1932 — Das Ende der Republik. Brüning, der Hungerkanzler

Zeit­ge­schich­te: Das Ende der Wei­ma­rer Republik

1932 — Das Ende der Republik. Brüning, der Hungerkanzler

Es ist nicht das Wäh­ler­vo­tum, das den roten Tep­pich für Adolf Hit­ler aus­rollt, son­dern das kata­stro­pha­le Agie­ren von mehr oder min­der demo­kra­ti­schen Poli­ti­kern.

Mit einer Mischung aus Igno­ranz, Dumm­heit und Selbst­sucht fah­ren sie die Wei­ma­rer Repu­blik gegen die Wand. Und das, obwohl Hit­lers NSDAP im Novem­ber 1932 gestoppt zu sein scheint …

Generationengespräch Zeitgeschichte Das 20 Jahrhundert 1932 Brüning der Hungerkanzler

Die Weltwirtschaftskrise 1929

Dem Bör­sen­krach am „Schwar­zen Frei­tag“ folgt der welt­wei­te Zusam­men­bruch von Ban­ken und schließ­lich der Nie­der­gang der gesam­ten Weltwirtschaft.

Hun­dert­tau­sen­de – zum Teil auch wirt­schaft­lich gesun­de – Unter­neh­men kol­la­bie­ren, weil Ban­ken auf rie­si­gen Ber­gen fau­ler Kre­di­te sit­zen und jetzt alle Schul­den sofort eintreiben.

Neu­en Kre­di­te wer­den nicht mehr ver­ge­ben; vie­le Geld­in­sti­tu­te gehen trotz­dem in Kon­kurs und rei­ßen die Erspar­nis­se ihrer Kun­den mit. Wer Pech hat, steht bei sei­ner Bank vor ver­schlos­se­nen Türen und stellt fest, dass sein Spar­kon­to mit dem Erspar­ten für schlech­te Zei­ten ein­fach weg ist.

Die Not unserer Zeit! Arbeitslose Hafenarbeiter auf Abruf bei der Straßen-Arbeitsvermittlung am Baumwall, Hamburg, 1931. Von Bundesarchiv, Bild 102-11008 / CC-BY-SA 3.0
Die Not unse­rer Zeit! Arbeits­lo­se Hafen­ar­bei­ter auf Abruf bei der Stra­ßen-Arbeits­ver­mitt­lung am Baum­wall, Ham­burg, 1931. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 102–11008 / CC-BY-SA 3.0

Fir­men und land­wirt­schaft­li­che Betrie­be kön­nen ohne Kre­di­te nicht mehr inves­tie­ren, Mil­lio­nen Men­schen ver­lie­ren ihre Arbeit. Defla­ti­on und Rezes­si­on fol­gen auf die Kre­dit­klem­me, wes­halb aus der Finanz­kri­se eine Wirt­schafts­kri­se von nie dage­we­se­nem Aus­maß wird.

  • Weil immer mehr Men­schen immer weni­ger Geld in der Tasche haben, müs­sen Unter­neh­mer und Bau­ern ihre Erzeug­nis­se und Dienst­leis­tun­gen zu immer nied­ri­ge­ren Prei­sen ver­schleu­dern, um über­haupt etwas zu verkaufen.

Dadurch bre­chen Umsät­ze und Gewin­ne ein, die Löh­ne sin­ken und es kommt zu Ent­las­sungs­wel­len, die noch mehr Men­schen ohne Lohn und Brot auf die Stra­ße setzen. 

Es ist eine kata­stro­pha­le Abwärts­spi­ra­le, die in den Jah­ren nach dem Bör­sen­krach in Gang kommt. 

Noch Mona­te und Jah­re nach dem Bör­sen- und Ban­ken­krach führt die Defla­ti­on dazu, dass eigent­lich gesun­de Unter­neh­men plei­te­ge­hen oder nur durch Ent­las­sun­gen und dras­ti­sche Lohn­kür­zun­gen über­le­ben können.

Reichskanzler von Hindenburgs Gnaden

Im März 1930 kommt zur Wirt­schafts­kri­se in Deutsch­land auch noch eine Regie­rungs­kri­se: Die SPD-geführ­te Gro­ße Koali­ti­on unter dem schwer­kran­ken Kanz­ler Her­mann Mül­ler platzt. Der Aus­lö­ser ist im Grun­de eine Lap­pa­lie: Die Koali­tio­nä­re kön­nen sich nicht auf die Höhe der Arbeits­lo­sen­un­ter­stüt­zung einigen.

Dem 83jährigen Reichs­prä­si­den­ten Paul von Hin­den­burg, Welt­kriegs­held von Tan­nen­berg, Gene­ral­feld­mar­schall und ehe­ma­li­ger Ober­be­fehls­ha­ber sei­ner Majes­tät des Kai­sers ist das nur recht.

Denn die „Sozis“ tra­gen sei­ner Dolch­stoß­le­gen­den-Mei­nung nach die Schuld an der deut­schen Nie­der­la­ge 1918.

Er miss­traut den Sozi­al­de­mo­kra­ten als “vater­lands­lo­se Gesel­len” aus tiefs­tem Her­zen und hält sie nicht für regie­rungs­taug­lich. Gut so, wenn sie nicht mehr an der Macht sind.

Reichspräsident Paul von Hindenburg - das Ende der Republik
Gene­ral­feld­mar­schall Paul v. Hin­den­burg“ von Bun­des­ar­chiv, Bild 183-S51620 / CC BY-SA 3.0.

Drei Tage nach dem Ende der Gro­Ko unter Reichs­kanz­ler Mül­ler ernennt Hin­den­burg eigen­mäch­tig den Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den der katho­li­schen Zen­trums-Par­tei, Hein­rich Brü­ning, zum neu­en Reichs­kanz­ler.

Das darf er als Reichs­prä­si­dent laut Wei­ma­rer Ver­fas­sung zwar, aber es ist ein Affront gegen­über dem Par­la­ment — und zeigt, was er von der “Quas­sel­bu­de” hält: Nichts.

Hungerkanzler” Heinrich Brüning

Mit Sicher­heit woll­te Hein­rich Aloy­si­us Maria Eli­sa­beth Brü­ning, Sohn eines Essig­fa­bri­kan­ten aus Müns­ter, nicht als „Hun­ger­kanz­lerin die Geschich­te der Deut­schen ein­ge­hen. Auch nicht als einer der Toten­grä­ber der Wei­ma­rer Demo­kra­tie. Brü­ning wird beides.

Der neu ernann­te Kanz­ler Brü­ning stellt inner­halb von zwei Tagen eine Min­der­heits­re­gie­rung auf die Bei­ne — wunsch­ge­mäß ohne die SPD. Als ehe­ma­li­ger Sol­dat kann sich Brü­ning dem Gehor­sam gegen­über dem “gro­ßen” und grei­sen Gene­ral­feld­mar­schall Hin­den­burg zu entziehen.

Aller­dings tole­rie­ren die vom Reichs­prä­si­den­ten so tief ver­ach­te­ten Sozi­al­de­mo­kra­ten das neue Kabi­nett Brü­ning, um die Repu­blik nicht noch mehr in Schief­la­ge zu bringen.

  • Noch wäre es für Brü­ning und sei­ne Min­der­heits­re­gie­rung also mög­lich gewe­sen, demo­kra­tisch zu regie­ren. Das heißt: Gesetz­ent­wür­fe in den Reichs­tag ein­brin­gen und sich dafür bei ande­ren Par­tei­en Mehr­hei­ten suchen.
ADN-ZB/Archiv Heinrich Brüning Politiker des Zenrums und Staatsmann geb. 26.11.1885 in Münster gest. 30.3.1970 in Norwich (Vt.) Brüning war 1921/30 Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes, 1924/33 Mitglied des Reichstages. Als Führer der Zenrumsfraktion wurde er 1930 Reichskanler, regierte diktatorisch mit Notverordnungen. Brüning mußte 1932 zurücktreten. 1933 emigrierte er in die USA und war 1934/52 Professor in Oxford, Boston und Cambridge, dann 1952/55 an der Universität Köln. Bis zu seinem Tod lebte er wieder in den USA.
Dr. Hein­rich Brü­ning: Reichs­kanz­ler, Zen­trum, Deutsch­land. Bundesarchiv 

Aller­dings sind Brü­nings Maß­nah­men und Geset­zes­vor­ha­ben so unpo­pu­lär, dass es schwie­rig wird, sich dafür im Reichs­tag Mehr­hei­ten zu beschaf­fen: Um die desas­trö­se wirt­schaft­li­che Lage in den Griff zu bekom­men, ver­sucht er, das Land „gesund zu spa­ren“ und folgt damit dem vor­herr­schen­den wirt­schafts­po­li­ti­schen Zeit­geist.

  • In einer Zeit, in der Men­schen und Wirt­schaft in der Kri­se ver­sin­ken, setzt Hein­rich Brü­ning den Rot­stift an. Er spart, obwohl die Nach­fra­ge im In- und Aus­land sowie­so schon zusammenbricht.

Brü­ning sorgt dafür, dass vie­len das Geld sogar für’s Nötigs­te fehlt: Löh­ne und Gehäl­ter wer­den gekürzt, Arbeits­lo­se bekom­men weni­ger Unter­stüt­zung, staat­li­che Inves­ti­tio­nen und Aus­ga­ben wer­den radi­kal gesenkt oder gestri­chen. In Ber­lin und in ande­ren Groß­städ­ten bie­ten sich Zwölf­jäh­ri­ge in ihrer Not für einen Tel­ler Sup­pe auf dem Stra­ßen­strich an.

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Ber­lin 1930: Die Schau­spie­le­rin Bet­ty Win­ter kommt bei Dreh­ar­bei­ten ums Leben, eine Kol­le­gin ist spur­los ver­schwun­den und Kon­rad Ade­nau­er, der Köl­ner Ober­bür­ger­meis­ter, wird erpresst. Auch im zwei­ten Gere­on-Rath-Kri­mi nimmt uns Vol­ker Kut­scher mit ins Ber­lin der 1930er Jah­re. Neben einem span­nen­den Kri­mi­nal­fall erfährt man viel über Zeit­geist und Lebens­ge­fühl die­ser Jah­re, die poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen, zwi­schen dem “Tanz auf dem Vul­kan” und Mas­sen­schlä­ge­rei­en, zum Bei­spiel nach dem Begräb­nis von Horst Wes­sel. Sehr span­nend, sehr lesens­wert“

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Wirtschaftswachstum auf Pump?

Reichs­kanz­ler Brü­ning würgt mit sei­ner Wirt­schafts­po­li­tik alles ab, was noch eini­ger­ma­ßen funk­tio­niert. Das Heer der Arbeits­lo­sen wächst, bald ist jeder 5. ohne Job und Ein­kom­men. Im Febru­ar 1932 wer­den mehr als sechs Mil­lio­nen Men­schen arbeits­los sein.

Die Armut und die Hoff­nungs­lo­sig­keit im Land neh­men zu — eben­so wie wie die Gewalt auf den Straßen.

ADN-ZB/Archiv Deutschland Berlin: Wohltätigkeitsspeisung armer Leute durch die evangelische Kirchengemeinde In Berlin Niederschönhausen werden durch die evangelische Kirchengemeinde arme Leute gespeist. Die Reichswehr hat eine Goulaschkanone und 2 Mann zur Verfügung gestellt. Die Kosten der Speisung bringt die Kirchengemeinde durch freiwillige Spenden auf. Jedes Mitglied zahlt pro Tag 10 Pfennige vorläufig für die Dauer von 3 Monaten. (Aufnahme: 1931). Von Bundesarchiv, Bild 183-T0706-501 / CC-BY-SA 3.0 (Aufnahme: 1931) 5417-31 5417-31
ADN-ZB/­Ar­chiv Deutsch­land Ber­lin: Wohl­tä­tig­keits­spei­sung armer Leu­te durch die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de In Ber­lin Nie­der­schön­hau­sen wer­den durch die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de arme Leu­te gespeist. Die Reichs­wehr hat eine Gou­lasch­ka­no­ne und 2 Mann zur Ver­fü­gung gestellt. Die Kos­ten der Spei­sung bringt die Kir­chen­ge­mein­de durch frei­wil­li­ge Spen­den auf. Jedes Mit­glied zahlt pro Tag 10 Pfen­ni­ge vor­läu­fig für die Dau­er von 3 Mona­ten. (Auf­nah­me: 1931) 5417–31
  • Mit einem anti­zy­kli­schen Kon­junk­tur- und Beschäf­ti­gungs­pro­gramm, mit dem Arbeits­lo­sig­keit und Rezes­si­on durch staat­li­che Inves­ti­tio­nen und mehr Geld in den Taschen der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger bekämpft wor­den wäre, hät­te Hit­ler viel­leicht ver­hin­dert wer­den können.

Doch die dama­li­ge Lehr­mei­nung hält (noch) nicht viel von anti­zy­kli­schem Agie­ren und Brü­ning ent­schei­det sich so, wie es die dama­li­ge Lehr­mei­nung vorsieht. 

… Die Regie­rung beharr­te auf der finanz­po­li­ti­schen Ortho­do­xie, und die ver­lang­te einen aus­ge­gli­che­nen Haus­halt.
Noch steck­ten Theo­rien über unor­tho­do­xe Maß­nah­men gegen die Rezes­si­on, die Defi­zit­fi­nan­zie­rung etwa, in den Kin­der­schu­hen. Keynes, der, pein­lich genug, kurz nach dem Crash an der Wall Street vor­aus­ge­sagt hat­te, das wer­de für Lon­don kei­ne ernst­haf­ten Kon­se­quen­zen haben, die Aus­sich­ten sei­en viel­mehr ent­schie­den posi­tiv, hat­te sei­ne Theo­rie anti­zy­kli­scher Wirt­schafts­po­li­tik noch nicht abge­schlos­sen.


Als die Kri­se ein­setz­te war es Oswald Mos­ley, der das ambi­tio­nier­tes­te Modell einer geplan­ten Wirt­schaft vor­leg­te; er woll­te Wachs­tum durch Kre­dit­auf­nah­me finan­zie­ren …“

Aus: Ian Kers­haw, Höl­len­sturz: Euro­pa 1914 bis 1949*

Paragraph 48 und Hindenburgs Rolle als Ersatzkaiser

Der Zustand der Repu­blik ist besorg­nis­er­re­gend: Die Wirt­schaft liegt am Boden, die poli­ti­sche Kul­tur ver­roht, auf den Stra­ßen der Groß­städ­te prü­geln sich Nazis und Kom­mu­nis­ten und es ist ihnen mitt­ler­wei­le egal, wenn dabei jemand stirbt.

Aber noch sit­zen mehr demo­kra­ti­sche als anti­de­mo­kra­ti­sche Abge­ord­ne­te im Reichs­tag. Die­je­ni­gen, die die Repu­blik abschaf­fen wol­len — vor allem die KPD und die NSDAP -, sind in der Min­der­heit. Das wird sich bald ändern.

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Tanz auf dem Vul­kan: Die Zer­ris­sen­heit der Wei­ma­rer Repu­blik zwi­schen Links und Rechts, der Beginn der Welt­wirt­schafts­kri­se — und die Jah­re danach, ver­packt in einem span­nen­den Kri­mi und per­fekt in Sze­ne gesetzt. Nach Vol­ker Kut­schers “Gereon-Rath”-Krimireihe (Der stum­me Tod* ist die Vor­la­ge für Staf­fel 3)

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Es ist Reichs­kanz­ler Hein­rich Brü­ning, mit Sicher­heit kein Anti-Demo­krat, der den Geist aus der Fla­sche lässt.

  • Denn die Wei­ma­rer Ver­fas­sung ist zwar eine der fort­schritt­lichs­ten ihrer Zeit, aber sie ent­hält auch gefähr­li­che Haken: Das Kon­zept der Not­ver­ord­nun­gen und den Para­graph 48, der dem Reichs­prä­si­den­ten als eine Art über allem ste­hen­den Ersatz­kai­ser die Mög­lich­keit gibt, den Reichs­tag per Auf­lö­se-Order nach Hau­se zu schicken.

Unter­schreibt Hin­den­burg die ent­spre­chen­de Not­ver­ord­nung, lässt es sich bequem am Reichs­tag vor­bei­re­gie­ren.

Reagiert der Reichs­tag auf die Not­ver­ord­nung mit einem Miss­trau­ens­vo­tum, kann es mit einer von Hin­den­burg unter­zeich­ne­ten Auf­lö­se-Order gemäß Para­graph 48 der Wei­ma­rer Ver­fas­sung auf­ge­löst wer­den. Der Reichs­kanz­ler kann dann bis zur Neu­wahl ohne par­la­men­ta­ri­sche Stör­feu­er weiterregieren.

Eine gefähr­li­che Waf­fe in den Hän­den eines starr­sin­ni­gen Gene­ral­feld­mar­schalls a.D. als Reichs­prä­si­den­ten, wie sich bald her­aus­stel­len wird. 

Ein poli­ti­sches Gleich­ge­wicht des Schre­ckens, das in den kom­men­den Jah­ren nach dem immer glei­chen Mus­ter aus Not­ver­or­dung — Miss­trau­ens­vo­tum — Auf­lö­se-Order Reichs­prä­si­dent Paul von Hin­den­burg fast abso­lu­te Macht verleiht.

Präsidialkabinette

Reichs­kanz­ler Brü­ning und sei­ne Min­der­heits­re­gie­rung gelingt es nicht, für ihren rigi­den Spar­kurs par­la­men­ta­ri­sche Mehr­hei­ten zu finden. 

Und weil man die Mehr­heit im Reichs­tag nicht über­zeu­gen kann, gewöhnt sich die Regie­rung Brü­ning an, auf nur einen zu set­zen: auf Reichs­prä­si­dent Hindenburg.

Der neue Reichs­kanz­ler bemerkt schnell, dass man zum Regie­ren nicht unbe­dingt Volk und Par­la­ment braucht; es rei­chen das Wohl­wol­len des Reichs­prä­si­den­ten und die von ihm unter­zeich­net Not­ver­ord­nun­gen.

Brü­nings Regie­rung wird damit die ers­te der nun fol­gen­den Prä­si­di­al­ka­bi­net­te, die ein­zig und allein von Hin­den­burgs Zustim­mung abhängen.

Die letz­ten Kanz­ler der Wei­ma­rer Repu­blik

In 14 Jah­ren hat­te die Wei­ma­rer Repu­blik 12 Reichs­kanz­ler.
Die letz­ten drei waren:

„Hun­ger­kanz­ler“ Hein­rich Brü­ning: 28. März 1930 bis 30. Mai 1932
Franz von Papen: 1. Juni 1932 bis 2. Dezem­ber 1932
Kurt von Schlei­cher: 3. Dezem­ber 1932 bis 28. Janu­ar 1933

  • Noch hät­te es die Mög­lich­keit gege­ben, mit den demo­kra­ti­schen Kräf­ten im Par­la­ment zu regie­ren. Doch Brü­ning ent­schei­det sich statt­des­sen dafür, die wich­tigs­ten demo­kra­ti­schen Prin­zi­pi­en der Ver­fas­sung aushebeln.

Einen Haken hat die­se Form des Regie­rens: Wer es sich als Reichs­kanz­ler mit dem Reichs­prä­si­den­ten ver­scherzt, hat aus­ge­dient. Das wird Hein­rich Brü­ning bald selbst fest­stel­len müssen.

Hitlers NSDAP: Von „ferner liefen” zur zweitstärksten Fraktion

Nichts fürch­tet Adolf Hit­ler so sehr wie den Absturz in die Bedeu­tungs­lo­sig­keit. Die „Gol­de­nen Zwan­zi­ger Jah­re“ von 1924 bis 1929, in denen es für die Deut­schen wirt­schaft­lich, aber auch poli­tisch auf­wärts geht, sind har­te Zei­ten für ihn und die Nationalsozialisten.

In die­sen Boom­jah­ren ist die NSDAP nicht mehr als ein klei­ner brau­ner Hau­fen im Meer vie­ler unbe­deu­ten­der Split­ter­par­tei­en. Obwohl Hit­ler und sei­ne SA-Trup­pen über­all dort, wo sie auf­mar­schie­ren, Kra­wall machen, um in die Pres­se zu kom­men, sind sie nicht mehr als eine radi­ka­le Sek­te unter „fer­ner liefen“.

  • Bei der Reichs­tags­wahl im Mai 1928 erhal­ten die Nazis gera­de ein­mal 2,6 % der Wäh­ler­stim­men.
    Die NSDAP — wer soll das sein? Im ARD-Wahl­stu­dio von heu­te wären sie bei den Wahl­er­geb­nis­sen als klei­ner grau­er Bal­ken ganz rechts unter “Ande­re” zusam­men­ge­fasst und Jörg Schö­nen­born wür­de kein Wort über sie verlieren.
Populismus-einfach-erklärt Psychologie Generationengespräch
Popu­lis­mus: Was Popu­lis­ten mei­nen, wenn sie sagen …

Knapp zwei Jah­re spä­ter ist alles anders.
Der Bör­sen­krach vom 24. Okto­ber 1929 mischt die Kar­ten neu und beschert den repu­blik­feind­li­chen Par­tei­en rech­ter und lin­ker Cou­leur regen Zulauf.

Statt der Wirt­schaft erle­ben jetzt Extre­mis­ten auf der gan­zen Welt einen nie dage­we­se­nen Aufschwung.

Bei der Reichs­tags­wahl am 14. Sep­tem­ber 1930 erhält “Hun­ger­kanz­ler” Hein­rich Brü­ning die Quit­tung für sein eiser­nes Spa­ren: KPD und NSDAP legen gewal­tig zu.

  • Die Natio­nal­so­zia­lis­ten fei­ern nach der Sep­tem­ber­wahl den bis dahin größ­ten Wahl­er­folg ihrer Geschich­te: Zwei Jah­re zuvor noch unter “fer­ner lie­fen” zu fin­den, liegt ihr Anteil nach der Sep­tem­ber­wahl 1930 bei 18,3 Pro­zent der Wäh­ler­stim­men. Im Ver­gleich zu 1928 ver­zehn­fa­chen sie bei­na­he die Zahl ihrer Abge­ord­ne­ten von 12 auf 107 und wer­den mit einem Schlag von der Split­ter­par­tei zur zweit­stärks­ten Frak­ti­on nach der SPD.

107 grö­len­de und offen demo­kra­tie­feind­li­che NSDAP-Abge­ord­ne­ten im Reichs­tag. Dazu kom­men vie­le neu­ge­wähl­te Abge­ord­ne­te der KPD, seit Mit­te der 1920er Jah­re unter ihrem Chef Ernst Thäl­mann stramm mos­kau- und stal­in­treu und gegen die Wei­ma­rer Demokratie.

Ist das kein Grund, die Ver­zweif­lung vie­ler Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler im Land ernst zu nehmen?

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Brüning spart weiter

Unge­ach­tet des desas­trö­sen Wahl­er­geb­nis­ses vom Sep­tem­ber 1930 macht Brü­ning wei­ter. Schließ­lich braucht er zum Regie­ren ledig­lich das Ver­trau­en Hin­den­burgs und die von ihm unter­schrie­be­nen Not­ver­ord­nun­gen.
Wäh­ler­stim­men braucht er nicht.

Die Spar­po­li­tik geht wei­ter, es wird wei­ter Nach­fra­ge aus dem Markt genom­men, Löh­ne und Prei­se ver­fal­len, Sozi­al­aus­ga­ben wer­den wei­ter gekürzt, der Sozi­al­staat aus­ge­höhlt. Die “klei­nen Leu­te”, Arbei­ter, Arbeits­lo­se und sozi­al Schwä­che­re keh­ren der Wei­ma­rer Demo­kra­tie end­gül­tig den Rücken zu.

Hun­ger­kanz­ler” Brü­ning beharrt auf sei­nem wirt­schaft­li­chen Sparkurs.

  • Um den Staats­haus­halt zu sanie­ren, aber auch, um Eng­land, Frank­reich und die USA zu über­zeu­gen, ange­sichts der schwie­ri­gen wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se end­lich ihre Repa­ra­ti­ons­for­de­run­gen gegen­über Deutsch­land ganz auf­zu­ge­ben.

    Schon mehr­mals waren die For­de­run­gen in Höhe von 269 Mil­li­ar­den Gold­mark (das ent­spricht etwa 1 Bil­li­on Euro) gesenkt wor­den, zuletzt durch den soge­nann­ten Young-Plan, der eine Raten­zah­lung bis ins Jahr 1988 vor­sah, und an dem sich die Rech­ten bis weit ins bür­ger­li­che Lager genüss­lich abarbeiten.

Deutsch­land müs­se für einen Krieg bezah­len, den die ande­ren ange­fan­gen hät­ten, lau­tet ihre argu­men­ta­ti­ve All­zweck­waf­fe, mit der sie sehr erfolg­reich auf Stim­men­fang gehen. Der „Schand­ver­trag von Ver­sailles” — die­se innen­po­li­ti­sche Treib­mi­ne will Brü­ning entschärfen.

Brünings Sturz und Papens Aufstieg

Doch dann unter­läuft Brü­ning ein kapi­ta­ler poli­ti­schen Feh­ler: Er setzt den Rot­stift auch bei der soge­nann­ten Ost­hil­fe an, einem Geset­zes­pa­ket, das ost­elbi­sche Rit­ter­gut­be­sit­zer subventioniert.

Das ent­täuscht Reichs­prä­si­dent Hin­den­burg, denn er besitzt selbst ein ent­spre­chen­des (und geschenk­tes) Rittergut. 

Noch mehr ver­är­gern ihn Brü­nings Spar­plä­ne, weil sich sei­ne Nach­barn in Ost­preu­ßen bei ihm beschwe­ren. Hat er, der Reichs­prä­si­dent, denn sei­nen Kanz­ler nicht mehr im Griff?

Hin­den­burg ent­zieht Brü­ning des­halb — wegen Kür­zungs­plä­nen für Sub­ven­tio­nen und erzürn­ten Nach­barn — nach zwei Jah­ren als Reichs­kanz­ler das Ver­trau­en. Ohne Hin­den­burgs Segen kann in Deutsch­land aber nie­mand mehr regie­ren. Brü­ning tritt zurück.

Brü­nings Nach­fol­ger ist schnell gefun­den: Es ist Franz von Papen, der mit sei­nem “Kabi­nett der natio­na­len Kon­zen­tra­ti­on” (böse Zun­gen nen­nen es das „Kabi­nett der Baro­ne“, weil sei­ner Regie­rung fast nur Ade­li­ge ange­hö­ren) und mit Hil­fe prä­si­dia­ler Not­ver­ord­nun­gen die Deut­schen vom Elend in die Kata­stro­phe stür­zen wird.

Als beson­ders hel­les Licht gilt Papen nicht: Trotz sei­nes erheb­li­chen Ver­mö­gens und sei­ner weit­rei­chen­den Kon­tak­te ist Papen ein Mann, der bes­ten­falls das Zeug zum Hin­ter­bänk­ler hat.

Es dürf­te ihn (wie alle ande­ren auch) über­rascht haben, als er im Juni 1932 plötz­lich zum neu­en deut­schen Reichs­kanz­ler und Nach­fol­ger sei­nes Par­tei­kol­le­gen Hein­rich Brü­ning wird.

„Hin­den­burg ist ein gra­nit­ge­sich­ti­ger, bass­stim­mi­ger Feld­mar­schall mit einem Befehls­geh­abe, das klei­ne Unter­of­fi­zie­re zit­tern lässt.“

Hubert Ren­fro Kni­cke­bo­cker, Kor­re­spon­dent der New York Evening Post
Zitiert nach: Rüdi­ger Barth, Hau­ke Fried­richs, Die Toten­grä­ber: Der letz­te Win­ter der Wei­ma­rer Repu­blik*

Sei­nen größ­ten Erfolg erlebt Ex-Reichs­kanz­ler Hein­rich Brü­ning nicht mehr im Amt: Im Juli 1932 ver­zich­ten die Alli­ier­ten spek­ta­ku­lär auf alle wei­te­ren Reparationsforderungen.

Mit­te 1932 kön­nen sich die Regie­rungs­par­tei­en im Reichs­tag auf ein Kon­junk­tur­pro­gramm eini­gen, das aller­dings erst Mit­te 1933 sei­ne Wir­kung zu ent­fal­ten beginnt. 

Weder das Ende der Repa­ra­ti­ons­fo­de­run­gen noch die begin­nen­de Kon­junk­tur­be­le­bung kön­nen ver­hin­dern, dass Reichs­prä­si­dent Hin­den­burg Adolf Hit­ler am 30. Janu­ar 1933 zum Reichs­kanz­ler ernennt.

  • Aber es sind n i c h t die Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler, die Adolf Hit­ler zur Macht ver­hel­fen, son­dern Brü­ning, Papen, Schlei­cher, Paul von Hin­den­burg und sein Sohn Oskar, der „in der Ver­fas­sung nicht vor­ge­se­he­ne Sohn des Reichs­prä­si­den­ten“ (Kurt Tuchol­sky), sind die eigent­li­chen Weg­be­rei­ter der „Macht­er­grei­fung“.

Hin­den­burgs prä­si­dia­le All­macht, Brü­nings Spar­po­li­tik, Intri­gen, Hin­ter­zim­mer­ab­spra­chen — und ganz am Ende noch ver­letz­ter Män­ner-Stolz -, sind die Zuta­ten, die Hit­ler mög­lich machen.

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de, 2021 (über­ar­bei­tet 2024)

Lesen Sie im nächs­ten Bei­trag: Was will eigent­lich die­ser Schlei­cher? Wäh­rend Brü­ning als “Hun­ger­kanz­ler” und Papen als “Steig­bü­gel­hal­ter Hit­lers” in die Geschich­te ein­ge­gan­gen sind, ist sei­ne Rol­le beim Ende der Wei­ma­rer Repu­blik bis heu­te nicht klar.
Ist er die dunk­le Macht, die hin­ter den Kulis­sen der Repu­blik absicht­lich den Todes­stoß ver­setzt — oder ver­sucht er zu ret­ten, was noch zu ret­ten ist?
1932: Das Ende der Repu­blik. Papen und Schleicher

Buch- und Filmempfehlungen:

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Amazon Buchempfehlung Die Totengräber Der letzte Winter der Weimarer Republik Generationengespräch

Die letz­ten 10 Wochen der Repu­blik Die Intri­gen und Rän­ke­spie­le hin­ter den Kulis­sen der Macht, die zum kata­stro­pha­len Ende der Wei­ma­rer Repu­blik führ­ten — ver­packt in einem sehr lesens­wer­ter Geschichts-Thril­ler. Ein Lehr­stück, wie es nicht geht, das jeder ken­nen soll­te. Emp­feh­lens­wert!

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Rüdi­ger Barth, Hau­ke Fried­richs, Die Toten­grä­ber: Der letz­te Win­ter der Wei­ma­rer Repu­blik*, FISCHER Taschen­buch, 2019

Buchempfehlung Der nasse Fisch von Volker Kutscher Generationengespräch

Ber­lin, Mai 1929. Das ers­te Buch aus Vol­ker Kut­schers sehr lesens­wer­ter Gere­on-Rath-Kri­mi­rei­he (die Vor­la­ge für die ers­te Staf­fel von Baby­lon Ber­lin*). Ein span­nen­der Kri­mi und ein lesens­wer­tes Por­trät der Wei­ma­rer Repu­blik Ende der 1920er Jah­re. Sehr emp­feh­lens­wert!

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Vol­ker Kut­scher, Der nas­se Fisch*, Piper Taschen­buch; 2. Auf­la­ge, 2020, oder als Audible/Hörbuch* (kos­ten­los im Probemonat)

Buchempfehlung History für Eilige Alles was man über Geschichte wissen muss Generationengespräch

Geschich­te ist alles ande­re als das müh­sa­me Aus­wen­dig­ler­nen von Namen, Daten und Fak­ten. Wie span­nend Geschich­te sein kann, zeigt die­ses Buch: Die 90 span­nends­ten Kapi­tel des belieb­ten Pod­casts “Eine Stun­de Histo­ry” von Deutsch­land­funk-Nova; Epi­so­den von der Geburt Cae­sars über die Okto­ber­re­vo­lu­ti­on 1917, die Welt­wirt­schafts­kri­se 1929 bis zum Zwei-plus-Vier-Ver­trag 1990. Am Ende jedes Kapi­tels mit einem Ver­zeich­nis wei­ter­füh­ren­der Lite­ra­tur und einem QR-Code, der zur jewei­li­gen Pod­cast­fol­ge führt, so dass man bei Bedarf das jewei­li­ge The­ma ver­tie­fen kann. Ein span­nen­des For­mat und ein span­nen­des Buch — sehr lesens- und hörens­wert!

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Mat­thi­as von Hell­feld, Mar­kus Dich­mann, Mei­ke Rosen­plän­ter, Histo­ry für Eili­ge: Alles, was man über Geschich­te muss* Ver­lag Her­der, 2020

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Die gewal­ti­gen Tur­bu­len­zen in der euro­päi­schen Geschich­te von 1914 bis 1949 infor­ma­tiv und span­nend erzählt. Ein span­nen­des Buch für alle, die etwas tie­fer in Zeit­ge­schich­te, Stim­mun­gen und Hin­ter­grün­de ein­stei­gen wol­len. Ein sehr lesens­wer­ter Über­blick über eine Epo­che, die unser Leben bis heu­te ent­schei­dend beein­flusst.

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Ian Kers­haw, Höl­len­sturz: Euro­pa 1914 bis 1949*. Pan­the­on Ver­lag, Paper­back, 2017

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Die Macht­er­grei­fung 1933, der Mythos ‘Auto­bahn­bau’, Röhm-Putsch - und vie­les mehr über­sicht­lich und sehr infor­ma­tiv beschrie­ben und mit tol­len Bil­dern gezeigt. Der Wer­de­gang Hit­lers und der NSDAP und die ers­ten 1000 Tage des Nazi-Regimes in span­nen­den Tex­ten und Fotos — sehr lesens­wert!

Zum Ama­zon-Ange­bot:
GEO Epo­che, Deutsch­land unter dem Haken­kreuz, Teil 1: 1933 — 1936. Die ers­ten 1000 Tage der Dik­ta­tur*, Gru­ner + Jahr, 2013

Wei­ter­füh­ren­de Beiträge:

Mit­ten im Frie­den über­fällt uns der Feind”: Kai­ser Wil­helm II. und sein schwie­ri­ges Ver­hält­nis zu Mut­ter und Groß­mutter, Licht und Schat­ten der wil­hel­mi­ni­schen Epo­che, die Suche nach einem Platz an der Son­ne und der Weg in den ers­ten Welt­krieg.
Ein Platz an der Son­ne oder: Wil­helm, das „Groß­maul”

Die Welt­wirt­schafts­kri­se 1929 und ihre Fol­gen: Tat­säch­lich ist der „Schwar­ze Frei­tag“ ein Don­ners­tag. Am 24. Okto­ber 1929 begin­nen an der New Yor­ker Wall Street die Akti­en­kur­se zu rut­schen. Gegen Mit­tag wird aus Ner­vo­si­tät Panik, der Dow Jones sackt ab, der Han­del bricht mehr­mals zusam­men. Der Crash wird schließ­lich zur Wirt­schafts­kri­se, weil jeder ver­sucht zu ret­ten, was noch zu ret­ten ist — egal, zu wel­chem Preis.
Der schwar­ze Frei­tag. Vom Bör­sen­krach zur Weltwirtschaftskrise

SPD und NSDAP sind Zwil­lin­ge! In den 1920er Jah­ren tobt ein hef­ti­ger Macht­kampf zwi­schen den bei­den Arbei­ter­par­tei­en SPD und KPD: Die Sozi­al­de­mo­kra­ten ver­su­chen, die Repu­blik zu schüt­zen, die Kom­mu­nis­ten arbei­ten an der ‘Sowjet­re­pu­blik Deutsch­land’. Über Sta­lin, Thäl­mann und die ver­häng­nis­vol­le Affä­re zwi­schen KPD und SPD in den 1920er Jah­ren.
Ham­burg auf den Barrikaden

Sir Oswald Mos­ley (1896 – 1980), sei­nes Zei­chens Erbe und 6. Baro­net, hat nicht nur Schlag bei den Frau­en, son­dern auch wech­seln­de poli­ti­sche Ein­stel­lun­gen, was mit einer abwechs­lungs­rei­chen Berufs­kar­rie­re ver­bun­den ist. Über sei­ne faschis­ti­sche BUF, die er 1932 grün­det, um sich als bri­ti­sche Kopie von Adolf Hit­ler zu ver­su­chen, und die Attrak­ti­vi­tät der faschis­ti­schen Ideo­lo­gie der 1930er Jah­re.
Hail Mos­ley!

Hit­lers “Macht­er­grei­fung”: Ende 1932 scheint Hit­lers Auf­stieg zur Macht end­gül­tig gestoppt zu sein: Die „Hit­ler-Par­tei“ ist plei­te, zer­strit­ten und hat am 6. Novem­ber 1932 – das ers­te Mal seit zwei Jah­ren – Wäh­ler­stim­men ver­lo­ren. Und trotz­dem ernennt der Prä­si­dent der Wei­ma­rer Repu­blik, Paul von Hin­den­burg, Adolf Hit­ler am 30. Janu­ar 1933 zum Reichs­kanz­ler.
Wie konn­te das pas­sie­ren?
1933- Das Ende der Repu­blik. Hit­lers Auf­stieg zur Macht

Wirt­schaft im “Drit­ten Reich”: Wirt­schaft­lich stand das Drit­te Reich nie auf siche­ren Bei­nen. Die Öko­no­mie im Natio­nal­so­zia­lis­mus war von Anfang an auf Täu­schung und Expan­si­on – Krieg – gebaut. Über Auto­bah­nen, Arbeits­schlach­ten, MeFo-Wech­sel, Lügen und Täu­schun­gen – ohne die Hit­lers Weg in den Krieg nie funk­tio­niert hät­te.
Auto­bahn und Mefo-Wech­sel: Adolf Hit­ler, die deut­sche Wirt­schaft und der Weg in den 2. Welt­krieg 

Bild­nach­wei­se:

Die Not unse­rer Zeit! Arbeits­lo­se Hafen­ar­bei­ter auf Abruf bei der Stra­ßen-Arbeits­ver­mitt­lung am Baum­wall, Ham­burg, 1931. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 102–11008 / CC-BY-SA 3.0

ADN-ZB/­Ar­chiv Deutsch­land Ber­lin: Wohl­tä­tig­keits­spei­sung armer Leu­te durch die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de In Ber­lin Nie­der­schön­hau­sen wer­den durch die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de arme Leu­te gespeist. Die Reichs­wehr hat eine Gou­lasch­ka­no­ne und 2 Mann zur Ver­fü­gung gestellt. Die Kos­ten der Spei­sung bringt die Kir­chen­ge­mein­de durch frei­wil­li­ge Spen­den auf. Jedes Mit­glied zahlt pro Tag 10 Pfen­ni­ge vor­läu­fig für die Dau­er von 3 Mona­ten. (Auf­nah­me: 1931). Von Bun­des­ar­chiv, Bild 183-T0706-501 / CC-BY-SA 3.0 (Auf­nah­me: 1931) 5417–31 5417–31

Bun­des­ar­chiv Bild 183-S51620, Gene­ral­feld­mar­schall Paul v. Hin­den­burg“ von Bun­des­ar­chiv, Bild 183-S51620 / CC BY-SA 3.0. Lizen­ziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wiki­me­dia Com­mons

Dr. Hein­rich Brü­ning: Reichs­kanz­ler, Zen­trum, Deutsch­land. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 183‑1989-0630–504 / CC BY-SA 3.0 de ADN-ZB/­Ar­chiv Hein­rich Brü­ning Poli­ti­ker des Zen­rums und Staats­mann geb. 26.11.1885 in Müns­ter gest. 30.3.1970 in Nor­wich (Vt.) Brü­ning war 1921/30 Geschäfts­füh­rer des Deut­schen Gewerkschaftsbundes,1924/33 Mit­glied des Reichs­ta­ges. Als Füh­rer der Zen­rums­frak­ti­on wur­de er 1930 Reichs­kan­ler, regier­te dik­ta­to­risch mit Not­ver­ord­nun­gen. Brü­ning mußte1932 zurück­tre­ten. 1933 emi­grier­te er in die USA und war 1934/52 Pro­fes­sor in Oxford, Bos­ton und Cam­bridge, dann 1952/55 an der Uni­ver­si­tät Köln. Bis zu sei­nem Tod leb­te er wie­der in den USA.

Von Bun­des­ar­chiv, Bild 183‑1988-0113–500 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Lizen­ziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wiki­me­dia Com­mons
Es folgt die his­to­ri­sche Ori­gi­nal­be­schrei­bung, die das Bun­des­ar­chiv aus doku­men­ta­ri­schen Grün­den über­nom­men hat. Die­se kann aller­dings feh­ler­haft, ten­den­zi­ös, über­holt oder poli­tisch extrem sein. Geburts­tag des Vize­kanz­lers. Der Stell­ver­tre­ter des Reichs­kanz­lers, Vize­kanz­ler Franz von Papen, wird am 29.10. 54 Jah­re alt. Herr von Papen, der sich um die Eini­gung des natio­na­len Deutsch­land ein his­to­ri­sches Ver­dienst erwor­ben hat, ist gebür­ti­ger West­fa­le und war zunächst akti­ver Offi­zier, 1913 Haupt­mann im Gros­sen Gene­ral­stab, 1914–16 Mili­tär-Attac­hè in Washing­ton und in Mexi­ko. In den bei­den letz­ten Kriegs­jah­ren nahm Herr von Papen am Feld­zug teil und war zuletzt Oberst­leut­nant und Chef des Sta­bes der 4. Osma­ni­schen Armee. Als Mit­glied des Zen­trums hat er dem Preus­si­schen Land­tag von 1920 bis 1928 und von 1930 — 1932 ange­hört. Am 1. Juni 1932 über­nahm Herr von Papen auf Wunsch des Reichs­prä­si­den­ten das Reichs­kanz­ler­amt, das er bis zum 2. Dezem­ber inne­hat­te. Seit dem 30. Janu­ar 33 , dem Tag der Amts­über­nah­me der Regie­rung Hit­ler, ist Herr von Papen Stell­ver­tre­ter des Reichs­kanz­lers. 37161–33

Von Bun­des­ar­chiv, Bild 136-B0228 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0. Lizen­ziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wiki­me­dia Com­mons
Es folgt die his­to­ri­sche Ori­gi­nal­be­schrei­bung, die das Bun­des­ar­chiv aus doku­men­ta­ri­schen Grün­den über­nom­men hat. Die­se kann aller­dings feh­ler­haft, ten­den­zi­ös, über­holt oder poli­tisch extrem sein. Kurt von Schlei­cher Reichs­mi­nis­ter Gene­ral Kurt von Schlei­cher (erschos­sen 1934 bei Röhm-Revol­te) in Uni­form, Por­trät Abge­bil­de­te Per­so­nen: Schlei­cher, Kurt von: Reichs­kanz­ler, Reichs­wehr­mi­nis­ter, Gene­ral, 1934 ermor­det, Deutsch­land (GND 118608037)

Generationengespräch

Geschich­te und Psy­cho­lo­gie
Ver­gan­ge­nes ver­ste­hen, um mit der Zukunft bes­ser klar zu kommen.


Geschichte und Psychologie Vergangenheit verstehen um mit der Zukunft besser klar zu kommen
Dr. Susanne Gebert

Gene­ra­tio­nen­ge­spräch
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