Zwei­ter Weltkrieg

Stalingrad Kriegswende 1942


Kriegs­wen­de 1942: Nach dem Desas­ter des Win­ter­kriegs 1941/42 hof­fen Hit­lers Gene­rä­le, wenigs­tens einen Teil der Wehr­macht durch einen stra­te­gi­schen Rück­zug ret­ten zu kön­nen.

Aber der „Füh­rer“ will kei­nen Rück­zug; er will angrei­fen. Und dass, obwohl sich das Kräf­te­ver­hält­nis Ende 1941 dra­ma­tisch zu Unguns­ten des Drit­ten Reichs ver­scho­ben hat.

Kriegswende 1942 Stalingrad Generationengespräch

1942: Der Wendepunkt im Krieg

Das Jahr 1942 mar­kiert im Zwei­ten Welt­krieg eine tie­fe Zäsur – eine Kriegs­wen­de, die sowohl mili­tä­risch als auch psy­cho­lo­gisch kaum zu über­schät­zen ist.

Bis dahin hat­te Adolf Hit­ler schein­bar Unmög­li­ches erreicht: Blitz­sie­ge in Polen, Frank­reich und den Nie­der­lan­den, die Erobe­rung gro­ßer Tei­le Ost­eu­ro­pas, der Vor­marsch sei­ner Armeen bis vor Mos­kau.

Für vie­le Deut­sche wirkt der „Füh­rer“ unbe­sieg­bar, ein Mann, der von Schick­sal und Geschich­te getra­gen wird.

Hitlers Krieg - Hitlers Fehlentscheidungen im Zweiten Weltkrieg Generationengespräch

Hit­ler glaub­te, ein genia­ler Mili­tär­stra­te­ge zu sein — bes­ser als alle sei­ne Gene­rä­le zusam­men. Mehr lesen: Hit­lers Krieg: Größ­ter Feld­herr aller Zeiten?

Doch hin­ter der Fas­sa­de der Tri­um­phe beginnt die wach­sen­de Hybris des Dik­ta­tors gefähr­lich zu wir­ken.

Hit­lers Selbst­bild als genia­ler Feld­herr ver­führt ihn dazu, immer grö­ße­re Risi­ken ein­zu­ge­hen. Er hört nicht mehr auf sei­ne Gene­rä­le, son­dern ver­traut auf eine Mischung aus Intui­ti­on, Grö­ßen­wahn und ideo­lo­gi­scher Verblendung.

Im Jahr 1942 bal­len sich die ent­schei­den­den Momen­te: In Nord­afri­ka gerät Rom­mels Vor­marsch ins Sto­cken, im Atlan­tik weh­ren sich die Alli­ier­ten erfolg­rei­cher gegen den U‑Boot-Krieg, und an der Ost­front wird das Ziel Sta­lin­grad zum Prüf­stein für Hit­lers Herr­schaft.

Die Stadt am Wol­ga-Ufer ist für ihn mehr als ein stra­te­gi­scher Punkt: Sie ist ein Sym­bol. Sta­lin­grad steht für Sta­lin, für den Kom­mu­nis­mus, für die ideo­lo­gi­sche Geg­ner­schaft schlecht­hin. In der Erobe­rung die­ser Stadt sieht Hit­ler die Mög­lich­keit, Geschich­te zu schrei­ben – und zugleich sei­ne Macht zu verewigen.

Hitlers Rassenkrieg: Von „Mein Kampf“ bis zur Wannsee-Konferenz

Mit dem Zwei­ten Welt­krieg will Hit­ler aber noch eine ande­re Grschich­te schrei­ben: Die­ser Krieg ist für ihn ein Mit­tel zum Zweck.

Sei­ne Grün­de, die­sen Krieg zu füh­ren, hat er bereits Mit­te der 1920er in sei­nem Buch „Mein Kampf“ beschrie­ben. Von sei­ner Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gie eines „ras­si­schen Über­le­bens­kampfs“ der Deut­schen ist er nie abge­rückt.

Sein Ras­sen­wahn ist sein eigent­li­ches Kriegs­ziel.

Es ist also kein his­to­ri­scher Zufall, dass am 20. Janu­ar 1942 auch die Wann­see-Kon­fe­renz statt­fin­det. Die Lei­tung hat Rein­hard Heyd­rich, einer der skru­pel­lo­ses­ten und grau­sams­ten „Füh­rer” in Hit­lers Entou­ra­ge.

Ursprüng­lich war die Kon­fe­renz bereits für Dezem­ber 1941 geplant, doch Japans Angriff auf Pearl Har­bor und die fol­gen­schwe­re Kriegs­er­klä­rung gegen die USA kamen Heyd­rich und sei­nen 14 Büro­kra­ten des Grau­ens dazwi­schen.

Die Kon­fe­renz muss­te ver­scho­ben werden.

Als man sich schließ­lich im Janu­ar 1942 trifft, sind sich alle Teil­neh­men­den der Unge­heu­er­lich­keit der soge­nann­ten „End­lö­sung“ bewusst. Mora­li­sche Beden­ken hat kei­ner der Anwe­sen­den.

Nie­mand fühlt sich beru­fen, Hit­lers Wahn­sinn zu wider­spre­chen oder gar zu stop­pen. Unter den Orga­ni­sa­to­ren und Büro­kra­ten ist auch Adolf Eich­mann, der sich spä­ter in sei­nem Pro­zess damit ver­tei­di­gen wird, dass er „nur Befeh­le” aus­ge­führt habe.

Heyd­rich und 14 beflis­se­ne Beam­ten und Büro­kra­ten tref­fen sich zum „Arbeits­früh­stück” und pla­nen akri­bisch inner­halb weni­ger Stun­den den sys­te­ma­ti­sche Mord, die „Ver­nich­tung” von 11 Mil­lio­nen Män­nern, Frau­en und Kin­der jüdi­schen Glau­bens oder jüdi­scher Abstam­mung.

An alles wird gedacht; bis zur Tak­tung der Eisen­bahn­fahr­plä­ne in die Todes­la­ger ist nach der Kon­fe­renz des Grau­ens alles geplant und organisiert.

Der Zweite Weltkrieg und die Endlösung”

… Er [Heyd­rich] unter­rich­te­te mich, dass er im Juli in das Füh­rer­haupt­quar­tier in Ost­preu­ßen bestellt wor­den sei.
Der Füh­rer habe zu ihm ganz offen gespro­chen: Er habe sich ent­schie­den, die jüdi­sche Fra­ge ein für alle­mal zu lösen. Die Stun­de sei gekom­men. Er kön­ne nicht dar­auf ver­trau­en, dass sei­ne Nach­fol­ger den nöti­gen Wil­len oder die mili­tä­ri­sche Macht hät­ten, über die er ver­fü­ge. Er habe kei­ne Angst vor den Fol­gen. Heu­te ver­ehr­ten die Leu­te die Fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on, wer aber erin­ne­re sich an die Tau­sen­den Unschul­di­gen, die gestor­ben sei­en? Revo­lu­tio­nä­re Zei­ten wür­den durch ihre eige­nen Geset­ze beherrscht.

Sobald Deutsch­land den Krieg gewon­nen habe, wer­de nie­mand mehr fra­gen, wie wir es gemacht hät­ten.
Falls Deutsch­land den Kampf auf Leben und Tod ver­lie­re, wür­den wenigs­tens jene, die sich aus der Nie­der­la­ge des Natio­nal­so­zia­lis­mus einen Pro­fit erhofft hät­ten, aus­ge­rot­tet sein.

Es sei nötig, die bio­lo­gi­schen Fun­da­men­te des Juda­is­mus für immer zu besei­ti­gen. Andern­falls wür­de das Pro­blem erneut her­vor­bre­chen, um künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen zu quä­len. Das sei die Leh­re der Geschich­te.“

Wil­helm Stuck­art, Staats­se­kre­tär, Minis­te­ri­um des Inne­ren
Zitiert nach: Robert Har­ris, Vater­land*

Frühjahr 1942: Öl, Größenwahn und die neue Offensive

Ange­trie­ben von sei­nem „his­to­risch“ begrün­de­ten Ras­sen­wahn will Hit­ler im Früh­jahr 1942 wie­der vor­rü­cken. Aber es gibt ein Pro­blem: Der noto­ri­sche Man­gel an Treib­stoff für sei­ne Kriegs­ma­schi­ne­rie ist mitt­ler­wei­le so akut, dass er sei­ne Kriegs­plä­ne behin­dert.

Zu Beginn des Jah­res 1942 ist klar, dass die deut­schen Ölre­ser­ven nicht aus­rei­chen, um die Pan­zer­di­vi­sio­nen am Lau­fen und die Flug­zeu­ge in der Luft zu hal­ten.

Als die Wehr­macht im spä­ten Früh­jahr 1942 nach ihrer mona­te­lan­gen unfrei­wil­li­gen „Win­ter­pau­se” ihre Mobi­li­tät zurück­ge­winnt, beschließt Hit­ler des­halb, den Vor­marsch auf Mos­kau zu stop­pen und nimmt statt­des­sen die Ölfel­der im Kau­ka­sus ins Visier.

Der „Füh­rer“, der sich mitt­ler­wei­le selbst zum Ober­be­fehls­ha­ber der Wehr­macht ernannt hat, ord­net eine Offen­si­ve in den Süden der Sowjet­uni­on an. Zum einen, um sei­ne eige­nen Trup­pen mit Nach­schub zu ver­sor­gen und die per­ma­nen­te Öl-Knapp­heit aus­zu­he­beln

Zum ande­ren, um die Rote Armee von ihrer eige­nen über­le­bens­wich­ti­gen Treib­stoff­ver­sor­gung abzu­schnei­den und dadurch kampf­un­fä­hig zu machen.

Fall Blau: Der Weg in die Katastrophe

Fall Blau“, so der mehr­mals geän­der­te Name der Som­mer­of­fen­si­ve, beginnt am 28. Juni 1942 nach mehr­ma­li­gem Ver­schie­ben. Die­ses Mal will Hit­ler Sta­lin in die Knie zwin­gen.

Aller­dings ist die Offen­si­ve schon allein wegen der Ent­fer­nung, die zurück­ge­legt wer­den muss, ein Him­mel­fahrts­kom­man­do, denn die Ölfel­der in Baku oder Maikop lie­gen tief im Süden der Sowjet­uni­on – von Deutsch­land aus mehr als 3000 Kilo­me­ter ent­fernt.

Ins­ge­samt 1,3 Mil­lio­nen Sol­da­ten, dar­un­ter 300.000 Män­ner ver­bün­de­ter Natio­nen, haupt­säch­lich Rumä­nen und Ita­lie­ner, wer­den Ende Juni 1942 in Marsch gesetzt.

Zunächst ver­zeich­nen Hit­lers Trup­pen gro­ße Gelän­de­ge­win­ne und rücken schnell vor­an. Die Infan­te­rie legt bis zu 60 Kilo­me­ter pro Tag zurück und stößt tief in den Süden der Sowjet­uni­on vor.

Hitlers Krieg Blitzkrieg gegen Frankreich 1940 Generationengespräch

Zwei­ter Welt­krieg Euro­pa 1941–1942, Kar­te de, Quel­le: Eige­ne Kar­te, basie­rend auf den Kar­ten der Uni­ver­si­ty of Texas Libra­ri­es, Autor: San Jose, 17. April 2005 

Hitlers Größenwahn und die Entscheidung für Stalingrad

Nach dem Win­ter­de­ba­kel 1941 vor Mos­kau sucht Hit­ler 1942 fie­ber­haft nach einem Weg, sei­ne Auto­ri­tät als „unfehl­ba­rer Feld­herr“ zurück­zu­ge­win­nen. Er will einen Sieg, der nicht nur mili­tä­risch, son­dern auch sym­bo­lisch alles über­strahlt.

Ver­mut­lich auch des­halb erteilt er am 23. Juli 1942 einen wei­te­ren sei­ner haar­sträu­ben­den, ratio­nal kaum nach­voll­zieh­ba­ren Befeh­le: Er spal­tet sei­ne Armeen auf und lässt nur die 6. Armee unter Gene­ral­oberst Fried­rich Pau­lus auf Sta­lin­grad mar­schie­ren, wäh­rend alle ande­ren ihren Erobe­rungs-Feld­zug zu den kau­ka­si­schen Ölfel­dern fort­set­zen sol­len.

Eigent­lich soll­ten der Kau­ka­sus und Sta­lin­grad nach­ein­an­der und nicht gleich­zei­tig erobert wer­den. Aber Hit­ler ist so ver­blen­det, dass er glaubt, an allen Fron­ten gleich­zei­tig gegen die — wie er meint — erschöpf­te und „ras­sisch unter­le­ge­ne“ Rote Armee sie­gen zu kön­nen.

Hier zeigt sich der Kern von Hit­lers Grö­ßen­wahn: Er ver­wech­sel­te mili­tä­ri­sche Ratio­na­li­tät mit per­sön­li­cher Sym­bo­lik. Sta­lin­grad war mili­tä­risch neben­säch­lich, stra­te­gisch eher eine Ablen­kung vom eigent­li­chen Ziel Kau­ka­sus. Doch in Hit­lers Logik gilt: Wer Sta­lin­grad erobert, besiegt Sta­lin selbst.

Sei­ne Wehr­machts-Kom­man­deu­re sind fas­sungs­los.
Aber der „Füh­rer“ setzt sich — wie soll­te es anders sein — auch die­ses Mal mit sei­ner stra­te­gi­schen Plan­än­de­rung durch.

Gera­de ein­mal acht Tage hat Hit­ler für die „Ope­ra­ti­on Fisch­rei­her”, die Zer­schla­gung Sta­lin­grads, angesetzt.

Warum Stalingrad?

Hit­ler ist wie ein Spie­ler, der alles auf eine Kar­te setzt. Er glaubt, er kön­ne mit Zähig­keit und Här­te alles errei­chen Tat­säch­lich wer­den sei­ne stra­te­gi­schen und tak­ti­schen Ent­schei­dun­gen immer rea­li­täts­frem­der und unsi­che­rer, je län­ger der Zwei­te Welt­krieg dau­ert.

Hit­ler weiß, wel­che Demü­ti­gung es für Sta­lin wäre, wenn er die Stadt, die seit 1925 nach ihm benannt ist, erobern wür­de.

Aber Sta­lin­grad ist für bei­de Dik­ta­to­ren viel mehr als ein Sym­bol.
Sta­lin­grad ist eine wich­ti­ge Indus­trie­stadt mit 450.000 Ein­woh­nern und einer bedeu­ten­den Rüs­tungs­in­dus­trie.

Ratio­nal begrün­det wird Hit­lers Sta­lin­grad-Obses­si­on schließ­lich damit, dass man mit der Ein­nah­me Sta­lin­grads eine wich­ti­ge Nach­schub­li­nie auf der Wol­ga kap­pen kön­ne.

Denn die ame­ri­ka­ni­sche Mili­tär­hil­fe für die bedräng­ten Sowjets kommt haupt­säch­lich per Schiff über den Iran, das Kas­pi­sche Meer und die Wol­ga. Fie­le Sta­lin­grad in Hit­lers Hän­de, wäre die­se Rou­te blo­ckiert und der ame­ri­ka­ni­sche Nach­schub käme nicht mehr im Nor­den der Sowjet­uni­on an.

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durch die seit Jahr­hun­der­ten alle Angrei­fer ins Land ein­ge­fal­len sind. Sol­che stra­te­gi­sche Über­le­gun­gen und vie­le wei­te­re span­nen­de Aspek­te und his­to­ri­sche Ent­wick­lun­gen, die ver­ständ­lich wer­den, wenn man sie durch die “Geographie”-Brille betrachtet.

Stadt des Schicksals

Sta­lin gibt am 19. Juli die Wei­sung, Sta­lin­grad um jeden Preis zu hal­ten. „Panik­ma­chern und Feig­lin­gen” müs­se man ent­schlos­sen ent­ge­gen­tre­ten, auch Frau­en und Kin­der dür­fen nicht eva­ku­iert wer­den.

Die 6. Armee unter Gene­ral Pau­lus steht am 23. August 1942 vor Sta­lin­grad.
Die deut­sche „Blitzkrieg”-Maschinerie wird in Gang gesetzt: Noch am glei­chen Abend beginnt der Luft­an­griff; Görings Luft­waf­fe bombt die Stadt inner­halb einer Woche in eine Trüm­mer­wüs­te.

Dann beginnt der Vor­marsch der deut­schen Trup­pen. Und zunächst sieht es tat­säch­lich nach einem „Blitz­sieg” in Sta­lin­grad für die Wehr­macht aus. Bereits am 12. Sep­tem­ber über­ren­nen deut­sche Trup­pen die Vor­or­te, Ende Sep­tem­ber sind zwei Drit­tel der Stadt in deut­scher Hand.

Die Schlacht um Stalingrad: Vom „Blitzsieg” zur Trümmerhölle

Am 8. Novem­ber 1942, dem Jah­res­tag sei­nes geschei­ter­ten Putsch­ver­suchs 1923, erklärt Hit­ler bei einer Rede im Mün­che­ner Löwen­bräu­kel­ler vor „alten Kämp­fern”, Sta­lin­grad wäre gefal­len — bis auf ein paar ver­ein­zel­te Wider­stands­nes­ter im Nor­den der Stadt. Es sei­en dort „nur noch ein paar ganz klei­ne Plätz­chen da”, prahlt er.

Zuvor hat­te er bereits Anwei­sun­gen gege­ben, um den „in den nächs­ten Tagen zu erwar­ten­de Fall Sta­lin­grads” pro­pa­gan­dis­tisch aus­zu­schlach­ten.

In einem ver­lust­rei­chen Stra­ßen­kampf mit uner­mess­lich hohem Blut­zoll — Rui­nen sind her­vor­ra­gend geeig­net, um sich zu ver­tei­di­gen, und die Wehr­macht hat so gut wie kei­ne Erfah­rung mit Gue­ril­la­krie­gen in zer­bomb­ten Städ­ten — ist es Pau­lus’ Trup­pen gelun­gen, neun Zehn­tel der Stadt ein­zu­neh­men.

Allein der Haupt­bahn­hof wech­sel­te 15 Mal sei­nen Besit­zer.

Sta­lin­grad ist ein wochen­lan­ges fürch­ter­li­ches Gemet­zel. Die Rote Armee schickt ihre Sol­da­ten manch­mal sogar ohne Waf­fen in die Schlacht, mit dem Befehl, sie sol­len sich die Geweh­re ihrer ster­ben­den oder gefal­le­nen Kame­ra­den neh­men und damit angrei­fen.

In der Rei­he hin­ter ihnen ste­hen die Polit­kom­mis­sa­re des sowje­ti­schen NKWD. Die sind gna­den­los: Jeder Sol­dat der Roten Armee, der sich erge­ben will, wird hin­ge­rich­tet.

Doch anders als von Hit­ler erwar­tet, fal­len die „nur noch ein paar ganz klei­ne Plätz­chen da” — ein klei­ner Brü­cken­kopf im Nor­den Sta­lin­grads, der noch in den Hän­den der 62. sowje­ti­schen Armee des Gene­rals Tschui­kow ist — nicht.

Dann setzt erneut der rus­si­sche Win­ter ein, der Hit­ler auch im Jahr 1942 in die Para­de fährt.

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Stalingrad“

Ein ein­dring­li­cher Kriegs­film ((1993, Regie: Joseph Vils­mai­er), der die Zuschau­er mit­ten in das Infer­no von Sta­lin­grad führt. Anhand einer klei­nen Grup­pe deut­scher Sol­da­ten ent­fal­tet Vils­mai­er ein scho­nungs­lo­ses Bild vom All­tag an der Front – zwi­schen Kame­rad­schaft, Angst, Hun­ger und der all­mäh­li­chen Erkennt­nis, dass die­ser Krieg nicht zu gewin­nen ist.

Packend, bedrü­ckend – und ein Blick in den Abgrund einer gan­zen Generation.

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Operation Uranus: Die Einkesselung von Stalingrad

Bereits am 31. Okto­ber 1942 mel­det die Abtei­lung „Frem­de Hee­re Ost” ver­stärk­te sowje­ti­sche Trup­pen­an­samm­lun­gen in einem gro­ßen nörd­li­chen Front­ab­schnitt am Don, einer Flan­ke der in Sta­lin­grad kämp­fen­den Deut­schen, die nur von der schlecht aus­ge­rüs­te­ten 3. rumä­ni­schen Armee gesi­chert wird.

Am 9. Novem­ber wird Hit­ler dar­über infor­miert, dass nun auch im Süden von Sta­lin­grad sowje­ti­sche Streit­kräf­te zusam­men­ge­zo­gen wer­den.

Der erkennt die Gefahr einer Ein­kes­se­lung Sta­lin­grads und ent­sen­det das 48. Pan­zer­korps, um die schwa­che Flan­ke der 3. rumä­ni­schen Armee „als Kor­sett­stan­ge” zu ver­stär­ken.

Auf dem Papier ist das Pan­zer­korps eine star­ke Ein­heit.

Nur hat­te man es ver­säumt, Hit­ler mit­zu­tei­len, dass die Auf­fri­schung des Pan­zer­korps bei wei­tem nicht soweit ist, wie es auf dem Papier steht. Hit­ler, der nie eine Front besucht hat, kennt den hohen Ver­schleiß sei­ner kämp­fen­den Trup­pen nicht und glaubt an die Kampf­kraft, die er zu lesen bekommt.

Die Falle schnappt zu

Mit­te Novem­ber schlägt im Raum Sta­lin­grad das Wet­ter um; ein star­ker Käl­te­ein­bruch mit Eis- und Schnee­trei­ben behin­dert das Fort­be­we­gen und die Sicht.

Dann beginnt am 19. Novem­ber 1942 um 5.00 Uhr mor­gens ein 80-minü­ti­ges sowje­ti­sches Trom­mel­feu­er auf die Stel­lun­gen der 3. rumä­ni­schen Armee.

Die „Ope­ra­ti­on Ura­nus“ hat begon­nen, ein mili­tä­ri­sches Glanz­stück: Zwei Angriffs­spit­zen der Roten Armee, eine von Nor­den und eine aus Süd­os­ten kom­mend, nut­zen den schwa­chen Flan­ken­schutz durch schlecht aus­ge­rüs­te­te rumä­ni­sche und ita­lie­ni­sche Ver­bän­de aus und mar­schie­ren in einer Zan­gen­be­we­gung auf­ein­an­der zu, um Sta­lin­grad einzukesseln.

Mäuse!

… Jetzt ist die Stun­de des 48. Pan­zer­korps gekom­men, von dem Hit­ler glaubt, dass es eine ‘Kor­sett­stan­ge’ ist, die den rus­si­schen Durch­bruch auf­hal­ten kann.
Doch inzwi­schen hat ein Feind zuge­schla­gen, mit dem nie­mand rech­ne­te: Mäu­se! Bevor die Pan­zer an den mitt­le­ren Don ver­legt wur­den, lagen sie län­ge­re Zeit unbe­weg­lich in ihren Erd­bo­xen fest, durch Schilf gut getarnt und gegen die Käl­te mit Stroh abge­deckt. Es war nicht genug Betriebs­stoff vor­han­den, um die Pan­zer auch wäh­rend der Ruhe­zeit in Bewe­gung zu hal­ten.

Als die 104 Pan­zer der 22. Pan­zer­di­vi­si­on nun eiligst abmar­schie­ren sol­len, sprin­gen 39 über­haupt nicht an und wei­te­re fal­len wäh­rend des Mar­sches auf den eis­klat­ten Stra­ßen aus, weil die elek­tri­schen Anla­gen ver­sa­gen. Die Moto­ren blei­ben ein­fach ste­hen und die Tür­me las­sen sich nicht mehr dre­hen.
Eine Über­prü­fung ergibt, dass die Gum­mi­ka­bel ange­fres­sen sind. Feld­mäu­se, von denen es im abde­cken­den Stroh nur so wim­mel­te, hat­ten fast alle Lei­tun­gen ange­nagt. Kurz­schlüs­se ent­ste­hen und eini­ge Pan­zer gera­ten sogar in Brand. Wegen Ben­zin­man­gels ist die Pan­zer­werk­statt­kom­pa­nie 204 nicht mit­ver­legt wor­den, so dass unter­wegs kei­ne grö­ße­ren Repa­ra­tu­ren aus­ge­führt wer­den kön­nen. […]

Als die Pan­zer unter­wegs sind, kommt aus dem Füh­rer­haupt­quar­tier ‘Wolfs­schan­ze’ in Ost­preu­ßen ein Gegen­be­fehl: Angriff nach Nord­wes­ten in die umge­kehr­te Rich­tung, weil der dor­ti­ge sowje­ti­sche Durch­bruch im Raum Bli­now-Pest­scha­ny viel gefähr­li­cher erscheint. […]

Gan­ze 20 Pan­zer tref­fen auf einen über­mäch­ti­gen Feind. Und links und rechts ist nichts außer den flüch­ten­den Rumä­nen.“

Aus: Hans-Die­ter Otto, Lexi­kon fata­ler Fehl­ent­schei­dun­gen im Zwei­ten Welt­krieg*

Hitlers Realitätsverweigerung

Als sich die Nord- und Süd­ver­bän­de der Roten Armee am 22. Novem­ber 1942 tref­fen, schnappt die Fal­le zu. Die 6. Armee und gro­ße Tei­le der 4. Armee sind in Sta­lin­grad ein­ge­kes­selt, ins­ge­samt über 250.000 Sol­da­ten der Wehr­macht.

Eine Kata­stro­phe zeich­net sich ab.

Gene­ral Pau­lus erkennt die Gefahr und bit­tet am 23. Novem­ber um die Erlaub­nis, aus­zu­bre­chen, also sich mit sei­nen Trup­pen den Rück­zug aus Sta­lin­grad frei­kämp­fen zu dür­fen, um nicht ein­ge­kes­selt zu wer­den.

Hit­lers Ant­wort ist ein kate­go­ri­sches Nein.
Sei­ne Ant­wort trägt die Über­schrift „Füh­rer­ent­scheid”, also die höchs­te und strik­teste Befehls­stu­fe.

Statt­des­sen befiehlt Hit­ler Gene­ral­feld­mar­schall von Man­stein, der mili­tä­ri­sche Kopf hin­ter dem erfolg­rei­chen Frank­reich­feld­zug 1940, Sta­lin­grad von der Süd­sei­te aus anzu­grei­fen und zu befrei­en.

Man­stein teilt Hit­ler dar­auf­hin mit, dass er ledig­lich einen Kor­ri­dor zu Pau­lus‘ Armee frei­kämp­fen kön­ne, um den Ein­ge­schlos­se­nen den Rück­zug aus dem Kes­sel zu ermöglichen.

Im Kessel von Stalingrad: Hunger, Kälte, Untergang

Bis Man­stein sei­ne Trup­pen für die erhoff­te Ent­satz­of­fen­si­ve an Sta­lin­grad her­an­führt, soll die Luft­waf­fe die Ein­ge­schlos­se­nen durch eine Luft­brü­cke mit Lebens­mit­teln, Treib­stoff und Muni­ti­on ver­sor­gen.

Dass das gelin­gen wird, hat Göring Hit­ler per­sön­lich garan­tiert. Schon unter nor­ma­len Umstän­den ein ehr­gei­zi­ges Unter­fan­gen für 250.000 Sol­da­ten, aber unter den Bedin­gun­gen des rus­si­schen Win­ters ein Ding der Unmög­lich­keit.

Denn die Luft­waf­fe ist kom­plett über­for­dert, die Trans­port­staf­feln schaf­fen an guten Tagen gera­de ein­mal 20 Pro­zent des Tages­be­darfs.

Was Göring bei sei­nem groß­spu­ri­gen Ver­spre­chen nicht ein­be­zo­gen hat: Bei Käl­te und Schnee und dem min­der­wer­ti­gen Treib­stoff, der zur Ver­fü­gung steht, sprin­gen vie­le Flug­zeug­mo­to­ren nicht mal an.
Dazu kom­men schlech­te Sicht, Nebel und Schnee, die an vie­len Tagen Starts und Lan­dun­gen unmög­lich machen.

Als nach und nach die letz­ten Roll­fel­der in Sta­lin­grad ver­lo­ren gehen, ver­sucht man, die Ver­sor­gungs­gü­ter per Fall­schirm aus der Luft über der Stadt abzu­wer­fen. All­zu­oft lan­den die dann direkt vor den Füßen der Roten Armee.

Tag für Tag feh­len 400 Ton­nen Nah­rung, um im Kes­sel von Sta­lin­grad über­le­ben zu kön­nen. Dazu kommt, dass die Ver­sor­gung mit Muni­ti­on Prio­ri­tät hat. Die 6. Armee ver­hun­gert buch­stäb­lich; Anfang Janu­ar 1943 beträgt die täg­li­che Rati­on für einen Sol­da­ten der Wehr­macht in Sta­lin­grad noch 50 Gramm Brot.

Das ist eine Schei­be pro Tag – bei Tem­pe­ra­tu­ren von unter minus 30 Grad.

Der Kessel von Stalingrad 1942 Hitlers Krieg Generationengespräch

Bun­des­ar­chiv, Bild 183-P0613-308 / CC-BY-SA 3.0
ADN-ZB/­Tas­s/ II. Welt­krieg 1939–45 Die Sta­lin­gra­der Schlacht begann im Juli 1942. In erbit­ter­ten, bei­der­seits ver­lust­rei­chen Kämp­fen wehr­te die Rote Armee das wei­te­re Vor­drin­gen der faschis­ti­schen Trup­pen ab. Wäh­rend der sowje­ti­schen Gegen­of­fen­si­ve im Novem­ber 1942 wur­den über 300 000 Mann ein­ge­schlos­sen. Die Res­te die­ser Ver­bän­de, etwa 91 000 Mann, kapi­tu­lier­ten am 31.1. und 2.2.1943 Sta­lin­grad im Janu­ar 1943 — um jede Rui­ne müs­sen die sowje­ti­schen Sol­da­ten erbit­tert kämpfen.

Unternehmen Wintergewitter: Mansteins verzweifelte Entsatzoffensive

Auch Man­steins Ent­satz­of­fen­si­ve „Unter­neh­men Win­ter­ge­wit­ter“ mit 50.000 Män­nern schei­tert.
Zwar tritt am 12. Dezem­ber Man­steins Gene­ral­oberst Hoth mit 232 Pan­zern und 3000 Ton­nen Ver­pfle­gung und Muni­ti­on für die Ein­ge­schlos­se­nen den Weg nach Sta­lin­grad an, kommt gut vor­an und steht am 20. Dezem­ber nur noch 50 Kilo­me­ter vom Süd­rand des Kes­sels ent­fernt.

Aber dann fin­det ein rus­si­scher Gegen­an­griff am Don statt, der droht, die gesam­te Hee­res­grup­pe A im Kau­ka­sus abzu­schnei­den. Das hät­te ein „Über-Sta­lin­grad” bedeu­tet; es wäre nicht mehr um 250.000 ein­ge­kes­sel­te Sol­da­ten gegan­gen, son­dern um 1,5 Mil­lio­nen.

Um die­se Kata­stro­phe zu ver­hin­dern, zieht Man­stein schwe­ren Her­zens Hoths Trup­pen ab, um Ros­tow und die Hee­res­grup­pe A zu schüt­zen.

Danach blei­ben die ein­ge­kes­sel­ten deut­schen Sol­da­ten in Sta­lin­grad sich selbst überlassen.

An der Wolga ist es Scheiße

An der Wol­ga ist es Schei­ße, schreibt August Eberl sei­ner Mut­ter Anfang Janu­ar von der Ost­front. ‘Der dum­me Rus­se, war­um macht er nicht Schluss? Seit kur­zem rauch ich ein wenig und wenn es gibt, sauf ich viel Schnaps, alles, war­um? Weil ich lang­sam dumm werd.
Der Fünf­und­zwan­zig­jäh­ri­ge gehört zu den über 200 000 Sol­da­ten der 6. Armee und 4. Pan­zer­ar­mee, die Ende Novem­ber von den sowje­ti­schen Streit­kräf­ten in der Stadt Sta­lin­grad ein­ge­schlos­sen wor­den sind. Seit­her sit­zen Eberl und sei­ne Kame­ra­den in der Fal­le.“

Aus: Oli­ver Hil­mes: Schat­ten­zeit: Deutsch­land 1943: All­tag und Abgrün­de*

Verbotene Kapitulation: Hitlers Wahn bis zuletzt

Am 10. Janu­ar 1943 beginnt die Rote Armee ihre Schluss­of­fen­si­ve gegen die ent­kräf­te­ten und aus­ge­zehr­ten Res­te der 6. Armee im Kes­sel von Sta­lin­grad. Der Kes­sel wird in zwei Tei­le gespal­ten, die Lage ist aus­sichts­los.

Mehr als 100.000 Wehr­machts­sol­da­ten fal­len, ver­hun­gern oder erfrie­ren in die­ser Zeit, Typhus gras­siert.

Von den Ver­wun­de­ten kön­nen bis zum 25. Janu­ar 1943 nur 34.000 aus­ge­flo­gen wer­den, dem Tag, an dem die letz­te pro­vi­so­ri­sche deut­sche Flug­pis­te der Roten Armee in die Hän­de fällt.

Am 24. Janu­ar bit­tet Pau­lus Hit­ler um die Geneh­mi­gung, kapi­tu­lie­ren zu dür­fen; jeder wei­ter Wider­stand sei sinn­los. Hit­ler ver­bie­tet jede Kapi­tu­la­ti­on. Am glei­chen Tag berich­ten deut­sche Zei­tun­gen das ers­te Mal, dass Sta­lin­grad im Ster­ben lie­ge.

Am 30. Janu­ar 1943, man fei­ert das zehn­jäh­ri­ge Jubi­lä­um der „Macht­er­grei­fung“, funkt Pau­lus an Hit­ler: „Zum Jah­res­tag Ihrer Macht­über­nahm grüßt die 6. Armee ihren Füh­rer. Noch weht die Haken­kreuz­fah­ne über Sta­lin­grad. Unser Kampf möge den leben­den und den kom­men­den Gene­ra­tio­nen ein Bei­spiel dafür sein, auch in der hoff­nungs­lo­ses­ten Lage nie zu kapi­tu­lie­ren, dann wird Deutsch­land sie­gen.

Hit­ler ant­wor­tet noch am glei­chen Tag: „Mein Gene­ral­oberst Pau­lus! Schon heu­te blickt das gan­ze deut­sche Volk in tie­fer Ergrif­fen­heit zu die­ser Stadt. Wie immer in der Welt­ge­schich­te wird auch die­ses Opfer kein ver­geb­li­ches sein. …

Das Ende von Stalingrad: Paulus, der Feldmarschall, der nicht sterben wollte

Hit­ler ernennt Pau­lus zum Gene­ral­feld­mar­schall.

Noch nie in der Kriegs­ge­schich­te hat sich ein deut­scher Feld­mar­schall in Gefan­gen­schaft bege­ben. Mit der Ernen­nung will Hit­ler ver­hin­dern, dass Pau­lus das tut.

Aber Pau­lus denkt nicht an Selbst­mord.

Anstatt sich eine Kugel in den Kopf zu jagen, ergibt er sich und geht als bis dahin rang­höchs­ter deut­scher Offi­zier der Wehr­macht in sowje­ti­sche Kriegs­ge­fan­gen­schaft.

Als Hit­ler davon erfährt, ist er außer sich. „Der Mann hat sich tot­zu­schie­ßen”, tobt er, „so wie sich frü­her die Feld­her­ren in das Schwert stürz­ten, wenn sie sahen, dass die Sache ver­lo­ren war!

In den Tagen danach legen alle Ver­bän­de der Ach­sen­mäch­te in Sta­lin­grad die Waf­fen nie­der. Nach mehr als 5 Mona­ten ist die Schlacht um Sta­lin­grad geschla­gen. Am Mor­gen des 2. Febru­ar 1943 weht wie­der die rote Fah­ne über der völ­lig zer­stör­ten Stadt.

Aus dem Füh­rer­haupt­quar­tier am 3. Febru­ar 1943: Das Ober­kom­man­do der Wehr­macht gibt bekannt: Der Kampf um Sta­lin­grad ist zu Ende. Ihrem Fah­nen­eid getreu ist die 6. Armee unter vor­bild­li­cher Füh­rung des Gene­ral­feld­mar­schalls Pau­lus der Über­macht des Fein­des und der Ungunst der Ver­hält­nis­se erle­gen.“

Rund­funk­mel­dung, 3. Febru­ar 1943

Von den 91.000 Sol­da­ten, die in Sta­lin­grad zu sowje­ti­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen wer­den, kom­men nur 6.000 vie­le Jah­re spä­ter zurück. Alle ande­ren sind erfro­ren, ver­hun­gert oder wur­den getötet.

Stalingrad: Sie starben damit Deutschland lebe

Ori­gi­nal­aus­zug aus dem “Völ­ki­schen Beob­ach­ter” vom 29. Dezem­ber 1943: “Das Rin­gen um Sta­lin­grad been­det” ist für den 3. Febru­ar 1943 vermerkt

Unter der Haken­kreuz­fah­ne, die auf der höchs­ten Rui­ne von Sta­lin­grad weit­hin sicht­bar gehißt wur­de, voll­zog sich der letz­te Kampf
Gene­ra­le, Offi­zie­re Unter­of­fi­zie­re und Mann­schaf­ten foch­ten Schul­ter an Schul­ter bis zur letz­ten Patro­ne. Sie star­ben, damit Deutsch­land lebe.”

(Ori­gi­nal­aus­zug aus: Völ­ki­scher Beob­ach­ter, 29 Dezem­ber 1943: “Das Jahr 1943 im Spie­gel der Chronik”)

Die Divi­sio­nen der 6. Armee aber sind bereits im neu­en Ent­ste­hen begrif­fen”, heißt es in der Pro­pa­gan­da­spra­che des Jah­res 1943. Es ist wie so oft eine Lüge: Nach Sta­lin­grad gibt es kei­ne 6. Armee mehr.

Kriegswende 1942: Zu Tode gesiegt

Es steht nicht gut um Hit­lers Krieg.

Zwar kann die Wehr­macht bis zum Win­ter­ein­bruch 1942 ein rie­si­ges Gebiet zwi­schen Schwar­zem und Kas­pi­schem Meer unter ihre Kon­trol­le brin­gen, die Ölfel­der von Maikop erobern und auf dem Gip­fel des Elbrus die Reichs­kriegs­flag­ge his­sen. Aber es gelingt nicht, die Rote Armee ent­schei­dend zu schla­gen.

Hit­lers Kriegs­stra­te­gie führt zu einer rie­si­gen Aus­deh­nung des besetz­ten Gebie­tes, die Front­li­ni­en sind über­dehnt, was die Ver­sor­gung der Trup­pe schwie­rig macht und die Kapa­zi­tä­ten an Men­schen und Mate­ri­al erschöpft.

Man hat sich mit „Fall Blau“ über­nom­men und im Rausch des ras­sis­tisch unter­mau­er­ten Grö­ßen­wahns zu Tode gesiegt.

Nach Sta­lin­grad nutzt die Rote Armee die Gunst der Stun­de und drängt die Wehr­macht in wei­te­ren Offen­si­ven zurück. Schließ­lich gerät der gesam­te Süd­flü­gel der deut­schen Trup­pe in Gefahr, was am Ende zum Rück­zug aus dem Kau­ka­sus führt.

Mehr lesen:

Göring fei­ert sei­nen 50. Geburts­tag und Goeb­bels hält eine gro­ße Rede im Sport­pa­last. Die Geschwis­ter Scholl wer­den ver­haf­tet und ermor­det und Hit­ler — mitt­ler­wei­le gesund­heit­lich schwer ange­schla­gen — ent­geht erneut einem Atten­tat. Mit dem „Unter­neh­men Zita­del­le” ver­sucht er erneut, eine Kriegs­wen­de zu sei­nen Guns­ten zu erzwin­gen und Ita­li­en schließt Frie­den mit den Alli­ier­ten. Für vier Tage.
Hit­lers Krieg: Der tota­le Krieg 1943

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de 2023, über­ar­bei­tet 2025

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Ber­lin im April 1964, weni­ge Tage vor dem 75. Geburts­tag Adolf Hit­lers.
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Rund eine Mil­lio­nen rus­si­scher Mäd­chen und Frau­en zogen in den Krieg gegen die Deut­schen — als Küchen­hil­fen, Sani­täts­hel­fe­rin­nen, die Ver­letz­te noch wäh­rend der Gefech­te aus den Front­li­ni­en schlepp­ten — und als Sol­da­tin­nen. Die Nobel­preis­trä­ge­rin Swet­la­na Ale­xi­je­witsch hat die jun­gen Frau­en von damals inter­viewt und ihre Geschich­ten auf­ge­schrie­ben.

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Kein leich­tes Buch, aber ein sehr wich­ti­ges. Der Mili­tär­his­to­ri­ker Sön­ke Neit­zel über das Wis­sen und die Men­ta­li­tät deut­scher Front­sol­da­ten auf der Basis von heim­li­chen Abhör­pro­to­kol­len, die in der alli­ier­ten Kriegs­ge­fan­gen­schaft gemacht wor­den sind. Sehr lesens­wert!

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Sön­ke Neit­zel, Harald Wel­zer, Sol­da­ten: Pro­to­kol­le vom Kämp­fen, Töten und Ster­ben*, FISCHER Taschen­buch, 2012

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Die Höl­le von Sta­lin­grad: Gross­man, der als sowje­ti­scher Kriegs­be­richt­erstat­ter selbst an der Front war, ver­webt in sei­nem monu­men­ta­len Roman his­to­ri­sche Genau­ig­keit mit Psy­cho­lo­gie und einer tie­fen Mensch­lich­keit. Statt nur mili­tä­ri­sche Stra­te­gien und Schlach­ten zu schil­dern, rückt er die Schick­sa­le ein­fa­cher Men­schen in den Mit­tel­punkt: Sol­da­ten, Müt­ter, Kin­der – all jene, die inmit­ten von Grau­en und Zer­stö­rung nach Hoff­nung suchen. Ein Buch, das nicht nur Geschich­te erzählt, son­dern spür­bar macht.

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Was­si­li Gross­man, Sta­lin­grad: Roman*, Ull­stein Taschen­buch, 2023

Wei­ter­füh­ren­de Beiträge:

Kriegs­wirt­schaft: Raub, Aus­plün­de­rung und das Ver­hun­gern­las­sen von 30 Mil­lio­nen nutz­lo­sen Essern in den erober­ten Ost­ge­bie­ten gehör­ten von Anfang an zu Hit­lers Stra­te­gie, um sei­nen Krieg zu finan­zie­ren und die deut­schen Trup­pen zu ver­sor­gen.
Krieg, Hun­ger und Ver­nich­tung: Adolf Hit­ler, die deut­sche Wirt­schaft und der 2. Weltkrieg

Unter­neh­men Bar­ba­ros­sa: Ab März 1941 berich­ten immer mehr sowje­ti­sche Spio­ne von einem nicht enden wol­len­den Strom deut­scher Trup­pen, die Rich­tung Osten mar­schie­ren. Doch Sta­lin wie­gelt ab: In Ber­lin gäbe es „Fal­ken“ und „Tau­ben“, wobei Hit­ler zu den „Tau­ben“ zäh­le …
Hit­lers Krieg: 1941

Sta­lin: Lenins „Mann fürs Gro­be“ ist ihm am Ende doch zu grob. In sei­nem poli­ti­schen Tes­ta­ment emp­fiehlt der Begrün­der und ers­te Regie­rungs­chef Sowjet­russ­lands (ab 1922 in Sowjet­uni­on umbe­nannt) drin­gend, Sta­lin als all­mäch­ti­gen Gene­ral­se­kre­tär der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei Russ­lands abzu­lö­sen und einen ande­ren an sei­ne Stel­le zu set­zen. Aber es ist zu spät.
Wer war eigent­lich Sta­lin? Teil 2

Das “Phä­no­men Hit­ler”: Schlä­ge und Schwei­gen, Ver­drän­gen und Neu-Insze­nie­ren sind die Mus­ter, mit denen die ‚Erzie­hung mit har­ter Hand‘ von einer Gene­ra­ti­on an die nächs­te wei­ter­ge­ge­ben wird. Über Ali­ce Mil­ler, Hit­lers Mit­läu­fer und Mör­der und über schwar­ze Päd­ago­gik, die aus Opfern Täter macht.
Die Erlaub­nis zu hassen

Der “Füh­rer” Adolf Hit­ler war ein lau­si­ger Mili­tär­stra­te­ge, dem Wet­ter, Weg­stre­cken und Boden­be­schaf­fen­heit völ­lig egal waren. Im 2. Welt­krieg trifft er meh­re­re schwer­wie­gen­de Fehl­ent­schei­dun­gen und ver­zockt dadurch sein anfäng­li­ches Kriegs­glück.
Hit­lers Krieg: Größ­ter Feld­herr aller Zeiten?

Link­emp­feh­lung:

Sta­lin und der sadis­ti­sche Macho-Kult des Tötens. Über das Buch „Ver­brann­te Erde“ von Jörg Bab­e­row­ski
https://​www​.welt​.de/​k​u​l​t​u​r​/​h​i​s​t​o​r​y​/​a​r​t​i​c​l​e​1​3​8​8​5​0​6​8​/​S​t​a​l​i​n​-​u​n​d​-​d​e​r​-​s​a​d​i​s​t​i​s​c​h​e​-​M​a​c​h​o​-​K​u​l​t​-​d​e​s​-​T​o​e​t​e​n​s​.​h​tml

Bild­nach­wei­se:

Sowje­ti­sche Sol­da­ten in Sta­lin­grad (Janu­ar 1943), Bun­des­ar­chiv, Bild 183-P0613-308 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die his­to­ri­sche Ori­gi­nal­be­schrei­bung, die das Bun­des­ar­chiv aus doku­men­ta­ri­schen Grün­den über­nom­men hat. Die­se kann aller­dings feh­ler­haft, ten­den­zi­ös, über­holt oder poli­tisch extrem sein. Russ­land, Kes­sel­schlacht Sta­lin­grad ADN-ZB/­Tas­s/ II. Welt­krieg 1939–45 Die Sta­lin­gra­der Schlacht begann im Juli 1942. In erbit­ter­ten, bei­der­seits ver­lust­rei­chen Kämp­fen wehr­te die Rote Armee das wei­te­re Vor­drin­gen der faschis­ti­schen Trup­pen ab. Wäh­rend der sowje­ti­schen Gegen­of­fen­si­ve im Novem­ber 1942 wur­den über 300 000 Mann ein­ge­schlos­sen. Die Res­te die­ser Ver­bän­de, etwa 91 000 Mann, kapi­tu­lier­ten am 31.1. und 2.2.1943 Sta­lin­grad im Janu­ar 1943 — um jede Rui­ne müs­sen die sowje­ti­schen Sol­da­ten erbit­tert kämp­fen.
Zwei­ter Welt­krieg Euro­pa 1941–1942, Kar­te de, Quel­le: Eige­ne Kar­te, basie­rend auf den Kar­ten der Uni­ver­si­ty of Texas Libra­ri­es, Autor: San Jose, 17. April 2005
Ori­gi­nal­aus­zug aus dem “Völ­ki­schen Beob­ach­ter” vom 29. Dezem­ber 1943 — Das Jahr 1943 im Spie­gel der Chro­nik -. “Das Rin­gen um Sta­lin­grad been­det” ist für den 3. Febru­ar 1943 ver­merkt — Agen­tur für Bild­bio­gra­phien
Rom­mel mit sei­nem Fah­rer Hell­mut von Leip­zig bei Tobruk, Juni 1942 Es folgt die his­to­ri­sche Ori­gi­nal­be­schrei­bung, die das Bun­des­ar­chiv aus doku­men­ta­ri­schen Grün­den über­nom­men hat. Die­se kann aller­dings feh­ler­haft, ten­den­zi­ös, über­holt oder poli­tisch extrem sein. 16.6.1942 Gene­ral­oberst Rom­mel mit sei­nem Stab, ca. 46 km westl. von Tobruk
Bun­des­ar­chiv, Bild 101I-5671503C-14 / Toni Schnei­ders / CC-BY-SA 3.0

Generationengespräch

Geschich­te und Psy­cho­lo­gie
Ver­gan­ge­nes ver­ste­hen, um mit der Zukunft bes­ser klar zu kommen.


Geschichte und Psychologie Vergangenheit verstehen um mit der Zukunft besser klar zu kommen
Dr. Susanne Gebert

Gene­ra­tio­nen­ge­spräch
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