Flucht und Vertreibung: Von ‚Willkommens-Kultur‘ kann keine Rede sein, als in den Jahren zwischen 1944 und 1950 rund 12 Millionen Deutsche und Deutschstämmige aus dem Osten vor der heranrückenden Roten Armee in den Westen fliehen.
In den Augen vieler Einheimischer sind sie die „Polacken“, die ihnen das Wenige, das sie nach dem verlorenen Krieg noch haben, wegnehmen wollen. Ein Rückblick.
Überrollt
Lange Zeit war den Bewohnern Ostpreußens unter Androhung schwerer Strafen die Flucht aus ihrer Heimat verboten.
An den “Endsieg” glaubt nach Stalingrad außer Hitler zwar fast keiner mehr, aber der Führer hat einen perfiden Plan: Er will Stalins vorrückender Roten Armee in Ostpreußen einen „Schutzwall“ aus Menschen entgegenstellen.
Dafür braucht er die Bevölkerung in Ostpreußen. Deshalb müssen sie bleiben.
Großes Vertrauen in diesen ostpreußischen Wall, der das Reich vor dem Einfall der “rasenden Bolschewisten” beschützen soll, hat offensichtlich keiner. Zumindest viele Parteibonzen nicht, denn die setzen sich schnellstmöglich ab.
Und da fast alle Männer im Krieg kämpfen, sind es Frauen, Kinder und Alte, die Hitlers Vorstellung vom Schutzwall Ostpreußen erfüllen sollen.
Als schließlich die Rote Armee in einer Großoffensive ab dem 12. Januar 1945 in kürzester Zeit die deutsche Front entlang der Memel und der Weichsel durchbricht, gibt es trotz aller Verbote auch für sie kein Halten mehr.
Frauen und Kinder fliehen mit Großeltern, alten Tanten und Onkeln und ihren wichtigsten Habseligkeiten vor den Russen in großen und kleinen Trecks mit überladenen Pferdekarren, Babys, Kleinkindern und Gepäck im Bollerwagen oder zu Fuß mit einem Koffer in der Hand Richtung Westen.
Die Bedingungen für ihre Flucht sind katastrophal.
Es ist tiefster Winter, klirrend kalt — und die Rote Armee erreicht noch vor den meisten Flüchtlings-Trecks das Frische Haff bei Elbing und versperrt ihnen damit den Fluchtweg über Land.
Die Flucht hat viel zu spät begonnen, deswegen werden die meisten von der Ostfront einfach „überrollt“.
Das Unternehmen Hannibal
Nachdem der Landweg abgeschnitten ist, werden für die Flüchtlinge immerhin Hilfsmaßnahmen — so gut es geht — eingeleitet.
Großadmiral Karl Dönitz ordnet im Januar 1945 das Unternehmen „Hannibal“ an, die größte Evakuierungsmaßnahme der Weltgeschichte.
Mit 700 Schiffen der Kriegsmarine werden über zwei Millionen Flüchtlinge über die Ostsee nach Mecklenburg und Schleswig-Holstein gebracht.
Dabei kommt es zu furchtbaren Katastrophen.
Am 30. Januar 1945 wird der zum Flüchtlingsschiff umfunktionierte ehemalige Truppentransporter „Wilhelm Gustloff“ von 3 sowjetischen Torpedos getroffen und versinkt innerhalb kurzer Zeit.
Bis heute ist die genaue Zahl der Opfer nicht bekannt, es wird geschätzt, dass 5000 bis 9000 Menschen in der eiskalten Ostsee ertrinken.
Beim Untergang der Titanic im Jahr 1912 starben etwa 1600 Menschen.
Der Untergang der “Wilhelm Gustloff” ist die schlimmste Schiffskatastrophe in der Geschichte der Menschheit.
Die neue Reichshauptstadt Flensburg
Die meisten Flüchtlinge stranden im Norden Deutschlands.
Hier gibt es mehr intakten Wohnraum als anderswo im kriegszerstörten ‘Reich’, außerdem landen viele Geflüchtete nach ihrer lebensgefährlichen Flucht übers Meer sowieso in einem der norddeutschen Ostsee-Häfen, von denen viele noch einigermaßen beschiffbar sind.
Unterm Strich nimmt die Provinz Schleswig-Holstein die meisten Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aus dem Osten auf.
Für wenige Tage wird sogar Flensburg hoch im Norden die neue Reichshauptstadt, denn Berlin ist von der Roten Armee eingekesselt.
Tief enttäuscht von Himmler, Göring und den anderen NS-Granden seiner Entourage hatte Hitler am 30. April 1945 in seinem politischen Testament den Oberbefehlshaber der deutschen Kriegsmarine, Großadmiral Karl Dönitz, zu seinem Nachfolger als Reichspräsidenten und Oberbefehlshaber der Wehrmacht erklärt.
Der Admiral — Hardliner bis zur letzten Sekunde und treuer Gefolgsmann Hitlers — tritt das Erbe weisungsgemäß an.
Er bildet in Flensburg-Mürwik seine geschäftsführende Reichsregierung und lässt weiterkämpfen.
An den “Endsieg” oder ein vergleichbares Wunder glauben nach Hitlers Selbstmord selbst die Hartgesottensten wie Dönitz nicht mehr glauben.
Aber man hofft auf einen anderen Plan: So lange weiterkämpfen wie möglich und mit Amerikanern, Briten und Franzosen über einen Separatfrieden verhandeln.
Denn irgendwann, das ist auch den Nationalsozialisten klar, wird die Allianz aus Westmächten und Stalins Sowjetunion auseinanderfallen — müssen.
Eine trügerische Hoffnung, die sich nicht erfüllt:
Am 8. Mai 1945 muss Dönitz über einen Flensburger Radiosender die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht im Westen verkünden.
- Nach dem Ersten Weltkrieg war die Republik von Philipp Scheidemann und Karl Liebknecht gleich zwei Mal ausgerufen worden; der Zweite Weltkrieg endet damit, dass das “Dritte Reich” doppelt kapituliert:
“… Selbst für die offizielle Kapitulation Deutschlands gibt es drei Daten. Generaloberst Alfred Jodl unterzeichnete die bedingungslose Kapitulation am 7. Mai in Reims im Hauptquartier von US-General Dwight D. Eisenhower. Obwohl das Dokument ausdrücklich die Westalliierten wie die Rote Armee als Sieger anerkannte, bestand Stalin auf einer Wiederholung der Zeremonie in seiner Anwesenheit. Am 9. Mai kapitulierte Deutschland deshalb noch einmal; nun unterzeichnete Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel die Urkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Uhlenhorst. Für die Geschichtsbücher einigten sich die Siegermächte auf den Tag dazwischen, auf den 8. Mai, an dem in dieser Hinsicht eigentlich gar nichts geschehen war.”
Aus: Wolfszeit: Deutschland und die Deutschen 1945 — 1955*, Harald Jähner
Von mi gift dat nix!
Zwölf Jahre lang hatte man die „deutsche Volksgemeinschaft“ propagiert und gefeiert, jetzt ist sie keinen Pfifferling mehr wert.
Die 12 Millionen, die sich kurz vor oder nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland auf die gefährliche Flucht in Richtung Westen machen oder von den neuen Machthabern im Osten vertrieben werden, müssen schnell feststellen, dass sie nicht willkommen sind.
Für die meisten Einheimischen sind die Flüchtlinge aus dem Osten die „Habenichtse“, die uneingeladen gekommen sind, um von dem Wenigen, das noch übrig ist, zu nehmen.
Sie sind die verlausten “Polacken” und „Asozialen“, die in Notunterkünften und Baracken hausen.
Das wird noch eine ganze Weile so bleiben.
Bis weit in die 1950er und 1960er Jahre sind Flüchtlinge die “Anderen” — die “outgroup” -, die von den Einheimischen verachtet werden:
“… Hildegard von Kamcke hatte keinerlei Talent für die Opferrolle. Den verlausten Kopf erhoben, dreihundert Jahre ostpreußischen Familienstammbaum im Rücken, war sie in die eiskalte Gesindekammer neben der Diele gezogen, die Ida Eckhoff ihnen als Unterkunft zugewiesen hatte.
Sie hatte das Kind auf die Strohmatratze gesetzt, ihren Rucksack abgestellt und Ida mit ruhiger Stimme und der korrekten Artikulation einer Sängerin den Krieg erklärt: ‘Meine Tochter bräuchte dann bitte etwas zu essen.‘
Und Ida Eckhoff, Altländer Bäuerin in sechster Generation, Witwe und Mutter eines verwundeten Frontsoldaten, hatte sofort zurückgefeuert: ‘Von mi gift dat nix!”
Aus: Altes Land* von Dörte Hansen
Man verteilt alle Neuankömmlinge so schnell wie möglich vor allem auf ländliche Gebiete, wo man durch Schrebergärten, Erntearbeit und “Nachstoppeln” auf eine bessere Ernährungssituation hofft.
Oft bleibt aber nur der Schwarzmarkt, um sich irgendwie durchzuschlagen.
Da viele Notunterkünfte ungeheizt sind, werden primitiv zusammengezimmerte Brennhexen aufgestellt, die mit Torf beheizt werden, meistens das einzige erschwingliche Heizmaterial — wenn es überhaupt etwas zum Heizen gibt.
Warme Kleidung ist knapp, man sammelt Schafswolle, die an den Zäunen hängengeblieben ist, um sie zu spinnen. Neue Hosen und Kleider werden aus alten Uniformen, Decken und Bettzeug geschneidert.
Durch die Umverteilung steigt die Einwohnerzahl der norddeutschen Gemeinden und Kleinstädte rapide an: In den Kreisen Eckernförde und Stormarn verdoppelt sie sich, in Großhansdorf zählt man kurz nach Kriegsende 1.500 Einheimischen und 3.500 Flüchtlinge, in Rendsburg beträgt der Bevölkerungszuwachs 65 Prozent.
Bei der ersten gesamtdeutschen Volkszählung im Oktober 1946 leben in Schleswig-Holstein 2,6 Millionen Menschen, das sind rund eine Million Einwohner mehr als vor Kriegsbeginn 1939.
In Zahlen “kommen” nach Kriegsende in Schleswig-Holstein drei Flüchtlinge auf vier Einheimische, in Niedersachsen ist das Verhältnis 1:2, in Bayern 1:3.
Wir waren die “Russen”
In der sozialen Hackordnung stehen die Flüchtlinge ganz unten.
Man mag ihren Dialekt, ihr Brauchtum und ihre Kultur nicht, ihre fremden Sitten und Gebräuche, und gelegentlich stört man sich auch an ihrer Religion: Protestantische und „Pillkaller“ trinkende Ostpreußen sind für katholische Dorfgemeinschaften in Oberbayern schlichtweg eine Zumutung.
Als die erste Not vorüber ist und in Dörfern und Gemeinden wieder Tanzveranstaltungen und Feste stattfinden, achten die Mütter mit Argusaugen darauf, dass ihre Söhne nicht mit einem Flüchtlingsmädchen anbandeln oder ihre Töchter einem Flüchtling schöne Augen machen.
Hinter vorgehaltener Hand werden sie “Russen” oder “Polacken” genannt, denn sie sind ja aus dem Osten und allesamt Habenichtse.
Ilse, eine junge Mutter, die mit ihren Kindern und dem verwundetem Ehemann aus dem sudetendeutschen Aussig ins fränkische Sterpersdorf zum Bruder ihres Mannes – einem Pastor – geflohen war, schreibt später in ihren Erinnerungen:
„… Jenes Jahr ’45 wurde das schwerste unseres Lebens. Es waren nicht die vielen Unzulänglichkeiten im Verhältnis zu unseren Verwandten, unter denen wir litten, es war der völlige Mangel an Verständnis für unsere Lage, der mein Herz fast stündlich wie mit kleinen Nadelstichen durchlöcherte.
Es ist müßig im Einzelnen darüber zu berichten, es war sicher vieles nicht böser Wille, sondern einfach menschliches Versagen, Dummheit und Selbstgerechtigkeit. Möglicherweise war auch unsere Haltung manchmal ungeschickt. Auf alle Fälle wurde das Zusammenleben und Haushalten von Tag zu Tag schwieriger.”
Der Faktor “Mensch”
Es ist eine günstige Mischung aus vielen Faktoren, die Deutschland so kurz nach dem verlorenen Krieg einen Wirtschaftsaufschwung beschert, mit dem niemand gerechnet hatte.
Neben dem Export sind es vor allem der Wohnungsbau und die traditionell starke Automobilindustrie, die zu Konjunkturlokomotiven der boomenden Wirtschaft werden, der Nachholbedarf ist riesig.
Innerhalb weniger Jahre schaffen es die Westdeutschen von der „Stunde Null“ zur Vollbeschäftigung.
Die Währungsreform, die Idee der sozialen Marktwirtschaft und Ludwig Erhard sind wichtig, doch die wichtigste Rolle beim Wirtschaftswunder dürfte der „Faktor Mensch“ gespielt haben:
Gut ausgebildete Arbeitskräfte, die bereit sind, für niedrigen Löhne zu arbeiten, um sich — koste es, was es wolle — eine neue Existenz aufzubauen.
Besonders fleißig sind die, die alles verloren haben — die Flüchtlinge aus dem Osten.
Der “Braingain”, der Gewinn an neuen Talenten durch die vielen Flüchtlinge, war fürs Wirtschaftswunder ein wesentlicher Faktor, sagen Wirtschaftshistoriker heute.
“… Der selbstgefällige Eindruck, den die Bundesrepublik von sich machte, als sie in den sechziger Jahren stolz von einem ‘Eingliederungswunder’ sprach, ist durch die Forschung der letzten Jahre korrigiert worden. Viele Deutsche verhielten sich ihren geflohenen Landsleuten gegenüber nicht weniger hartherzig als gegenüber den ausländischen DPs. Daraus könnte man den womöglich tröstlichen Schluss ziehen, ihr Egoismus sei zumindest nicht rassistisch motiviert gewesen. Doch die Vertriebenen wurden gerne und häufig als ‘Zigeunerpack’ beschimpft, mochten sie noch so blond und blauäugig sein.”
Aus: Wolfszeit: Deutschland und die Deutschen 1945 — 1955*, Harald Jähner
Das hört nicht auf. Nie hört das auf …
Es ist bereits 2002, als Im Krebsgang* erscheint, und obwohl Flucht und Vertreibung schon viele Jahrzehnte zurückliegen, ist es ein ungeheurer Tabubruch: Grass widmet sich erstmals dem Leid der Deutschen am Ende des 2. Weltkrieges, das sie durch Flucht und Vertreibung mit etwa 2 Millionen Toten erfahren haben.
“… Ohnehin stand für sie fest, dass sowas [wie das Auftreten jugendlicher Neonazis] nur passieren konnte, weil man jahrzehntelang ‘ieber die Justloff nich reden jedurft hat. Bai ons im Osten sowieso nich. Ond bai dir im Westen ham se, wenn ieberhaupt von frieher, denn immerzu nur von andre schlimme Sachen, von Auschwitz und sowas jeredet”,
lässt Günter Grass die Mutter seines Protagonisten, Tulla Pokriefke, in seiner Novelle Im Krebsgang* sagen.
Mit nobelpreisverdächtigem Fingerspitzengefühl weist er auf die fatalen Folgen hin, die Deutschen einseitig als “Immer-Schuldige” darzustellen und nie ihr Leid als Opfer des Krieges sehen zu dürfen.
Eine politische Korrektheit mit Folgen. Heute aktueller denn je:
Das hört nicht auf. Nie hört das auf.
“Im Krebsgang*” erzählt erzählt Günter Grass die Geschichte von Ursula “Tulla” Pokriefke, die 1945 aus Danzig flieht und sich hochschwanger an Bord der ‘Wilhelm Gustloff’ rettet, einem ehemaligigen KdF-Dampfer, der zwischenzeitlich auch als Truppentransporter und als Lazarettschiff diente.
Die Wilhelm Gustloff, benannt nach einem NS-Funktionär, der 1936 von einem Juden erschossen wurde, wird in der Nacht vom 30. Januar 1945 bei ihrer Fahrt in Richtung Westen von 3 sowjetischen Torpedos getroffen und sinkt.
Das Schiff ist überladen mit deutschen Flüchtlingen. Zwischen 5000 und 9000 von ihnen ertrinken in der eiskalten Ostsee. Es ist ist die schlimmste Schiffskatastrophe in der Geschichte der Menschheit.
Tulla wird gerettet.
Ihr Sohn Paul, den sie noch in dieser Nacht zur Welt bringt, interessiert sich nicht für Tullas alte Geschichten. Aber sein Sohn Konrad, Tullas Enkel, umso mehr.
Konrad identifiziert sich zunehmend mit “Wilhelm Gustloff”, radikalsiert sich im Internet und erschießt schließlich bei einem Treffen einen Jungen, den er aus dem Netz kennt. Der nennt sich David, gibt sich als Jude aus und “schändet” in Konrads Augen ein ehemaliges Denkmal für Gustloff, indem er darauf spuckt.
Während Konrad im Gefängnis sitzt und ihm der Prozess gemacht wird, versucht sein Vater Paul herauszufinden, was mit seinem Sohn passiert ist.
Copyright: Agentur für Bildbiographien, www.bildbiographien.de, 2015 (überarbeitet 2024)
Lesen Sie im nächsten Beitrag: Nach dem Kriegsende 1945 ist Deutschland zwar ein armes und hungriges Land, ein unterentwickeltes war es nie. Es sind aber nicht nur Fleiß und Ludwig Erhard, die das deutsche “Wirtschaftswunder” ermöglichen, sondern vor allem der kalte Krieg, die Tatsache, dass Deutschlands Kriegsgegner dieses Mal dazugelernt haben, — und nicht zuletzt 12 Millionen Flüchtlinge.
1948: Das Märchen vom Wirtschaftswunder
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Über die Not der Flüchtlinge, Heimkehrer und “DPs” (Displaced Person = ehemalige KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen), die “Stunde Null”, die es so eigentlich nie gab, Trümmerfrauen und die Überreste der “Volksgemeinschaft”, die noch für Jahrzehnte in den Köpfen vieler Deutschen herumgeisterten: Harald Jähner beschreibt spannend und sehr lesenswert die mythenumwobene Nachkriegszeit, den Alltag und das Lebensgefühl eines Jahrzehnts, das uns noch viel näher ist, als wir glauben. Sehr empfehlenswert!
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Erst im Jahr 2002 brach Günter Grass mit “Im Krebsgang” ein Tabu und beschrieb das Leid der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges — und die Folgen des langen Schweigens darüber.
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Schwarze Pädagogik: Es war während des Dritten Reiches ein Bestseller und galt als d e r Leitfaden zur Kindererziehung. Über die NS-Pädagogik und Johanna Haarers Machwerk.
Zwischen Drill und Misshandlung: Johanna Haarers “Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind”
Linkempfehlungen:
Die Deutsche Geschichte nach 1945 in alten Kinowochenschauen:
filmothek.bundesarchiv.de
Flucht und Vertreibung aus der Sicht von Zeitzeugen:
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/zweiter-weltkrieg/kriegsverlauf/massenflucht
Bildnachweise:
„Ostpreußen, Flüchtlingtreck“ von Bundesarchiv, Bild 146‑1976-072–09 / CC-BY-SA 3.0. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de
Das Lazarettschiff Wilhelm Gustloff im Osloer Hafen By Bundesarchiv, Bild 121‑0665 / CC-BY-SA 3.0
Privatarchiv
ihr lieben menschen die ihr das alles lest,schaut zurück auf diese zeit,war das nicht auch traurig+grausam???? und was haben wir daraus gelernt ??????
macht eure herzen auf,seid nicht so gemein zu euren mitmenschen,schenkt ein bisschen liebe +friede eurem nächsten das ist doch nicht viel oder???
“denn die freude die wir geben kehrt ins eigene herz zurück”
ich weiss von was ich rede,mir als waisenkind,hat auch die liebe +zuneigung gefehlt,zum glück gibt es sie noch die “netten menschen”
Meinerseits möchte ich bemerken das wir, ich 1946 ich als 1/2 jähriges Baby, mit meinen beiden Schwestern 6 und 4 und Jahre mit unseren Eltern aus unserer angestammten Heimat, dem Sudetenland, (mein Geburtsort Annaberg) “damals“Wohnort Wüstseibersdorf “/ Merich ‑Schönberg,emal. CSSR im Herbst des gleichen Jahres, vertrieben wurden.
Nach Befehl,der Cechischen Soldaten zwagsläüfig folgend, in Fiehwagongs verladen und Richtung Westen gekarrt wurden.Wir hatten etwa zwei Std Zeit,nur mit dem mann was man am Leibe trug, an der Bahn uns zum Abtransport einzufinden.
Ich mittlerwile bin 73 Jahre,knapperer immernoch an meinen Erfahrungen und den psüchischen Auswirkungen aus der damaligen Ausgrenzugs und Büßerzei, “als Aussätzige” aus dem Ostlen, der Jahre (1946 bis weit in die 1970 ger) aus unser Zwangseinweisung bei den Einheimischen, in Hessen.
Unser zugewiesenes Quartier,ein Schweinestall!
Der “Viehtransport” “, wurde auf dem Weg in den Westen, “so aufgelöst:, In dem man immer 10 Personen abzählte,die zu Aussteigen gezwungen wuren,egal ob Kinder, oder Eltern ‚Verwante voneinander getrennt wurden.
Warum lastet man nun immer den Nachkriegsgeneration, noch Jahrhunderte diese .Wetkriegssverbrechen an? Wir befinden uns doch schon fast in einer vierten
Generation! Diese Mensch haben nich mal einen Hauch von dem damalichen Kriegsgeschehen,im Drude ich selbst,nur aus Dokumentarerzählungen meiner Eltern und Verwanten!