Hitlers Krieg 1940: Luftschlacht um England

Luftschlacht um England 1940 Generationengespräch

Nach der Kapi­tu­la­ti­on Frank­reichs im Juni 1940 ist Groß­bri­tan­ni­en Hit­lers ein­zi­ger ver­blie­be­ner Kriegs­geg­ner. Im August 1940 beginnt die Luft­schlacht um Eng­land, mit der die Bri­ten zum Ein­len­ken gezwun­gen wer­den sol­len.

Die deut­sche Wehr­macht schei­tert am Wider­stand Win­s­ton Chur­chills und der bri­ti­schen Bevölkerung.

Am Abend des 13. Novem­ber 1940 kommt es in Ber­lin zu einem denk­wür­di­gen Zwi­schen­fall. Am zwei­ten Tag des Staats­be­suchs des sowje­ti­schen Außen­mi­nis­ters Molo­tow, es ist 20.37 Uhr, gibt es plötz­lich Flie­ger­alarm. Bri­ti­sche Bom­ber sind über der Stadt.

In der Sowje­ti­schen Bot­schaft Unter den Lin­den fin­det gera­de ein Staats­ban­ketts zu Ehren des deut­schen Außen­mi­nis­ters Rib­ben­trop statt. Die Gesell­schaft muss sich in einen Schutz­raum begeben.

Als Rib­ben­trop und Molo­tow mit ihren Dol­met­schern allein im Bun­ker sit­zen, soll Rib­ben­trop gefragt haben: „Jetzt sind wir hier allein. War­um soll­ten wir die Welt nicht tei­len?“ Auf Molo­tows Fra­ge, was die Eng­län­der wohl dazu sagen wür­den, soll Rib­ben­trop geant­wor­tet haben: 

Eng­land ist erle­digt. Es kommt als Groß­macht nicht mehr in Betracht.“ Das aller­dings habe den sowje­ti­schen Außen­mi­nis­ter über­rascht: „Wenn es so ist“, habe er erwi­dert, „war­um sind wir dann in die­sem Bun­ker, und wes­sen Bom­ben sind es, die her­un­ter­fal­len?“ Rib­ben­trops Ant­wort auf die ein­fa­che Fra­ge über­lie­fer­te Molo­tow nicht. Jeden­falls war die Stim­mung noch gespannt, als der Gast Ber­lin am fol­gen­den Vor­mit­tag, dem 14. Novem­ber 1940, wie­der ver­ließ.”

Aus: Welt Geschich­te: Wie die Bri­ten Sta­lins Außen­mi­nis­ter bombardierten

Wir hat­ten vor­her von die­ser Kon­fe­renz gehört”, schreibt Win­s­ton Chur­chill spä­ter in sei­nen Memoi­ren, „und waren wir auch nicht ein­ge­la­den wor­den, so woll­ten wir doch nicht ganz von den Ver­hand­lun­gen aus­ge­schal­tet blei­ben.

Der ent­geis­ter­te Molo­tow berich­tet spä­ter an Sta­lin (der Hit­ler nie per­sön­lich ken­nen­ge­lernt hat) dass man in Ber­lin kein Fleisch zu essen bekä­me, weil der „Füh­rer” Vege­ta­ri­er sei.

Dass Hit­ler einen „schlaf­fen, fast wei­bi­schen Hän­de­druck” habe, — und die Deut­schen im Übri­gen nicht in der Lage sei­en, die deut­sche Reichs­haupt­stadt vor bri­ti­schen Luft­an­grif­fen zu schützen.

  • Ver­mut­lich auch wegen sol­cher Ein­drü­cke und Berich­te glaubt Sta­lin bis zum end­gül­ti­gen Beweis des Gegen­teils, dass Hit­ler in Ber­lin zu den „Tau­ben” und nicht zu den „Fal­ken” gehö­re und des­halb nie auf die Idee käme, die Sowjet­uni­on anzu­grei­fen.
Hitlers Krieg - Hitlers Fehlentscheidungen im 2. Weltkrieg Generationengespräch
Hit­lers Krieg: Größ­ter Feld­herr aller Zeiten?

13. August 1940: “Tag des Adlers”

Die Luft­schlacht um Eng­land beginnt am 13. August 1940 mit dem soge­nann­ten „Tag des Adlers”. Vor­aus­ge­gan­gen war eine wochen­lan­ge diplo­ma­ti­sche Zit­ter­par­tie, denn Hit­ler hofft noch immer auf ein Ein­len­ken Großbritanniens.

Um end­lich den Krieg füh­ren zu kön­nen, um den es ihm eigent­lich geht – den gro­ßen „Ver­nich­tungs­feld­zug“ im Osten – braucht er im Wes­ten freie Bahn, also Frie­den. Ein Zwei­fron­ten­krieg wie im 1. Welt­krieg erscheint sogar dem selbst­er­nann­ten „Größ­ten Feld­her­ren aller Zei­ten” als zu riskant.

Aber Hit­lers Hoff­nung ist ver­geb­lich.
Ohne Win­s­ton Chur­chill als Pre­mier wären die Bri­ten viel­leicht bereit gewe­sen, Frie­den zu schlie­ßen, mit ihm tun sie es nicht.

Hit­ler bewun­der­te das »klei­ne Insel­volk, das es fer­tig­ge­bracht hat­te, durch Här­te und Zähig­keit … einen gro­ßen Teil der Erde zu beherr­schen«. Als es sich jedoch wei­ger­te, den Ger­ma­nenzug nach Osten zu decken — es war ja nicht lebens­mü­de -, muß­te es, ent­schied Hit­ler, ohne oder auch gegen Eng­land gehen.“

Aus: SPIEGEL Poli­tik: Der Griff nach dem letz­ten Grasbüschel

Am 19. Juli 1940 hält Hit­ler vor dem Reichs­tag noch eine flam­men­de „Friedens“-Rede, um die sich zie­ren­den „eng­li­schen Gou­ver­nan­ten” (Hit­ler) doch noch für Frie­den zu gewin­nen. Ohne Erfolg, Groß­bri­tan­ni­en wür­digt Hit­lers Appell nicht ein­mal einer Antwort.

So recht glaubt der „Füh­rer” wohl auch selbst nicht dar­an, dass die Bri­ten, nach dem Fall Frank­reichs 1940 sei­ne ein­zi­gen ver­blie­be­nen Kriegs­geg­ner, Frie­den mit ihm schlie­ßen könnten.

  • Denn bereits drei Tage v o r sei­nem Frie­dens­ap­pell, am 16. Juli 1940, gibt er die end­gül­ti­ge Wei­sung, das „Unter­neh­men See­lö­we“, eine Lan­dungs­ope­ra­ti­on gegen Eng­land, vor­zu­be­rei­ten: „Da Eng­land, trotz sei­ner mili­tä­risch aus­sichts­lo­sen Lage, noch kei­ne Anzei­chen einer Ver­stän­di­gungs­be­reit­schaft zu erken­nen gibt, habe ich mich ent­schlos­sen, eine Lan­dungs­ope­ra­ti­on gegen Eng­land vor­zu­be­rei­ten und, wenn nötig, durch­zu­füh­ren.“

Es ist ein ambi­tio­nier­tes Ziel. Dank sei­ner Insel­la­ge ist das König­reich seit mehr als 900 Jah­ren nicht erobert worden.

Unternehmen Seelöwe“

Bei der Pla­nung des „Unter­neh­men See­lö­we”, die im Dezem­ber 1939 eher halb­her­zig begon­nen hat­te, sind sich alle Betei­lig­ten einig, dass die bri­ti­sche Roy­al Navy nach wie vor die stärks­te Flot­te der Welt ist.

Allen ist klar, dass man nicht ein­fach an ihr vor­bei über den Ärmel­ka­nal schip­pern kann, um in Dover einen Brü­cken­kopf für den Ein­marsch zu errichten.

Eine geeig­ne­te Lösung für das Dilem­ma fin­det sich nicht; lan­ge Zeit lie­gen die Plä­ne für die Lan­dungs­ope­ra­ti­on in Eng­land des­halb halb­fer­tig auf Eis.

Im Som­mer 1940 ist es schließ­lich der pro­fi­lie­rungs­süch­ti­ge und stän­dig nach Ruhm und Ehre hei­schen­de Göring, der Hit­ler ver­spricht, dass er mit sei­ner Luft­waf­fe die Bri­ten zu einem „Kom­pro­miss­frie­den“ bom­ben wer­de. Das könn­te dann viel­leicht sogar eine Inva­si­on über­flüs­sig machen und Res­sour­cen sparen.

Wenn wir diesen Krieg verlieren dann Gnade uns der Himmel Zitat Göring Generationengespräch

In nur vier Tagen will der nach dem Frank­reich­feld­zug frisch deko­rier­te und erneut beför­der­te Reichs­mar­schall des Groß­deut­schen Rei­ches die bri­ti­sche Luft­über­wa­chung und küs­ten­na­he Stütz­punk­te der Roy­al Air Force (RAF) aus­schal­ten; in wei­te­ren vier Wochen sol­len danach alle bri­ti­schen Pro­duk­ti­ons­an­la­gen für Jäger und ande­re Flug­zeu­ge ange­grif­fen und zer­stört werden.

Soweit der Plan.

Winston Churchill: Der Mann, der Europa rettete

Sir Win­s­ton Leo­nard Spen­cer-Chur­chill, der Mann mit dem Bow­ler­hut und der Zigar­re, hat­te sei­ne poli­ti­sche Lauf­bahn eigent­lich schon längst been­det, bevor ihm die Auf­ga­be zufiel, Euro­pa zu retten. 

Zu Beginn der 1930er Jah­re war er aus dem poli­ti­schen Leben aus­ge­schie­den (ande­re sagen: er wur­de kalt­ge­stellt), nach­dem er ein Vier­tel­jahr­hun­dert lang mal für die Torys, mal für die Libe­ra­len in unter­schied­li­chen Res­sorts Minis­ter war.

Seit­dem bereist er als gut­be­zahl­ter Schrift­stel­ler und Kolum­nis­ten die Welt (Lite­ra­tur­no­bel­preis 1953) . Mit sei­nem Freund Char­lie Chap­lin plant er sogar einen wei­te­ren Kar­rie­re­schritt als Dreh­buch­au­tor in Hollywood.

  • Mit Hit­ler, Mus­so­li­ni und der auf­kom­men­den faschis­ti­schen Bewe­gung in Euro­pa hat Chur­chill zunächst kein Pro­blem. In sei­ner frü­hen Pha­se sieht er im Faschis­mus sogar – wie vie­le ande­re sei­ner Zeit­ge­nos­sen – „posi­ti­ve Ansätze“.

Wäh­rend eines Auf­ent­halts in Mün­chen ist er mit Hit­ler ver­ab­re­det. Der Ter­min wird aller­dings kurz­fris­tig abge­sagt, weil Chur­chill im Vor­feld zu vie­le nicht geneh­me Fra­gen zum The­ma Anti­se­mi­tis­mus stellt.

Winston Churchill Luftschlacht um England Generationengespräch
Sir Win­s­ton Churchill

In der Zeit der soge­nann­ten „Pil­ger­rei­sen“ nach Hit­lers „Macht­er­grei­fung” 1933, wird auch Chur­chill wie vie­le ande­re bri­ti­sche Poli­ti­ker und Aris­to­kra­ten zum „Füh­rer“ auf den Ober­salz­berg nach Berch­tes­ga­den ein­ge­la­den. Aber jetzt will er den deut­schen Dik­ta­tor nicht mehr tref­fen und schlägt zwei Mal ein Ein­la­dung aus.

Denn Chur­chill ist einer der ers­ten, die klar erken­nen, dass Hit­ler ziel­ge­rich­tet auf einen neu­en Krieg zusteuert. 

Die britische Appeasement-Politik gegenüber Hitler Generationengespräch
Appease­ment: Hit­ler und die Briten
  • Chur­chill wird zu einem der schärfs­ten Kri­ti­ker der bri­ti­schen Appease­ment-Poli­tik und warnt immer nach­drück­li­cher vor dem, was sich im „Drit­ten Reich” zusammenbraut.Das bringt ihm in Groß­bri­tan­ni­en nicht nur schlech­te Pres­se ein, son­dern auch den Ruf, ein Kriegs­trei­ber zu sein.

Wie die Mehr­heit sei­ner Lands­leu­te will auch er kei­nen Krieg.

Nicht jetzt und vor allem nicht gegen Hit­lers bis an die Zäh­ne bewaff­ne­tes Drit­tes Reich. 

Doch anders als vie­le Bri­ten glaubt er nicht dar­an, dass man Hit­ler nicht fried­lich stim­men kann, indem man ihm alles, was er for­dert, auf dem Sil­ber­ta­blett serviert.

Chur­chills Mei­nung nach müss­te man den deut­schen Dik­ta­tor nicht beschwich­ti­gen, son­dern ihn abschre­cken. Ihm Angst ein­ja­gen, anstatt ihn jedes Mal für sei­ne Erpres­sun­gen zu beloh­nen und ihn dadurch zum Wei­ter­ma­chen ermuntern.

Anfangs macht sich Chur­chill mit die­ser Hal­tung kei­ne Freunde.

Im Gegen­teil: Als im Sep­tem­ber 1938 der fast 70jährige bri­ti­sche Pre­mier Neville Cham­ber­lain in dunk­lem Geh­rock und dem unver­meid­li­chen Regen­schirm aus Mün­chen zurück­kehrt, wo er mit Hit­ler, Mus­so­li­ni und Dal­adier das Mün­che­ner Abkom­men ver­han­delt hat, wird er für die Preis­ga­be der Sou­ve­rä­ni­tät und die Ver­stüm­me­lung der Tsche­cho­slo­wa­kei als „Frie­dens­ret­ter“ beju­belt

Mai 1940: Die dunkelste Stunde

Nach dem deut­schen Über­fall auf Polen am 1. Sep­tem­ber 1939 stel­len Bri­ten und Fran­zo­sen erst­mals ihrer­seits ein Ulti­ma­tum an Deutsch­land und for­dern, Polen unver­züg­lich zu räu­men. Als es dar­auf kei­ne Ant­wort gibt, erklä­ren sie am 3. Sep­tem­ber Hit­ler-Deutsch­land den Krieg.

Nach der Kriegs­er­klä­rung über­schla­gen sich die Zei­tungs­mel­dun­gen und im Radio gibt es vie­le Anspra­chen.
Ansons­ten pas­siert nicht viel.

Die ver­zwei­fel­ten Polen hof­fen wie die Tsche­chen ein knap­pes Jahr zuvor ver­geb­lich dar­auf, dass ihnen ihre west­li­chen Ver­bün­de­ten zur Hil­fe kommen.

Statt­des­sen sieht die Welt bei­na­he taten­los zu, wie die deut­sche Wehr­macht den Wes­ten Polens an sich reißt – und am 17. Sep­tem­ber zur Über­ra­schung aller plötz­lich auch noch Sta­lins Rote Armee im Osten ein­fällt, um sich die Gebie­te ein­zu­ver­lei­ben, die der Sowjet­uni­on gemäß des gehei­men Zusatz­pro­to­kolls des „Hit­ler-Sta­lin-Pakts“ zustehen.

Die zehn­jäh­ri­ge Polin Kazi­mie­ra Mika trau­ert um ihre älte­re Schwes­ter, die auf einem Feld nahe der Jana-Ost­ro­ro­ga-Stra­ße in War­schau bei einem Angriff der Luft­waf­fe ums Leben kam.

Immer­hin beruft Pre­mier­mi­nis­ter Cham­ber­lain am 3. Sep­tem­ber den größ­ten Appease­ment-Kri­ti­ker des Lan­des, den mitt­ler­wei­le 65jährigen Win­s­ton Chur­chill, in sein Kriegs­ka­bi­nett. Dort über­nimmt Chur­chill wie bereits 1911 das Amt des Ers­ten Lords der Admi­ra­li­tät, also das des Marineministers.

Nach­dem im April 1940 die deut­sche Wehr­macht auch Däne­mark und Nor­we­gen besetzt hat, kann sich der Appease­­ment-Pre­­mier Cham­ber­lain poli­tisch nicht län­ger hal­ten; er tritt am 9. Mai zurück. Einen Tag spä­ter beruft König Geor­ge VI., der klei­ne Bru­der und Nach­fol­ger des abge­dank­ten König Edward VIII. , Win­s­ton Chur­chill zum neu­en Premierminister.

Am Tag sei­ner Amts­ein­füh­rung, am 10. Mai 1940, beginnt auf der ande­ren Sei­te des Ärmel­ka­nals der „Fall Gelb“, die deut­sche Inva­si­on in Frankreich.

  • In sei­ner Antritts­re­de vor dem Unter­haus am 13. Mai schwört der neue Pre­mier­mi­nis­ter die Bri­ten auf eine har­te Kriegs­rea­li­tät ein: „Ich habe nichts zu bie­ten außer Blut, Müh­sal, Trä­nen und Schweiß“, sagt er. Und fährt fort: ein „Krieg gegen eine mons­trö­se Tyran­nei, wie sie nie über­trof­fen wor­den ist im fins­te­ren Kata­log der Ver­bre­chen der Mensch­heit“ dür­fe nur mit einem „Sieg um jeden Preis“ been­det werden.

Wäh­rend er sei­ne Rede hält, zeich­net sich auf dem Kon­ti­nent eine Kata­stro­phe ab: Gude­ri­ans Pan­zer pre­schen in Frank­reich bereits in Rich­tung Ärmel­ka­nal, wo sie mit einem „Sichel­schnitt“ bei Dün­kir­chen eine hal­be Mil­li­on bri­ti­scher und fran­zö­si­scher Sol­da­ten einkesseln.

Als die Lage der Ein­ge­schlos­se­nen immer ver­zwei­fel­ter wird, sieht Außen­mi­nis­ter Lord Hali­fax kei­ne ande­re Mög­lich­keit mehr, als Mus­so­li­ni um die Ver­mitt­lung von Frie­dens­ge­sprä­chen mit Hit­ler zu bitten. 

Chur­chill lehnt ab.

Es kommt zu einem hef­ti­gen Streit und Hali­fax schlägt in sei­ner Ver­zweif­lung schließ­lich vor, wenigs­tens Son­die­rungs­ge­sprä­che zu füh­ren. Auch das lehnt Chur­chill ab, denn er fürch­tet, dass allein das Bekannt­wer­den sol­cher Son­die­run­gen eine ver­hee­ren­de Wir­kung auf die Moral der bri­ti­schen Bevöl­ke­rung haben könnte.

  • Groß­bri­tan­ni­en steht kurz davor, in Frank­reich sei­ne kom­plet­te Armee zu ver­lie­ren. Das hät­te ver­mut­lich das Ende des Krie­ges im Wes­ten bedeutet.

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Ende Mai 1940, Groß­bri­tan­ni­en steht am Abgrund. Ein Film-Meis­ter­werk, das den Kampf Win­s­ton Chur­chills gegen Hit­ler-Deutsch­land und die Appeaser im eige­nen Land zeigt. Ein span­nen­des His­to­ri­en-Dra­ma, fes­selnd erzählt und gran­di­os dar­ge­stellt. Sehens­wert!

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His­to­ri­ke­rin­nen und His­to­ri­ker sehen in Chur­chills Kom­pro­miss­lo­sig­keit 1940 ein Schlüs­sel­mo­ment der Geschichte. 

Es ist kaum vor­stell­bar, wie sich der 2. Welt­krieg ent­wi­ckelt hät­te, wenn die Bri­ten in Dün­kir­chen ihre Trup­pen ver­lo­ren hät­ten oder vor Hit­lers Über­macht ein­ge­knickt wären.

  • Ende Mai 1940 wäre Chur­chill aller­dings zu Zuge­ständ­nis­sen bereit gewe­sen, um die dro­hen­de Kata­stro­phe sei­ner Trup­pen bei Dün­kir­chen irgend­wie abzu­wen­den – wenn sein Gegen­über nicht Hit­ler gewe­sen wäre. Die Rück­ga­be deut­scher Kolo­nien und die Aner­ken­nung einer gewis­sen Vor­macht­stel­lung Deutsch­lands in Euro­pa wären für ihn ver­han­del­bar gewe­sen. Aber er befürch­tet, dass es dabei nicht blei­ben würde.

Zu lan­ge hat er den deut­schen Dik­ta­tor beob­ach­tet, um nicht zu ahnen, dass Hit­ler in gewohn­ter Manier mit Zucker­brot, Peit­sche und Kriegs­dro­hun­gen letzt­end­lich die Her­aus­ga­be der Roy­al Navy und eine bri­ti­sche Mario­net­ten-Regie­rung sei­ner Wahl erzwin­gen wür­de.

Zum Glück für die Welt kann er die­se Posi­ti­on hal­ten.
Denn am 4. Juni 1940 keh­ren die letz­ten durch das „Wun­der von Dün­kir­chen“ geret­te­ten bri­ti­schen Sol­da­ten nach Eng­land zurück.

Am glei­chen Tag hält ein erleich­ter­ter Chur­chill vor dem Par­la­ment und spä­ter im Radio sei­ne berühm­te „We shall never sur­ren­der“ Rede. Ein kom­pro­mit­tier­tes Groß­bri­tan­ni­en wer­de zu einem Skla­ven­staat her­ab­sin­ken, sagt Chur­chill. Und ergänzt, dass er sich mit „die­sem üblen Men­schen, die­ser Miss­ge­burt aus Neid und Schan­de“, auf gar kei­nen Fall ein­las­sen werde.

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Was wäre gewe­sen, wenn … Hit­ler den Krieg gewon­nen hät­te und Groß­deutsch­land vom Rhein bis zum Ural rei­chen wür­de? Ein groß­ar­ti­ges Buch zwi­schen Fic­tion, Kri­mi und Geschich­te, sehr span­nend zu lesen.

Robert Har­ris, Vater­land*. Hey­ne Ver­lag, 2017

Luftschlacht um England

Auch wenn Anfang Juni 1940 eine Kata­stro­phe bei Dün­kir­chen abe­ge­wen­det wer­den kann, bleibt die stra­te­gi­sche Lage Groß­bri­tan­ni­ens pre­kär. Die Bri­ten sind nach dem Fall Frank­reichs Hit­lers ein­zi­ge ver­blie­be­ne Kriegsgegner.

Und sie sind nicht gut gerüs­tet: Die Roy­al Air Force ver­fügt im August 1940 nur über etwa 850 kampf­be­rei­te Flug­zeu­ge und ist Görings hoch­ge­rüs­te­ter Luft­waf­fen-Arma­da zah­len­mä­ßig weit unter­le­gen. Als die Luft­schlacht um Eng­land am 13. August 1940 beginnt, sieht es zunächst tat­säch­lich nach einem mög­li­chen „Blitz­sieg“ für die deut­sche Luft­waf­fe aus: 

Doch die todes­mu­ti­gen bri­ti­schen, pol­ni­schen, fran­zö­si­schen und tsche­cho­slo­wa­ki­schen Pilo­ten (s. Foto) mit ihren wen­di­gen Hur­ri­ca­ne- und Spit­fi­re-Jagd­flug­zeu­gen erwei­sen sich als Geg­ner, mit denen Göring nicht gerech­net hatte.

Piloten der Royal Airforce während der Luftschlacht um England 1940
Pilots of No. 310 (Cze­chos­lo­vak) Squa­dron RAF in front of Haw­ker Hur­ri­ca­ne Mk I at Dux­ford, Cam­bridge­shire, 7 Sep­tem­ber 1940
  • Außer her­vor­ra­gen­den Pilo­ten hat Groß­bri­tan­ni­en noch ein wei­te­res Ass im Ärmel, von dem Göring und sei­ne Luft­waf­fen-Gene­rä­le nichts wis­sen: Sie ver­fü­gen seit kur­zer Zeit über ein sehr effi­zi­en­tes Radar­sys­tem, mit dem man bei Tag und Nacht ankom­men­de Flug­zeu­ge orten kann.

Sobald die deut­schen Geschwa­der auf ihren Stütz­punk­ten auf dem Fest­land abhe­ben, wis­sen die Bri­ten Bescheid.
Sie wis­sen, dass etwas im Anflug ist und wel­che Maschi­nen mitfliegen.

  • Neben High-Tech ist es aber auch die frei­wil­li­ge Home­guard, eine Art Beob­ach­tungs-Bür­ger­wehr, die Görings Bom­bern das Leben schwer macht: Män­ner und Frau­en, die an der Küs­te mit Fern­glä­sern auf Dächer und Hügel klet­tern, Tag und Nacht den Him­mel nach feind­li­chen Flug­zeu­gen absu­chen und deren Posi­ti­on mel­den, sobald sie sie ent­de­cken, und außer­dem dar­auf ach­ten, ob die Deut­schen doch noch ihre befürch­te­te Inva­si­on in Angriff nehmem.

Mit Radar und Home­guard kön­nen vie­le Infor­ma­tio­nen gesam­melt und ver­ar­bei­tet werden. 

Die deut­schen Stu­kas, Jäger und Bom­ber wer­den des­halb jedes Mal erwar­tet, wenn sie im Anflug auf ihre Zie­le sind. Oft gelingt es, sie zu über­rum­peln und recht­zei­tig abzu­fan­gen, bevor sie Scha­den anrich­ten können. 

Göring hat sich — wie­der ein­mal — selbst über­schätzt, der Wider­stand Grob­ri­tan­ni­ens rui­niert sei­nen Zeit­plan und die gesam­te Kriegsstrategie.

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Wer genau hin­sieht, wird schnell mer­ken, dass die Rah­men­hand­lung in der nicht so lus­ti­gen Zeit der Luft­schlacht um Eng­land und der befürch­te­ten deut­schen Inva­si­on spielt.

Walt Dis­ney, Die toll­küh­ne Hexe in ihrem flie­gen­den Bett*, 2017 oder als Prime Video*

Luftangriff auf Berlin: Wie aus Göring “Meier” wurde

Am 24. August 1940 bom­bar­diert die deut­sche Luft­waf­fe, die sich bis­lang mit ihren Luft­schlä­gen vor allem auf Infra­struk­tur und Luft­waf­fen­stütz­punk­te kon­zen­triert hat , ver­mut­lich ver­se­hent­lich und gegen Hit­lers direk­ten Befehl London.

Das will Groß­bri­tan­ni­en nicht auf sich sit­zen las­sen. Man beschließt, zum Gegen­schlag aus­zu­ho­len und Ber­lin aus der Luft anzugreifen.

Der ers­te bri­ti­sche Luft­schlag fin­det in der Nacht vom 25. auf den 26. August 1940 statt; von den ein­ge­setz­ten Flug­zeu­gen errei­chen nicht ein­mal alle die Reichs­haupt­stadt und die gerin­ge Bom­ben­last wird has­tig und weit ver­streut auf den Nor­den und Osten Ber­lins abge­wor­fen. Es ent­steht Sach­scha­den, aber nie­mand wird verletzt.

Noch sind die Bri­ten mei­len­weit von der „Area Bom­bing Direc­ti­ve” und „Moral bom­bing ent­fernt, mit der sie ab 1943 deut­sche Städ­te in Schutt und Asche legen wer­den, um die Moral der Bevöl­ke­rung — vor allem die der Arbei­ter­schaft — zu brechen.

Hamburg im 2. Weltkrieg - die Operation Gomorrha 1943 Gnerationengespräch
Ham­burg 1943: Die Ope­ra­ti­on Gomorrha

Mehr als psy­cho­lo­gi­sche Nadel­sti­che sind die bri­ti­schen Revan­che-Angrif­fe aus der Luft 1940 nicht.

Aber Her­mann Görings Ehre ist schwer ver­letzt.
Denn er will „Mei­er“ hei­ßen, soll­te je ein feind­li­ches Flug­zeug bis Ber­lin kom­men. Die „Meier“-Episode über­dau­ert den Krieg durch heim­lich erzähl­te Flüsterwitze.

Wenn auch nur ein feindliches Flugzeug unser Reichsgebiet überquert dann will ich Meier heißen Zitat Hermann Göring Luftschlacht um England Generationengespräch

Die Rettung Großbritanniens durch den „London Blitz“

Die Rache für die Luft­schlä­ge auf Ber­lin ist grau­sam. Am 5. Sep­tem­ber 1940 befiehlt Hit­ler der Luft­waf­fe, ab sofort statt Flug­plät­ze, mili­tä­ri­sche Ein­rich­tun­gen und Indus­trie­an­la­gen bri­ti­sche Groß­städ­te bei Tag und Nacht anzu­grei­fen, vor allem London.

Eine bedroh­li­che Nach­richt.
Doch Hit­lers plötz­li­cher Stra­te­gie­wech­sel ret­tet die Bri­ten vor einer noch bedroh­li­che­ren abseh­ba­ren Niederlage.

London Blitz 1940 Luftschlacht um England Generationengespräch
View along the River Tha­mes in Lon­don towards smo­ke rising from the Lon­don docks after an air raid during the Blitz, 7. Sep­tem­ber 1940.

Denn trotz aller Erfol­ge kommt die Roy­al Air Force im Sep­tem­ber 1940 an ihre Belas­tungs­gren­ze.

Zwar schießt die RAF in nur einem Monat 500 deut­sche Flug­zeu­ge ab, aber auch sie selbst erlei­det schwe­re Ver­lus­te und zahlt einen hohen Blut­zoll: 300 bri­ti­sche Kampf­flug­zeu­ge gehen ver­lo­ren, über 200 Pilo­ten wer­den getötet.

  • Die RAF hat mehr Crews und Flug­zeu­ge ver­lo­ren, als sie erset­zen kann. Vie­le Stütz­punk­te im Süden Eng­lands sind außer­dem so schwer beschä­digt, dass man sie nicht mehr nut­zen kann.

Hät­te Göring sei­ne Angrif­fe auf mili­tä­ri­sche Zie­le und Pro­duk­ti­ons­an­la­gen noch zwei bis drei Wochen fort­ge­setzt, wäre er ver­mut­lich aus der Luft­schlacht um Eng­land als Sie­ger her­vor­ge­gan­gen und hät­te wie geplant die Luft­ho­heit über Eng­land erobert. Es fehl­te nicht viel.

  • Hugh Dow­ding, wäh­rend der Luft­schlacht der Kom­man­dant des bri­ti­schen Figh­ter Com­mand, schreibt spä­ter in sei­nen Memoi­ren: „Ich fiel auf die Knie und dank­te dem Him­mel für die­sen Sin­nes­wan­del“.

Coventrieren”

Am 7. Sep­tem­ber 1940 grei­fen 300 deut­sche Bom­ber und 600 Begleit­jä­ger die Docks von Lon­don und das East End an, ein Stadt­teil der „klei­nen“ Leu­te. Der „Lon­don Blitz“, wie ihn die Bri­tin­nen und Bri­ten nach Hit­lers Lieb­lings­dis­zi­plin, dem Blitz­sieg”, nennen.

Zwi­schen dem 7. Sep­tem­ber und dem 15. Novem­ber wird Lon­don Nacht für Nacht von durch­schnitt­lich 200 deut­schen und ita­lie­ni­schen Bom­bern ange­grif­fen, die in Bel­gi­en star­ten und landen.

Von Novem­ber 1940 bis Febru­ar 1941 kon­zen­trie­ren sich die Angrif­fe dann auf indus­tri­el­le Zen­tren und Hafen­städ­te, wie Coven­try, Sout­hamp­ton, Bir­ming­ham, Liver­pool, Cly­de­bank und Bris­tol; im April 1941 wird unter ande­rem Bel­fast angegriffen.

  • Die meis­ten Todes­op­fer for­der­te der Luft­an­griff auf Coven­try am 14. Novem­ber 1940, Deck­na­me „Unter­neh­men Mond­schein­so­na­te”.
    Coven­try ist in Eng­land das indus­tri­el­le Zen­trum für Flug­zeug­mo­to­ren, wes­halb die gesam­te Stadt in Schutt und Asche gelegt wird. Zwar wer­den 75% der Indus­trie­an­la­gen zer­stört, aber weni­ge Wochen nach der Bom­bar­die­rung neh­men sie ihre Arbeit wie­der auf.

Hit­lers Chef-Zyni­ker, Reichs­pro­pa­gan­da­mi­nis­ter Joseph Goeb­bels, erfin­det nach dem ver­hee­ren­den Bom­ben­an­griff auf Coven­try den NS-Euphe­mis­mus „Coven­trie­ren”, unter dem man im Nazi-Jar­gon bis Kriegs­en­de die Zer­stö­rung von Städ­ten durch Luft­an­grif­fe versteht.

Coventry 14. November 1940 Luftschlacht um England Generationengespräch
Das Stadt­zen­trum nach dem deut­schen Luft­an­griff vom 14. Novem­ber 1940. Hin­ten die Rui­ne des Kauf­hau­ses Owen Owen, gemeinfrei

Hitlers Strategiewechsel und seine Folgen 

Aber Görings Luft­waf­fe schwä­chelt.
Der Reichs­mar­schall hat­te eine ope­ra­ti­ve Luft­waf­fe auf­ge­baut, die dar­auf aus­ge­rich­tet ist, Boden­trup­pen durch Luft­schlä­ge zu unter­stüt­zen, und nicht, um Städ­te und Infra­struk­tur zu zer­stö­ren.

Sei­ne Pilo­ten sind nicht in ihrem Ele­ment und erlei­den des­halb immer häu­fi­ger schwe­re Ver­lus­te durch die bri­ti­sche Luftabwehr.

  • Die Bri­ten zer­stö­ren über 1800 deut­sche Bom­ber und Kampf­flug­zeu­ge.
    Bereits im Janu­ar 1940 war es gelun­gen, den Enig­ma-Code der deut­schen Luft­waf­fe zu kna­cken und so konn­te man mit Hil­fe abge­fan­ge­ner Funk­sprü­che bevor­ste­hen­de Luft­an­grif­fe immer prä­zi­ser vor­her­sa­gen. Die Bri­ten ent­wi­ckeln auch ein Sys­tem, um die Funk­leit­strah­len zu stö­ren, mit denen Luft­waf­fen-Pilo­ten bei Nacht­an­grif­fen navi­gie­ren, so dass die deut­schen Bom­ben immer öfter ihre Zie­le ver­feh­len und ihre töd­li­che Fracht auf frei­em Feld einschlägt.
Sperr­bal­lons über Lon­don wäh­rend der Luft­schlacht um Eng­land 1940

Trotz die­ser Maß­nah­men und obwohl im Him­mel über Lon­don Sperr­bal­lons mit Eisen­ket­ten hän­gen, die einem her­an­flie­gen­den Flug­zeug die Trag­flä­chen abrei­ßen kön­nen, ster­ben in der Luft­schlacht um Eng­land etwa 43.000 Men­schen durch deut­sche Luftangriffe.

  • Doch Hit­ler ver­schafft durch die Bom­bar­die­rung bri­ti­scher Städ­te der bri­ti­schen Rüs­tungs­in­dus­trie eine unver­hoff­te Erho­lungs­pau­se; in den Fabri­ken kön­nen jetzt Waf­fen, Muni­ti­on und Flug­zeu­ge fast unbe­hel­ligt von Angrif­fen aus der Luft auf Hoch­tou­ren pro­du­ziert werden.

Hit­lers Stra­te­gie­wech­sel ist ein schwe­rer stra­te­gi­scher Feh­ler. Und ein psychologischer.

Denn die Bom­bar­die­rung der Städ­te bricht nicht wie beab­sich­tigt den Durch­hal­te­wil­len der Bri­tin­nen und Bri­ten, son­dern stärkt ihren Zusam­men­halt und den Rück­halt für die Regie­rung Win­s­ton Churchills.

We shall go on to the end, we shall fight in France, we shall fight on the seas and oce­ans, we shall fight with gro­wing con­fi­dence and gro­wing strength in the air, we shall defend our island, wha­te­ver the cost may be, we shall fight on the bea­ches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never sur­ren­der.“

„Wir wer­den bis zum Ende gehen, wir wer­den in Frank­reich kämp­fen, wir wer­den auf den Mee­ren und Ozea­nen kämp­fen, wir wer­den mit wach­sen­der Zuver­sicht und zuneh­men­der Stär­ke in der Luft kämp­fen, wir wer­den unse­re Insel ver­tei­di­gen, was immer es uns auch kos­ten möge, wir wer­den an den Dünen kämp­fen, wir wer­den auf den Lan­dungs­plät­zen kämp­fen, wir wer­den auf den Fel­dern und in den Stra­ßen kämp­fen, wir wer­den auf den Hügeln kämp­fen, wir wer­den uns nie­mals erge­ben.“

Rede des bri­ti­schen Pre­mier­mi­nis­ters Win­s­ton Chur­chill am 4. Juni 1940

  • Auch wenn es im Drit­ten Reich nie­mand aus­zu­spre­chen wagt: Der „Füh­rer“ hat in Groß­bri­tan­ni­en sei­ne ers­te Schlacht ver­lo­ren. Es ist ihm nicht gelun­gen, Chur­chill und die Bri­tin­nen und Bri­ten in die Knie zu zwin­gen. Offi­zi­ell ver­schiebt Hit­ler das „Unter­neh­men See­lö­we“, die Inva­si­on Eng­lands, am 25. Sep­tem­ber 1940 wegen des schlech­ter wer­den­den Wet­ters aufs Früh­jahr 1941. Die Luft­an­grif­fe wer­den sel­te­ner und hören schließ­lich bis 1944 ganz auf.

Am 18. Dezem­ber 1940 ent­schließt sich Hit­ler zu einem wei­te­ren Stra­te­gie­wech­sel: Er gibt die Wei­sung, den Angriff auf einen neu­en Feind vor­zu­be­rei­ten, der 26-mal grö­ßer als Eng­land ist. Die Sowjetunion. 

Der „Füh­rer“ wen­det sich sei­nem eigent­li­chen Kriegs­ziel im Osten zu, ohne den Krieg im Wes­ten been­det zu haben. Ver­mut­lich ist das der schwers­te von vie­len stra­te­gi­schen Feh­lern, die das selbst­er­nann­te mili­tä­ri­sche Genie, Adolf Hit­ler, begeht.

Es ist der Anfang vom Ende sei­ner Kriegs­stra­te­gie. Auch wenn sei­net­we­gen noch vie­le Mil­lio­nen Men­schen uner­mess­li­ches Leid ertra­gen müs­sen und ster­ben werden.

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de, 2023, über­ar­bei­tet 2024

Lesen Sie im nächs­ten Bei­trag: Ab März 1941 berich­ten immer mehr sowje­ti­sche Spio­ne von einem nicht enden wol­len­den Strom deut­scher Trup­pen, die Rich­tung Osten mar­schie­ren. Doch Sta­lin wie­gelt ab: In Ber­lin gäbe es „Fal­ken“ und „Tau­ben“, wobei Hit­ler zu den „Tau­ben“ zäh­le …
Hit­lers Krieg: 1941

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Wei­ter­füh­ren­de Artikel:

Der “Füh­rer” Adolf Hit­ler war ein lau­si­ger Mili­tär­stra­te­ge, dem Wet­ter, Weg­stre­cken und Boden­be­schaf­fen­heit völ­lig egal waren. Im 2. Welt­krieg trifft er meh­re­re schwer­wie­gen­de Fehl­ent­schei­dun­gen und ver­zockt dadurch sein anfäng­li­ches Kriegs­glück.
Hit­lers Krieg: Größ­ter Feld­herr aller Zeiten?

Appease­ment: In den 1930er Jah­ren wirbt der „Füh­rer“ für ein deutsch-bri­ti­sches Bünd­nis und ganz abge­neigt ist man zumin­dest in Tei­len der bri­ti­schen Upper­class nicht. Über blau­blü­ti­ge Hit­ler-Fans in Groß­bri­tan­ni­en, die bri­ti­sche Appease­ment-Poli­tik und wes­halb Beschwich­ti­gung meis­tens nicht die bes­te Ant­wort auf Erpres­sung ist.
Appease­ment: Hit­ler und die Briten

Nach­dem es dem bri­ti­schen “It-Girl” Unity Val­ky­rie Mit­ford gelun­gen ist, den “Füh­rer” ken­nen­zu­ler­nen, beglei­tet sie ihn so oft, dass ihr Name von “Mit­ford” zu “Mit­fahrt” ver­ball­hornt wird. Hit­ler hofft, dass durch die eng­li­sche Lady an sei­ner Sei­te sein jah­re­lan­ges Wer­ben bei bri­ti­schen Aris­to­kra­ten und Poli­ti­kern für ein Bünd­nis end­lich Erfolg hat.
Unity Mit­ford: Hit­lers It-Girl

Kon­rad Hen­lein, Sude­ten­deut­scher mit tsche­chi­schem Groß­va­ter, war Turn­leh­rer und woll­te nach eige­nem Bekun­den auch nie etwas ande­res sein. Er wur­de zum Aus­hän­ge­schild natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Sude­ten­deut­scher, die in den 1930er Jah­re kräf­tig am Welt­frie­den zün­del­ten. War Hen­lein nur Hit­lers Mario­net­te und Brand­stif­ter — oder auch Bie­der­mann mit einem eigent­lich ernst­haf­ten Anlie­gen?
Kon­rad Hen­lein — Bie­der­mann oder Brandstifter?

Ope­ra­ti­on Gomor­rha: In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 ent­zün­det ein bri­ti­scher Bom­ben­an­griff im Osten Ham­burgs einen Feu­er­sturm, der nicht gelöscht wer­den kann. Gan­ze Stadt­tei­le wer­den kom­plett zer­stört, 900.000 Men­schen wer­den obdach­los, über 35.000 ster­ben. In Ber­lin fürch­tet man, dass jetzt die Stim­mung in der Bevöl­ke­rung kip­pen könn­te und sich eine Mehr­heit vom NS-Regime abwen­den könn­te.
Ham­burg 1943: Die Ope­ra­ti­on Gomorrha

Wei­ter­füh­ren­de Artikel:

Welt Geschich­te: Wie die Bri­ten Sta­lins Außen­mi­nis­ter bom­bar­dier­ten
https://​www​.welt​.de/​g​e​s​c​h​i​c​h​t​e​/​z​w​e​i​t​e​r​-​w​e​l​t​k​r​i​e​g​/​a​r​t​i​c​l​e​1​4​8​7​6​4​8​2​9​/​W​i​e​-​d​i​e​-​B​r​i​t​e​n​-​S​t​a​l​i​n​s​-​A​u​s​s​e​n​m​i​n​i​s​t​e​r​-​b​o​m​b​a​r​d​i​e​r​t​e​n​.​h​tml

Bild­nach­wei­se:

Bun­des­ar­chiv, Bild 183-S33882, Hit­ler, Adolf: Reichs­kanz­ler, Deutsch­land, 20 April 1937, Lizen­ziert unter CC BY-SA 3.0 de

Sir Win­s­ton Chur­chill, skee­ze, pix​a​bay​.com, CC0 Public

Bun­des­ar­chiv, Bild 146‑1979-089–22 / CC-BY-SA 3.0 de
Gene­ral­feld­mar­schall Her­mann Göring (im Pelz­man­tel, mit Mar­schall­stab grü­ßend) in Beglei­tung von Gene­ral­ma­jor Paul Con­rath beim Abschrei­ten einer Front ange­tre­te­ner Sol­da­ten, 1942

RAF pilots with one of their Haw­ker Hur­ri­ca­nes, Octo­ber 1940
Stan­ley Arthur Devon — http://media.iwm.org.uk/iwm/mediaLib//52/media-52909/large.jpg This pho­to­graph CH 1299 comes from the coll­ec­tions of the Impe­ri­al War Muse­ums.
Pilots of No. 310 (Cze­chos­lo­vak) Squa­dron RAF in front of Haw­ker Hur­ri­ca­ne Mk I at Dux­ford, Cam­bridge­shire, 7 Sep­tem­ber 1940. Cze­chos­lo­vak pilots of No. 310 (Cze­chos­lo­vak) Squa­dron RAF and their Bri­tish flight com­man­ders grou­ped in front of Haw­ker Hur­ri­ca­ne Mark I, P3143NN‑D’, at Dux­ford, Cam­bridge­shire. They are (stan­ding, left to right); Pilot Offi­cer S Jan­duch, Ser­geant J Vopale­cuy, Ser­geant R Puda, Ser­geant K Seda, Ser­geant B Furst and Ser­geant R Zima: (sit­ting, left to right); Pilot Offi­cer W Goth, Flight Lieu­ten­ant J Maly, Flight Lieu­ten­ant G L Sin­clair, Fly­ing Offi­cer J E Boul­ton, Flight Lieu­ten­ant J Jef­fries (who com­man­ded the Squa­dron in Janu­ary-June 1941, having chan­ged his name by deed poll to Lati­mer), Pilot Offi­cer S Zim­prich, Ser­geant J Kau­cky, Flight Lieu­ten­ant F Rypl, Pilot Offi­cer E Fecht­ner and Pilot Offi­cer V Berg­man.

View along the River Tha­mes in Lon­don towards smo­ke rising from the Lon­don docks after an air raid during the Blitz, 7. Sep­tem­ber 1940.
File:London Blitz 791940.jpg. Crea­ted: 7 Sep­tem­ber 1940 by New York Times Paris Bureau Coll­ec­tion.
Die­se Datei ist im Bestand der Natio­nal Archi­ves and Records Admi­nis­tra­ti­on ver­füg­bar, kata­lo­gi­siert unter dem Natio­nal Archi­ves Iden­ti­fier (NAID) 541917
Die­ses Werk ist in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten gemein­frei, da es von Mit­ar­bei­tern der US-ame­ri­ka­ni­schen Bun­des­re­gie­rung oder einem ihrer Orga­ne in Aus­übung ihrer dienst­li­chen Pflich­ten erstellt wur­de und des­halb nach Titel 17, Kapi­tel 1, Sek­ti­on 105 des US Code ein Werk der Regie­rung der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka ist.

Coven­try bomb dama­ge H5600.jpg
Das Stadt­zen­trum nach dem deut­schen Luft­an­griff vom 14. Novem­ber 1940. Hin­ten die Rui­ne des Kauf­hau­ses Owen Owen. Gemein­frei

Domain­Bar­ra­ge bal­loons fly­ing over cen­tral Lon­don. Gemein­frei

Die zehn­jäh­ri­ge Polin Kazi­mie­ra Mika trau­ert um ihre älte­re Schwes­ter, die auf einem Feld nahe der Jana-Ost­ro­ro­ga-Stra­ße in War­schau bei einem Angriff der Luft­waf­fe ums Leben kam.
Der Foto­graf Juli­en Bryan beschrieb die Sze­ne wie folgt: “Als wir zu einem klei­nen Feld am Stadt­rand kamen, waren wir nur ein paar Minu­ten zu spät, um Zeu­ge eines tra­gi­schen Ereig­nis­ses zu wer­den, des unglaub­lichs­ten über­haupt. Sie­ben Frau­en woll­ten Kar­tof­feln aus­gra­ben. Es gab kein Mehl in ihrem Bezirk und sie such­ten ver­zwei­felt nach Nah­rung. Plötz­lich erschie­nen zwei deut­sche Flug­zeu­ge aus dem Nichts und war­fen zwei Bom­ben auf ein nur zwei­hun­dert Meter ent­fern­tes Haus. Zwei Frau­en im Haus fan­den den Tod. Die Kar­tof­fel­ern­te­rin­nen war­fen sich flach auf den Boden in der Hoff­nung, unent­deckt zu blei­ben. Als die Flug­zeu­ge fort waren, setz­ten sie ihre Arbeit fort. Sie brauch­ten das Essen. Aber die Nazi-Flie­ger waren noch nicht zufrie­den mit ihrem Werk. Nach ein paar Minu­ten kamen sie zurück und fie­len auf 200 Fuß [ca. 60 m] Höhe ab, wobei sie das Feld mit Maschi­nen­ge­wehr­feu­er durch­pflüg­ten. Zwei der sie­ben Frau­en star­ben; die ande­ren fünf schaff­ten es irgend­wie zu flie­hen. Wäh­rend ich die Lei­chen foto­gra­fier­te, kam ein klei­nes zehn­jäh­ri­ges Mäd­chen und starr­te wie gebannt auf eine der Toten. Sie war ihre älte­re Schwes­ter. Das Kind hat­te nie zuvor eine Tote gese­hen und konn­te nicht ver­ste­hen, war­um ihre Schwes­ter nicht mit ihr sprach. Sie sah uns ver­wirrt an. Ich leg­te mei­nen Arm fest um sie, um sie zu beru­hi­gen. Sie wein­te — eben­so wie ich und die pol­ni­schen Poli­zis­ten, die bei mir waren.” [Quel­le: Bryan, Juli­en: “War­saw: 1939 Sie­ge; 1959 War­saw Revisited.”]Von Juli­en Bryan — Juli­en Bryan (23. Okto­ber 1939). "Docu­men­ta­ry Record of the Last Days of Once Proud War­saw". Life maga­zi­ne: 73–77.Julien Bryan (1959) War­saw: 1939 Sie­ge; 1959 War­saw Revi­si­ted., War­schau: Polo­nia Publi­shing House, S. 120 OCLC: 8990324. ASIN: B000O2AEBYUnited Sta­tes Holo­caust Memo­ri­al Muse­um, Foto­gra­fie #50893Julien Bryan (Sep­tem­ber 1959). Pol­and in 1939 and in 1959. Look maga­zi­ne. Archi­ved from the ori­gi­nal on 2005-10-28., Gemeinfrei

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