Deutschland 1937: Der Weg in den Zweiten Weltkrieg
Deutschland 1937: Das „Dritte Reich“ ist für viele Deutsche zu einer Art „Wohlfühldiktatur“ mit Vollbeschäftigung und Volksgemeinschaft geworden.
Nur die Angst vor einem möglichen neuen Krieg trübt die gute Stimmung — ab Herbst 1937 wird die „Volksgasmaske” ausgegeben.

Deutschland 1937: Wohlfühldiktatur mit Rissen
1937: Der Großteil der Deutschen fühlt sich wohl im „Dritten Reich“.
Die Propaganda zeigt Wirkung: Hitler erscheint vielen als Heilsbringer, die Volksgemeinschaft als moralischer Ersatz für soziale Gerechtigkeit. Die Autobahn wird zum Mythos, KdF-Reisen ermöglichen vielen, das erste Mal in ihrem Leben in den Urlaub zu fahren.
Doch unter der Oberfläche brodelt es: 1937 steht das „Dritte Reich“ kurz vor der Staatspleite.
Preise und Löhne sind gedeckelt, die Mieten eingefroren; für die Normalbevölkerung gibt es viele Produkte nicht mehr zu kaufen.
Wer im „Reich“ nicht zu Hitlers neuer NS-Oligarchie gehört, hat Mühe, normale Produkte des täglichen Bedarfs wie Glühbirnen oder Lebensmittel wie Butter zu kaufen.
Die deutsche Wirtschaft am Abgrund
Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht ist nervös.
Die sowieso schon knappen Devisenreserven der Reichsbank schmelzen dahin; das „Reich“ führt wegen des Rohstoffhungers der Rüstungsindustrie viel zu viele Waren ein und exportiert zu wenig.
Das Außenhandelsdefizit ist riesig, die Staatsverschuldung hat schwindelerregende Höhen erreicht.
Noch kann man das mit Hilfe der „MeFo-Wechsel“ gut kaschieren.
Aber der Pleitegeier kreist über Deutschland. Die MeFo-Scheinwährung, die Schacht nach der „Machtergreifung“ 1933 erfunden hat, um die Wirtschaft anzukurbeln, kann das Defizit nicht ewig auffangen.
Hitlers Wirtschaftsprogramm: „Arbeitsschlachten” und Wiederaufrüstung: Autobahn und Mefo-Wechsel: Adolf Hitler, die deutsche Wirtschaft und der Weg in den 2. Weltkrieg
Das „Dritte Reich“ steht kurz vor der Staatspleite — was aber außer dem Wirtschaftsminister niemanden zu stören scheint.
Dazu kommen überbordende Bürokratie und Korruption, fehlende Verteilungspläne für die knappen Ressourcen wie Öl, Eisen, Kautschuk — und fehlende Arbeitskräfte.
Volksgemeinschaft statt Demokratie
Der guten Stimmung im „Reich“ tut die Wirtschaftsmisere keinen Abbruch.
Goebbels Propagandamaschinerie läuft wie geschmiert und unzählige NS-Organisationen wie die „Hitlerjugend“ oder das nationalsozialistische „Kraft durch Freude” (KdF) Freizeitwerk sorgen für gute Stimmung, Gemeinschaftsgefühl, Freizeitgestaltung.
Als guter Deutscher verzichtet man deshalb gerne auf Demokratie, Butter und Konsum und lebt im Alltag sparsam.
Was mehr zählt, ist das Gefühl, zu einer starken und glücklichen „Volksgemeinschaft“ zu gehören.
Alltag im „Dritten Reich”
Können die Menschen in einer Diktatur glücklich an einem Badestrand liegen? Frisch verliebt durch die Straßen schlendern, in ein Cafe oder Kino gehen?
Ja, sie können! Tillmann Bendikowskis großartiges Buch über das Lebensgefühl im „Dritten Reich” — Zufriedenheit, Volksgemeinschaft, vermeintliche „Ruhe und Ordnung” und der feste Glaube an den „Führer”. Lesenswert!
Der KdF-Wagen: Der Traum vom eigenen Auto
Anstelle von Gerechtigkeit Gemeinschaft, statt Kritik gibt es Eintopfsonntage.
Für viele ist Sparsamkeit ein Opfer im Namen des nationalen Aufstiegs: „Miesmacher und Kritikaster“ wie 1934 gibt es nach vier Jahren NS-Diktatur so gut wie keine mehr; für viele ist Hitler zu einer Art „Erlöser“ geworden, dem sie blind vertrauen und bedingungslos folgen.
Statt Konsumgütern, die es sowieso nicht gibt, kauft man von seinem Lohn – sofern etwas übrigbleibt – lieber Sparmarken für den eigenen KdF-Wagen.
Als Standardmodell in Tiefgraublau soll er in wenigen Jahren ab 990 Reichsmark zu haben sein (nach heutiger Kaufkraft etwa 5.100 Euro); als Cabrio-Limousine mit Faltdach für 60 Reichsmark Aufpreis.

Der KdF-Volkswagen: Der Traum von der klassenlosen „Volksgemeinschaft”
Bereits 1934 hatte Hitler bei der Eröffnung der 24. Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin die Aufhebung des „klassenbetonenden Charakters“ des Automobils als Verkehrsmittel nur für Wohlhabende gefordert — und den Bau eines erschwinglichen Autos für alle angekündigt.
Ferdinand Porsche wird mit der Entwicklung des „Volkswagens“ beauftragt, bis zum Kriegsbeginn 1939 werden knapp 600 Prototypen gebaut.
Im eigenen tiefgraublauen Volkswagen fahren die mehr als 300.000 KdF-Sparer allerdings nie.
Die Einlagen der KdF-Sparer sind nach dem Bau des neuen Volkswagenwerks bei Fallersleben – das spätere Wolfsburg – aufgebraucht.
Der Zweite Weltkrieg stoppt den Bau ziviler Volkswagen schließlich ganz: Der neue KdF-Wagen wird an der Front gebraucht.
Autarkie um jeden Preis: Vorbereitung zur Kriegswirtschaft
Fürs Autofahren bräuchten die Deutschen allerdings nicht nur ein Auto, sondern auch Benzin. Ein knappes Gut, denn Öl muss für teures Geld importiert werden, was wegen der Devisenknappheit im „Reich“ ein Problem ist.
Die Lösung des Problems: Autarkie.
Deutschland soll nach dem Willen des „Führers” nicht nur eine glückliche Volksgemeinschaft sein, sondern auch eine autarke. Man will sich unabhängig machen von Importen.
Um Devisen zu sparen.
Aber auch, um weniger abhängig von Rohstoffen aus dem Ausland zu sein.
Denn der erste Boykott gegen jüdische Geschäfte, Arztpraxen und Rechtsanwaltskanzleien am 1. April 1933 hat schmerzhaft gezeigt, wie abhängig das Reich von Importen ist.
Der Boykott 1933 muss nach nur einem Tag beendet werden, weil es aus dem Ausland nicht nur Protestnoten, sondern auch Sanktionsandrohungen hagelt. Und die kann sich die NS-Wirtschaft nicht leisten.
Auch davon will sich das NS-Regime durch Autarkie unabhängig machen.
Weltausstellung Paris 1937
Der deutsche und der sowjetische Pavillon stehen sich direkt gegenüber.
Deutschland 1937: Gierige Eliten
Nachdem Hitler im Oktober 1936 Hermann Göring zum „Bevollmächtigten des neuen Vierjahresplans” ernennt und ihm den Auftrag gibt, Deutschland und die Wehrmacht in vier Jahren kriegsbereit zu machen, beginnt ein gigantisches Wirtschaftsprogramm, um autark zu werden.
Man beginnt, aus Kohle synthetischen Treibstoff herzustellen, um weniger Öl einführen zu müssen.
Die Buna-Werke in Schkopau liefern ab 1937 synthetischen Kautschuk, in Salzgitter werden die Hermann-Göring-Werke gegründet, um aus den dortigen – geringwertigen – Eisenerzvorkommen Stahl zu produzieren.
Göring ist zwar ein guter Organisator, aber gleichzeitig hat Hitler mit ihm den Bock zum Gärtner ernannt: Hitlers Vize ist der Gierigste unter den zahlreichen Gierigen, die im „Dritten Reich“ die Hand aufhalten.

Hermann Göring mit Gattin Emmy bei einer Abendveranstaltung
Millionen „Spenden” fließen ab 1933 in die Privatschatulle des mächtigen zweiten Manns im „Reich“.
Allein der Tabakkonzern Reemtsma überweist jährlich eine Million Reichsmark — offiziell für „kulturelle Zwecke, Naturschutz und Waidwerk”.
Und die deutsche Autoindustrie sponsort Görings Motorjacht „Carin II” mit eineinhalb Millionen Reichsmark.
Hermann Göring: Vom Bock zum Gärtner
Der Magistrat der Stadt Köln überreicht Göring und seiner zweiten Gattin Emmy zur Taufe ihrer 1938 geborenen Tochter Edda das Gemälde „Madonna mit dem Kinde” von Lucas Cranach.
Ein Kunstwerk von unschätzbarem Werk, das man dem Kölner Wallraf-Richartz-Museum „entnimmt”. (Nach 1945 prozessiert die Stadt Köln jahrelang mit Edda Göring, um den geraubten Kunstschatz zurück zu bekommen.)
Auch das ist Deutschland 1937: In der deutschen Wirtschaft herrscht keine Aufbruchstimmung, sondern ein Klima der Angst.
Unliebsame Konkurrenten werden bei der Gestapo angeschwärzt, um sie aus dem Weg zu schaffen. Kriecherei und Korruption sind üblich; Bestechlichkeit und Günstlingswirtschaft bis in die unteren Chargen des NS-Beamtenapparats durchziehen das Land wie ein wucherndes Krebsgeschwür.
Allen voran ist es der „Führer” selbst und seine Entourage, die sich schamlos auf Kosten des „Volks” bereichern: Hitlers Millionen: Wie sich der „Führer“ an Deutschland bereicherte
Die Frauen der Nazigrößen
… wie beispielsweise Görings zweite Ehefrau Emmy.
Waren sie Opfer, Verführte oder Täterinnen?
Die Historikerin Anna Maria Sigmund wirft einen Blick hinter die Kulissen der NS-Highsociety und berichtet spannend und sehr lesenswert u.a. über Magda Goebbels, Geli Raubal, Eva Braun, Emmy Göring und Leni Riefenstahl.
Enteignung als Wirtschaftspolitik: Jüdisches Vermögen für Hitlers Aufrüstung
Seit 1933 steht fest, wer schuld ist, wenn etwas schiefläuft: die jüdische Bevölkerung.
Hitlers Antisemitismus ist mehr als eine persönliche Obsession – er wird zur tragenden Säule der NS-Politik. Mit den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 beginnt die systematische Ausgrenzung und Kategorisierung: Voll‑, Halb‑, Viertel- oder Achteljuden – jeder wird erfasst.
Der Hass auf Jüdinnen und Juden dient nicht nur der Propaganda. Die NS-Führung braucht ihr Vermögen – dringend. Denn die Staatskassen sind leer.
Auf dem kalten Weg der Bürokratie werden Menschen entrechtet, gedemütigt und ihrer Existenz beraubt, um die Aufrüstung im „Dritten Reich” zu finanzieren.
Reichsparteitag 1937: Hass als Spektakel und Strategie
Beim „Parteitag der Arbeit“ im September 1937 eskaliert Hitler seine antisemitische Rhetorik öffentlich.
Wie jedes Jahr im September bis zum Kriegsbeginn demonstriert das „Reich“ in Nürnberg seine scheinbar neugewonnene Stärke: Vollbeschäftigung und Volksgemeinschaft, das wiedergewonnene Saarland, der völkerrechtswidrige Einmarsch ins entmilitarisierte Rheinland.
Der Höhepunkt ist Hitlers Rede — und die hat es ins sich: Unter dem Beifall Zehntausender diffamiert er die jüdische Bevölkerung als „minderwertige Rasse“, die sie sich durch „Skrupellosigkeit“ und „Gewissenlosigkeit“ auszeichnen würde.

Appell des Reichsarbeitsdienstes, Reichsparteitag 1937
Bundesarchiv, Bild 183-C12701 / CC-BY-SA 3.0
Diese Hassrede markiert eine neue Stufe in der systematischen Verfolgung.
Der Plan ist deutlich: Wer als jüdisch gilt, soll das Land verlassen – aber sein Vermögen vorher abgeben.
Der Staat setzt alles daran, jüdische Bürger zur Ausreise zu zwingen. Und wer bleibt, wird weiter entrechtet. Die Grenze zwischen Diskriminierung und Vertreibung verschwimmt zunehmend.
„Nur für Arier“: Entrechtung als neues Normal
Im Deutschland von 1937 ist Antisemitismus Teil des Alltags geworden.
Erste Parkbänke tragen die Aufschrift „Nur für Arier“ – und niemand protestiert mehr.
Das Schweigen ist laut. Im Ausland reagiert man mit betretenem Wegsehen: In den USA, Südafrika und Großbritannien gibt es zur selben Zeit ähnliche Schilder – „Nur für Weiße“.
Blaublütige Bewunderung: Der Duke of Windsor bei Hitler
Außenpolitisch scheint sich das „Dritte Reich“ 1937 in der Weltbühne zu rehabilitieren. Nach Jahren der Isolation geben sich prominente Gäste in Berlin die Klinke in die Hand. Darunter: Der Duke und die Duchess of Windsor – der geschasste britische König Edward VIII. und seine Frau Wallis Simpson.
Blaublütige Hitler-Fans in Großbritannien und die britische Appeasement Politik: Appeasement: Hitler und die Briten
Das Paar, seit Edwards Abdankung Ende 1936 im Exil, zeigt sich offen fasziniert von Hitler und der NS-Ideologie.
Man vermutet, dass Edward sich insgeheim sogar Unterstützung aus Berlin für eine Rückkehr auf den britischen Thron erhofft.
Auch deshalb ist man in Großbritannien not amused über den Besuch des Ex-Königs bei Hitler.
Appeasement und Missverständnisse: Hitlers vergebliches Werben um Großbritannien
Die britische Politik bleibt zögerlich.
Zwar betrachtet man Nazi-Deutschland als antikommunistisches Bollwerk gegen Stalin, den die Briten von allen am meisten fürchten. Mit Wohlwollen werden Hitlers Avancen bezüglich eines umfassenden deutsch-britischen Bündnisses registriert.
Aber durchringen kann man sich nicht.
Denn trotz Hitlers eifrigem Werben ist den meisten Briten das Naziregime suspekt. Viele Briten missverstehen den Nationalsozialismus als eine etwas schrullige, autoritäre Variante des Preußentums – eine gefährliche Unterschätzung.
Während Großbritannien laviert, verliert Hitler die Geduld.
Seine Fantasie vom „Lebensraum im Osten“ soll nicht länger von diplomatischem Stillstand ausgebremst werden. Wenn Großbritannien sich nicht fügt, dann eben ohne – oder mit anderen Partnern.
Mussolini in Berlin: Der Duce will bewundert werden
Im September 1937 reist Benito Mussolini als erster ausländischer Regierungschef seit der „Machtergreifung“ offiziell nach Berlin. Der Schulterschluss mit Hitler basiert auf gemeinsamen Interessen: Beide unterstützen den Putschisten Franco im Spanischen Bürgerkrieg, beide träumen von imperialer Größe.

Mussolini und Hitler in Berlin, September 1937
Ladislav Luppa, Eigenes Werk
Auch Italiens „Duce“ verfolgt expansive Pläne; genau wie Hitler träumt er von neuer alter Größe.
Er will das Imperium Romanum wieder aufleben lassen und hat seinem Wunsch bereits Taten folgen lassen: Im Oktober 1935 überfallen seine Truppen völkerrechtswidrig und mit äußerster Brutalität das Kaiserreich Abessinien, heute Äthiopien und Eritrea.
Mussolini wird in Berlin mit allem verfügbaren Pomp gebührend empfangen; Tausende Schaulustige säumen die Straßen und jubeln dem vorbeifahrenden „Duce“ zu. Auch für ihn ist es der erste Staatsbesuch. Es wird sein einziger bleiben.
Italiens „Führer“ genießt sichtbar Hitlers Aufmerksamkeit.
Der hatte im Vorfeld die klare Anweisung gegeben hat, dass alles vermieden werden solle, was auf einen deutschen Führungsanspruch hinweisen könnte. Mussolini sei da sehr empfindlich.
Offensichtlich halten sich alle an Hitlers Weisung und Mussolinis Empfindlichkeiten werden nicht verletzt.
Wenige Wochen nach dem Staatsbesuch, am 6. November 1937, tritt Italien dem Antikominternpakt bei, den Deutschland bereits 1936 mit Japan geschlossen hat.
Die Achse formiert sich: Deutschland, Italien und Japan
Bereits 1936 hatten Deutschland und Japan den „Antikominternpakt“ unterzeichnet – offiziell gegen die kommunistische Internationale, inoffiziell zur Koordinierung geopolitischer Interessen. Ein geheimer Zusatz garantiert Neutralität bei Angriffen auf die Sowjetunion.
Auch Japan verfolgt expansive Ziele. Es geht um Kolonien und Rohstoffe – und um die Vorherrschaft in Ostasien.
Bereits 1931 hatte Japan nach einem inszenierten anti-japanischen Angriff China im Norden angegriffen und in der Mandschurei einen Marionettenstaat namens Mandschukuo errichtet.
Im Juli 1937 greifen die Truppen des Tenno das vom Bürgerkrieg geschwächte China erneut an.
Ihr Ziel ist die chinesische Metropole Shanghai — und danach der Rest von China.
Nanjing 1937: Das Massaker, das die Welt entsetzte
Die japanischen Militärs glauben, mit dem rückständigen China ein leichtes Spiel zu haben, aber sie irren sich. Erst Mitte November 1937 kann Japan die eingekesselte Stadt nach einem blutigen und brutalen Häuserkampf mit vielen zivilen Opfern einnehmen.
Danach marschieren japanische Truppen auf Nanjing (Nanking, „Südliche Hauptstadt“), die Hauptstadt der Kuomintang, und kesseln die Stadt ein.

Zweiter japanisch-chinesischer Krieg 1937: Das Baby ist einziger Überlebender eines japanischen Bombenangriffs auf Shanghai South Station
By 王小亭 (Wang Xiaoting) for Shanghai Journal
Bei der blutigen Eroberung von Nanjing im Dezember 1937 verüben japanische Divisionen ein Massaker unter der Zivilbevölkerung; im Blutrausch werden bis zu 200.000 wehrlose Zivilisten und Kriegsgefangene bestialisch gefoltert und umgebracht; teilweise lebendig begraben. Etwa 20.000 Mädchen und Frauen werden vergewaltigt.
Alle westlichen Staaten sehen dem Blutbad tatenlos zu; man versucht lediglich, seine eigenen Staatsbürger aus der Todeszone zu evakuieren.
Wie nahe Europa einem solchen Blutbad zu diesem Zeitpunkt bereits ist, ahnt niemand.
Deutschland 1937: Der Weg in den 2. Weltkrieg
Im „Reich” sorgt derweil die Ausgabe der ersten „Volksgasmasken“ ab Herbst 1937 für Unruhe und schürt Kriegsängste.

“Volksgasmaske” Deutschland Herbst 1937
Denn die meisten Deutschen wollen knapp 20 Jahre nach dem Ende des 1. Weltkriegs nichts so wenig wie einen neuen Krieg.
Man wiegelt ab, beruhigt — alles nur eine Vorsichtsmaßnahme.
Doch der „Führer“ hat es längst anders beschlossen.
Hitlers Kriegserklärung an die Zukunft: Das Hoßbach-Protokoll
Am 5. November 1937 versammelt Hitler die militärische und außenpolitische Spitze des Reichs in der Reichskanzlei.
Anwesend sind Kriegsminister Werner von Blomberg, die Oberbefehlshaber von Heer, Marine und Luftwaffe Werner von Fritsch, Erich Raeder und Hermann Göring sowie der Außenminister Konstantin Freiherr von Neurath.
Das Protokoll, das später als „Hoßbach-Protokoll“ oder „Hoßbach-Niederschrift“ in die Geschichte eingehen wird, führt Hitlers Wehrmachts-Adjutant, Oberst Friedrich Hoßbach.
Eigentlich soll es bei diesem Treffen um die Verteilung der knappen Rohstoffe gehen.
Aber der „Führer“ kommt in Fahrt und eröffnet den erstaunten Herren in einem vierstündigen Monolog seine außenpolitischen Pläne für die kommenden Jahre. Adjutant Hoßbach schreibt eifrig mit.
Deutschlands „Raumnot“ und Hitlers Expansionswahn
Hitler beginnt seine Ausführung mit der Feststellung, dass das Ziel der deutschen Politik sein müsse, auf die „Raumnot“ Deutschlands zu reagieren.
Da eine autarke Versorgung Deutschlands in seinem jetzigen Gebiet nicht möglich sei, sich die deutsche Volkswirtschaft aber nicht vom Außenhandel abhängig machen dürfe, sei eine Erweiterung des deutschen Territoriums unumgänglich.
Die Aufrüstung der Armee, Kriegsmarine, Luftwaffe sowie die Bildung des Offizierskorps seien, so Hitler, annähernd beendet. Ausstattung und Bewaffnung der Wehrmacht seien modern — würde man zu lange warten, gäbe es die Gefahr ihrer Veraltung.
Spätestens 1943 bis 1945 müsse man losschlagen, unter günstigen Bedingungen eventuell schon 1938.
Zur Lösung der deutschen Frage könne es nur den Weg der Gewalt geben. Dieser könne niemals risikolos sein, aber es gäbe kein Zurück mehr.
Hitlers Weg in den Krieg
Auch der 2. Band der Geo Epoche Reihe “Deutschland unter dem Hakenkreuz” ist toll gemacht, reich bebildert und enthält viele hochinteressante und informative Beiträge über die Geschichte des “Dritten Reichs” zwischen 1937 bis 1939.
Sehr lesenswert!
Militärischer Schock: Skepsis statt Applaus
Die Reaktion auf Hitlers Rede ist verhalten.
Von Göring und Raeder abgesehen zeigen sich die Generäle und Außenminister Neurath erschüttert. Kriegsminister von Blomberg, der glaubt, ein freundschaftliches Verhältnis zum „Führer“ zu haben, notiert später: „Ich wäre den Weg des Führers nach Österreich auch gegangen, aber dann hätte ich mir eine Frist von 10 Jahren gesetzt, um das neue Großdeutschland und eine totale Rüstung auszubauen.“
Hitlers Annahme, Großbritannien und Frankreich würden bei einem Angriff auf Österreich oder die Tschechoslowakei stillhalten, erscheint selbst seinen loyalsten Generälen als illusionär.
Die Diskussion habe „zeitweilig sehr scharfe Formen“ angenommen, vermerkt Hoßbach in seinem Protokoll.
Machtübernahme durch Säuberung: Die Blomberg-Fritsch-Krise
Wenige Wochen später, im Februar 1938, sind Blomberg, Fritsch und Neurath Geschichte. Hitler hat in gewohnter Manier die „Bremser” aus seinem Umfeld entfernt.
Blomberg wird wegen einer skandalösen Eheschließung entlassen, von Fritsch durch eine gezielte Intrige gestürzt. Außenminister Neurath wird durch Hitlers Wegbereiter aus Weimarer Zeiten, Joachim von Ribbentrop, ersetzt (wegen seiner Arroganz und Dummheit in Diplomaten-Kreisen hinter vorgehaltener Hand auch als „Ribbensnob” bezeichnet)
Im Zuge der Blomberg-Fritsch-Krise macht sich Hitler nun selbst zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht.
Deutschland 1937: Der Weg in den Zweiten Weltkrieg ist vorbereitet.
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Nachdem es der jungen britischen Adligen Unity Mitford gelungen ist, den „Führer” kennenzulernen, gehört sie bald zu seinem Hofstaat. Sie begleitet ihn so oft, dass ihr Name von „Mitford” zu „Mitfahrt” verballhornt wird. Offiziell geht es ihr nur um „die Sache”, doch es gibt viel, was auf Liebe hinweist. Aber wie hat sie Hitler beeinflusst? Ein Flirt mit Folgen?
Unity Mitford: Hitlers It-Girl
Copyright: Agentur für Bildbiographien, www.bildbiographien.de, 2024, überarbeitet 2025
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Die Quandts, die Flicks, die von Fincks, die Porsche-Piëchs, die Oetkers: Keine der deutschen Unternehmerdynastien konnte sich dem Sog des NS-Regimes entziehen. In seinem fesselnd geschriebenen Buch deckt David de Jong die Skrupellosigkeit auf, mit der deutsche Unternehmer mitgemacht haben, berichtet, wie sie zu Profiteuren der Macht wurden — und warum in vielen Unternehmerfamilien die Aufarbeitung ihres “braunen Erbes” bis heute scheitert. Sehr lesenswert!
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Die Machtergreifung 1933, der Mythos Autobahnbau, Röhm-Putsch - und vieles mehr übersichtlich und sehr informativ beschrieben und mit tollen Bildern gezeigt. Der Werdegang Hitlers und der NSDAP und die ersten 1000 Tage des Nazi-Regimes in spannenden Texten und Fotos — sehr lesenswert!
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GEO Epoche, Deutschland unter dem Hakenkreuz, Teil 1: 1933 — 1936. Die ersten 1000 Tage der Diktatur*, Gruner + Jahr, 2013

Winter der Welt” ist der zweite Teil der Jahrhundert-Trilogie von Ken Follett, in der er sehr spannend den Weg der Welt in den Abgrund des 2. Weltkriegs schildert. Eine großartige Familien-Saga, durch die man die politischen Strömungen, Ängste und Nöte und die Stimmung jener Zeit besser verstehen kann. Sehr lesenswerte Zeitgeschichte in einem spannenden Roman verpackt!
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Ken Follett, Winter der Welt: Die Jahrhundert-Saga*, Lübbe; 2014

Die Historikerin Heike Görtemaker in einem großartigen Buch über Hitlers ‘inner circle’. Wer gehörte dazu? Wie lebte es sich als High-Society der Nationalsozialisten? Und welche Seilschaften überlebten den Krieg und funktionierten noch in der Bundesrepublik? Spannend zu lesen — sehr empfehlenswert!
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Heike B. Görtemaker: Hitlers Hofstaat. Der innere Kreis im Dritten Reich und danach*, dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 2020

Der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze über Hitlers Weltbild, das nicht nur vom Rassenwahn geprägt war, sondern auch im hohen Maß ökonomische Überlegungen mit einbezogen hat. Deutschland sollte nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Supermacht werden — koste es, was es wolle. Ein neuer, bislang ziemlich vernachlässigter Aspekt — lesenswert!
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Adam Tooze, Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus*. Pantheon Verlag, 2018
Weiterführende Beiträge:
Alltag im “Dritten Reich”: Während die Deutschen im „Dritten Reich“ finanziell gerade so über die Runden kommen, viel Geld für die verschiedenen NS-Organisationen spenden (müssen) und mühsam auf kleine Annehmlichkeiten wie ein eigenes Rundfunkgerät sparen, gibt es einen Mann, der im NS-Staat immer reicher wird. Es ist der „Führer“ selbst – Adolf Hitler.
Hitlers Millionen: Wie sich der „Führer“ an Deutschland bereicherte
Die britische Appeasement-Politik: Dass Großbritannien viele Jahre lang die Augen zudrückt, wegsieht und hofft, den „Führer“ irgendwie beschwichtigen zu können, indem man ihm gibt, was er verlangt, beruht keineswegs auf einer naiven Fehleinschätzung der wahren Absichten Hitlers. Appeasement gegenüber den immer maßloser werdenden Forderungen des „Führers“ hat vor allem ein Ziel: Einen neuen Krieg verhindern, koste es, was es wolle.
Appeasement: Hitler und die Briten
Im Jahr 1936 trifft die Welt drei Mal aufeinander: Bei der Besetzung des Rheinlands durch deutsche Truppen, der Olympiade in Berlin und auf den Schlachtfeldern Spaniens. Das Jahr, das mit der Hoffnung beginnt, Hitler endlich zu stoppen, endet ein Jahr später in einem Rausch aus Blut und Terror.
1936: Das Jahr des Scheiterns
Bildnachweise:
Bundesarchiv Bild 183‑1990-0309–506, Eröffnung des Deutsch-Polnischen Instituts” Licensed under CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons / Eröffnung des Deutsch-Polnischen Instituts Scherl: Festkonzert anlässlich der Eröffnung des Deutsch-Polnischen Instituts an der Lessing-Hochschule im Marmorsaal des Zoos
Appell des Reichsarbeitsdienstes, Reichsparteitag 1937, Von Bundesarchiv, Bild 183-C12701 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5361526
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Nürnberg, Reichsparteitag, RAD-Appell [Scherl] Reichsparteitag 1937. Der grosse Appell des Reichsarbeitsdienstes auf dem Zeppelinfeld. Übersicht während der Rede des Führeres. 11651–37 [Nürnberg.- Reichsparteitag der NSdAP, “Reichsparteitag der Arbeit”, Appell von RAD-Männern auf dem Zeppelin-Feld vor der Zeppelinhaupttribüne während einer Rede von Adolf Hitler, 6.–13. September 1937]
Mussolini und Hitler in Berlin (Hungarian name of the book (Felvidékünk — Honvédségünk / Trianontól-Kassáig), publishers (Vitézi rend Zrinyi csoportjuának kiadása, Budapest, 1939), September 1937, Ladislav Luppa, Eigenes Werk, gemeinfrei
This terrified baby was almost the only human being left alive in Shanghai’s South Station after brutal Japanese bombing. China, August 28, 1937., 1942 – 1945
By 王小亭 (Wang Xiaoting) for Shanghai Journal / Office for Emergency Management. Office of War Information. Overseas Operations Branch. New York Office. News and Features Bureau. (12/17/1942 — 09/15/1945) ( Most Recent) — https://arcweb.archives.gov/arc/action/ExternalIdSearch?id=535557 — The digital source image is only in the GIF format. See the "Digital Copies" tab., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2345691
Deutschland 1937 Volksgasmaske Herbst 1937 Generationengespräch
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Vergangenes verstehen, um mit der Zukunft besser klar zu kommen.

Dr. Susanne Gebert
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