Hitlers Krieg 1940: Luftschlacht um England

Luftschlacht um England 1940 Generationengespräch

Nach der Kapi­tu­la­ti­on Frank­reichs im Juni 1940 ist Groß­bri­tan­ni­en Hit­lers ein­zi­ger ver­blie­be­ner Kriegs­geg­ner. Im August 1940 beginnt die Luft­schlacht um Eng­land, mit der die wider­spens­ti­gen Bri­ten zum Ein­len­ken gezwun­gen wer­den sol­len.

Aber Hit­ler ver­liert die­se Schlacht. Er schei­tert an Win­s­ton Chur­chill und dem Wider­stands­wil­len der bri­ti­schen Bevölkerung. 

Am Abend des 13. Novem­ber 1940 kommt es in Ber­lin zu einer denk­wür­di­gen Sze­ne: Der sowje­ti­sche Außen­mi­nis­ter Molo­tow ist zu Gast — doch am zwei­ten Tag des Staats­be­suchs, es ist 20.37 Uhr und in der Sowje­ti­schen Bot­schaft Unter den Lin­den fin­det ein Staats­ban­ketts zu Ehren des deut­schen Außen­mi­nis­ters Rib­ben­trop statt, gibt es plötz­lich Flie­ger­alarm und die Gesell­schaft muss sich in einen Schutz­raum zurück­zie­hen. Bri­ti­sche Bom­ber sind über der Stadt. 

Als Rib­ben­trop und Molo­tow mit ihren Dol­met­schern allein im Bun­ker sit­zen, soll Rib­ben­trop gefragt haben: „Jetzt sind wir hier allein. War­um soll­ten wir die Welt nicht tei­len?“ Auf Molo­tows Fra­ge, was die Eng­län­der wohl dazu sagen wür­den, soll Rib­ben­trop geant­wor­tet haben: 

Eng­land ist erle­digt. Es kommt als Groß­macht nicht mehr in Betracht.“ Das aller­dings habe den sowje­ti­schen Außen­mi­nis­ter über­rascht: „Wenn es so ist“, habe er erwi­dert, „war­um sind wir dann in die­sem Bun­ker, und wes­sen Bom­ben sind es, die her­un­ter­fal­len?“ Rib­ben­trops Ant­wort auf die ein­fa­che Fra­ge über­lie­fer­te Molo­tow nicht. Jeden­falls war die Stim­mung noch gespannt, als der Gast Ber­lin am fol­gen­den Vor­mit­tag, dem 14. Novem­ber 1940, wie­der ver­ließ.”

Aus: Welt Geschich­te: Wie die Bri­ten Sta­lins Außen­mi­nis­ter bombardierten

Wir hat­ten vor­her von die­ser Kon­fe­renz gehört”, schreibt Win­s­ton Chur­chill spä­ter in sei­nen Memoi­ren, „und waren wir auch nicht ein­ge­la­den wor­den, so woll­ten wir doch nicht ganz von den Ver­hand­lun­gen aus­ge­schal­tet blei­ben.

Und der ent­geis­ter­te Molo­tow berich­tet spä­ter an Sta­lin, der Hit­ler nie per­sön­lich ken­nen­ge­lernt hat, dass man in Ber­lin kein Fleisch zu essen bekä­me, weil der „Füh­rer” Vege­ta­ri­er sei, dass Hit­ler einen „schlaf­fen, fast wei­bi­schen Hän­de­druck” habe, und dass die Deut­schen nicht in der Lage sind, die deut­sche Reichs­haupt­stadt vor bri­ti­schen Luft­an­grif­fen zu schützen.

Ver­mut­lich auch des­halb glaubt Sta­lin bis zum end­gül­ti­gen Beweis des Gegen­teils, dass Hit­ler in Ber­lin zu den „Tau­ben” und nicht zu den „Fal­ken” zäh­le und des­halb nie auf die Idee käme, die Sowjet­uni­on anzu­grei­fen.

Luftschlacht um England

Die Luft­schlacht um Eng­land beginnt am 13. August 1940 mit dem soge­nann­ten „Tag des Adlers”. 

Vor­aus­ge­gan­gen war eine wochen­lan­ge diplo­ma­ti­sche Zit­ter­par­tie, denn Hit­ler hofft noch immer auf ein Ein­len­ken Groß­bri­tan­ni­ens. Um end­lich den Krieg füh­ren zu kön­nen, um den es ihm von Anfang an geht – den gro­ßen „Ver­nich­tungs­feld­zug“ im Osten – braucht er im Wes­ten freie Bahn, also Frie­den. Ein Zwei­fron­ten­krieg wie im 1. Welt­krieg erscheint sogar dem selbst­er­nann­ten „Größ­ten Feld­her­ren aller Zei­ten” als zu riskant. 

Aber Hit­lers Hoff­nung ist ver­geb­lich. Ohne Win­s­ton Chur­chill als Pre­mier wären die Bri­ten viel­leicht bereit gewe­sen, Frie­den zu schlie­ßen, mit ihm tun sie es nicht.

Hit­ler bewun­der­te das »klei­ne Insel­volk, das es fer­tig­ge­bracht hat­te, durch Här­te und Zähig­keit … einen gro­ßen Teil der Erde zu beherr­schen«. Als es sich jedoch wei­ger­te, den Ger­ma­nenzug nach Osten zu decken — es war ja nicht lebens­mü­de -, muß­te es, ent­schied Hit­ler, ohne oder auch gegen Eng­land gehen.“

Aus: SPIEGEL Poli­tik: Der Griff nach dem letz­ten Grasbüschel

Am 19. Juli 1940 hält Hit­ler vor dem Reichs­tag noch eine flam­men­de „Friedens“-Rede, um die sich zie­ren­den „eng­li­schen Gou­ver­nan­ten” (Hit­ler) doch noch für Frie­den zu gewin­nen. Ohne Erfolg, Groß­bri­tan­ni­en wür­digt Hit­lers Appell nicht ein­mal einer Antwort.

So recht glaubt der „Füh­rer” wohl auch selbst nicht dar­an, dass die Bri­ten, nach dem Fall Frank­reichs 1940 sei­ne ein­zi­gen ver­blie­be­nen Kriegs­geg­ner, Frie­den mit ihm schlie­ßen könnten.

Denn bereits drei Tage v o r sei­nem Frie­dens­ap­pell, am 16. Juli 1940, gibt er die end­gül­ti­ge Wei­sung, das „Unter­neh­men See­lö­we“, eine Lan­dungs­ope­ra­ti­on gegen Eng­land, vor­zu­be­rei­ten: „Da Eng­land, trotz sei­ner mili­tä­risch aus­sichts­lo­sen Lage, noch kei­ne Anzei­chen einer Ver­stän­di­gungs­be­reit­schaft zu erken­nen gibt, habe ich mich ent­schlos­sen, eine Lan­dungs­ope­ra­ti­on gegen Eng­land vor­zu­be­rei­ten und, wenn nötig, durch­zu­füh­ren.“

Es ist ein ambi­tio­nier­tes Ziel. Dank sei­ner Insel­la­ge ist das König­reich seit mehr als 900 Jah­ren nicht erobert worden.

Unternehmen Seelöwe“

Bei der Pla­nung des „Unter­neh­men See­lö­we”, die im Dezem­ber 1939 eher halb­her­zig begon­nen hat­te, sind sich alle Betei­lig­ten einig, dass die bri­ti­sche Roy­al Navy nach wie vor die stärks­te Flot­te der Welt ist, und man nicht ein­fach an ihr vor­bei über den Ärmel­ka­nal schip­pern kann, um in Dover einen Brü­cken­kopf für den Ein­marsch zu errichten. 

Eine geeig­ne­te Lösung für das Dilem­ma fin­det sich nicht; lan­ge Zeit lie­gen die Plä­ne für die Lan­dungs­ope­ra­ti­on in Eng­land halb­fer­tig auf Eis.

Göring Luftschlacht um England 1940 Generationengespräch
Bun­des­ar­chiv, Bild 146‑1979-089–22 / CC-BY-SA 3.0 de
Gene­ral­feld­mar­schall Her­mann Göring (im Pelz­man­tel, mit Mar­schall­stab grü­ßend) in Beglei­tung von Gene­ral­ma­jor Paul Con­rath beim Abschrei­ten einer Front ange­tre­te­ner Sol­da­ten, 1942

Es ist schließ­lich der pro­fi­lie­rungs­süch­ti­ge und stän­dig nach Ruhm und Ehre lech­zen­de Göring, der Hit­ler im Som­mer 1940 ver­spricht, dass er mit sei­ner Luft­waf­fe die Luft­ho­heit über Eng­land zu gewin­nen geden­ke und dadurch die Bri­ten doch noch zu einem „Kom­pro­miss­frie­den“ bom­ben werde. 

Dies könn­te dann viel­leicht sogar eine Inva­si­on über­flüs­sig machen und Res­sour­cen sparen.

In nur vier Tagen will der nach dem Frank­reich­feld­zug frisch deko­rier­te und erneut beför­der­te Reichs­mar­schall des Groß­deut­schen Rei­ches die bri­ti­sche Luft­über­wa­chung und küs­ten­na­he Stütz­punk­te der Roy­al Air Force (RAF) aus­schal­ten; in wei­te­ren vier Wochen sol­len danach alle bri­ti­schen Pro­duk­ti­ons­an­la­gen für Jäger und ande­re Flug­zeu­ge ange­grif­fen und zer­stört werden. 

Soweit der Plan.

Als die Luft­schlacht um Eng­land an jenem denk­wür­di­gen 13. August 1940 beginnt, sieht es zunächst tat­säch­lich nach einem mög­li­chen „Blitz­sieg“ für die deut­sche Luft­waf­fe aus: Die Roy­al Air Force ver­fügt im August 1940 nur über etwa 850 kampf­be­rei­te Flug­zeu­ge und ist Görings hoch­ge­rüs­te­ter Luft­waf­fen-Arma­da zah­len­mä­ßig weit unterlegen.

Doch die hoch­qua­li­fi­zier­ten bri­ti­schen, pol­ni­schen, fran­zö­si­schen und tsche­cho­slo­wa­ki­schen Pilo­ten (s. Foto) mit ihren wen­di­gen Hur­ri­ca­ne- und Spit­fi­re-Jagd­flug­zeu­gen erwei­sen sich als Geg­ner, mit dem man im Ober­kom­man­do der Wehr­macht nicht gerech­net hatte.

Piloten der Royal Airforce während der Luftschlacht um England 1940
Pilots of No. 310 (Cze­chos­lo­vak) Squa­dron RAF in front of Haw­ker Hur­ri­ca­ne Mk I at Dux­ford, Cam­bridge­shire, 7 Sep­tem­ber 1940

Außer her­vor­ra­gen­den Pilo­ten hat Groß­bri­tan­ni­en noch ein wei­te­res Ass im Ärmel, von dem Göring und sei­ne Luft­waf­fen-Gene­rä­le nichts wis­sen: Sie ver­fü­gen seit kur­zer Zeit über ein sehr effi­zi­en­tes Radar­sys­tem, mit dem man bei Tag und Nacht ankom­men­de Flug­zeu­ge orten kann. 

Sobald die deut­schen Geschwa­der auf ihren Stütz­punk­ten auf dem Fest­land abhe­ben, wis­sen die Bri­ten Bescheid.
Sie wis­sen, dass etwas im Anflug ist und wel­che Maschi­nen mitfliegen.

Neben High-Tech ist es aber auch die frei­wil­li­ge Home­guard, eine Art Beob­ach­tungs-Bür­ger­wehr, die Görings Bom­bern das Leben schwer macht: Män­ner und Frau­en, die an der Küs­te mit Fern­glä­sern auf Dächer und Hügel klet­tern, Tag und Nacht den Him­mel nach feind­li­chen Flug­zeu­gen absu­chen und deren Posi­ti­on mel­den, sobald sie sie ent­de­cken.
Die Home­guard, die auch dar­auf ach­tet, ob die Deut­schen doch noch ihre befürch­te­te Inva­si­on in Angriff neh­mem, war Chur­chills Idee.

Mit Radar und Home­guard kön­nen vie­le Infor­ma­tio­nen gesam­melt und ver­ar­bei­tet werden. 

Die deut­schen Stu­kas, Jäger und Bom­ber wer­den des­halb jedes Mal erwar­tet, wenn sie im Anflug auf ihre Zie­le sind. Oft gelingt es, sie zu über­rum­peln und recht­zei­tig abzu­fan­gen, bevor sie Scha­den anrich­ten können. 

Göring hat sich — wie­der ein­mal — selbst über­schätzt, der Wider­stand Grob­ri­tan­ni­ens rui­niert sei­nen Zeit­plan und die gesam­te Kriegsstrategie.

ANZEIGE

Ein zau­ber­haf­ter Fami­li­en­film mit der unver­ges­se­nen Ange­la Lans­bu­ry als toll­küh­ne Lern­he­xe Miss Caro­li­ne Pri­ce und dem berühm­ten “Fuß­ball­spiel der Tie­re”, das immer wie­der aufs Neue zum Lachen ist.
Wer genau hin­sieht, wird bemer­ken, dass die Rah­men­hand­lung in der nicht so lus­ti­gen Zeit der Luft­schlacht um Eng­land und der befürch­te­ten deut­schen Inva­si­on spielt.
Walt Dis­ney, Die toll­küh­ne Hexe in ihrem flie­gen­den Bett*, 2017

Luftangriff auf Berlin: Wie aus Göring “Meier” wurde

Am 24. August 1940 bom­bar­diert die deut­sche Luft­waf­fe, die sich bis­lang mit ihren Luft­schlä­gen vor allem auf Infra­struk­tur und Luft­waf­fen­stütz­punk­te kon­zen­triert hat , ver­mut­lich ver­se­hent­lich und gegen Hit­lers direk­ten Befehl London.

Das will Groß­bri­tan­ni­en nicht auf sich sit­zen las­sen. Man beschließt, zum Gegen­schlag aus­zu­ho­len und Ber­lin aus der Luft anzugreifen.

Der ers­te bri­ti­sche Luft­schlag fin­det in der Nacht vom 25. auf den 26. August 1940 statt; von den ein­ge­setz­ten Flug­zeu­gen errei­chen nicht ein­mal alle die Reichs­haupt­stadt und die gerin­ge Bom­ben­last wird has­tig und weit ver­streut auf den Nor­den und Osten Ber­lins abge­wor­fen. Es ent­steht Sach­scha­den, aber nie­mand wird verletzt.

Noch sind die Bri­ten weit von der „Area Bom­bing Direc­ti­ve und „Moral bom­bing ent­fernt, mit der sie ab 1943 deut­sche Städ­te in Schutt und Asche legen und die fürch­ter­lich hohen Opfer­zah­len unter der deut­schen Zivil­be­völ­ke­run­gen nicht nur in Kauf neh­men, son­dern bezwecken. 

Mehr als psy­cho­lo­gi­sche Nadel­sti­che sind die bri­ti­schen Revan­che-Angrif­fe aus der Luft 1940 nicht.

Nur Her­mann Görings Ehre ist schwer ver­letzt.
Angeb­lich hat­te er ange­kün­digt, er wol­le „Mei­er“ hei­ßen, soll­te je ein feind­li­ches Flug­zeug bis Ber­lin kom­men. Einen Beleg für die­se Äuße­rung gibt es nicht, trotz­dem wird der einst bei den Deut­schen äußers­te popu­lä­re Göring mehr und mehr zur Ziel­schei­be all­ge­mei­nen Spot­tes und die „Meier“-Episode über­dau­ert den Krieg durch heim­lich erzähl­te Flüsterwitze.

Die Rettung Großbritanniens durch den „London Blitz“

Die Rache für die Luft­schlä­ge auf Ber­lin ist grau­sam. Am 5. Sep­tem­ber 1940 befiehlt Hit­ler der Luft­waf­fe, ab sofort statt Flug­plät­ze, mili­tä­ri­sche Ein­rich­tun­gen und Indus­trie­an­la­gen bri­ti­sche Groß­städ­te bei Tag und Nacht anzu­grei­fen, vor allem London.

Eine bedroh­li­che Nach­richt. Aber Hit­lers plötz­li­cher Stra­te­gie­wech­sel ret­tet die Bri­ten vor einer noch bedroh­li­che­ren Niederlage.

Denn trotz aller Erfol­ge kommt die Roy­al Air Force im Sep­tem­ber 1940 an ihre Belas­tungs­gren­ze. Zwar schießt die RAF in nur einem Monat 500 deut­sche Flug­zeu­ge ab, aber auch sie selbst erlei­det schwe­re Ver­lus­te und zahlt einen hohen Blut­zoll: 300 bri­ti­sche Kampf­flug­zeu­ge gehen ver­lo­ren, über 200 Pilo­ten wer­den getötet.

Die RAF hat mehr Crews und Flug­zeu­ge ver­lo­ren, als sie erset­zen kann. Vie­le Stütz­punk­te im Süden Eng­lands sind außer­dem so schwer beschä­digt, dass man sie nicht mehr nut­zen kann. 

Hät­te Göring sei­ne Angrif­fe auf mili­tä­ri­sche Zie­le und Pro­duk­ti­ons­an­la­gen noch zwei bis drei Wochen fort­set­zen kön­nen, wäre er ver­mut­lich aus der Luft­schlacht um Eng­land als Sie­ger her­vor­ge­gan­gen und wie geplant die Luft­ho­heit über Eng­land erobert — es fehl­te nicht viel.

Hugh Dow­ding, wäh­rend der Luft­schlacht der Kom­man­dant des bri­ti­schen Figh­ter Com­mand, schreibt spä­ter in sei­nen Memoi­ren: „Ich fiel auf die Knie und dank­te dem Him­mel für die­sen Sin­nes­wan­del“.

London Blitz 1940 Luftschlacht um England Generationengespräch
View along the River Tha­mes in Lon­don towards smo­ke rising from the Lon­don docks after an air raid during the Blitz, 7. Sep­tem­ber 1940.

Coventrieren”

Am 7. Sep­tem­ber 1940 grei­fen 300 deut­sche Bom­ber und 600 Begleit­jä­ger die Docks von Lon­don und das East End an, ein Stadt­teil der „klei­nen“ Leu­te. Der „Lon­don Blitz“, wie ihn die Bri­tin­nen und Bri­ten nach Hit­lers Lieb­lings­dis­zi­plin, dem Blitz­sieg”, nennen.

Zwi­schen dem 7. Sep­tem­ber und dem 15. Novem­ber wird Lon­don Nacht für Nacht von durch­schnitt­lich 200 deut­schen und ita­lie­ni­schen Bom­bern ange­grif­fen, die in Bel­gi­en star­ten und landen.

Von Novem­ber 1940 bis Febru­ar 1941 kon­zen­trie­ren sich die Angrif­fe dann auf indus­tri­el­le Zen­tren und Hafen­städ­te, wie Coven­try, Sout­hamp­ton, Bir­ming­ham, Liver­pool, Cly­de­bank und Bris­tol; im April 1941 wird unter ande­rem Bel­fast angegriffen.

Die meis­ten Todes­op­fer for­der­te der Luft­an­griff auf Coven­try am 14. Novem­ber 1940, Deck­na­me „Unter­neh­men Mond­schein­so­na­te”.
Coven­try ist in Eng­land das indus­tri­el­le Zen­trum für Flug­zeug­mo­to­ren, wes­halb die gesam­te Stadt in Schutt und Asche gelegt wird. Zwar wer­den 75% der Indus­trie­an­la­gen zer­stört, aber weni­ge Wochen nach der Bom­bar­die­rung neh­men sie ihre Arbeit wie­der auf.

Hit­lers Chef-Zyni­ker, Reichs­pro­pa­gan­da­mi­nis­ter Joseph Goeb­bels, erfin­det nach dem ver­hee­ren­den Bom­ben­an­griff auf Coven­try den NS-Euphe­mis­mus „Coven­trie­ren”, unter dem man im Nazi-Jar­gon bis Kriegs­en­de die Zer­stö­rung von Städ­ten durch Luft­an­grif­fe versteht.

Coventry 14. November 1940 Luftschlacht um England Generationengespräch
Das Stadt­zen­trum nach dem deut­schen Luft­an­griff vom 14. Novem­ber 1940. Hin­ten die Rui­ne des Kauf­hau­ses Owen Owen, gemeinfrei

Hitlers Strategiewechsel und seine Folgen 

Aber Görings Luft­waf­fe schwä­chelt.
Der Reichs­mar­schall hat­te eine ope­ra­ti­ve Luft­waf­fe auf­ge­baut, die dar­auf aus­ge­rich­tet ist, Boden­trup­pen durch Luft­schlä­ge zu unter­stüt­zen, und nicht, um Städ­te und Infra­struk­tur zu zer­stö­ren. Sei­ne Pilo­ten sind nicht in ihrem Ele­ment und erlei­den des­halb immer häu­fi­ger schwe­re Ver­lus­te durch die bri­ti­sche Luftabwehr.

Die Bri­ten zer­stö­ren über 1800 deut­sche Bom­ber und Kampf­flug­zeu­ge. Bereits im Janu­ar 1940 war es gelun­gen, den Enig­ma-Code der deut­schen Luft­waf­fe zu kna­cken und so konn­te man mit Hil­fe abge­fan­ge­ner Funk­sprü­che im prä­zi­ser bevor­ste­hen­de Luft­an­grif­fe vor­her­sa­gen. Die Bri­ten ent­wi­ckeln auch ein Sys­tem, um die Funk­leit­strah­len zu stö­ren, mit denen Luft­waf­fen-Pilo­ten bei Nacht­an­grif­fen navi­gie­ren, so dass die deut­schen Bom­ben immer öfter ihre Zie­le ver­feh­len und ihre töd­li­che Fracht auf frei­em Feld einschlägt. 

Und der Him­mel über Lon­don ist mit Sperr­bal­lons ver­hängt, an denen Eisen­ket­ten befes­tigt sind, die einem her­an­flie­gen­den Flug­zeug die Trag­flä­chen abrei­ßen können.

Sperr­bal­lons über Lon­don wäh­rend der Luft­schlacht um Eng­land 1940

In der Luft­schlacht um Eng­land ster­ben etwa 43.000 Men­schen durch deut­sche Luft­an­grif­fe.
Ein Gutes hat die­se Pha­se der Luft­schlacht trotz­dem: Hit­ler ver­schafft durch die Bom­bar­die­rung bri­ti­scher Städ­te der bri­ti­schen Rüs­tungs­in­dus­trie eine unver­hoff­te Erho­lungs­pau­se; in den Fabri­ken kön­nen jetzt Waf­fen, Muni­ti­on und Flug­zeu­ge fast unbe­hel­ligt von Angrif­fen aus der Luft auf Hoch­tou­ren pro­du­ziert werden.

Hit­lers Stra­te­gie­wech­sel ist aber nicht nur ein schwe­rer stra­te­gi­scher, son­dern auch ein psy­cho­lo­gi­scher Feh­ler. Denn die Bom­bar­die­rung der Städ­te bricht nicht wie beab­sich­tigt den Durch­hal­te­wil­len der Bri­tin­nen und Bri­ten, son­dern stärkt ihren Zusam­men­halt und den Rück­halt für die Regie­rung Win­s­ton Churchills.

Winston Churchill: Der Mann, der Europa rettete

Sir Win­s­ton Leo­nard Spen­cer-Chur­chill, der Mann mit Bow­ler­hut und Zigar­re, hat­te sei­ne poli­ti­sche Lauf­bahn eigent­lich schon längst an den Nagel gehängt, bevor ihm die Auf­ga­be zufiel, Euro­pa zu retten.

Zu Beginn der 1930er Jah­re war er aus dem poli­ti­schen Leben aus­ge­schie­den (ande­re sagen: er wur­de kalt­ge­stellt), nach­dem er ein Vier­tel­jahr­hun­dert lang mal für die Torys, mal für die Libe­ra­len in unter­schied­li­chen Res­sorts Minis­ter war.

Seit­dem bereist er als gut­be­zahl­ter Schrift­stel­ler und Kolum­nis­ten die Welt (Lite­ra­tur­no­bel­preis 1953) . Mit sei­nem Freund Char­lie Chap­lin plant er sogar einen wei­te­ren Kar­rie­re­schritt als Dreh­buch­au­tor in Hollywood.

Mit Hit­ler, Mus­so­li­ni und der auf­kom­men­den faschis­ti­schen Bewe­gung in Euro­pa hat er zunächst kein Pro­blem. In sei­ner frü­hen Pha­se sieht er im Faschis­mus sogar – wie vie­le ande­re sei­ner Zeit­ge­nos­sen – „posi­ti­ve Ansätze“.

Wäh­rend eines Auf­ent­halts in Mün­chen ist er mit Hit­ler ver­ab­re­det. Der Ter­min wird aller­dings kurz­fris­tig abge­sagt, weil Chur­chill im Vor­feld zu vie­le nicht geneh­me Fra­gen zum The­ma Anti­se­mi­tis­mus stellt.

Winston Churchill Luftschlacht um England Generationengespräch
Sir Win­s­ton Churchill

In der Zeit der soge­nann­ten „Pil­ger­rei­sen“ nach Hit­lers „Macht­er­grei­fung” 1933, wird auch Chur­chill wie vie­le ande­re bri­ti­sche Poli­ti­ker und Aris­to­kra­ten zum „Füh­rer“ auf den Ober­salz­berg nach Berch­tes­ga­den ein­ge­la­den. Aber er will den deut­schen Dik­ta­tor nicht mehr tref­fen und schlägt zwei Mal ein Ein­la­dung aus.

Denn Chur­chill ist einer der ers­ten, die klar erken­nen, dass Hit­ler ziel­ge­rich­tet auf einen neu­en Krieg zusteu­ert.
Er wird zu einem der schärfs­ten Kri­ti­ker der bri­ti­schen Appease­ment-Poli­tik und warnt immer nach­drück­li­cher vor dem, was sich im „Drit­ten Reich” zusammenbraut.

Das bringt ihm in Groß­bri­tan­ni­en nicht nur schlech­te Pres­se ein, son­dern auch den Ruf, ein Kriegs­trei­ber zu sein.

Wie die Mehr­heit sei­ner Lands­leu­te will aber auch er kei­nen Krieg.
Nicht jetzt und vor allem nicht gegen Hit­lers bis an die Zäh­ne bewaff­ne­tes Drit­tes Reich. Doch anders als vie­le Bri­ten glaubt er nicht dar­an, dass man Hit­ler nicht fried­lich stim­men kann, indem man ihm alles, was er for­dert, auf dem Sil­ber­ta­blett serviert.

Chur­chills Mei­nung nach müss­te man den deut­schen Dik­ta­tor nicht beschwich­ti­gen, son­dern ihn abschre­cken. Ihm Angst ein­ja­gen, anstatt ihn jedes Mal für sei­ne Erpres­sun­gen zu beloh­nen und ihn dadurch zum Wei­ter­ma­chen ermuntern.

ANZEIGE

Was wäre gewe­sen, wenn …
Hit­ler den Krieg gewon­nen hät­te und Groß­deutsch­land vom Rhein bis zum Ural rei­chen wür­de? Ein groß­ar­ti­ges Buch zwi­schen Fic­tion, Kri­mi und vie­len his­to­risch aus­ge­spro­chen inter­es­san­ten Fak­ten.

Robert Har­ris, Vater­land*. Hey­ne Ver­lag, 2017

Anfangs macht sich Chur­chill mit die­ser Hal­tung kei­ne Freunde.

Vor allem nicht bei den „klei­nen Leu­ten“, den Arbei­tern, Hand­wer­kern und der unte­ren Mit­tel­schicht in Groß­bri­tan­ni­en, die als ein­fa­che Sol­da­ten im 1. Welt­krieg für König und Vater­land gekämpft haben. Ihnen ist es danach im Frie­den nicht bes­ser gegan­gen als vor dem Krieg. Eher im Gegen­teil. Sie fra­gen sich, wofür sie schon wie­der kämp­fen sol­len, falls es zu einem neu­en Krieg gegen Deutsch­land kom­men sollte.

Als der fast 70jährige bri­ti­sche Pre­mier Neville Cham­ber­lain in dunk­lem Geh­rock und dem unver­meid­li­chen Regen­schirm Ende Sep­tem­ber 1938 aus Mün­chen zurück­kehrt, wo er mit Hit­ler, Mus­so­li­ni und Dal­adier das Mün­che­ner Abkom­men ver­han­delt hat, wird er für die Preis­ga­be der Sou­ve­rä­ni­tät und die Ver­stüm­me­lung der Tsche­cho­slo­wa­kei als „Frie­dens­ret­ter“ beju­belt

Mai 1940: Die dunkelste Stunde

Nach dem deut­schen Über­fall auf Polen am 1. Sep­tem­ber 1939 stel­len Bri­ten und Fran­zo­sen erst­mals ihrer­seits ein Ulti­ma­tum an Deutsch­land und for­dern, Polen unver­züg­lich zu räu­men. Als es dar­auf kei­ne Ant­wort gibt, erklä­ren sie am 3. Sep­tem­ber Hit­ler-Deutsch­land den Krieg.

Nach der Kriegs­er­klä­rung über­schla­gen sich die Zei­tungs­mel­dun­gen und im Radio gibt es vie­le Anspra­chen.
Ansons­ten pas­siert so gut wie nichts. 

Die Polen hof­fen wie die Tsche­chen ein knap­pes Jahr zuvor ver­geb­lich dar­auf, dass ihnen ihre west­li­chen Ver­bün­de­ten zur Hil­fe kommen.

Statt­des­sen sieht die Welt bei­na­he taten­los zu, wie die deut­sche Wehr­macht den Wes­ten Polens an sich reißt – und am 17. Sep­tem­ber zur Über­ra­schung aller plötz­lich auch noch Sta­lins Rote Armee im Osten ein­fällt, um sich die Gebie­te ein­zu­ver­lei­ben, die der Sowjet­uni­on gemäß des gehei­men Zusatz­pro­to­kolls des „Hit­ler-Sta­lin-Pakts“ zuste­hen.

Die zehn­jäh­ri­ge Polin Kazi­mie­ra Mika trau­ert um ihre älte­re Schwes­ter, die auf einem Feld nahe der Jana-Ost­ro­ro­ga-Stra­ße in War­schau bei einem Angriff der Luft­waf­fe ums Leben kam.

Immer­hin beruft Pre­mier­mi­nis­ter Cham­ber­lain am 3. Sep­tem­ber den größ­ten Appease­ment-Kri­ti­ker des Lan­des, den mitt­ler­wei­le 65jährigen Win­s­ton Chur­chill, in sein Kriegs­ka­bi­nett. Dort über­nimmt Chur­chill wie bereits 1911 das Amt des Ers­ten Lords der Admi­ra­li­tät, also das des Marineministers.

Nach­dem im April 1940 auch Däne­mark und Nor­we­gen von der Wehr­macht besetzt wer­den, kann sich Appease­ment-Pre­mier Cham­ber­lain poli­tisch nicht län­ger hal­ten; er tritt am 9. Mai zurück. Einen Tag spä­ter beruft König Geor­ge VI., der klei­ne Bru­der und Nach­fol­ger des abge­dank­ten König Edward VIII. , Win­s­ton Chur­chill zum neu­en Premierminister.

Am Tag sei­ner Amts­ein­füh­rung, am 10. Mai 1940, beginnt auf der ande­ren Sei­te des Ärmel­ka­nals der „Fall Gelb“, die deut­sche Inva­si­on in Frank­reich.

In sei­ner Antritts­re­de vor dem Unter­haus am 13. Mai schwört der neue Pre­mier­mi­nis­ter die Bri­ten auf eine har­te Kriegs­rea­li­tät ein: „Ich habe nichts zu bie­ten außer Blut, Müh­sal, Trä­nen und Schweiß“, sagt er.
Und fährt fort: ein „Krieg gegen eine mons­trö­se Tyran­nei, wie sie nie über­trof­fen wor­den ist im fins­te­ren Kata­log der Ver­bre­chen der Mensch­heit“ dür­fe nur mit einem „Sieg um jeden Preis“ been­det werden.

Wäh­rend er sei­ne Rede hält, pre­schen Gude­ri­ans Pan­zer in Frank­reich bereits in Rich­tung Ärmel­ka­nal vor, wo sie mit einem „Sichel­schnitt“ bei Dün­kir­chen eine hal­be Mil­li­on bri­ti­sche und fran­zö­si­sche Sol­da­ten einkesseln.

Als die Lage der Ein­ge­schlos­se­nen immer ver­zwei­fel­ter wird, sieht Außen­mi­nis­ter Lord Hali­fax kei­ne ande­re Mög­lich­keit mehr, als Mus­so­li­ni um die Ver­mitt­lung von Frie­dens­ge­sprä­chen mit Hit­ler zu bit­ten. Chur­chill lehnt ab.

Es kommt zu einem hef­ti­gen Streit und Hali­fax schlägt in sei­ner Ver­zweif­lung schließ­lich vor, wenigs­tens Son­die­rungs­ge­sprä­che zu füh­ren. Auch das lehnt Chur­chill ab, denn er fürch­tet, dass allein das Bekannt­wer­den sol­cher Son­die­run­gen eine ver­hee­ren­de Wir­kung auf die Moral der bri­ti­schen Bevöl­ke­rung haben könnte. 

Groß­bri­tan­ni­en steht kurz davor, in Frank­reich sei­ne kom­plet­te Armee zu ver­lie­ren. Das hät­te ver­mut­lich das Ende des Krie­ges im Wes­ten bedeutet.

ANZEIGE

Ende Mai 1940, Groß­bri­tan­ni­en steht am Abgrund.
Ein Film-Meis­ter­werk, das die dun­kels­te Stun­de der Bri­ten und den Kampf Chur­chills gegen Hit­ler-Deutsch­land und die Appeaser im eige­nen Land zeigt. Ein tol­les His­to­ri­en-Dra­ma, fes­selnd erzählt und gran­di­os dar­ge­stellt. Sehens­wert!

Die dun­kels­te Stun­de* mit Gary Old­man, Kris­tin Scott Tho­mas, u.v.m. Uni­ver­sal Pic­tures Ger­ma­ny GmbH, 2017, FSK: 6 

His­to­ri­ke­rin­nen und His­to­ri­ker sehen in Chur­chills Kom­pro­miss­lo­sig­keit 1940 ein Schlüs­sel­mo­ment der Geschich­te.
Es ist kaum vor­stell­bar, wie sich der 2. Welt­krieg ent­wi­ckelt hät­te, wenn die Bri­ten in Dün­kir­chen ihre Trup­pen ver­lo­ren hät­ten oder vor Hit­lers Über­macht ein­ge­knickt wären.

Ende Mai 1940 wäre Chur­chill aller­dings durch­aus zu Zuge­ständ­nis­sen bereit gewe­sen, um die kata­stro­pha­le Situa­ti­on sei­ner Trup­pen bei Dün­kir­chen irgend­wie zu ver­bes­sern – wenn sein Gegen­über nicht Hit­ler gewe­sen wäre. Die Rück­ga­be deut­scher Kolo­nien und die Aner­ken­nung einer gewis­sen Vor­macht­stel­lung Deutsch­lands in Euro­pa wären für ihn ver­han­del­bar gewe­sen. Aber er befürch­tet, dass es dabei nicht blei­ben würde.

Zu lan­ge hat er den deut­schen Dik­ta­tor beob­ach­tet, um nicht zu ahnen, dass Hit­ler in gewohn­ter Manier mit Zucker­brot, Peit­sche und Kriegs­dro­hun­gen letzt­end­lich die Her­aus­ga­be der Roy­al Navy und eine bri­ti­sche Mario­net­ten-Regie­rung sei­ner Wahl erzwin­gen wür­de.

Bei­spiels­wei­se eine Regie­rung unter einem Pre­mier Oswald Mos­ley und einem zurück­ge­kehr­ten König Edward VIII. als Staatsoberhaupt.

Zum Glück für die Welt kann er die­se Posi­ti­on hal­ten.
Denn am 4. Juni 1940 keh­ren die letz­ten durch das „Wun­der von Dün­kir­chen“ geret­te­ten bri­ti­schen Sol­da­ten nach Eng­land zurück.

Am glei­chen Tag hält Chur­chill vor dem Par­la­ment und spä­ter im Radio sei­ne berühm­te „We shall never sur­ren­der“ Rede. Ein kom­pro­mit­tier­tes Groß­bri­tan­ni­en wer­de zu einem Skla­ven­staat her­ab­sin­ken, sagt Chur­chill. Und ergänzt, dass er sich mit „die­sem üblen Men­schen, die­ser Miss­ge­burt aus Neid und Schan­de“, auf gar kei­nen Fall ein­las­sen werde.

We shall go on to the end, we shall fight in France, we shall fight on the seas and oce­ans, we shall fight with gro­wing con­fi­dence and gro­wing strength in the air, we shall defend our island, wha­te­ver the cost may be, we shall fight on the bea­ches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never sur­ren­der.“

„Wir wer­den bis zum Ende gehen, wir wer­den in Frank­reich kämp­fen, wir wer­den auf den Mee­ren und Ozea­nen kämp­fen, wir wer­den mit wach­sen­der Zuver­sicht und zuneh­men­der Stär­ke in der Luft kämp­fen, wir wer­den unse­re Insel ver­tei­di­gen, was immer es uns auch kos­ten möge, wir wer­den an den Dünen kämp­fen, wir wer­den auf den Lan­dungs­plät­zen kämp­fen, wir wer­den auf den Fel­dern und in den Stra­ßen kämp­fen, wir wer­den auf den Hügeln kämp­fen, wir wer­den uns nie­mals erge­ben.“

Rede des bri­ti­schen Pre­mier­mi­nis­ters Win­s­ton Chur­chill am 4. Juni 1940

Auch wenn es im Drit­ten Reich nie­mand aus­zu­spre­chen wagt: Der „Füh­rer“ hat in Groß­bri­tan­ni­en sei­ne ers­te Schlacht ver­lo­ren. Es ist ihm nicht gelun­gen, Chur­chill und die Bri­tin­nen und Bri­ten in die Knie zu zwin­gen. Offi­zi­ell ver­schiebt Hit­ler das „Unter­neh­men See­lö­we“, die Inva­si­on Eng­lands, am 25. Sep­tem­ber 1940 wegen des schlech­ter wer­den­den Wet­ters aufs Früh­jahr 1941. Die Luft­an­grif­fe wer­den sel­te­ner und hören schließ­lich bis 1944 ganz auf.

Am 18. Dezem­ber 1940 ent­schließt sich Hit­ler zu einem wei­te­ren Stra­te­gie­wech­sel: Er gibt die Wei­sung, den Angriff auf einen neu­en Feind vor­zu­be­rei­ten, der 26-mal grö­ßer als Eng­land ist. Die Sowjetunion. 

Der „Füh­rer“ wen­det sich sei­nem eigent­li­chen Kriegs­ziel im Osten zu, ohne den Krieg im Wes­ten been­det zu haben. Ver­mut­lich ist das der schwers­te von vie­len stra­te­gi­schen Feh­lern, die das selbst­er­nann­te mili­tä­ri­sche Genie, Adolf Hit­ler, begeht.

Es ist der Anfang vom Ende sei­ner Kriegs­stra­te­gie. Auch wenn sei­net­we­gen noch vie­le Mil­lio­nen Men­schen uner­mess­li­ches Leid ertra­gen müs­sen und ster­ben werden.

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de, 2023

Lesen Sie im nächs­ten Bei­trag: Ab März 1941 berich­ten immer mehr sowje­ti­sche Spio­ne von einem nicht enden wol­len­den Strom deut­scher Trup­pen, die Rich­tung Osten mar­schie­ren. Doch Sta­lin wie­gelt ab: In Ber­lin gäbe es „Fal­ken“ und „Tau­ben“, wobei Hit­ler zu den „Tau­ben“ zäh­le …
Hit­lers Krieg: 1941

Buch- und Filmempfehlungen:

Die mit * gekenn­zeich­ne­ten Links sind soge­nann­te Affi­la­­­te-Links, die hel­fen, den Blog Gene­ra­tio­nen­ge­spräch zu finan­zie­ren. Wenn Ihnen eine der ange­ge­be­nen Emp­feh­lun­gen gefällt und Sie das Buch (oder ein ande­res Pro­dukt) über die­sen Link bestel­len, erhält der Blog dafür eine klei­ne Pro­vi­si­on, ohne dass für Sie Mehr­kos­ten ent­ste­hen. Für Ihren Klick: Herz­li­chen Dank im Voraus!

Der bri­ti­sche Wirt­schafts­his­to­ri­ker Adam Too­ze über Hit­lers Welt­bild und die Öko­no­mie, die hin­ter sei­nem Krieg steck­te. Eine infor­ma­ti­ve und sehr span­nend zu lesen­de Ana­ly­se von einem her­aus­ra­gen­den Ken­ner die­ser Zeit. Lesens­wert!

Adam Too­ze, Öko­no­mie der Zer­stö­rung. Die Geschich­te der Wirt­schaft im Natio­nal­so­zia­lis­mus*. Pan­the­on Ver­lag, 2018

In sei­nem Mehr-Familien-Drama“Winter der Welt” beschreibt Ken Fol­lett kennt­nis­reich und sehr span­nend den Weg der Welt in den Abgrund des 2. Welt­kriegs bis 1945. Ein groß­ar­ti­ger und span­nend zu lesen­der Roman, der hilft, die poli­ti­schen Strö­mun­gen und die Stim­mun­gen jener Zeit nach­zu­voll­zie­hen — man hat das Gefühl, “mit­ten­drin” zu sein. Lesens­wert!
Ken Fol­lett, Win­ter der Welt: Die Jahr­hun­dert-Saga*, Lüb­be; 2014

Der bri­ti­sche His­to­ri­ker Ian Kers­haw
sehr span­nend und fak­ten­reich über die gewal­ti­gen Tur­bu­len­zen in der euro­päi­schen Geschich­te von 1914 bis 1949. Ein tol­les Buch mit vie­len Hin­ter­grün­den, Ana­ly­sen und neu­en Aspek­ten, um die­se Zeit zu begrei­fen.
Emp­feh­lens­wert!
Ian Kers­haw, Höl­len­sturz: Euro­pa 1914 bis 1949*. Pan­the­on Ver­lag, 2017 

Der BBC-Jour­na­list Tim Mar­shall
mit einem span­nen­den Blick durch die “Geo­gra­phie-Bril­le” hin­ter die Kulis­se von Geschich­te und Welt­po­li­tik, mit dem Zusam­men­hän­ge, his­to­ri­sche Ent­wick­lun­gen und auch mög­li­che kom­men­de Sze­na­ri­en nach­voll­zieh­ba­rer und greif­ba­rer wer­den. Ein ‘Must-Read’ für alle, die sich für Geschich­te und Poli­tik inter­es­sie­ren.

Tim Mar­shall, Die Macht der Geo­gra­phie*
dtv Ver­lags­ge­sell­schaft, 2017 

Wei­ter­füh­ren­de Artikel:

Der “Füh­rer” Adolf Hit­ler war ein lau­si­ger Mili­tär­stra­te­ge, dem Wet­ter, Weg­stre­cken und Boden­be­schaf­fen­heit völ­lig egal waren. Im 2. Welt­krieg trifft er meh­re­re schwer­wie­gen­de Fehl­ent­schei­dun­gen und ver­zockt dadurch sein anfäng­li­ches Kriegs­glück.
Hit­lers Krieg: Größ­ter Feld­herr aller Zeiten?

Appease­ment: In den 1930er Jah­ren wirbt der „Füh­rer“ für ein deutsch-bri­ti­sches Bünd­nis und ganz abge­neigt ist man zumin­dest in Tei­len der bri­ti­schen Upper­class nicht. Über blau­blü­ti­ge Hit­ler-Fans in Groß­bri­tan­ni­en, die bri­ti­sche Appease­ment-Poli­tik und wes­halb Beschwich­ti­gung meis­tens nicht die bes­te Ant­wort auf Erpres­sung ist.
Appease­ment: Hit­ler und die Briten

Nach­dem es dem bri­ti­schen “It-Girl” Unity Val­ky­rie Mit­ford gelun­gen ist, den “Füh­rer” ken­nen­zu­ler­nen, beglei­tet sie ihn so oft, dass ihr Name von “Mit­ford” zu “Mit­fahrt” ver­ball­hornt wird. Hit­ler hofft, dass durch die eng­li­sche Lady an sei­ner Sei­te sein jah­re­lan­ges Wer­ben bei bri­ti­schen Aris­to­kra­ten und Poli­ti­kern für ein Bünd­nis end­lich Erfolg hat.
Unity Mit­ford: Hit­lers It-Girl

Kon­rad Hen­lein, Sude­ten­deut­scher mit tsche­chi­schem Groß­va­ter, war Turn­leh­rer und woll­te nach eige­nem Bekun­den auch nie etwas ande­res sein. Er wur­de zum Aus­hän­ge­schild natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Sude­ten­deut­scher, die in den 1930er Jah­re kräf­tig am Welt­frie­den zün­del­ten. War Hen­lein nur Hit­lers Mario­net­te und Brand­stif­ter — oder auch Bie­der­mann mit einem eigent­lich ernst­haf­ten Anlie­gen?
Kon­rad Hen­lein — Bie­der­mann oder Brandstifter?

Ope­ra­ti­on Gomor­rha: In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 ent­zün­det ein bri­ti­scher Bom­ben­an­griff im Osten Ham­burgs einen Feu­er­sturm, der nicht gelöscht wer­den kann. Gan­ze Stadt­tei­le wer­den kom­plett zer­stört, 900.000 Men­schen wer­den obdach­los, über 35.000 ster­ben. In Ber­lin fürch­tet man, dass jetzt die Stim­mung in der Bevöl­ke­rung kip­pen könn­te und sich eine Mehr­heit vom NS-Regime abwen­den könn­te.
Ham­burg 1943: Die Ope­ra­ti­on Gomorrha

Wei­ter­füh­ren­de Artikel:

Welt Geschich­te: Wie die Bri­ten Sta­lins Außen­mi­nis­ter bom­bar­dier­ten
https://​www​.welt​.de/​g​e​s​c​h​i​c​h​t​e​/​z​w​e​i​t​e​r​-​w​e​l​t​k​r​i​e​g​/​a​r​t​i​c​l​e​1​4​8​7​6​4​8​2​9​/​W​i​e​-​d​i​e​-​B​r​i​t​e​n​-​S​t​a​l​i​n​s​-​A​u​s​s​e​n​m​i​n​i​s​t​e​r​-​b​o​m​b​a​r​d​i​e​r​t​e​n​.​h​tml

Bild­nach­wei­se:

Bun­des­ar­chiv, Bild 183-S33882, Hit­ler, Adolf: Reichs­kanz­ler, Deutsch­land, 20 April 1937, Lizen­ziert unter CC BY-SA 3.0 de

Sir Win­s­ton Chur­chill, skee­ze, pix​a​bay​.com, CC0 Public

Bun­des­ar­chiv, Bild 146‑1979-089–22 / CC-BY-SA 3.0 de
Gene­ral­feld­mar­schall Her­mann Göring (im Pelz­man­tel, mit Mar­schall­stab grü­ßend) in Beglei­tung von Gene­ral­ma­jor Paul Con­rath beim Abschrei­ten einer Front ange­tre­te­ner Sol­da­ten, 1942

RAF pilots with one of their Haw­ker Hur­ri­ca­nes, Octo­ber 1940
Stan­ley Arthur Devon — http://media.iwm.org.uk/iwm/mediaLib//52/media-52909/large.jpg This pho­to­graph CH 1299 comes from the coll­ec­tions of the Impe­ri­al War Muse­ums.
Pilots of No. 310 (Cze­chos­lo­vak) Squa­dron RAF in front of Haw­ker Hur­ri­ca­ne Mk I at Dux­ford, Cam­bridge­shire, 7 Sep­tem­ber 1940. Cze­chos­lo­vak pilots of No. 310 (Cze­chos­lo­vak) Squa­dron RAF and their Bri­tish flight com­man­ders grou­ped in front of Haw­ker Hur­ri­ca­ne Mark I, P3143NN‑D’, at Dux­ford, Cam­bridge­shire. They are (stan­ding, left to right); Pilot Offi­cer S Jan­duch, Ser­geant J Vopale­cuy, Ser­geant R Puda, Ser­geant K Seda, Ser­geant B Furst and Ser­geant R Zima: (sit­ting, left to right); Pilot Offi­cer W Goth, Flight Lieu­ten­ant J Maly, Flight Lieu­ten­ant G L Sin­clair, Fly­ing Offi­cer J E Boul­ton, Flight Lieu­ten­ant J Jef­fries (who com­man­ded the Squa­dron in Janu­ary-June 1941, having chan­ged his name by deed poll to Lati­mer), Pilot Offi­cer S Zim­prich, Ser­geant J Kau­cky, Flight Lieu­ten­ant F Rypl, Pilot Offi­cer E Fecht­ner and Pilot Offi­cer V Berg­man.

View along the River Tha­mes in Lon­don towards smo­ke rising from the Lon­don docks after an air raid during the Blitz, 7. Sep­tem­ber 1940.
File:London Blitz 791940.jpg. Crea­ted: 7 Sep­tem­ber 1940 by New York Times Paris Bureau Coll­ec­tion.
Die­se Datei ist im Bestand der Natio­nal Archi­ves and Records Admi­nis­tra­ti­on ver­füg­bar, kata­lo­gi­siert unter dem Natio­nal Archi­ves Iden­ti­fier (NAID) 541917
Die­ses Werk ist in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten gemein­frei, da es von Mit­ar­bei­tern der US-ame­ri­ka­ni­schen Bun­des­re­gie­rung oder einem ihrer Orga­ne in Aus­übung ihrer dienst­li­chen Pflich­ten erstellt wur­de und des­halb nach Titel 17, Kapi­tel 1, Sek­ti­on 105 des US Code ein Werk der Regie­rung der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka ist.

Coven­try bomb dama­ge H5600.jpg
Das Stadt­zen­trum nach dem deut­schen Luft­an­griff vom 14. Novem­ber 1940. Hin­ten die Rui­ne des Kauf­hau­ses Owen Owen. Gemein­frei

Domain­Bar­ra­ge bal­loons fly­ing over cen­tral Lon­don. Gemein­frei

Die zehn­jäh­ri­ge Polin Kazi­mie­ra Mika trau­ert um ihre älte­re Schwes­ter, die auf einem Feld nahe der Jana-Ost­ro­ro­ga-Stra­ße in War­schau bei einem Angriff der Luft­waf­fe ums Leben kam.
Der Foto­graf Juli­en Bryan beschrieb die Sze­ne wie folgt: “Als wir zu einem klei­nen Feld am Stadt­rand kamen, waren wir nur ein paar Minu­ten zu spät, um Zeu­ge eines tra­gi­schen Ereig­nis­ses zu wer­den, des unglaub­lichs­ten über­haupt. Sie­ben Frau­en woll­ten Kar­tof­feln aus­gra­ben. Es gab kein Mehl in ihrem Bezirk und sie such­ten ver­zwei­felt nach Nah­rung. Plötz­lich erschie­nen zwei deut­sche Flug­zeu­ge aus dem Nichts und war­fen zwei Bom­ben auf ein nur zwei­hun­dert Meter ent­fern­tes Haus. Zwei Frau­en im Haus fan­den den Tod. Die Kar­tof­fel­ern­te­rin­nen war­fen sich flach auf den Boden in der Hoff­nung, unent­deckt zu blei­ben. Als die Flug­zeu­ge fort waren, setz­ten sie ihre Arbeit fort. Sie brauch­ten das Essen. Aber die Nazi-Flie­ger waren noch nicht zufrie­den mit ihrem Werk. Nach ein paar Minu­ten kamen sie zurück und fie­len auf 200 Fuß [ca. 60 m] Höhe ab, wobei sie das Feld mit Maschi­nen­ge­wehr­feu­er durch­pflüg­ten. Zwei der sie­ben Frau­en star­ben; die ande­ren fünf schaff­ten es irgend­wie zu flie­hen. Wäh­rend ich die Lei­chen foto­gra­fier­te, kam ein klei­nes zehn­jäh­ri­ges Mäd­chen und starr­te wie gebannt auf eine der Toten. Sie war ihre älte­re Schwes­ter. Das Kind hat­te nie zuvor eine Tote gese­hen und konn­te nicht ver­ste­hen, war­um ihre Schwes­ter nicht mit ihr sprach. Sie sah uns ver­wirrt an. Ich leg­te mei­nen Arm fest um sie, um sie zu beru­hi­gen. Sie wein­te — eben­so wie ich und die pol­ni­schen Poli­zis­ten, die bei mir waren.” [Quel­le: Bryan, Juli­en: “War­saw: 1939 Sie­ge; 1959 War­saw Revisited.”]Von Juli­en Bryan — Juli­en Bryan (23. Okto­ber 1939). "Docu­men­ta­ry Record of the Last Days of Once Proud War­saw". Life maga­zi­ne: 73–77.Julien Bryan (1959) War­saw: 1939 Sie­ge; 1959 War­saw Revi­si­ted., War­schau: Polo­nia Publi­shing House, S. 120 OCLC: 8990324. ASIN: B000O2AEBYUnited Sta­tes Holo­caust Memo­ri­al Muse­um, Foto­gra­fie #50893Julien Bryan (Sep­tem­ber 1959). Pol­and in 1939 and in 1959. Look maga­zi­ne. Archi­ved from the ori­gi­nal on 2005-10-28., Gemeinfrei

Mehr zum Thema:

Die Sude­ten­kri­se:
SPIEGEL Poli­tik: Der Griff nach dem letz­ten Grasbüschel

Geschichte und Psychologie Vergangenheit verstehen um mit der Zukunft besser klar zu kommen
Geschich­te & Psy­cho­lo­gie:

Vergangenes verstehen,
um mit der Zukunft besser klar zu kommen.

Wir schrei­ben Geschichte(n): Ich brin­ge Ihre Lebens‑, Fami­li­en- und Unter­neh­mens­ge­schich­ten ins Buch: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien und unter­stüt­ze Sie als Ghost­wri­te­rin beim Schrei­ben Ihrer Tex­te. Besu­chen Sie auch mei­nen zwei­ten Blog Geschen­ke made for Mama mit vie­len span­nen­den Bei­trä­gen zum The­ma “Bes­ser leben” und “Gesund älter­wer­den”.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen:
Über uns: Wie mit Oma alles begann * Geschen­ke made for Mama * Face­book * Insta­gram * Pin­te­rest
Kon­takt * Daten­schutz * Impres­sum

517700coo­kie-checkHit­lers Krieg 1940: Luft­schlacht um Eng­land

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen