1932 — Das Ende der Republik. Brüning, der Hungerkanzler
Es ist nicht das Wählervotum, das den roten Teppich für Adolf Hitler ausrollt, sondern das katastrophale Agieren von mehr oder minder demokratischen Politikern.
Mit einer Mischung aus Ignoranz, Dummheit und Selbstsucht fahren sie die Weimarer Republik gegen die Wand. Und das, obwohl Hitlers NSDAP im November 1932 gestoppt zu sein scheint …
Die Weltwirtschaftskrise 1929
Dem Börsenkrach am „Schwarzen Freitag“ folgt der weltweite Zusammenbruch von Banken und schließlich der Niedergang der gesamten Weltwirtschaft.
Hunderttausende – zum Teil auch wirtschaftlich gesunde – Unternehmen kollabieren, weil Banken auf riesigen Bergen fauler Kredite sitzen und jetzt alle Schulden sofort eintreiben.
Neuen Kredite werden nicht mehr vergeben; viele Geldinstitute gehen trotzdem in Konkurs und reißen die Ersparnisse ihrer Kunden mit. Wer Pech hat, steht bei seiner Bank vor verschlossenen Türen und stellt fest, dass sein Sparkonto mit dem Ersparten für schlechte Zeiten einfach weg ist.
Firmen und landwirtschaftliche Betriebe können ohne Kredite nicht mehr investieren, Millionen Menschen verlieren ihre Arbeit. Deflation und Rezession folgen auf die Kreditklemme, weshalb aus der Finanzkrise eine Wirtschaftskrise von nie dagewesenem Ausmaß wird.
- Weil immer mehr Menschen immer weniger Geld in der Tasche haben, müssen Unternehmer und Bauern ihre Erzeugnisse und Dienstleistungen zu immer niedrigeren Preisen verschleudern, um überhaupt etwas zu verkaufen.
Dadurch brechen Umsätze und Gewinne ein, die Löhne sinken und es kommt zu Entlassungswellen, die noch mehr Menschen ohne Lohn und Brot auf die Straße setzen.
Es ist eine katastrophale Abwärtsspirale, die in den Jahren nach dem Börsenkrach in Gang kommt.
Noch Monate und Jahre nach dem Börsen- und Bankenkrach führt die Deflation dazu, dass eigentlich gesunde Unternehmen pleitegehen oder nur durch Entlassungen und drastische Lohnkürzungen überleben können.
Reichskanzler von Hindenburgs Gnaden
Im März 1930 kommt zur Wirtschaftskrise in Deutschland auch noch eine Regierungskrise: Die SPD-geführte Große Koalition unter dem schwerkranken Kanzler Hermann Müller platzt. Der Auslöser ist im Grunde eine Lappalie: Die Koalitionäre können sich nicht auf die Höhe der Arbeitslosenunterstützung einigen.
Dem 83jährigen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, Weltkriegsheld von Tannenberg, Generalfeldmarschall und ehemaliger Oberbefehlshaber seiner Majestät des Kaisers ist das nur recht.
Denn die „Sozis“ tragen seiner Dolchstoßlegenden-Meinung nach die Schuld an der deutschen Niederlage 1918.
Er misstraut den Sozialdemokraten als “vaterlandslose Gesellen” aus tiefstem Herzen und hält sie nicht für regierungstauglich. Gut so, wenn sie nicht mehr an der Macht sind.
Drei Tage nach dem Ende der GroKo unter Reichskanzler Müller ernennt Hindenburg eigenmächtig den Fraktionsvorsitzenden der katholischen Zentrums-Partei, Heinrich Brüning, zum neuen Reichskanzler.
Das darf er als Reichspräsident laut Weimarer Verfassung zwar, aber es ist ein Affront gegenüber dem Parlament — und zeigt, was er von der “Quasselbude” hält: Nichts.
„Hungerkanzler” Heinrich Brüning
Mit Sicherheit wollte Heinrich Aloysius Maria Elisabeth Brüning, Sohn eines Essigfabrikanten aus Münster, nicht als „Hungerkanzler“ in die Geschichte der Deutschen eingehen. Auch nicht als einer der Totengräber der Weimarer Demokratie. Brüning wird beides.
Der neu ernannte Kanzler Brüning stellt innerhalb von zwei Tagen eine Minderheitsregierung auf die Beine — wunschgemäß ohne die SPD. Als ehemaliger Soldat kann sich Brüning dem Gehorsam gegenüber dem “großen” und greisen Generalfeldmarschall Hindenburg zu entziehen.
Allerdings tolerieren die vom Reichspräsidenten so tief verachteten Sozialdemokraten das neue Kabinett Brüning, um die Republik nicht noch mehr in Schieflage zu bringen.
- Noch wäre es für Brüning und seine Minderheitsregierung also möglich gewesen, demokratisch zu regieren. Das heißt: Gesetzentwürfe in den Reichstag einbringen und sich dafür bei anderen Parteien Mehrheiten suchen.
Allerdings sind Brünings Maßnahmen und Gesetzesvorhaben so unpopulär, dass es schwierig wird, sich dafür im Reichstag Mehrheiten zu beschaffen: Um die desaströse wirtschaftliche Lage in den Griff zu bekommen, versucht er, das Land „gesund zu sparen“ und folgt damit dem vorherrschenden wirtschaftspolitischen Zeitgeist.
- In einer Zeit, in der Menschen und Wirtschaft in der Krise versinken, setzt Heinrich Brüning den Rotstift an. Er spart, obwohl die Nachfrage im In- und Ausland sowieso schon zusammenbricht.
Brüning sorgt dafür, dass vielen das Geld sogar für’s Nötigste fehlt: Löhne und Gehälter werden gekürzt, Arbeitslose bekommen weniger Unterstützung, staatliche Investitionen und Ausgaben werden radikal gesenkt oder gestrichen. In Berlin und in anderen Großstädten bieten sich Zwölfjährige in ihrer Not für einen Teller Suppe auf dem Straßenstrich an.
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Wirtschaftswachstum auf Pump?
Reichskanzler Brüning würgt mit seiner Wirtschaftspolitik alles ab, was noch einigermaßen funktioniert. Das Heer der Arbeitslosen wächst, bald ist jeder 5. ohne Job und Einkommen. Im Februar 1932 werden mehr als sechs Millionen Menschen arbeitslos sein.
Die Armut und die Hoffnungslosigkeit im Land nehmen zu — ebenso wie wie die Gewalt auf den Straßen.
- Mit einem antizyklischen Konjunktur- und Beschäftigungsprogramm, mit dem Arbeitslosigkeit und Rezession durch staatliche Investitionen und mehr Geld in den Taschen der Bürgerinnen und Bürger bekämpft worden wäre, hätte Hitler vielleicht verhindert werden können.
Doch die damalige Lehrmeinung hält (noch) nicht viel von antizyklischem Agieren und Brüning entscheidet sich so, wie es die damalige Lehrmeinung vorsieht.
„ … Die Regierung beharrte auf der finanzpolitischen Orthodoxie, und die verlangte einen ausgeglichenen Haushalt.
Noch steckten Theorien über unorthodoxe Maßnahmen gegen die Rezession, die Defizitfinanzierung etwa, in den Kinderschuhen. Keynes, der, peinlich genug, kurz nach dem Crash an der Wall Street vorausgesagt hatte, das werde für London keine ernsthaften Konsequenzen haben, die Aussichten seien vielmehr entschieden positiv, hatte seine Theorie antizyklischer Wirtschaftspolitik noch nicht abgeschlossen.
Als die Krise einsetzte war es Oswald Mosley, der das ambitionierteste Modell einer geplanten Wirtschaft vorlegte; er wollte Wachstum durch Kreditaufnahme finanzieren …“
Aus: Ian Kershaw, Höllensturz: Europa 1914 bis 1949*
Paragraph 48 und Hindenburgs Rolle als Ersatzkaiser
Der Zustand der Republik ist besorgniserregend: Die Wirtschaft liegt am Boden, die politische Kultur verroht, auf den Straßen der Großstädte prügeln sich Nazis und Kommunisten und es ist ihnen mittlerweile egal, wenn dabei jemand stirbt.
Aber noch sitzen mehr demokratische als antidemokratische Abgeordnete im Reichstag. Diejenigen, die die Republik abschaffen wollen — vor allem die KPD und die NSDAP -, sind in der Minderheit. Das wird sich bald ändern.
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Es ist Reichskanzler Heinrich Brüning, mit Sicherheit kein Anti-Demokrat, der den Geist aus der Flasche lässt.
- Denn die Weimarer Verfassung ist zwar eine der fortschrittlichsten ihrer Zeit, aber sie enthält auch gefährliche Haken: Das Konzept der Notverordnungen und den Paragraph 48, der dem Reichspräsidenten als eine Art über allem stehenden Ersatzkaiser die Möglichkeit gibt, den Reichstag per Auflöse-Order nach Hause zu schicken.
Unterschreibt Hindenburg die entsprechende Notverordnung, lässt es sich bequem am Reichstag vorbeiregieren.
Reagiert der Reichstag auf die Notverordnung mit einem Misstrauensvotum, kann es mit einer von Hindenburg unterzeichneten Auflöse-Order gemäß Paragraph 48 der Weimarer Verfassung aufgelöst werden. Der Reichskanzler kann dann bis zur Neuwahl ohne parlamentarische Störfeuer weiterregieren.
Eine gefährliche Waffe in den Händen eines starrsinnigen Generalfeldmarschalls a.D. als Reichspräsidenten, wie sich bald herausstellen wird.
Ein politisches Gleichgewicht des Schreckens, das in den kommenden Jahren nach dem immer gleichen Muster aus Notverordung — Misstrauensvotum — Auflöse-Order Reichspräsident Paul von Hindenburg fast absolute Macht verleiht.
Präsidialkabinette
Reichskanzler Brüning und seine Minderheitsregierung gelingt es nicht, für ihren rigiden Sparkurs parlamentarische Mehrheiten zu finden.
Und weil man die Mehrheit im Reichstag nicht überzeugen kann, gewöhnt sich die Regierung Brüning an, auf nur einen zu setzen: auf Reichspräsident Hindenburg.
Der neue Reichskanzler bemerkt schnell, dass man zum Regieren nicht unbedingt Volk und Parlament braucht; es reichen das Wohlwollen des Reichspräsidenten und die von ihm unterzeichnet Notverordnungen.
Brünings Regierung wird damit die erste der nun folgenden Präsidialkabinette, die einzig und allein von Hindenburgs Zustimmung abhängen.
Die letzten Kanzler der Weimarer Republik
In 14 Jahren hatte die Weimarer Republik 12 Reichskanzler.
Die letzten drei waren:
„Hungerkanzler“ Heinrich Brüning: 28. März 1930 bis 30. Mai 1932
Franz von Papen: 1. Juni 1932 bis 2. Dezember 1932
Kurt von Schleicher: 3. Dezember 1932 bis 28. Januar 1933
- Noch hätte es die Möglichkeit gegeben, mit den demokratischen Kräften im Parlament zu regieren. Doch Brüning entscheidet sich stattdessen dafür, die wichtigsten demokratischen Prinzipien der Verfassung aushebeln.
Einen Haken hat diese Form des Regierens: Wer es sich als Reichskanzler mit dem Reichspräsidenten verscherzt, hat ausgedient. Das wird Heinrich Brüning bald selbst feststellen müssen.
Hitlers NSDAP: Von „ferner liefen” zur zweitstärksten Fraktion
Nichts fürchtet Adolf Hitler so sehr wie den Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Die „Goldenen Zwanziger Jahre“ von 1924 bis 1929, in denen es für die Deutschen wirtschaftlich, aber auch politisch aufwärts geht, sind harte Zeiten für ihn und die Nationalsozialisten.
In diesen Boomjahren ist die NSDAP nicht mehr als ein kleiner brauner Haufen im Meer vieler unbedeutender Splitterparteien. Obwohl Hitler und seine SA-Truppen überall dort, wo sie aufmarschieren, Krawall machen, um in die Presse zu kommen, sind sie nicht mehr als eine radikale Sekte unter „ferner liefen“.
- Bei der Reichstagswahl im Mai 1928 erhalten die Nazis gerade einmal 2,6 % der Wählerstimmen.
Die NSDAP — wer soll das sein? Im ARD-Wahlstudio von heute wären sie bei den Wahlergebnissen als kleiner grauer Balken ganz rechts unter “Andere” zusammengefasst und Jörg Schönenborn würde kein Wort über sie verlieren.
Knapp zwei Jahre später ist alles anders.
Der Börsenkrach vom 24. Oktober 1929 mischt die Karten neu und beschert den republikfeindlichen Parteien rechter und linker Couleur regen Zulauf.
Statt der Wirtschaft erleben jetzt Extremisten auf der ganzen Welt einen nie dagewesenen Aufschwung.
Bei der Reichstagswahl am 14. September 1930 erhält “Hungerkanzler” Heinrich Brüning die Quittung für sein eisernes Sparen: KPD und NSDAP legen gewaltig zu.
- Die Nationalsozialisten feiern nach der Septemberwahl den bis dahin größten Wahlerfolg ihrer Geschichte: Zwei Jahre zuvor noch unter “ferner liefen” zu finden, liegt ihr Anteil nach der Septemberwahl 1930 bei 18,3 Prozent der Wählerstimmen. Im Vergleich zu 1928 verzehnfachen sie beinahe die Zahl ihrer Abgeordneten von 12 auf 107 und werden mit einem Schlag von der Splitterpartei zur zweitstärksten Fraktion nach der SPD.
107 grölende und offen demokratiefeindliche NSDAP-Abgeordneten im Reichstag. Dazu kommen viele neugewählte Abgeordnete der KPD, seit Mitte der 1920er Jahre unter ihrem Chef Ernst Thälmann stramm moskau- und stalintreu und gegen die Weimarer Demokratie.
Ist das kein Grund, die Verzweiflung vieler Wählerinnen und Wähler im Land ernst zu nehmen?
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Brüning spart weiter
Ungeachtet des desaströsen Wahlergebnisses vom September 1930 macht Brüning weiter. Schließlich braucht er zum Regieren lediglich das Vertrauen Hindenburgs und die von ihm unterschriebenen Notverordnungen.
Wählerstimmen braucht er nicht.
Die Sparpolitik geht weiter, es wird weiter Nachfrage aus dem Markt genommen, Löhne und Preise verfallen, Sozialausgaben werden weiter gekürzt, der Sozialstaat ausgehöhlt. Die “kleinen Leute”, Arbeiter, Arbeitslose und sozial Schwächere kehren der Weimarer Demokratie endgültig den Rücken zu.
“Hungerkanzler” Brüning beharrt auf seinem wirtschaftlichen Sparkurs.
- Um den Staatshaushalt zu sanieren, aber auch, um England, Frankreich und die USA zu überzeugen, angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse endlich ihre Reparationsforderungen gegenüber Deutschland ganz aufzugeben.
Schon mehrmals waren die Forderungen in Höhe von 269 Milliarden Goldmark (das entspricht etwa 1 Billion Euro) gesenkt worden, zuletzt durch den sogenannten Young-Plan, der eine Ratenzahlung bis ins Jahr 1988 vorsah, und an dem sich die Rechten bis weit ins bürgerliche Lager genüsslich abarbeiten.
Deutschland müsse für einen Krieg bezahlen, den die anderen angefangen hätten, lautet ihre argumentative Allzweckwaffe, mit der sie sehr erfolgreich auf Stimmenfang gehen. Der „Schandvertrag von Versailles” — diese innenpolitische Treibmine will Brüning entschärfen.
Brünings Sturz und Papens Aufstieg
Doch dann unterläuft Brüning ein kapitaler politischen Fehler: Er setzt den Rotstift auch bei der sogenannten Osthilfe an, einem Gesetzespaket, das ostelbische Rittergutbesitzer subventioniert.
Das enttäuscht Reichspräsident Hindenburg, denn er besitzt selbst ein entsprechendes (und geschenktes) Rittergut.
Noch mehr verärgern ihn Brünings Sparpläne, weil sich seine Nachbarn in Ostpreußen bei ihm beschweren. Hat er, der Reichspräsident, denn seinen Kanzler nicht mehr im Griff?
Hindenburg entzieht Brüning deshalb — wegen Kürzungsplänen für Subventionen und erzürnten Nachbarn — nach zwei Jahren als Reichskanzler das Vertrauen. Ohne Hindenburgs Segen kann in Deutschland aber niemand mehr regieren. Brüning tritt zurück.
Brünings Nachfolger ist schnell gefunden: Es ist Franz von Papen, der mit seinem “Kabinett der nationalen Konzentration” (böse Zungen nennen es das „Kabinett der Barone“, weil seiner Regierung fast nur Adelige angehören) und mit Hilfe präsidialer Notverordnungen die Deutschen vom Elend in die Katastrophe stürzen wird.
Als besonders helles Licht gilt Papen nicht: Trotz seines erheblichen Vermögens und seiner weitreichenden Kontakte ist Papen ein Mann, der bestenfalls das Zeug zum Hinterbänkler hat.
Es dürfte ihn (wie alle anderen auch) überrascht haben, als er im Juni 1932 plötzlich zum neuen deutschen Reichskanzler und Nachfolger seines Parteikollegen Heinrich Brüning wird.
„Hindenburg ist ein granitgesichtiger, bassstimmiger Feldmarschall mit einem Befehlsgehabe, das kleine Unteroffiziere zittern lässt.“
Hubert Renfro Knickebocker, Korrespondent der New York Evening Post
Zitiert nach: Rüdiger Barth, Hauke Friedrichs, Die Totengräber: Der letzte Winter der Weimarer Republik*
Seinen größten Erfolg erlebt Ex-Reichskanzler Heinrich Brüning nicht mehr im Amt: Im Juli 1932 verzichten die Alliierten spektakulär auf alle weiteren Reparationsforderungen.
Mitte 1932 können sich die Regierungsparteien im Reichstag auf ein Konjunkturprogramm einigen, das allerdings erst Mitte 1933 seine Wirkung zu entfalten beginnt.
Weder das Ende der Reparationsfoderungen noch die beginnende Konjunkturbelebung können verhindern, dass Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernennt.
- Aber es sind n i c h t die Wählerinnen und Wähler, die Adolf Hitler zur Macht verhelfen, sondern Brüning, Papen, Schleicher, Paul von Hindenburg und sein Sohn Oskar, der „in der Verfassung nicht vorgesehene Sohn des Reichspräsidenten“ (Kurt Tucholsky), sind die eigentlichen Wegbereiter der „Machtergreifung“.
Hindenburgs präsidiale Allmacht, Brünings Sparpolitik, Intrigen, Hinterzimmerabsprachen — und ganz am Ende noch verletzter Männer-Stolz -, sind die Zutaten, die Hitler möglich machen.
Copyright: Agentur für Bildbiographien, www.bildbiographien.de, 2021 (überarbeitet 2024)
Lesen Sie im nächsten Beitrag: Was will eigentlich dieser Schleicher? Während Brüning als “Hungerkanzler” und Papen als “Steigbügelhalter Hitlers” in die Geschichte eingegangen sind, ist seine Rolle beim Ende der Weimarer Republik bis heute nicht klar.
Ist er die dunkle Macht, die hinter den Kulissen der Republik absichtlich den Todesstoß versetzt — oder versucht er zu retten, was noch zu retten ist?
1932: Das Ende der Republik. Papen und Schleicher
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Weiterführende Beiträge:
“Mitten im Frieden überfällt uns der Feind”: Kaiser Wilhelm II. und sein schwieriges Verhältnis zu Mutter und Großmutter, Licht und Schatten der wilhelminischen Epoche, die Suche nach einem Platz an der Sonne und der Weg in den ersten Weltkrieg.
Ein Platz an der Sonne oder: Wilhelm, das „Großmaul”
Die Weltwirtschaftskrise 1929 und ihre Folgen: Tatsächlich ist der „Schwarze Freitag“ ein Donnerstag. Am 24. Oktober 1929 beginnen an der New Yorker Wall Street die Aktienkurse zu rutschen. Gegen Mittag wird aus Nervosität Panik, der Dow Jones sackt ab, der Handel bricht mehrmals zusammen. Der Crash wird schließlich zur Wirtschaftskrise, weil jeder versucht zu retten, was noch zu retten ist — egal, zu welchem Preis.
Der schwarze Freitag. Vom Börsenkrach zur Weltwirtschaftskrise
SPD und NSDAP sind Zwillinge! In den 1920er Jahren tobt ein heftiger Machtkampf zwischen den beiden Arbeiterparteien SPD und KPD: Die Sozialdemokraten versuchen, die Republik zu schützen, die Kommunisten arbeiten an der ‘Sowjetrepublik Deutschland’. Über Stalin, Thälmann und die verhängnisvolle Affäre zwischen KPD und SPD in den 1920er Jahren.
Hamburg auf den Barrikaden
Sir Oswald Mosley (1896 – 1980), seines Zeichens Erbe und 6. Baronet, hat nicht nur Schlag bei den Frauen, sondern auch wechselnde politische Einstellungen, was mit einer abwechslungsreichen Berufskarriere verbunden ist. Über seine faschistische BUF, die er 1932 gründet, um sich als britische Kopie von Adolf Hitler zu versuchen, und die Attraktivität der faschistischen Ideologie der 1930er Jahre.
Hail Mosley!
Hitlers “Machtergreifung”: Ende 1932 scheint Hitlers Aufstieg zur Macht endgültig gestoppt zu sein: Die „Hitler-Partei“ ist pleite, zerstritten und hat am 6. November 1932 – das erste Mal seit zwei Jahren – Wählerstimmen verloren. Und trotzdem ernennt der Präsident der Weimarer Republik, Paul von Hindenburg, Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler.
Wie konnte das passieren?
1933- Das Ende der Republik. Hitlers Aufstieg zur Macht
Wirtschaft im “Dritten Reich”: Wirtschaftlich stand das Dritte Reich nie auf sicheren Beinen. Die Ökonomie im Nationalsozialismus war von Anfang an auf Täuschung und Expansion – Krieg – gebaut. Über Autobahnen, Arbeitsschlachten, MeFo-Wechsel, Lügen und Täuschungen – ohne die Hitlers Weg in den Krieg nie funktioniert hätte.
Autobahn und Mefo-Wechsel: Adolf Hitler, die deutsche Wirtschaft und der Weg in den 2. Weltkrieg
Bildnachweise:
Die Not unserer Zeit! Arbeitslose Hafenarbeiter auf Abruf bei der Straßen-Arbeitsvermittlung am Baumwall, Hamburg, 1931. Von Bundesarchiv, Bild 102–11008 / CC-BY-SA 3.0
ADN-ZB/Archiv Deutschland Berlin: Wohltätigkeitsspeisung armer Leute durch die evangelische Kirchengemeinde In Berlin Niederschönhausen werden durch die evangelische Kirchengemeinde arme Leute gespeist. Die Reichswehr hat eine Goulaschkanone und 2 Mann zur Verfügung gestellt. Die Kosten der Speisung bringt die Kirchengemeinde durch freiwillige Spenden auf. Jedes Mitglied zahlt pro Tag 10 Pfennige vorläufig für die Dauer von 3 Monaten. (Aufnahme: 1931). Von Bundesarchiv, Bild 183-T0706-501 / CC-BY-SA 3.0 (Aufnahme: 1931) 5417–31 5417–31
Bundesarchiv Bild 183-S51620, Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg“ von Bundesarchiv, Bild 183-S51620 / CC BY-SA 3.0. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons
Dr. Heinrich Brüning: Reichskanzler, Zentrum, Deutschland. Von Bundesarchiv, Bild 183‑1989-0630–504 / CC BY-SA 3.0 de ADN-ZB/Archiv Heinrich Brüning Politiker des Zenrums und Staatsmann geb. 26.11.1885 in Münster gest. 30.3.1970 in Norwich (Vt.) Brüning war 1921/30 Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes,1924/33 Mitglied des Reichstages. Als Führer der Zenrumsfraktion wurde er 1930 Reichskanler, regierte diktatorisch mit Notverordnungen. Brüning mußte1932 zurücktreten. 1933 emigrierte er in die USA und war 1934/52 Professor in Oxford, Boston und Cambridge, dann 1952/55 an der Universität Köln. Bis zu seinem Tod lebte er wieder in den USA.
Von Bundesarchiv, Bild 183‑1988-0113–500 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Geburtstag des Vizekanzlers. Der Stellvertreter des Reichskanzlers, Vizekanzler Franz von Papen, wird am 29.10. 54 Jahre alt. Herr von Papen, der sich um die Einigung des nationalen Deutschland ein historisches Verdienst erworben hat, ist gebürtiger Westfale und war zunächst aktiver Offizier, 1913 Hauptmann im Grossen Generalstab, 1914–16 Militär-Attachè in Washington und in Mexiko. In den beiden letzten Kriegsjahren nahm Herr von Papen am Feldzug teil und war zuletzt Oberstleutnant und Chef des Stabes der 4. Osmanischen Armee. Als Mitglied des Zentrums hat er dem Preussischen Landtag von 1920 bis 1928 und von 1930 — 1932 angehört. Am 1. Juni 1932 übernahm Herr von Papen auf Wunsch des Reichspräsidenten das Reichskanzleramt, das er bis zum 2. Dezember innehatte. Seit dem 30. Januar 33 , dem Tag der Amtsübernahme der Regierung Hitler, ist Herr von Papen Stellvertreter des Reichskanzlers. 37161–33
Von Bundesarchiv, Bild 136-B0228 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Kurt von Schleicher Reichsminister General Kurt von Schleicher (erschossen 1934 bei Röhm-Revolte) in Uniform, Porträt Abgebildete Personen: Schleicher, Kurt von: Reichskanzler, Reichswehrminister, General, 1934 ermordet, Deutschland (GND 118608037)
Generationengespräch
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Vergangenes verstehen, um mit der Zukunft besser klar zu kommen.
Dr. Susanne Gebert
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