Hamburg auf den Barrikaden

1923 Hamburg auf den Barrikaden www.generationengespräch.de

Ham­bur­ger Auf­stand: 1923 bau­en Kom­mu­nis­ten in Barm­bek Bar­ri­ka­den und für kur­ze Zeit gibt es eine Sowjet­re­pu­blik Stor­marn im Ham­bur­ger Umland.

Über Sta­lin, Thäl­mann und die ver­hängs­nis­vol­le Affä­re zwi­schen KPD und SPD in den 1920er Jahren.

KPD-Aufstand in Hamburg 1923

In Ham­burg, nach Ber­lin damals die zweit­größ­te Stadt Deutsch­lands, ist in den 1920er Jah­ren vie­les anders als im rest­li­chen Reich.

Das hat Tradition.

Schließ­lich kennt man in der Han­se­stadt seit Jahr­hun­der­ten weder Adli­ge noch sons­ti­ge Hoch­wohl­ge­bo­re­ne. Ham­burgs Geschich­te und Tra­di­ti­on ist geprägt durch das Zusam­men­le­ben von Hafen­ar­bei­tern, See­leu­ten und rei­chen Pfef­fer­sä­cken, wes­halb es zwi­schen Arm und Reich tra­di­tio­nell viel weni­ger Berüh­rungs­ängs­te gibt als anderswo.

Hafenarbeiter an einer Anlegestelle im Hamburger Hafen im Jahr 1900. Von Johann Hamann (1859-1935), Gemeinfrei
Hafen­ar­bei­ter an einer Anle­ge­stel­le im Ham­bur­ger Hafen im Jahr 1900. Von Johann Hamann (1859–1935), Gemeinfrei
  • ” … Nach dem offi­zi­el­len bür­ger­li­chen Ber­lin riecht allein schon die Luft von Ham­burg mit sei­ner Ein­fach­heit und sei­nen frei­en Sit­ten nach Revo­lu­ti­on“. schreibt sowje­ti­sche Schrift­stel­le­rin Laris­sa Reiss­ner in ihrer Repor­ta­ge „Ham­burg auf den Barrikaden”.

1923 ent­zün­det sich schließ­lich die­se revo­lu­tio­när auf­ge­la­de­ne Ham­bur­ger Luft.

Ursprüng­lich soll­te der Ham­bur­ger Auf­stand ein Teil des lan­ge geplan­ten kom­mu­nis­ti­schen Deut­schen Okto­berssein, die pro­le­ta­ri­sche Revo­lu­ti­on in Deutsch­land, die aller­dings zwei Tage vor dem geplan­ten Start­schuss kur­zer­hand abge­bla­sen wor­den war.

War­um die Ham­bur­ger Genos­sen um Ernst Thäl­mann und Hugo Urbahns davon nichts mit­be­kom­men haben, ist nicht bekannt. Viel­leicht woll­ten sie vom Rück­zie­her der Genos­sen an der KPD-Spit­ze ein­fach nichts wissen …

Hamburg auf den Barrikaden

Der Auf­stand in Ham­burg beginnt am 23. Okto­ber 1923 um 5 Uhr mor­gens. Zunächst mit einem Sturm auf ver­schie­de­ne Poli­zei­re­vie­re, um den Man­gel der Revo­lu­tio­nä­re an Waf­fen zu beheben. 

Schau­plät­ze des Umsturz­ver­su­ches sind vor allem (das damals noch preu­ßi­sche) Alto­na und Stor­marn.

  • In Bad Oldes­loe, Ahrens­burg und Rahl­stedt wur­den Eisen­bahn- und Stra­ßen­blo­cka­den errich­tet und in Barg­te­he­i­de setz­te man den Gemein­de­vor­ste­her fest und rief die „Sowjet­re­pu­blik Stor­marn“ aus.

Doch der Auf­stand schei­tert man­gels Teil­neh­mer­zahl kläg­lich:
Nur 300 der 14.000 ein­ge­tra­ge­nen KPD-Mit­glie­der der Han­se­stadt betei­li­gen sich, und nur in Barm­bek, wo bei der Wahl kurz zuvor etwa 20 Pro­zent der Wäh­ler für die KPD gestimmt hat­ten, wer­den die Revo­lu­tio­nä­re von der Bevöl­ke­rung beim Bar­ri­ka­den­bau und mit Lebens­mit­teln unterstützt.

In Barm­bek rat­ter­ten daher an die­sem 23. Okto­ber den gan­zen Tag die Gewehr­feu­er, doch in der Nacht zie­hen sich die Revo­lu­tio­nä­re wegen der Aus­sicht­lo­sig­keit ihres Auf­stands im Schutz der Dun­kel­heit zurück. Der Groß­an­griff der Poli­zei am nächs­ten Tag läuft ins Leere.

Stalins Mann in Deutschland: Ernst Thälmann

Die Zeit für einen pro­le­ta­ri­schen Auf­stand nach sowje­ti­schem Modell scheint in Deutsch­land doch nicht reif zu sein. Auch nicht in Hamburg.

Die „Bar­ri­ka­den­kämp­fe von Barm­bek“ wären heu­te nicht mehr der Rede wert, hät­ten sie nicht das Zer­würf­nis der bei­den Arbei­ter­par­tei­en SPD und KPD wei­ter ver­schärft — und erst­mals ein Schlag­licht auf die kom­men­de Licht­ge­stalt der tief zer­strit­te­nen KPD, Ernst Thäl­mann gewor­fen hätte.

Ernst Thälmann als Kandidat bei der Reichspräsidentenwahl 1932. Bundesarchiv, Bild 102-12940 / CC BY-SA 3.0
Ernst Thäl­mann als Kan­di­dat bei der Reichs­prä­si­den­ten­wahl 1932. Bun­des­ar­chiv

Ernst Thäl­mann

Thäl­mann, 1886 als Sohn eines Gemischt­wa­ren­händ­lers in Ham­burg gebo­ren und in beschei­de­nen Ver­hält­nis­sen auf­ge­wach­sen, ist intel­li­gent und begabt, muss aber zu sei­ner gro­ßen Ent­täu­schung sei­ne Schul­zeit nach sie­ben Jah­re Volks­schu­le been­den, weil sei­nen Eltern das Geld für eine höhe­re Schu­le fehlt.

Zunächst weiß er nicht, was er nach sei­ner Schul­zeit tun soll, schlägt sich als Gele­gen­heits­ar­bei­ter durch, tritt mit 17 Jah­ren in die SPD ein. Er ist cha­ris­ma­tisch, empa­thisch und sprach­ge­wandt, wes­halb er sich als bei den Ham­bur­ger Hafen­ar­bei­tern als Gewerk­schaf­ter einen Namen macht.

Wäh­rend des Ers­ten Welt­kriegs kämpft er als Sol­dat an der West­front.
Als er 1918 aus dem Krieg in sei­ne Hei­mat­stadt Ham­burg zurück­kehrt, ist sie in der Hand von Arbei­ter- und Sol­da­ten­rä­ten, für die er sich sofort begeis­tert. Er ver­lässt die SPD und tritt der Kon­kur­renz bei, der USPD, für die er 1920 ins Stadt­par­la­ment einzieht.

Bei der Pla­nung des Ham­bur­ger Auf­stands 1923 ist er nur einer der Orga­ni­sa­to­ren, aber im Gegen­satz zu sei­nem direk­ten Kon­kur­ren­ten, dem eher nüch­ter­nen Volks­schul­leh­rer Hugo Urbahns, ver­steht er es, mit sei­ner lau­ten, pol­tern­den Art die Her­zen der Men­schen zu gewinnen. 

Viel­leicht ist der Ham­bur­ger Auf­stand sein per­sön­li­cher revo­lu­tio­nä­rer Akt, mit dem er den zöger­li­chen Genos­sen im Rest der Repu­blik zei­gen will, dass die Zeit für die zwei­te, wirk­li­che pro­le­ta­ri­sche Revo­lu­ti­on reif ist.

SPD und KPD: Gegenseitige Enttäuschung

Wie auch immer er es anstellt: Es gelingt Thäl­mann, Sta­lins Ver­trau­en zu gewin­nen — ein Unter­fan­gen, an dem schon vie­le geschei­tert sind. 

Trotz des Schei­terns des Ham­bur­ger Auf­stands macht er eine erstaun­li­che Kar­rie­re und wird zunächst 1924 ins neue KPD-Zen­tral­ko­mi­tee gewählt, das — noch — einen eige­nen, von Mos­kau unab­hän­gi­gen Weg einschlägt

  • Ein Jahr spä­ter sind die soge­nann­ten „Links­ab­weich­ler“ des Komi­tees beim mitt­ler­wei­le fast all­mäch­ti­gen Sta­lin so in Ungna­de gefal­len, dass sie alle­samt nach Mos­kau zitiert und abge­kan­zelt werden.

Nur Thäl­mann wird vom Vor­wurf, ein „Ultra­lin­ker“ zu sein, frei­ge­spro­chen und von der KPD auf Wunsch Sta­lins zum neu­en KPD-Füh­rer ernannt.

  • Das eigent­li­che Desas­ter des geschei­ter­ten Ham­bur­ger Auf­stands war, dass die KPD wie­der ein­mal von der SPD ent­täuscht ist.

Gut war das Mit­ein­an­der bei­der Arbei­ter­par­tei­en noch nie, aber das sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Hin und Her im Kri­sen­jahr 1923 ist für vie­le KPD-Anhän­ger der end­gül­ti­ge Beweis für den Ver­rat an der Sache der Arbeiter.

Die SPD reprä­sen­tiert den Staat, anstatt für die Welt­re­vo­lu­ti­on und eine Repu­blik nach sowje­ti­scher Bau­art zu kämp­fen — nach KPD-Les­art die ein­zi­ge Mög­lich­keit, Arbei­te­rin­nen und Arbei­ter end­gül­tig vom Joch der Unter­drü­ckung durch den Kapi­ta­lis­mus zu befrei­en.

Das Kri­sen­jahr 1923, das mit dem Ruhr­kampf, Hyper­in­fla­ti­on und der Ver­ar­mung vor allem der klei­nen Leu­te zu den schwär­zes­ten der Wei­ma­rer Repu­blik zählt, wird ein wei­te­rer Grund­stein für die ver­häng­nis­vol­le Affä­re zwi­schen SPD und KPD gelegt.

Auf dem Höhe­punkt der Kri­se, im Herbst 1923, bil­den sich in den Län­der­par­la­men­ten von Sach­sen und Thü­rin­gen Regie­rungs­ko­ali­tio­nen aus SPD und KPD.
Auf Lan­des­ebe­ne klappt die Zusam­men­ar­beit gut, aber der SPD-Füh­rung in Ber­lin ist sie ein Dorn im Auge.

Per “Reichs­exe­ku­ti­on” wer­den die bei­den Par­la­men­te auf­ge­löst und Ber­lin schickt die Reichs­wehr, um die — legi­ti­men — SPD-KPD Lan­des­re­gie­run­gen auf­zu­lö­sen.
Mit aus­drück­li­cher Bil­li­gung der Ber­li­ner SPD-Führung.

Im Novem­ber 1923 ver­bie­tet die Koali­ti­ons­re­gie­rung unter Reichs­kanz­ler Stre­se­mann außer­dem — wie­der mit Betei­li­gung der SPD — alle extre­mis­ti­schen Par­tei­en: die NSDAP, aber eben auch die KPD

Vorgehen der Reichswehr gegen die kommunistischen Hundertschaften in Sachsen. Verhaftung eines kommunistischen Rädelsführers durch Reichswehr.
Vor­ge­hen der Reichs­wehr gegen die kom­mu­nis­ti­schen Hun­dert­schaf­ten in Sach­sen. Ver­haf­tung eines kom­mu­nis­ti­schen Rädels­füh­rers durch Reichswehr.

SPD und NSDAP sind Zwillinge! Die Sozialfaschismustheorie

Aus Mos­kau kommt 1924 die Retour­kut­sche: eine The­se, die in den kom­men­den Jah­ren eine ver­hee­ren­de Wir­kung ent­fal­ten und das Ende der Wei­ma­rer Repu­blik mit­ver­ur­sa­chen wird — die Sozi­al­fa­schis­mus­theo­rie.

„… Der Faschis­mus ist eine Kampf­or­ga­ni­sa­ti­on der Bour­geoi­sie, die sich auf die akti­ve Unter­stüt­zung der Sozi­al­de­mo­kra­ten stützt. Die Sozi­al­de­mo­kra­tie ist objek­tiv der gemä­ßig­te Flü­gel des Faschis­mus.
… Das sind nicht Anti­po­den, son­dern Zwil­lings­brü­der.“


Sta­lin, Wer­ke, Band VI, S.253 Ber­lin 1950

  • In Mos­kau denkt man nicht an Hit­ler, denn des­sen NSDAP spielt nach dem geschei­ter­ten Putsch vor der Münch­ner Feld­her­ren­hal­le am 9. Novem­ber 1923 zunächst kei­ne Rol­le mehr.

Faschis­mus ist nach Sta­lins neu­er Les­art schlicht und ein­fach alles, was sich gegen (deut­sche) Kom­mu­nis­ten rich­tet.

Und das sind vor allem die Maß­nah­men der Sozi­al­de­mo­kra­ten, die an den meis­ten Regie­run­gen der Wei­ma­rer Repu­blik betei­ligt sind und ver­su­chen, den Zen­tri­fu­gal­kräf­ten von rechts und links auf die geschun­de­ne Repu­blik entgegenzuwirken.

Jeder, der gegen Kom­mu­nis­ten vor­geht, ist damit ein Faschist, ohne Unter­schied und ohne Differenzierung.

Es ist eine gefähr­li­che Sack­gas­se, die in den kom­men­den Jah­ren ver­hin­dern wird, dass die star­ke kom­mu­nis­ti­sche Par­tei in Deutsch­land die Absich­ten der Natio­nal­so­zia­lis­ten weder begreift noch bekämpft — denn der Feind ist die SPD und nie­mand anderes.

Beschwingte Atempause zwischen zwei Katastrophen: Die Goldenen Zwanziger Jahre

Im Jahr 1924 gelingt dem Kurz­zeit-Kanz­ler Stre­se­mann das, was kaum einer für mög­lich gehal­ten hat: Nach­dem Stre­se­mann gegen den Wider­stand fast aller poli­ti­scher Par­tei­en den desas­trö­sen Ruhr­kampf been­det hat, zeigt nun auch sei­ne Wäh­rungs­re­form und die Ein­füh­rung derRen­ten­mark” als Über­gangs­wäh­rung Wirkung. 

Wirt­schaft­lich geht es das ers­te Mal seit 1918 wie­der bergauf.

Mit der wirt­schaft­li­chen Erho­lung wird es auch poli­tisch ruhi­ger; KPD und NSPAP ver­lie­ren scha­ren­wei­se Anhän­ger.
Vie­le Deut­schen spü­ren die ers­ten Anzei­chen des wirt­schaft­li­chen Auf­schwungs, es geht ihnen bes­ser. Nach vie­len Jah­ren Krieg und Bür­ger­krieg tan­zen sie jetzt lie­ber Tan­go, Shim­my oder Charles­ton, anstatt zu demonstrieren.

  • Aller­dings führt die welt­wei­te öko­no­mi­sche Ent­span­nung wäh­rend der Gol­de­nen Zwan­zi­ger Jah­re zu einer gigan­ti­schen Spe­ku­la­ti­ons­bla­se, die am 24. Okto­ber 1929 , dem “Schwar­zen Frei­tag”, mit einem furio­sem Knall platzt und die Welt in einen wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Abgrund reißt.

In die­ser Kri­se zeigt sich die gewal­ti­ge Spreng­kraft, die im zer­rüt­te­ten Ver­hält­nis zwi­schen SPD und KPD steckt.

Vom Börsenkrach zur großen Depression - die Weltwirtschaftskrise 1929 www.generationengespräch.de
Jeder kann reich werden …

Die “Sozi­al­fa­schis­mus­theo­rie” erhält neue Relevanz.

Sta­lin hat­te sie 1928 auf dem sechs­ten Welt­kon­gress der Kom­in­tern (Kom­mu­nis­ti­sche Inter­na­tio­na­le) sogar noch schär­fer for­mu­liert, als er eine neue Pha­se des Klas­sen­kamp­fes ange­kün­dig­te.

Es ist die Zeit der Zwangs­kol­lek­ti­vie­run­gen in der UDSSR, in der ein gigan­ti­sches Indus­trie­ali­sie­rungs­pro­gramm auf­ge­legt wird, um die rück­stän­di­ge Sowjet­uni­on auf Augen­hö­he mit ande­ren Natio­nen — und mög­li­chen Kriegs­geg­nern — zu peitschen.

ADN-ZB/IML-ZPA3. Reichstreffen des RFB vom 5.-6. Juni 1927 im Schiller-Park in Berlin-Wedding, Ernst Thälmann (l.) und Willy Leow an der Spitze des Demonstrationszuges. Bundesarchiv, Bild 183-Z0127-305 / CC-BY-SA 3.0
ADN-ZB/IML-ZPA 3. Reichs­tref­fen des RFB vom 5.–6. Juni 1927 im Schil­ler-Park in Ber­lin-Wed­ding Ernst Thäl­mann (l.) und Wil­ly Leow an der Spit­ze des Demonstrationszuges.

Das Ende der Republik

Der neue Kurs macht sich auch in der Außen­po­li­tik bemerk­bar: Alle Kom­mu­nis­ten im Aus­land sol­len nach Sta­lins Wil­len gegen Par­tei­en und Poli­ti­ker vor­ge­hen, die man als Fein­de der UDSSR – als Faschis­ten – ansieht. 

Damit ist auch und vor allem die SPD gemeint, die von der mos­kau­treue KPD unter Ernst Thäl­mann bis auf’s Blut bekämpft wird.

Als der sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Ber­li­ner Poli­zei­prä­si­dent Zör­gie­bel 1929 die kom­mu­nis­ti­sche Mai-Demons­tra­ti­on zusam­men­schie­ßen lässt und wenig spä­ter den Rot­front­kämp­fer­bund (RFB) ver­bie­tet, scheint das der end­gül­ti­ge Beweis zu sein, dass die SPD gemein­sa­me Sache mit den Reak­tio­nä­ren — Faschis­ten — macht.

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Ber­lin 1929: Das 1. Buch der Gere­on-Rath-Kri­mi­rei­he von Vol­ker Kut­scher. Der SPD-Poli­zei­prä­si­dent Zör­gie­bel lässt am 1. Mai Schu­pos auf demons­trie­ren­de kom­mu­nis­ti­sche Arbei­ter schie­ßen, wäh­rend sich in der Stadt sowje­ti­sche Sta­li­nis­ten, Trotz­kis­ten und Anar­chis­ten blu­tig bekämp­fen. Ein span­nen­der Kri­mi vor dem Hin­ter­grund einer chao­ti­schen Zeit — Vor­la­ge für die ers­te Staf­fel von Baby­lon Ber­lin*

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In den Kata­stro­phen­jah­ren, die dem Bör­sen­krach von 1929 fol­gen, las­sen SA und Rot­kämp­fer­bund zwar kei­ne Gele­gen­heit aus, um sich in Stra­ßen­schlach­ten und Knei­pen­schlä­ge­rei­en gegen­sei­tig die Köp­fe ein­zu­schla­gen, aber trotz­dem kommt es immer wie­der zu gefähr­li­chen Alli­an­zen zwi­schen KPD und NSDAP.

Nach der Juli­wahl 1932 ver­fü­gen bei­de Par­tei­en zusam­men über eine „nega­ti­ve Mehr­heit“ im Reichs­tag, die sie, ver­eint im Wunsch, die­se Repu­blik end­lich abzu­schaf­fen, auch gemein­sam einsetzen.

SPD und NSDAP sind Zwil­lin­ge!
Wie steht es nun mit dem Ver­hält­nis zwi­schen der Poli­tik der Hit­ler­par­tei und der Sozi­al­de­mo­kra­tie? Schon das XI. Ple­num hat von einer Ver­flech­tung die­ser bei­den Fak­to­ren im Diens­te des Finanz­ka­pi­tals gespro­chen. Am klars­ten hat Genos­se Sta­lin schon im Jah­re 1924 die Rol­le die­ser bei­den Flü­gel gekenn­zeich­net, indem er von ihnen als von „Zwil­lin­gen“ sprach, „die ein­an­der ergän­zen.”

Ernst Thäl­mann in einer Rede 1928

Als sich Hit­lers Auf­stieg zur Macht abzeich­net, bleibt die Arbei­ter­schaft gespal­ten.
Gemein­sam hät­ten SPD und KPD die Macht­er­grei­fung ver­mut­lich ver­hin­dern kön­nen, aber Sta­lins Sozi­al­fa­schis­mus­theo­rie steht dem im Weg.

Das Ende der Repu­blik hat 1932 längst begonnen.

Ein Teil der Wur­zeln die­ses Desas­ters lie­gen im Jahr 1923, als der „Deut­sche Okto­ber“ nur in Ham­burg stattfand.

Ernst Thäl­manns Tod

Ernst Thäl­manns Ver­steck in Ber­lin wird kurz nach dem Reichs­tags­brand ver­ra­ten. Er wird im März 1933 ver­haf­tet und stirbt 1944 nach lan­ger Gefan­gen­schaft und schwe­ren Miss­hand­lun­gen im KZ Buchen­wald.

Sta­lin wird selbst zum “Kol­la­bo­ra­teur” und unter­zeich­net im August 1939 den Deutsch-Sowje­ti­schen Nicht­an­griffs­pakt, der den 2. Welt­krieg für Hit­ler mög­lich mach­te. Obwohl Sta­lin behaup­tet zu wis­sen, was Hit­ler im Schil­de führt, ist er vom Über­fall der Deut­schen, dem “Unter­neh­men Bar­ba­ros­sa” am 22. Juni 1941 kom­plett über­rum­pelt.

Josef Sta­lin wird zwei­mal für den Frie­dens­no­bel­preis nomi­niert, ein­mal 1945, als einer der Sie­ger des Zwei­ten Welt­krie­ges, und ein­mal 1948.
Er stirbt am 5. März 1953 nach einem Schlaganfall.

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de, 2017 (über­ar­bei­tet 2024) 

Lesen Sie im nächs­ten Bei­trag: Win­ter 1932 — die Exis­tenz der Wei­ma­rer Repu­blik steht auf der Kip­pe. Aber die Genos­sen der KPD, seit Mit­te der 1920er Jah­re unter ihrem Füh­rer Ernst Thäl­mann stramm mos­kau­treu und stal­in­hö­rig, sehen nicht in der NSDAP, son­dern in der SPD den eigent­li­chen Feind. Eine gemein­sa­me anti­fa­schis­ti­sche Ein­heits­front bei­der Arbei­ter­par­tei­en gegen Hit­ler, die die Repu­blik viel­leicht noch ret­ten könn­te, ist damit unwahr­schein­lich.
1933 Das Ende der Repu­blik. Hit­lers Auf­stieg zur Macht

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Der Ham­bur­ger Hafen von 1870 bis 1970 in his­to­ri­schen Bil­dern erzählt von einem, der dabei war: Har­ry Braun hat als Ewer­füh­rer, Decks­mann und Schif­füh­rer auf Bar­kas­sen und Schlep­pern gear­bei­tet. Eine span­nen­de Zeit­rei­se — nicht nur für Land­rat­ten, son­dern auch für Ham­bur­ger, die ihren Hafen ken­nen und lie­ben.

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Har­ry Braun, Der Ham­bur­ger Hafen — Eine Zeit­rei­se in Bil­dern*, (lei­der nur noch als Kind­le verfügbar)

Wei­ter­füh­ren­de Beiträge:

Beschwing­te Zei­ten zwi­schen zwei Kata­stro­phen: Die Gol­de­nen Zwan­zi­ger Jah­re sind ein Tanz auf dem Vul­kan, der direkt ins wirt­schaft­li­che Desas­ter des 24. Okto­ber 1929 führt. Über die Vor­ge­schich­te der Welt­wirt­schafts­kri­se vom Jetzt-kau­fen-spä­ter-zah­len bis zur Gold­fal­le
Der “Schwar­ze Frei­tag”: Vom Bör­sen­krach zur Weltwirtschaftskrise

Sta­lin ist grob und unbe­herrscht – es kann durch­aus vor­kom­men, dass er im Ärger den Kopf eines Mit­ar­bei­ters packt und auf die Tisch­plat­te knallt. Doch mitt­ler­wei­le ist er als Par­tei-Gene­ral­se­kre­tär viel zu mäch­tig, als dass man Lenins letz­ten Wil­len befol­gen könn­te, sich einen ande­ren zu suchen. Sta­lin — die Zeit der „Ent­ku­la­ki­sie­rung“ und des „Gro­ßen Ter­rors“.
Wer war eigent­lich Sta­lin? Teil 2

Die Hyper­in­fla­ti­on 1923: Reichs­kanz­ler Wil­helm Cuno und sei­ne „Regie­rung der Wirt­schaft“ ver­su­chen, die Fran­zo­sen aus dem Ruhr­ge­biet zu ver­trei­ben und las­sen dafür Geld dru­cken. Sehr viel Geld. Mit kata­stro­pha­len Fol­gen für die gebeu­tel­te Wei­ma­rer Repu­blik. Es scheint nur noch eine Fra­ge der Zeit bis zum Kol­laps zu sein. Bis zum rech­ten oder lin­ken Kol­laps, das ist auch noch nicht so ganz klar …
Vom Ruhr­kampf zum Deut­schen Oktober

Ham­burgs Grün­der­zeit: Es sind Grün­der wie der Ham­bur­ger Albert Bal­lin, die den Rei­chen und Schö­nen im aus­ge­hen­den 19. Jahr­hun­dert das Leben schwer machen. Empor­kömm­lin­ge aus klei­nen Ver­hält­nis­sen, die eige­ne Unter­neh­men grün­den und sich mit eiser­nem Wil­len und Biss Wohl­stand und Ein­fluss erkämp­fen. Bal­lin steigt nicht nur zum Gene­ral­di­rek­tor der HAPAG auf, son­dern wird auch enger Ver­trau­ter und “Ree­der des Kai­sers”. Bei Hofe in Ber­lin sieht man das nicht ger­ne.
Die Welt ist fried­los gewor­den. Albert Bal­lin, der Ree­der des Kaisers

Ham­burg His­to­risch: Ein Streif­zug durch die Geschich­te der bekann­ter­ma­ßen schöns­ten Stadt der Welt
Ham­burg His­to­risch I Generationengespräch

Link­emp­feh­lun­gen:

Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung: Der Kampf um die Repu­blik 1919 — 1923.
https://www.bpb.de/izpb/55958/kampf-um-die-republik-1919–1923?p=all

Bild­nach­wei­se:

Hafen­ar­bei­ter an einer Anle­ge­stel­le im Ham­bur­ger Hafen im Jahr 1900. Von Johann Hamann (1859–1935) — Johann Hamann: „Ham­burg um die Jahr­hun­dert­wen­de. Mit eini­gen Farb­auf­nah­men von Hein­rich Hamann. Hrsg. von Wal­ter Uka. Mit einem Text von Timm Starl, Nis­hen-Ver­lag, Ber­lin-Kreuz­berg 1987, S. 1928. ISBN 3–88940-009–4, Gemein­frei

Ernst Thäl­mann als Kan­di­dat bei der Reichs­prä­si­den­ten­wahl 1932. Bun­des­ar­chiv, Bild 102–12940 / CC BY-SA 3.0

Ver­haf­tung eines Mit­glieds der Pro­le­ta­ri­schen Hun­dert­schaf­ten durch Reichswehr-Truppen.Bundesarchiv, Bild 102–00191 / CC-BY-SA 3.0

Ber­lin, Tanz­tee im „Espla­na­de“ ADN-Zen­tral­bil­d/ Archiv Ber­lin 1926 Im Gar­ten des Ber­li­ner Hotels „Espla­na­da“ spielt zum 5 Uhr-Tee eine Jazz­band. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 183-K0623-0502–001 / CC-BY-SA 3.0,

ADN-ZB/IML-ZPA
3. Reichs­tref­fen des RFB vom 5.–6. Juni 1927 im Schil­ler-Park in Ber­lin-Wed­ding, Ernst Thäl­mann (l.) und Wil­ly Leow an der Spit­ze des Demons­tra­ti­ons­zu­ges. Bun­des­ar­chiv, Bild 183-Z0127-305 / CC-BY-SA 3.0

Generationengespräch Blog Geschichte und Psychologie
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