankreich, Großbritannien und den USA teil, bei dem man versehentlich die Weichen für den Börsencrash 1929 und die darauffolgende Weltwirtschaftskrise gestellt hatte.
Ende der 1920er Jahre war er zum glühenden Hitler-Verehrer geworden und wurde vom „Führer“ im März 1933 als Dank für seine treue Gefolgschaft zum neuen Reichsbankchef berufen.
Hitlers Weg in den Krieg
In dieser Funktion gründete er, der „geniale Finanzjongleur des Teufels“, eine Scheinfirma, die er „Metallurgische Forschungsgesellschaft“ (MeFo) nannte.
Diese Firma, genauer gesagt: ihre Wechsel (also einfach Zahlen auf Papier), sollten einzig und allein dazu dienen, die Rüstungsaufträge der Regierung bei der deutschen Schwerindustrie zu bezahlen, ohne dass dafür – zunächst – echtes Geld fließen musste.
Es ist eine Wette auf Zeit, die Schacht mit dieser Scheinwährung eingeht, denn rein theoretisch kann jeder Besitzer eines Wechsels sein Geld bei der MeFo sofort einfordern.
- Das Stammkapital der von Schacht erfundenen Briefkastenfirma – rund eine Million Reichsmark, gezahlt von Firmen wie Krupp, Siemens und Rheinmetall – reicht dafür bei Weitem nicht aus, weshalb die Reichsbank — die Schacht leitet — für die Zahlungsfähigkeit der MeFo bürgen muss.
Außerdem müssen die Wechsel so lang wie möglich im Umlauf gehalten werden, ansonsten wäre die „Metallurgische Forschungsgesellschaft“ sofort pleite, weshalb man sie jährlich mit dem stattlichen Wert von vier Prozent verzinst.
Der verwegene Plan geht auf, Schachts wackeliges Finanzierungskonstrukt hält.
Die deutsche Schwerindustrie akzeptiert Schachts windige Wechsel statt echtem Geld als Zahlungsmittel und beginnt zu produzieren.
Schon bald wird mehr als die Hälfte aller staatlichen Rüstungsaufträge nicht mit Reichsmark, sondern mit MeFo-Wechseln bezahlt.
- Der Anteil der Militärausgaben schießt dadurch – real gerechnet – von 1,5 Prozent auf fast 25 Prozent des Bruttosozialprodukts in die Höhe; die höchsten Ausgaben einer Nation für Rüstung in Friedenszeiten.
Bei Krupp, Siemens, Rheinmetall und anderen Firmen der Schwerindustrie brummt es. Durch die stetig anschwellende Zahl der Aufträge vom Staat entstehen Millionen neuer Arbeitsplätze.
In den Bilanzen des „Dritten Reichs“ tauchen die enormen Rüstungsausgaben dank Hjalmar Schachts Paralleluniversum aus MeFo-Wechseln nicht auf.
- Alle Welt – inklusive der deutschen Bevölkerung – glaubt, dass der wundersame deutsche Wirtschaftsaufschwung mit Vollbeschäftigung, gedeckelten, aber auskömmlichen Löhnen und einem bescheidenen Wohlstand nach Jahren des Massenelends einzig und allein den Autobahnen und dem Genie des „Führers“ zu verdanken wäre.
„… Im Sommer 1939 muss es den Zeitgenossen auf den ersten Blick so vorkommen, als habe Adolf Hitler tatsächlich das Unmögliche erreicht: Statt Arbeitslosigkeit herrscht Fachkräftemangel, nahezu jeder Deutsche hat einen Arbeitsplatz, und die Wirtschaft wächst jährlich um zehn Prozent. Selbst der – eher links eingestellte – John Maynard Keynes lobt das NS-Regime als gelungenes Beispiel für seine Theorie des Deficit Spending.
Doch bei näherem Hinsehen ist die deutsche Wirtschaft völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Den Nationalsozialisten ist zwar ein Beschäftigungswunder gelungen, aber mit dem auf Pump finanzierten Aufschwung haben sie bereits die Weichen für Krieg und Zerstörung gestellt. Ein echtes Wirtschaftswunder erlebt Deutschland nicht.“
GEO Epoche, Deutschland unter dem Hakenkreuz, Teil 1: 1933 — 1936. Die ersten 1000 Tage der Diktatur*
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Lesen Sie im nächsten Beitrag: Deutschland 1934: Die wirtschaftliche Lage ist miserabel, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung hoch. Franz von Papen zündelt mit seiner Marburger Rede und Hitlers alter Kampfgefährte Ernst Röhm fordert eine zweite Revolution. Kollabiert das „Dritte Reich“?
Deutschland 1934: Die Nacht der langen Messer
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Am 20. Februar 1933 bittet Hermann Göring zum Gespräch — und alle kommen: Quandt, Flick, Finck, von Bohlen und Halbach und viele mehr. Rund zwei Dutzend der vermögensten und einflussreichsten Geschäftsmänner Deutschlands folgen der Einladung; Hitler verkündet in einer 90-minütigen Rede, warum die Wahl am 5. März 1933 die letzte Wahl in Deutschland sein soll, Hjalmar Schacht gibt den Spendeneintreiber und sammelt von den anwesenden Herren Millionen ein, denn die NSDAP ist pleite und braucht das Geld für den anstehenden Wahlkampf.
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Fabian, die Geschichte eines Moralisten, wurde bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 als “undeutsch” und zersetzend verbrannt.
Es ist Kästners Abrechnung mit der untergehenden Weimarer Republik und spiegelt die Stimmung der Menschen (und Kästners) wider. Ein sehr lesenswertes Buch, das in 24 Kapiteln große Zeitgeschichte erzählt. Wer Kästners Doppeltes Lottchen*, Das fliegende Klassenzimmer*, Der 35. Mai* und Pünktchen und Anton* oder Emil und die Detektive* liebt, wird auch den Fabian lieben — nur ernster.
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Erich Kästner, Fabian: Die Geschichte eines Moralisten*. Atrium Verlag, 2017
Weiterführende Beiträge:
Alltag im “Dritten Reich”: Während die Deutschen im „Dritten Reich“ finanziell gerade so über die Runden kommen, viel Geld für die verschiedenen NS-Organisationen spenden (müssen) und mühsam auf kleine Annehmlichkeiten wie ein eigenes Rundfunkgerät sparen, gibt es einen Mann, der im NS-Staat immer reicher wird. Es ist der „Führer“ selbst – Adolf Hitler.
Hitlers Millionen: Wie sich der „Führer“ an Deutschland bereicherte
Hitler und die Frauen: Adolf Hitler hatte ein sehr großes Interesse an Frauen (und umgekehrt) und war bei weitem nicht der “einsame Wolf”, als der er sich in der Öffentlichkeit gerne darstellen ließ. Adolf Hitler, die Frauen, sein deutsch-britisches Techtelmechtel und die Frage: Wäre Hitler ein guter Schwiegersohn gewesen?
Vom It-Girl zur Walküre: Die Welt der Unity Mitford
Da Goebbels nicht nur ein fanatischer Tagebuchschreiber war, sondern auch sein Liebesleben akribisch notiert (und durchnummeriert) hat, weiß man heute sehr genau über die Romanze zwischen dem Gauleiter von Berlin und der schönen Magda Quandt Bescheid.
Wie alles begann — der 1. Teil der Lebensgeschichte von Magda Goebbels:
Magda Goebbels (1): “Eine schöne, schöne Frau”
Alles Gute für 1933!, schreibt der neue Reichskanzler Kurt von Schleicher in einem Neujahrestelegramm nach Wallerfangen an seinen Vorgänger im Kanzleramt Franz von Papen. Das Jahr 1932 endet viel besser als befürchtet. Jetzt will Schleicher die ersten zarten Hoffnungsschimmer stabilisieren und das zerrissene Land in ruhigere Fahrwasser bringen. Womit er nicht rechnet: Papen ist zutiefst gekränkt … und hat eine Einladung für ein konspiratives mit Adolf Hitler.
1933 — Das Ende der Republik. Hitlers Aufstieg zur Macht
Linkempfehlung:
Mefo-Wechsel
https://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/zeitklicks/zeit/propaganda/frag-doch-mal‑4/was-ist-ein-mefowechsel/
Bildnachweise:
Bundesarchiv, Bild 183-R27373 / CC-BY-SA 3.0, Reichsautobahn, Adolf Hitler beim 1. Spatenstich, bei Frankfurt, Unknown author, 23 September 1933, Zentralbild Adolf Hitler am 23. September 1933 beim ersten Spatenstich zum Reichsautobahnbau der Strecke Frankfurt/Main — Darmstadt-Mannheim, als Mittel zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Hinter Hitler Gauleiter Jakob Sprenger, NSKK-Korpsführer Adolf Hühnlein und der Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen Ing. Fritz Todt. [Scherl Bilderdienst]
Depicted people:
Todt, Fritz Dr.: Generalinspektor für das Straßenwesen, Minister für Bewaffnung und Munition, Deutschland
Hühnlein, Adolf: Reichstagsabgeordneter (MdR), NSDAP, Korpsleiter des Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK), Deutschland (GND 117046736)
Hitler, Adolf: Reichskanzler, Deutschland
Hjalmar Schacht, 1931. Von Bundesarchiv, Bild 102–12733 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de
Original-Untertitel: Der ehemalige Reichspräsident Dr. Schacht bei einem Autounfall schwer verletzt! Dr. Schacht, welcher bei einem Autounfall schwer verletzt wurde und ins Krankenhaus gebracht werden musste
Flugzeug Junkers Ju 88, Bau, Fotograf unbekannt, Bundesarchiv, Bild 146‑1976-097–22 / CC-BY-SA 3.0, Original-Bildunterschrift: Der Einflieger erprobt “V I” Die neue Flugzeugtype hat alle Gewaltproben, die ihr der Einflieger zumuten musste,überstanden und sich als volltauglich erwiesen. Die Fabrikation in Großserie kann erfolgen. Flugzeug um Flugzeug verläßt täglich die großen Werke, um dem Feind immer von neuem zu zeigen, daß er mit einem Geringerwerden des deutschen Rüstungspotentials nicht zu rechnen hat.
Sehr geehrte+r Redaktuer+in,
Ihr Text was sehr detailiert und umfangsreich, was mir gefiel und einen guten Einblick verschaffen hat.
Ich würde als einzigen “Kritikpunkt” nur nennen, dass man noch die Wehrpflicht und Reichsarbeitsdienstes mit einbauen könnte.
Trotzdem ist der Text gut gelungen.
Das stimmt! Lieben Dank für die Ergänzungen (… und das Lob 🙂 )!