Hitlers Krieg: Der „Gröfaz“ (größter Feldherr aller Zeiten) war ein lausiger Militärstratege, dem Wetter, Wegstrecken und Bodenbeschaffenheit völlig egal waren.
Im 2. Weltkrieg trifft er mehrere schwerwiegende Fehlentscheidungen und verzockt dadurch sein anfängliches Kriegsglück.
Hitlers verlorene Schlachten
Adolf Hitler, verhinderter Architekt, Kunstmaler und von Ex-Reichspräsident Hindenburg abfällig als „böhmischer Gefreiter“ bezeichnet, ist seit Hindenburgs Tod 1934 nicht nur Reichskanzler, sondern auch „Führer“ der Deutschen. Das Kriegeführen hat er in seiner abwechslungsreichen Laufbahn allerdings nie gelernt.
Hitler hat nie eine Militärakademie besucht oder auch nur die kleinste Einheit befehligt.
Sein Wissen über Militärstrategien war wie seine gesamte Ideologie ein halbgares autodidaktisches Potpourri aus dem, was er mal gelesen oder gehört hatte, und was zu seinem Weltbild passte.
Adolf Hitler eignet sich am besten für das Amt eines Postmeisters, dann kann er mich von hinten lecken.
Zitat, das Paul von Hindenburg zugesprochen wird (Hindenburg ist als Reichspräsident der Weimarer Republik auf den Briefmarken abgebildet)
Das stört den „Führer“ aber nicht, denn statt auf militärisches Know-how setzt er sowieso lieber auf seinen Instinkt.
Schon lange hält er sich selbst für eine Art Auserwählten, dem die besondere Gabe gegeben ist, komplexe Zusammenhänge vereinfachen und aufs Wesentliche reduzieren zu können.
Eine Fähigkeit, die er allen anderen abspricht. Vor allem seinen hochdekorierten Generälen: Als „verkrustetes und überholtes Denken“ fegt er jeden Zweifel an der Umsetzbarkeit seiner militärischen Ideen und Kriegspläne vom Tisch.
Intuition schlägt Wissen und Erfahrung.
Hitler greift immer wieder in die operative Planung seiner Feldzüge ein und duldet keinen Widerspruch: Wer dem „Führer“ in militärischen Fragen widerspricht, kann seinen Hut nehmen.
Besser ist es, sich dem selbsternannten obersten Feldherren und Amateurstrategen zu beugen, wenn man Rang, Titel und Einfluss behalten will.
Dieser Maulkorb führt dazu, dass es im Kriegsverlauf zu vielen gravierenden Fehlentscheidungen kommt. Sie machen den von Hitler gewollten und rassistisch begründeten 2. Weltkrieg zu einem der blutigsten und grausamsten Kriege in der Weltgeschichte.
Als besonders folgenreich gelten:
- der Haltebefehl von Dünkirchen im Mai 1940
- der Strategiewechsel im Luftkrieg um England im August 1940
Hitlers Krieg 1940: Luftschlacht um England - der verschobene Zeitplan beim Überfall auf die Sowjetunion 1941 und die größenwahnsinnige (und überflüssige) Kriegserklärung gegen die USA im Dezember 1941
Hitlers Krieg: 1941 - Stalingrad
Hitlers Krieg: Kriegswende 1942 - Ausschlafen am D‑Day 1944
- … in maßloser Selbstüberschätzung überhaupt den 2. Weltkrieg begonnen zu haben.
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Zeit seines Lebens glaubte Hitler daran, dass er relativ jung sterben würde.
Ein Grund, weshalb er darauf bestand, den Krieg schon 1939 zu beginnen? Der Medizinhistoriker Roland Gerste beleuchtet in seinem Buch die Krankheiten der Mächtigen vom „verkalkten Hirn der Weltrevolution” Lenin über den hypochondrischen Patienten Hitler bis zur Paranoia Stalins und Nixons. Sehr lesenswert!
Roland D. Gerste, Wie Krankheiten Geschichte machen: Von der Antike bis heute*, Klett-Cotta, 2019
Drôle de guerre: Der komische Sitzkrieg
Zunächst scheint der Erfolg Hitlers intuitiver Kriegsführung recht zu geben: Im November 1939 ist die „Rest-Tschechei“ zerschlagen und Polen in einem „Blitzkrieg“ ohne nennenswerten Widerstand überrannt.
Die alliierten Westmächte Frankreich und Großbritannien haben Hitlers Drittem Reich zwar am 3. September 1939 den Krieg erklärt, aber keinen Finger für den bedrängten polnischen Verbündeten gerührt.
Stattdessen haben sie sich im „Drôle de guerre“, dem komischen Sitzkrieg, wie ein vor Angst erstarrtes Kaninchen in Erwartung der bösen Schlange verschanzt und streiten weiter darüber, wie man mit dem kriegslüsternden Hitler umgehen soll.
Vielleicht kann man ihn doch noch mit mehr Zugeständnissen zum Einlenken bringen?
Es ist ein halbes Jahr verlorene Zeit und eine verpasste Chance.
Hätten Frankreich und Großbritannien während des Polenfeldzugs gemeinsam Deutschland im Westen angegriffen, wäre nach Meinung vieler Historiker der Zweite Weltkrieg im Keim erstickt worden. Die Gelegenheit war günstig, denn während die Wehrmacht in Polen „beschäftigt“ ist, sind die deutschen Stellungen im Westen nur dünn besetzt.
Nach dem Ende des Polenfeldzugs (und der polnischen Nation) ist es wieder Hitler, der das Tempo vorgibt und den zögerlichen Westmächten seinen Willen aufzwingt. Und das bedeutet jetzt endgültig: Krieg.
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Der normale NS-Wahnsinn zwischen Dezember 1938 und November 1939: Der Journalist und Historiker Tillmann Bendikowski über die entscheidenden Monat kurz vor und nach Beginn des 2. Weltkriegs aus der Sicht der “kleinen” Leute: Das normale Leben, wenn man zur “Volksgemeinschaft” gehörte, der Alltag zwischen Propaganda, Prunk und des “Führers” 50. Geburtstag. Toll geschrieben und sehr informativ, wenn man diese Zeit besser verstehen möchte.
Tillmann Bendikowski, Hitlerwetter: Das ganz normale Leben in der Diktatur: Die Deutschen und das Dritte Reich 1938/39* C.Bertelsmann Verlag, 2022
Der Fall Gelb: Vom Sitzkrieg zum Blitzkrieg gegen Frankreich
Am 23. November 1939 eröffnet der „Führer“ in einer Rede vor 200 Wehrmachts-Generälen, dass er nun gedenke, Frankreich und Großbritannien anzugreifen; sein Entschluss sei unabänderlich. „Ich werden Frankreich und England angreifen, zum günstigsten und schnellsten Zeitpunkt“, teilt er seiner verblüfften Generalität mit.
Den meisten Anwesenden stockt der Atem.
Denn anders als beim kleinen und militärisch unterlegenen Polen sollen jetzt zwei Schwergewichte aufs Korn genommen werden und das auch noch gleichzeitig: Die französische Armee gilt zu dieser Zeit als die größte Europas.
Gemeinsam mit den Briten können über 9 Millionen Mann mobilisiert werden. Die deutsche Wehrmacht kann dagegen nur 6 Millionen Männer in zukünftige Schlachten werfen und ist technisch mit Gerät und Panzern trotz der Aufrüstungs-Orgie der vergangenen Jahre im Vergleich zu den Westmächten um eine Generation im Rückstand.

Hitler im Hauptquartier des Oberbefehlshabers des Heeres Generalfeldmarschall von Brauchitsch. Vlnr am Kartentisch: Generalfeldmarschall [Wilhelm] Keitel, Generalfeldmarschall [Walther] v. Brauchitsch, [Adolf] Hitler, Gen. Oberst [Franz] Halder
Doch des Führers Wille ist allen Befehl und so macht man sich an die Planung von „Fall Gelb“, dem Überfall auf den Angstgegner und „Erbfeind“ Frankreich.
Aber es ist kompliziert.
Erst im Februar 1940 findet General Erich von Manstein, einer der brillantesten Strategen der Wehrmacht, Hitlers Gehör für seinen radikal neuen Angriffsplan. Es ist ein Täuschungsmanöver, das den Feind verwirren und überrumpeln soll.
Mansteins Plan ist so tollkühn, dass ihn viele für undurchführbar halten, weshalb er eigentlich vom Generalstab bereits verworfen und der nervende Manstein kaltgestellt wurde. Doch der „Führer“ findet Gefallen an der hochriskanten Idee, die alles auf eine Karte setzt. Er ordnet an, diesen Plan weiter auszuarbeiten.
Stalins Finnland-Fiasko und das „Unternehmen Weserübung“
Doch dann kommt alles anders und die Vorbereitungen zu „Fall Gelb“ geraten ins Stocken.
Stalin, der sich ebenfalls für einen begnadeten Militärstrategen hält und zudem in diversen Säuberungswellen die Führungsspitze seiner Roten Armee de facto enthauptet hat, überfällt das kleine Nachbarland Finnland und kommt dabei in Bedrängnis.
Die Finnen waren im Geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Pakts der UDSSR zugesprochen worden und im Winter 1939 will sich Stalin die Beute holen.
Doch die finnische Armee ist viel wehrhafter als erwartet, unter anderem auch durch Waffenlieferungen aus Großbritannien und Frankreich. Die Rote Armee ist dagegen miserabel ausgerüstet und nach Stalins Säuberungen so gut wie führungslos.
Angesichts dieser Lage schiebt man im deutschen Generalstab notgedrungen Manstein-Plan und Frankreichfeldzug beiseite und richtet stattdessen den Blick auf Skandinavien.
Das Ziel ist Norwegen, denn das unverzichtbare Eisenerz aus dem Bergwerk Kiruna in Schweden wird über den eisfreien norwegischen Hafen Narvik ins Deutsche Reich verschifft. Man befürchtet – zurecht –, dass Briten und Franzosen angesichts von Stalins blamabler Schwäche dort intervenieren könnten.
Im April 1940 überfällt die Wehrmacht mit dem „Unternehmen Weserübung“ die neutralen Staaten Dänemark und Norwegen zur Sicherung des schwedischen Eisenerzes. Dänemark ist schnell überrannt, aber die Norweger wehren sich erbittert, unterstützt von französischen und britischen Verbänden. Die deutschen Verluste, besonders die der Marine, sind hoch.
Täuschen und verwirren: Der Manstein-Plan 1940
Erst als in den frühen Morgenstunden des 10. Mai 1940 Görings Luftwaffe Flughäfen in Nordfrankreich bombardiert und die Wehrmacht ohne Kriegserklärung in die beiden neutralen Staaten Belgien und die Niederlande einmarschiert, ziehen Franzosen und Briten ihre Truppen aus Skandinavien ab. Die norwegische Abwehr bricht daraufhin zusammen und auch Norwegen fällt in Hitlers Hände.
Das ist der Plan.
Wie erwartet eilen Frankreich und Großbritannien den angegriffenen Belgiern und Niederländern zu Hilfe und ziehen ihre besten Truppen in Nordfrankreich und Flandern zusammen, weil man dort mit dem Hauptschlag der deutschen Invasoren rechnet.
Das ist die Falle.
Denn die Offensive im Norden dient in der ersten Phase des Manstein-Plans als Täuschungsmanöver, um den Westmächten vorzugaukeln, man würde ähnlich wie 1914 mit einer Art Schlieffen-Plan 2.0 angreifen.
1940 erfolgt der eigentliche Angriff aber viel weiter im Süden.
Das erwartet niemand, denn die Offensive führt durch ein Gelände, das bislang für Armeen und vor allem für eine Armada aus Panzern und Fahrzeugen als unpassierbar gilt: die Ardennen, ein undurchdringliches bewaldetes Bergland im Grenzgebiet zwischen Belgien, Frankreich und Luxemburg.
Panzergeneral Guderian
Der Mann, der diesen Höllenritt mit unbekanntem Ausgang bewerkstelligen soll, ist General Heinz Guderian, ein Draufgänger und glühender Anhänger Mansteins.
Fünf Tage hat er Zeit, um seine Armee aus Panzern, Lastautos und K‑Rädern, insgesamt 22.000 Fahrzeuge, durch die Ardennen zu jagen. Danach soll er südlich von Sedan einen Brückenkopf errichten und den Fluss Maas überqueren.
„Panzergeneral“ Guderian unterbietet die Zeitvorgabe.
Bereits nach zwei Tagen stehen die ersten Panzer zehn Kilometer vor Sedan.
Guderian ändert eigenmächtig Route und Zeitplan, indem er den Brückenkopf über die Maas nicht südlich, sondern direkt vor Sedan errichtet. Und er beschließt, entgegen allen Befehlen seiner Vorgesetzten inklusive Hitlers sofort aus dem Brückenkopf Sedan Richtung Norden und Kanalküste auszubrechen, was hochriskant ist, aber dem Manstein-Plan letztendlich die Dynamik gibt, die zum Erfolg führt.
Nachdem die beiden Hürden Ardennen und Maas überwunden sind, haben Guderians Panzer freie Fahrt Richtung Norden.
Dort kesseln sie in einem „Sichelschnitt“ zusammen mit den Einheiten, die über Belgien und den Niederlanden vorrücken, die französischen und britischen Truppen ein.

History Department of United States Military Academy at West Point, gemeinfrei
Das Überraschungsmoment gelingt, Franzosen und Briten sind plötzlich eingekreist und sitzen in der Falle.
Mit mehr Glück als Verstand auf Seiten der Deutschen. Denn hinter Guderians Vorhut baut sich in den Ardennen ein Problem auf, das weder Manstein noch Hitler bedacht haben: ein riesiges Panzer-Verkehrschaos.
Die wenigen und schmalen Straßen des dünnbesiedelten Gebiets sind nicht dafür geschaffen, um eine derartige Armada Richtung Westen rollen zu lassen. Immer wieder kommt der Vormarsch ins Stocken, es geht nur quälend langsam voran.
Für feindliche Flugzeuge wäre die überwiegend stehende Kolonne ein leichtes Ziel gewesen. Aber das Kriegsglück bleibt Hitler hold.
Die größte Schwachstelle des Manstein-Plans wird zwar entdeckt, aber nicht genutzt.
Guderians Panzerlawine bleibt der französischen Luftaufklärung nicht verborgen, aber Frankreichs Generalstab weigert sich, die entsprechenden Berichte und Beweisfotos zu akzeptieren.
Man ist fest davon überzeugt, dass es nur eine Offensive im Norden gibt, ignoriert alle gegenteiligen Beweise und versäumt dadurch die einmalige Chance, die bevorstehende Einkesselung der eigenen Truppen durch einen Angriff aus der Luft frühzeitig zu stoppen.
Der Haltebefehl vor Dünkirchen
Nachdem sie die Ardennen und die Maas überwunden haben, preschen Guderians Panzer vom 13. bis zum 24. Mai 1940 bis in den Norden Frankreichs an die Kanalküste vor. Der riskante „Sichelschnitt“ gelingt.
Ganz Nordfrankreich ist abgeschnitten und die Franzosen und Briten werden bei Dünkirchen in eine immer enger werdende Falle getrieben. Schließlich sind rund 500.000 französische und britische Soldaten an den Stränden des Ärmelkanals gefangen und können den vorrückenden Deutschen nichts mehr entgegensetzen.
Dann geschieht etwas Seltsames.
Am 24. Mai stehen Guderians Panzer nur noch 18 Kilometer von Dünkirchen entfernt. Doch statt den Befehl zum endgültigen vernichtenden Schlag gegen die eingekesselten Franzosen und Briten zu geben, schlägt sich Hitler plötzlich auf die Seite des vorsichtigen Generaloberst von Rundstedt und lässt die Panzer anhalten.
Drei Tage lang bekniet der Generalstab Hitler, den Haltebefehl wieder aufzuheben.
Doch der weigert sich.
Die Gründe dafür werden bis heute kontrovers diskutiert.
Es gibt die Theorie, dass Hitler seinen Generälen ein für alle Mal zeigen wollte, wer in seiner Armee das Sagen hat.
Einer anderen Theorie zufolge zeigt Hitler, der sonst immer alles auf eine Karte setzt, plötzlich Nerven: Er hatte Panik, so die Mutmaßung, zum Ende der überaus erfolgreichen Operation in eine Falle zu tappen und den bevorstehenden Sieg auf den letzten Metern zu verspielen.
Aber genau das tut er, denn der Haltebefehl ist militärisch ein gravierender Fehler.
Die Wehrmacht verpasst dadurch die einmalige Gelegenheit, die gesamte britische Berufsarmee gefangen zu nehmen und damit die Verteidigung Großbritanniens unmöglich zu machen.
Der Haltebefehl schenkt Großbritannien drei unermesslich wertvolle Tage. Schließlich erklärt Göring vollmundig, er könne die eingekesselten feindlichen Truppen allein durch Luftangriffe vernichten. Kann er zunächst nicht, denn das Wetter ist schlecht.
Evakuierung in letzter Sekunde: Das Wunder von Dünkirchen
Durch den Haltebefehl öffnet sich ein unerwartetes Zeitfenster für die britische Operation „Dynamo“, eine Rettungsaktion, mit der niemand mehr gerechnet hat.
Von Dover aus startet bei stürmischer See ein Konvoi aus Truppentransportern, Frachtdampfern, privaten Yachten und bis zu Fischkuttern alles, was schwimmen kann, um die Eingeschlossenen aus dem Kessel von Dünkirchen zu holen.

Erst am 27. Mai setzt sich Guderians Kolonne wieder in Bewegung.
An diesem Tag klart auch das Wetter auf und Göring hetzt seine todbringenden Stukas (Sturzkampfbomber) den Fliehenden hinterher. Die Briten verlieren einige Schiffe und Boote, aber da Görings Stukas in Reichweite der Royal Air Force operieren, ist schließlich auch jedes einsatzfähige britische Kampfflugzeug in der Luft, um den Deutschen Paroli zu bieten. Es kommt zu den ersten Luftschlachten zwischen deutschen und britischen Fliegern.
Fast das gesamte britische Expeditionskorps, das aus gut ausgebildeten Berufssoldaten besteht, und etwa 140.000 französische Soldaten können unter Zurücklassung jeglicher Ausrüstung evakuiert werden.
Insgesamt rund 370.000 Mann. Viele von ihnen kommen vier Jahre später, am 6. Juni 1944, mit der Operation „Overlord“ aus der anderen Richtung über den Ärmelkanal zurück, um den Westen Europas von Hitlers Truppen zu befreien.
Nach Einschätzung vieler Historiker*innen, hätte der Verlust der britischen Berufsarmee vermutlich das Ende der Regierung Churchill bedeutet und sehr wahrscheinlich auch zum Kriegsende geführt.
Hitlers Krieg: Größter Feldherr aller Zeiten …?
Nach Dünkirchen ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Frankreich kapitulieren muss.
Am 14. Juni besetzen die Deutschen Paris, am 22. Juni unterzeichnet Marschall Philippe Pétain, einst Verteidiger Verduns und französische Legende des 1. Weltkriegs, den Waffenstillstand, den Deutschland ihm diktiert hat.
Im gleichen Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne, in dem 1918 Deutschlands Niederlage besiegelt wurde. Darauf hatte Hitler bestanden.
Der Erzfeind Frankreich, auf dessen Schlachtfeldern nur eine Generation zuvor Millionen junger Soldaten für Kaiser und Vaterland verblutet sind, wurde in weniger als sechs Wochen niedergeworfen. Hitler kehrt als Triumphator ins Reich zurück.
Die Kriegsmüdigkeit und Angst der Deutschen, die noch bis Anfang 1940 zu spüren waren, schlägt in hysterischen Jubel um. In den Augen der überglücklichen Volksgenossinnen und ‑genossen hat der „Führer“ Deutschland seine Größe wiedergegeben.
Das glaubt der „Führer“ auch.
Mehr denn je hält er sich für ein militärisches Genie, das die Kriegsführung revolutioniert hat. Er hält sich für unfehlbar, von der Vorsehung auserkoren, diesen Krieg zu führen.
Sein Stab applaudiert und Wilhelm Keitel (Spitzname: “Lakaitel” …), der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), bezeichnet Hitler als den „größten Feldherrn aller Zeiten“.
Später, als sich der Kriegsverlauf gegen Deutschland wendet, macht der Volksmund aus Keitels sprachlichem Kniefall den Spottnamen „Gröfaz“.
Großbritannien ist nach Frankreichs Kapitulation der einzige verbliebene Kriegsgegner Hitlers. Der „Führer“ ist der festen Überzeugung, dass die Briten ohne ihren Festlands-Alliierten Frankreich nun endlich Frieden schließen werden.
Er irrt sich.
Copyright: Agentur für Bildbiographien, www.bildbiographien.de, 2023
Lesen Sie im nächsten Beitrag: Nach der Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 ist Großbritannien Hitlers einziger verbliebener Kriegsgegner. Im August 1940 beginnt die Luftschlacht um England, mit der die widerspenstigen Briten zum Einlenken gezwungen werden sollen.
Aber Hitler verliert diese Schlacht. Er scheitert an Winston Churchill und dem Widerstandswillen der britischen Bevölkerung.
Hitlers Krieg 1940: Luftschlacht um England
Buch- und Filmempfehlungen:
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Was wäre gewesen, wenn …
Hitler den Krieg gewonnen hätte und Großdeutschland vom Rhein bis zum Ural reichen würde? Ein großartiges Buch zwischen Fiction, Krimi und vielen historisch ausgesprochen interessanten Fakten.
Robert Harris, Vaterland*. Heyne Verlag, 2017
Kein leicht zu verdauendes Buch,
aber ein sehr wichtiges. Der Militärhistoriker Sönke Neitzel über das Wissen und die Mentalität deutscher Frontsoldaten auf der Basis von heimlichen Abhörprotokollen, die in der alliierten Kriegsgefangenschaft gemacht worden sind. Sehr lesenswert!
Sönke Neitzel, Harald Welzer, Soldaten: Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben*, FISCHER Taschenbuch, 2012
Ein spannendes Buch über die größten Schlachten der Menschheitsgeschichte
klar gegliedert und sehr gut erklärt, daher auch für interessierte Laien und Nicht-Strategen geeignet. Empfehlenswert!
Christer Jorgensen (Herausgeber), Schlachten: Die größten Gefechte der Weltgeschichte*. Parragon Books, gebunden, deutsche Ausgabe, 2011
Der britische Historiker Ian Kershaw
sehr spannend und faktenreich über die gewaltigen Turbulenzen in der europäischen Geschichte von 1914 bis 1949. Ein tolles Buch für den Einstieg, aber auch wer sich schon länger mit dieser Epoche befasst, wird viele neue und interessante Aspekte und Hintergründe erfahren. Empfehlenswert!
Ian Kershaw, Höllensturz: Europa 1914 bis 1949*. Pantheon Verlag, 2017
Der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze über Hitlers Weltbild, das nicht nur vom Rassenwahn geprägt war, sondern auch im hohen Maß ökonomische Überlegungen mit einbezogen hat. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden — koste es, was es wolle. Ein neuer, bislang ziemlich vernachlässigter Aspekt — lesenswert!
Adam Tooze, Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus*. Pantheon Verlag, 2018
Die Historikerin Heike Görtemaker
in einem großartigen Buch über Hitlers ‘inner circle’. Wer gehörte dazu? Wie lebte es sich als High-Society der Nationalsozialisten? Und welche Seilschaften überlebten den Krieg und funktionierten noch in der Bundesrepublik? Spannend zu lesen — sehr empfehlenswert!
Heike B. Görtemaker: Hitlers Hofstaat. Der innere Kreis im Dritten Reich und danach*, C.H.Beck Verlag, 2019
Weiterführende Artikel:
Die Kindheit und Jugend Adolf Hitlers: Über den geprügelten Sohn eines „erziehenden“ Vaters und einer liebevollen, aber schwachen Mutter. Liegen hier die Wurzeln für seinen Hass, der ihn zu einem der grausamsten Diktatoren und Kriegsherren in der Geschichte machte?
Vom verborgenen zum manifesten Grauen: Kindheit und Jugend Adolf Hitlers
Das “Phänomen Hitler”: Schläge und Schweigen, Verdrängen und Neu-Inszenieren sind die Muster, mit denen die ‚Erziehung mit harter Hand‘ von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Über Alice Miller, Hitlers Mitläufer und Mörder und über schwarze Pädagogik, die aus Opfern Täter macht.
Die Erlaubnis zu hassen
Stalin und der große Terror: Lenins „Mann fürs Grobe“ ist ihm am Ende doch zu grob. In seinem politischen Testament empfiehlt der Begründer und erste Regierungschef Sowjetrusslands (ab 1922 in Sowjetunion umbenannt) dringend, Stalin als allmächtigen Generalsekretär der Kommunistischen Partei Russlands abzulösen und einen anderen an seine Stelle zu setzen. Aber es ist zu spät.
Wer war eigentlich Stalin? Teil 2
Kriegswirtschaft: Raub, Ausplünderung und das Verhungernlassen von 30 Millionen nutzlosen Essern in den eroberten Ostgebieten gehörten von Anfang an zu Hitlers Strategie, um seinen Krieg zu finanzieren und die deutschen Truppen zu versorgen.
Krieg, Hunger und Vernichtung: Adolf Hitler, die deutsche Wirtschaft und der 2. Weltkrieg
Der 1. Weltkrieg: Verdun ist eine kleine Stadt ohne große Bedeutung. Eigentlich ist sie kaum der Rede wert. Doch dann beginnt am Morgen des 21. Februar 1916 die deutsche Operation „Gericht“ und lässt die beschauliche Kleinstadt Verdun — wie 27 Jahre später auch Stalingrad — zum Synonym für die Grausamkeit und Sinnlosigkeit von Kriegen werden.
Die Hölle von Verdun
Bildnachweise:
Bundesarchiv, Bild 146‑1971-070–61 / CC-BY-SA 3.0
Lagebesprechung im Hauptquartier des Oberbefehlshabers Walther von Brauchitsch (l. v. Hitler), 1940
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Hitler im Hauptquartier des Oberbefehlshabers des Heeres Generalfeldmarschall von Brauchitsch. Vlnr am Kartentisch: Generalfeldmarschall [Wilhelm] Keitel, Generalfeldmarschall [Walther] v. Brauchitsch, [Adolf] Hitler, Gen. Oberst [Franz] Halder
Bundesarchiv, Bild 183-H01758 / CC-BY-SA 3.0 Manstein als Generalmajor (1938)
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Erich v. Manstein Zentralbild Generalfeldmarschall Erich EGE von Lewinski genannt von Manstein, geb. 24.11.1887 in Berlin Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd im II. Weltkrieg. Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern. Von einem britischen Militärgericht zu 18 Jahren Haft verurteilt, 1953 jedoch bereits freigelassen. UBz.: von Manstein als Generalmajor im Jahre 1938 [Generalmajor Erich von Manstein (Porträt)] Abgebildete Personen: Manstein, Erich von: Generalfeldmarschall, Ritterkreuz (RK), Heer, Deutschland (GND 11857731X)
Bundesarchiv, Bild 101I-139‑1112-17 / Knobloch, Ludwig / CC-BY-SA 3.0: Heinz Guderian an der Ostfront in Russland, Juli 1941
Der Verlauf von Fall Gelb vom 21. Mai bis zum 4. Juni 1940. History Department of United States Military Academy at West Point, gemeinfrei
Männer des zweiten Royal Ulster Rifles Regiments warten bei Bray Dunes, nahe Dünkirchen auf ihre Evakuierung, Mai 1940
Dunkirk 1940 Men of the 2nd Royal Ulster Rifles awaiting evacuation at Bray Dunes, near Dunkirk, 1940.
Autor/-in unbekannt — http://media.iwm.org.uk/iwm/mediaLib//14/media-14087/large.jpg This photograph HU 1137 comes from the collections of the Imperial War Museums. Gemeinfrei
Hitler mit Albert Speer und Arno Breker auf der Terrasse des Palais de Chaillot, im Hintergrund der Eiffelturm, 23. Juni 1940
Autor/-in unbekannt oder nicht angegeben — U.S. National Archives and Records Administration, gemeinfrei