Mythos Mutter: Die Hand an der Wiege bewegt die Welt

Mythos Mutterliebe www.generationengespräch.de

In der Wie­ge unse­rer Zivi­li­sa­ti­on, im alten Grie­chen­land, aber auch bei den alten Römern und im Mit­tel­al­ter hielt man von müt­ter­li­chen Gefüh­len nicht viel.
“Erfun­den” wur­de unser heu­ti­ger Mythos von Mut­ter­lie­be tat­säch­lich erst im 18. Jahr­hun­dert. Dann aber mit vol­ler Wucht, denn ab da waren sie für das Glück — oder Unglück — ihrer Kin­der allein verantwortlich.

Babycastings und Kopfgeburten

In der Wie­ge unse­rer Zivi­li­sa­ti­on, im alten Grie­chen­land, gab es kei­ne Dop­pel­be­las­tung für Müt­ter — und von einer weib­li­chen Sinn­kri­se konn­te erst recht kei­ne Rede sein: Auf müt­ter­li­che Gefüh­le wur­de schlicht und ergrei­fend verzichtet.

Neu­ge­bo­re­ne  muss­ten kurz nach der Geburt dem Patri­ar­chen, also dem Vater, zur Begut­ach­tung prä­sen­tiert wer­den, der dann nach Augen­maß über Leben oder Tod ent­schied. Galt beim alt­grie­chi­schen Baby-Cas­ting ein Kind als „nicht lebens­wert“ – meist waren das Mäd­chen – wur­de es weg­ge­ge­ben, aus­ge­setzt oder getötet. 

Die Sit­ten waren rau und nicht nur in der Mytho­lo­gie wim­mel­te es von klei­nen Grie­chen und Grie­chin­nen, die sich selbst über­las­sen her­um­irr­ten oder ein­fach an Ver­wahr­lo­sung starben.

Die, die blei­ben durf­ten – vor allem die Söh­ne – muss­ten dem Vater über­ge­ben wer­den, der sich, unter­stützt von männ­li­chen Skla­ven, lie­ber selbst um die adäqua­te Erzie­hung sei­nes Nach­wuch­ses kümmerte. 

Die Müt­ter hielt man so gut es ging fern.

Und über­haupt: Frauen!? 

Für die meis­ten alt­grie­chi­schen Män­ner waren Frau­en ein not­wen­di­ges Übel, das meis­ten nerv­te oder lang­weil­te. Ein paar gol­de­ne Aus­nah­men gab es immer­hin: Hetä­ren (so etwas wie die Urahn­in­nen der spä­te­ren Mätres­sen), Flö­ten­spie­le­rin­nen oder hoch­be­gab­te Töchter. 

Zeus‘ Lieb­lings­toch­ter Athe­ne bei­spiels­wei­se war gemäß der grie­chi­schen Mytho­lo­gie sei­nem Kopf ent­sprun­gen. Die­ser Mythos ent­sprang mit Sicher­heit kei­nem medi­zi­ni­schen Wun­der, son­dern vor allem einer alt­grie­chi­schen Män­ner­phan­ta­sie.

Sozu­sa­gen als Vater des Gedanken.

Athe­ne

Zeus’ Toch­ter Athe­ne oder Athe­na ist die Göt­tin der Weis­heit, der Stra­te­gie und des Kamp­fes, der Kunst, des Hand­werks und der Handarbeit.Ihr römi­sches Pen­dant ist Miner­va.In der Mytho­lo­gie ent­springt sie in vol­ler Rüs­tung dem Kopf ihres Vaters Zeus.

Dem­entspre­chend ist sie streit­lus­tig — und eben­so wie Arte­mis, die Göt­tin der Jagd — jungfräulich


Kopf einer Statue von Athene
Kopf einer Sta­tue der Athe­na (Lie­bieg­haus, Frank­furt am Main) Von Dont­wor­ry — Eige­nes Werk, CC BY-SA 3.0

Die alten Griechen: Keine Spur von Mutterliebe

Ihre Kin­der — natür­lich in ers­ter Linie Söh­ne — hät­ten alt­grie­chi­sche Män­ner am liebs­ten selbst bekom­men, denn “wah­re Lie­be” konn­te es nach ihrer Auf­fas­sung sowie­so nur zwi­schen Män­nern geben. 

Auch wenn wir das nicht ger­ne hören — die grie­chi­sche Kul­tur war eine Män­ner­kul­tur, Homo­phi­lie war weit ver­brei­tet und en vogue.

Artemis, die griechische Göttin der Jagd, des Mondes, der Gebärendenen und der Mütter und Kinder
Arte­mis bricht mit den Nym­phen zur Jagd auf. Von Peter Paul Rubens — The Yorck Pro­ject. Gemeinfrei 

Arte­mis

Arte­mis ist in der grie­chi­schen Mytho­lo­gie die (jung­fräu­li­che) Göt­tin der Jagd, des Wal­des, des Mon­des und die Hüte­rin der Gebä­ren­den, der Frau­en und Kin­der. Ihr römi­sches Pen­dant ist Dia­na.

Sie hat den Ruf, eine grau­sa­me und stren­ge Göt­tin zu sein. Ihr Ver­hält­nis zum männ­li­chen Geschlecht ist gespannt, da sie Män­ner für die Geburts­we­hen der Frau­en ver­ant­wort­lich macht.
Arte­mis wird als wil­de, unbe­zähm­ba­re Göt­tin beschrie­ben, die nicht nur Leben schenkt, son­dern auch nimmt.

Unter Män­nern ging vie­les ein­fa­cher, sofern man(n) nicht gera­de Krieg gegen­ein­an­der führ­te. Denn so ein­heit­lich, wie wir heu­te die alten Hel­le­nen sehen, waren sie nicht.

Was wir heu­te als ‘alte Grie­chen’ bezeich­nen, war nichts wei­ter als ein bun­ter Hau­fen oft sogar kon­kur­rie­ren­der indo­ger­ma­ni­scher Volks­stäm­me – bei­spiels­wei­se die der Ioni­er, Dorer und Äolier –, die sich gemein­sam auf­ge­macht hat­ten, den öst­li­chen Mit­tel­meer­raum zu besiedeln.

Neben ihrem kolo­nia­len Tages­s­ge­schäf­ten (Krieg, Odys­see und Kampf – und dar­über reden und dich­ten) schu­fen sie in ihrer Män­ner­welt die Grund­la­gen unse­rer heu­ti­gen Zivi­li­sa­ti­on: Sport, Thea­ter, Päd­ago­gik, Demo­kra­tie, Phi­lo­so­phie, Öko­no­mie, Medi­zin und Kritik.

Fast alle wich­ti­gen Bestand­tei­le unse­res Zusam­men­le­bens heu­te wur­den in Grie­chen­land zumin­dest in Ansät­zen erdacht und erfunden.

Bis auf: Mut­ter­lie­be.
Die kommt bei den alten Grie­chen weder im Him­mel noch auf der Erde geschwei­ge denn in der Unter­welt vor.

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Götter, Halbgötter und Helden — aber keine Mütter

Ein Bei­spiel für ein unge­trüb­tes Mut­ter-Kind Ver­hält­nis bei den alten Grie­chen? Fehl­an­zei­ge. Weder in alten Über­lie­fe­run­gen noch in Homers Epen oder bei den Göt­tern und Halb­göt­tern der grie­chi­schen Mytho­lo­gie zu finden. 

Die Abwe­sen­heit jeg­li­cher Form von Mut­ter­lie­be in der grie­chi­schen Göt­ter­welt ist beson­ders ver­stö­rend, denn dort spiel­te sich das pral­le Leben ab. 

Die grie­chi­sche Mytho­lo­gie war wich­tig, denn die Göt­ter waren der ein­zi­ge gemein­sa­me kul­tu­rel­ler Über­bau, der den gesam­ten grie­chi­schen Laden mit sei­nen ver­schie­de­nen Volks­stäm­men und Inter­es­sen­grup­pen zusam­men­hielt.

Zeus und Hera

Jupi­ter und Juno auf dem Ber­ge Ida. Detail eines Gemäl­des von James Bar­ry (Öl, 1789–1799, Art Gal­le­ries, Sheffield) 

Hera

Hera (ihr römi­sches Pen­dant ist Juno) ist die Schwes­ter und Ehe­frau von Zeus. Sie ist die Hüte­rin der ehe­li­chen Sexua­li­tät, der Ehe und der Nie­der­kunft.
Hera beob­ach­tet eifer­süch­tig die zahl­rei­chen Lieb­schaf­ten ihres Gat­ten und bekun­det ihren Ärger durch Schmol­len und Gezänk. Der Mut zur Gegen­wehr fehlt ihr, aber sie ver­folgt Zeus’ außer­ehe­li­che Kin­der und stürzt vie­le von ihnen in Rase­rei und Tod.

Nichts war den Göt­tern, Halb­göt­tern, Nym­phen und Hel­den fremd. 

Es ist nicht ver­wun­der­lich, dass sich Jahr­hun­der­te spä­ter die Väter der Psy­cho­lo­gie bei den Mythen und Epen der alten Grie­chen bedien­ten und vie­le psy­cho­lo­gi­sche Fach­be­grif­fe noch heu­te deren Namen tra­gen: Nar­ziss­mus zum Bei­spiel, oder Ödi­pus-Kom­plex.

Bei den Göt­tern ging‘s zu, wie im rich­ti­gen Leben: Man ver­führ­te sich – oder ver­such­te es wenigs­tens –, belog, hin­ter­ging und ver­stieß sich; wenn gar nichts mehr half, wur­de auch ent­führt, erschla­gen und vergewaltigt.

Man ent­brann­te in ver­zeh­ren­der Lie­be zuein­an­der, ent­fes­sel­te Tra­gö­di­en und Krie­ge. Gele­gent­lich hei­ra­te­te ein Sohn ver­se­hent­lich sei­ne Mut­ter oder ein Vater sei­ne Toch­ter (das dann aber mit Absicht). Die Fami­li­en­ver­hält­nis­se neig­ten dazu, chao­tisch zu sein – wie das Leben damals und heu­te halt so spielt.

Der alte Auf­rei­ßer Zeus und sei­ne ewig nör­geln­de „kuh­äu­gi­ge“ Gat­tin Hera beka­men weder sich selbst noch ihre Ras­sel­ban­de aus Göt­tern, Halb­göt­tern und Men­schen in den Griff (übri­gens sind mit „kuh­äu­gig“ bei Homer Heras schö­ne gro­ßen Augen gemeint).

Aber Mut­ter­lie­be gab es nicht.

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San­dra Kon­rad, Das bleibt in der Fami­lie: Von Lie­be, Loya­li­tät und uralten Las­ten*
Piper Taschen­buch, 2014

Mütter im Mittelalter: Die Erbsünde

Das eher schnör­kel­lo­se Ver­hält­nis alt­grie­chi­scher Eltern zu ihrem Nach­wuchs wur­de wie fast alles ande­re auch von den alten Römern kopiert.

Kin­der wur­de gebo­ren und in jeder Fami­lie, die es sich leis­ten konn­te, gab es für ihre ers­ten Lebens­jah­re Ammen, die sie groß­zo­gen, und spä­ter Erzie­her, meis­tens hoch­ge­bil­de­te Grie­chen, die als Haus­skla­ven fungierten.

Und da die­ses Sys­tem prak­tisch und bewährt war, über­leb­te es auch den Zer­fall des Römi­schen Rei­ches und hielt sich – wie­der­um wie vie­les ande­re auch – bis weit ins Mittelalter.

Eines änder­te sich aller­dings.
Hat­ten Frau­en in der Anti­ke schon kei­nen leich­ten Stand, so gebar die Kir­che im christ­li­chen Früh­mit­tel­al­ter ein Kon­zept, das ihnen das Leben zusätz­lich schwer mach­te: das der Erb­sün­de.

Das Prin­zip ‘Erb­sün­de’ ging auf den Kir­chen­leh­rer Augus­ti­nus (354 – 430) zurück und eig­ne­te sich her­vor­ra­gend als Druck­mit­tel, um die Kin­der Got­tes mit Welt­ge­richt und Apo­ka­lyp­se bei der Stan­ge zu halten. 

Die Idee der Erb­sün­de mach­te jeden Men­schen ab dem ers­ten Schrei zum Sün­der — und wehe dem, der kein gott­ge­fäl­li­ges Leben füh­ren und stän­dig Buße tun wollte.

Michelangelo Schöpfungsgeschichte Sixtinische Kapelle
Decken­fres­ko zur Schöp­fungs­ge­schich­te in der Six­ti­ni­schen Kapel­le, Haupt­sze­ne: Ursün­de und Ver­trei­bung aus dem Para­dies (1508 — 1512), Michel­an­ge­lo, Vati­kan, Six­ti­ni­sche Kapelle 

Die Erb­sün­de war für die mäch­ti­ge Kir­che eine her­vor­ra­gen­des (und durch den Ablass­han­del auch sehr lukra­ti­ves) Druck­mit­tel, das vie­le Jahr­hun­der­te lang läs­ti­ge Fra­gen und Über­le­gun­gen ver­hin­der­te (zum Bei­spiel danach, war­um alle irdi­schen Güter so unge­recht und ungleich ver­teilt waren …). 

Die mit­tel­al­ter­li­chen Frau­en traf sie beson­ders hart, denn bekann­ter­wei­se war es Eva, die Adam den ver­gif­te­ten Apfel reich­te und damit den Raus­wurf aus dem Para­dies ver­schul­det hat. Mit die­sem Kon­zept im Nacken waren Frau­en nicht nur wie bei Grie­chen und Römern ein biss­chen läs­tig, son­dern stan­den unter Gene­ral­ver­dacht für alles Sün­di­ge und Schlech­te.

Ein Platz im Himmel …

Kein Wun­der also, dass man(n) im Mit­tel­al­ter weder um Müt­ter noch um Kin­der viel Getö­se gemacht hat. Kin­der wur­den gebo­ren, wuch­sen auf oder star­ben eben: Die Kin­der­sterb­lich­keit lag jahr­hun­der­te­lang bei etwa 50 Pro­zent; um die Müt­ter­sterb­lich­keit stand es nicht viel besser.

Kin­der gal­ten im Mit­tel­al­ter als klei­ne Erwachsene.

Mäd­chen wur­den mit 13 Jah­ren ver­hei­ra­tet, Jun­gen muss­ten in die­sem Alter den Hof über­neh­men oder ihre Aus­bil­dung zum Schild­knap­pen bei einem Rit­ter begin­nen.
(Ob tat­säch­lich Tau­sen­de Kin­der bei den soge­nann­ten Kin­der­kreuz­zü­gen in einem Mas­sen­rausch in ihren siche­ren Tod mar­schiert sind, ist bis heu­te nicht geklärt – denk­bar wäre es.)

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Das Leben, die Lie­be, der Glau­be und die Grau­sam­keit des Mit­tel­al­ters
groß­ar­tig erzählt und dicht ver­packt in einem Roman, der unter die Haut geht. Ein tol­les Buch, weil es das Lebens­ge­fühl der Men­schen in jener fins­te­ren Zeit her­vor­ra­gend beschreibt. 585 Sei­ten, die sich loh­nen!

Don­na W. Cross, Die Päps­tin*, Auf­bau Ver­lag, 2009 

Man nahm ein kar­ges Leben und einen frü­hen Tod hin, denn nie­mand hat­te jemals etwas Ande­res gekannt oder konn­te sich vor­stel­len, dass es ein anders Leben geben könnte.

Das Para­dies lag in jener christ­li­chen Zeit irgend­wo im Him­mel­reich, die Erde war zum Pla­gen: Wer viel litt und wenig sün­dig­te (und sich per Ablass von sei­nen Sün­den frei­kauf­te), sicher­te sich nach ein­stim­mi­ger Über­zeu­gung sei­nen Platz im Him­mel und muss­te nicht in der Höl­le schmoren. 

Das galt natür­lich beson­ders für erb­sün­di­ge Müt­ter und ihre Kinder.

Marienkult und Hexenverbrennung

Erst im Hoch­mit­tel­al­ter, zu Beginn des 13. Jahr­hun­derts, änder­te sich die Ein­stel­lung zu Mut­ter und Kind, denn der christ­li­che Mari­en­kult kam auf und wur­de schnell zur Mode.

Kunst und Kul­tur waren ver­narrt in die Madon­na mit ihrem Jesus­kind, und dem­entspre­chend wur­de Maria zum Ide­al der selbst­los lie­ben­den und auf­op­fe­rungs­vol­len Mut­ter, an dem sich welt­li­che Müt­ter ori­en­tie­ren sollten. 

Die Erkennt­nis, dass das Jesus­kind auch eine Mut­ter hat­te, kam nicht von ungefähr. 

Kir­che und Fürs­ten hat­ten die ers­ten Ideen von Bevöl­ke­rungs­wachs­tum für sich und ihre Zwe­cke – Ablass­han­del und Krie­ge – ent­deckt. Für mehr Unter­ta­nen, Sol­da­ten und Ablass zah­len­de Sün­der pass­te die Ver­herr­li­chung der Madon­na mit Kind gut ins neue Konzept. 

Die Gebur­ten­ra­te soll­te steigen.

Madonna mit Kind
Madon­na mit Kind
„Andrea Sola­rio 002“ von The Yorck Project 

So schön die­se Ent­wick­lung für Frau­en und Müt­ter war, so unan­ge­nehm wur­de sie für heil- und kräu­ter­kun­di­ge Frau­en, die sich — auch — mit Ver­hü­tung und Abtrei­bun­gen auskannten.

Weil die­se “wei­sen Frau­en” und ihr Wis­sen nicht mehr ins Kon­zept pass­te, begann man, sie als Hexen zu verbrennen. 

Wobei der Vor­wurf der Hexe­rei oder Ket­ze­rei (bei Män­nern) so prak­tisch war, dass man ihn spä­ter auf alle unlieb­sa­me Per­so­nen aus­dehn­te: So ver­brann­ten die Eng­län­der 1431 bei­spiels­wei­se Jean­ne d’Arc als Hexe. Mit Dul­dung der Fran­zo­sen übri­gens, denen ihre Jung­frau von Orlé­ans ein­fach zu mäch­tig gewor­den war. Spä­ter ver­klär­ten sie Jean­ne dann zur Nationalheldin. 

Tod im Kindbett

Erb­sün­de und Mari­en­kult lie­ßen der mit­tel­al­ter­li­che Durch­schnitts­mut­ter genau zwei Optio­nen für ihre Lebens­ge­stal­tung.
Ent­we­der die damals ein­zig siche­re Ver­hü­tungs­me­tho­de – Ent­halt­sam­keit –, oder sich dem Schick­sal von durch­schnitt­lich neun bis zehn Ent­bin­dun­gen in einem kur­zen und ent­beh­rungs­rei­chen Leben fügen.

Gebur­ten wohl­ge­merkt, die aus heu­ti­ger Sicht unter kata­stro­pha­len Bedin­gun­gen statt­fan­den: in der Regel allein und im Dreck, ohne sau­be­res Was­ser und meis­tens auch ohne den Bei­stand einer Heb­am­me, eines Arz­tes oder einer heil­kun­di­gen Frau. 

Jede Geburt war für Mut­ter und Kind lebens­ge­fähr­lich, der Tod im Kind­bett Nor­ma­li­tät, fast jedes zwei­te Kind starb.

Mütter halten ihrer Kinder Hände für eine Weile und ihre Herzen für immer

Die über­le­ben­den Babys wur­den in aris­to­kra­ti­schen Fami­li­en wei­ter­hin gegen Bezah­lung von Ammen großgezogen.

Wer sich kei­ne Amme leis­ten konn­te, hat­te ande­re Sor­gen und das drin­gen­de Pro­blem, die vie­len hung­ri­gen Mäu­ler der Kin­der satt zu bekom­men, die die Geburt und das Krab­bel­al­ter über­lebt hatten. 

Für „Gedöns“ mit den Klei­nen hat­ten mit­tel­al­ter­li­che Müt­ter ein­fach kei­ne Zeit.

Säug­lin­ge, die an Ver­nach­läs­si­gung star­ben, ver­wahr­los­te und allein gelas­se­ne Kin­der, über­füll­te Fin­del­häu­ser und mut­ter­lo­se Klein­kin­der, die ein­fach ihrem Schick­sal über­las­sen wur­den, waren der nicht-idyl­li­sche All­tag bis weit ins 18. Jahr­hun­dert hinein.

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Eine glück­li­che Mut­ter
ist für ihre Kin­der lehr­rei­cher als hun­dert Bücher über Erzie­hung.

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Mut­ter­lie­be?
Trotz Madon­na mit Jesus­kind ab dem Hoch­mit­tel­al­ter: Fehlanzeige.

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de, 2014 (über­ar­bei­tet 2023) 

Lesen Sie im nächs­ten Bei­trag: Die Geburts­zan­ge war seit Jahr­hun­der­ten die ers­te Erfin­dung, die bei einer Geburt Leben ret­ten konn­te. Trotz­dem trak­tier­te man wer­den­de Müt­ter wei­ter­hin mit Ader­lass und kochend­hei­ßen Brei­um­schlä­gen, und brach­te allein dadurch vie­le zu Tode.

Das Ster­ben im Wochen­bett ging wei­ter — und ver­än­der­te auch die Welt­ge­schich­te.
Queen Vic­to­ria (I): Die Groß­mutter Europas

Lese- und Hörempfehlungen:

Die mit * gekenn­zeich­ne­ten Links sind soge­nann­te Affi­la­te-Links, die hel­fen, den Blog Gene­ra­tio­nen­ge­spräch zu finan­zie­ren. Wenn Ihnen eine der ange­ge­be­nen Emp­feh­lun­gen gefällt und Sie das Buch (oder ein ande­res Pro­dukt) über die­sen Link bestel­len, erhält der Blog dafür eine klei­ne Pro­vi­si­on, ohne dass für Sie Mehr­kos­ten ent­ste­hen. Für Ihren Klick: Herz­li­chen Dank im Voraus!

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die den grie­chi­schen Göt­tern und Hel­den näher­kom­men wol­len. Groß­ar­tig zum (Vor-)Lesen für Kin­der geeig­net, aber auch Erwach­se­ne wer­den ihren Spaß beim Lesen haben!

Frank Schwie­ger (Autor), Ramo­na Wult­sch­ner (Illus­tra­to­rin): Ich, Zeus, und die Ban­de vom Olymp. Göt­ter und Hel­den erzäh­len grie­chi­sche Sagen*
dtv Ver­lags­ge­sell­schaft , 2017

Über Müt­ter, Väter und Erzie­hung,
den Puder­pe­rü­cken-Knall des Abso­lu­tis­mus — und die Sor­gen und Nöte der klei­nen Leu­te, die den Adels­spaß der obe­ren Zehn­tau­send finan­zie­ren muss­ten. Bill Bry­sons sehr lesens­wer­ter Streif­zug durch die Kul­tur­ge­schich­te Euro­pas.
Bill Bry­son, Eine kur­ze Geschich­te der all­täg­li­chen Din­ge* Gold­mann Taschen­buch, 2013

Sehr hörens­wert ist übri­gens auch die Audio-Ver­si­on, gele­sen von Rufus Beck. 

Die gro­ßen Seu­chen, aber auch die Krank­hei­ten der Mäch­ti­gen
haben Geschich­te geschrie­ben. Medi­zin­his­to­ri­ker Gers­te beschreibt fak­ten­reich und span­nend die Aus­wir­kun­gen von Aids, Cho­le­ra, Pest und Syphil­lis auf die Welt­ge­schich­te, geht aber auch den Krank­hei­ten der Mäch­ti­gen von Nero bis Mit­te­rand nach.
Ein groß­ar­ti­ges Buch — sehr lesens­wert!

Roland D. Gers­te, Wie Krank­hei­ten Geschich­te machen: Von der Anti­ke bis heu­te*, Klett-Cot­ta, 2019

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Hans-Chris­ti­an Huf, Gero von Boehm, Unter­wegs in der Welt­ge­schich­te*
Ran­dom House Audio, 2011 

Die Hin­ter­grün­de zu 70 tur­bu­len­ten Jahr­tau­sen­den Mensch­heits­ge­schich­te.
Span­nen­de Ein­bli­cke in Geschich­te, Phi­lo­so­phie, Bioch­mie  — und mensch­li­che Ver­hal­tens­wei­sen. Sehr lesens­wert geschrie­ben und ein Muss für alle, die Spaß am “über-den-Tel­ler­rand-hin­aus­gu­cken” haben.

Yuval Noah Hara­ri: Eine kur­ze Geschich­te der Mensch­heit*
Pan­the­on Ver­lag, 23. Auf­la­ge, 2015 

Die The­ra­peu­tin Dr.Susan For­ward
über Ursa­chen und die fata­len Fol­gen feh­len­der Mut­ter­lie­be — und über die Mög­lich­kei­ten, dem Teu­fels­kreis aus Schuld­zu­wei­sun­gen und schlech­tem Gewis­sen zu ent­kom­men.
Emp­feh­lens­wert!

Sus­an For­ward, Wenn Müt­ter nicht lie­ben: Töch­ter erken­nen und über­win­den die lebens­lan­gen Fol­gen *
Gold­mann Ver­lag, 2015

Nach Das Kind in dir muss Hei­mat fin­den*
das neue Buch von Ste­fa­nie Stahl über Kin­der­er­zie­hung. Klas­se geschrie­ben, klar struk­tu­riert und sehr infor­ma­tiv für alle, die mit Kind­heit und Erzie­hung beschäf­tigt sind. Emp­feh­lens­wert!

Ste­fa­nie Stahl, Julia Tomu­schat, Nest­wär­me, die Flü­gel ver­leiht: Halt geben und Frei­heit schen­ken — wie wir erzie­hen, ohne zu erzie­hen*, GRÄFE UND UNZER Ver­lag GmbH, 2018 

Wei­ter­füh­ren­de Bei­trä­ge über Mutterliebe:

Schuld und Sün­den­bö­cke: Der Schau­spie­ler Ben Affleck bekann­te vor Kur­zem, dass sei­ne Ehe mit Jen­ni­fer Gar­ner der Grund für sei­ne Alko­hol­sucht gewe­sen sei. Er habe sich wie in einer Fal­le gefühlt und wür­de heu­te noch trin­ken, wenn die Ehe fort­be­stan­den hät­te. Ob er sich mit die­ser Beich­te einen Gefal­len getan hat?
Wenn emo­tio­na­le Wun­den nicht hei­len: War­um Ben Affleck nicht glück­lich wer­den wird und wes­halb wir uns in einer Kri­se lie­ber auf uns selbst und nicht auf Sün­den­bö­cke kon­zen­trie­ren soll­ten.
Wenn emo­tio­na­le Wun­den nicht heilen

Mode: Es gibt kaum eine Epo­che, in der sich modisch so viel bewegt hat wie in den 30 Jah­ren zwi­schen dem wil­hel­mi­ni­schen Kai­ser­reich und den Gol­de­nen Zwan­zi­ger Jah­re: Kor­setts und Wagen­rad­hü­te flo­gen eben­so auf den Müll­hau­fen der Geschich­te wie Hosen­trä­ger und Vater­mör­der­kra­gen. Die span­nen­de Geschich­te der Mode zwi­schen 1900 bis 1930.
Hum­pel­rock und Vater­mör­der: Die Geschich­te der Mode von 1900 bis 1930

Lie­be: Das 18. Jahr­hun­dert ent­deckt die Lie­be. 1762 erfin­det der fran­zö­si­sche Phi­lo­soph Jean-Jac­ques Rous­se­au ver­se­hent­lich die Mut­ter­lie­be, rund 30 Jah­re spä­ter fegt die fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on das „Anci­en Régime“ aus sei­nen Paläs­ten. Damit hat auch die Mätres­sen­wirt­schaft aus­ge­dient, denn ab sofort kön­nen Ehe­paa­re sich schei­den las­sen. Ange­sichts sol­cher Aus­sich­ten ent­de­cken vie­le ein bis­lang unbe­kann­tes Gefühl: die „wah­re“ Lie­be.
Mätres­sen­wirt­schaft, Revo­lu­ti­on und die gro­ße Liebe

Epi­ge­ne­tik & trans­ge­ne­ra­tio­na­le Ver­er­bung: Feh­len­de Mut­ter­lie­be und psy­chi­sche Trau­ma­ta wer­den oft über vie­le Gene­ra­tio­nen ver­erbt: unse­re Gene und unse­re Psy­che hän­gen viel enger zusam­men, als man lan­ge Zeit glaub­te. Win­zi­ge Ver­än­de­run­gen an unse­rem Erb­gut kön­nen bei­spiels­wei­se dar­über ent­schei­den, ob Müt­ter für­sorg­lich sind oder ihre Babys ver­nach­läs­si­gen.
Epi­ge­ne­tik und trans­ge­ne­ra­tio­na­le Ver­er­bung: Wenn Müt­ter nicht lieben

Die Gelieb­te eines mäch­ti­gen Man­nes zu wer­den, war vie­le Jahr­hun­der­te lang die ein­zi­ge Mög­lich­keit für Frau­en, poli­ti­sche Macht und Ein­fluss zu bekom­men. Beson­ders gut funk­tio­nier­ten Sex und Poli­tik im Abso­lu­tis­mus, des­sen Mätres­sen­wirt­schaft die Welt­ge­schich­te maß­geb­lich beein­flusst hat. Die berühm­tes­te und ein­fluss­reichs­te „maî­tres­se en tit­re“ war die Gelieb­te des Uren­kels des Son­nen­kö­nigs, die Mar­qui­se de Pom­pa­dour.
Die Mar­qui­se de Pom­pa­dour

Kind­heit im Drit­ten Reich: Erfun­den haben die Natio­nal­so­zia­lis­ten die ‘Erzie­hung mit har­ter Hand’ nicht, aber sie haben sie wie so vie­les ande­res per­ver­tiert und unters Volk gebracht. Über d e n Leit­fa­den des Drit­ten Reichs zur Kin­der­er­zie­hung und die NS-Päd­ago­gik, die uns heu­te noch prägt
Zwi­schen Drill und Miss­hand­lung: Johan­na Haa­r­ers “Die deut­sche Mut­ter und ihr ers­tes Kind

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Ame­lie Fried in „Cice­ro“:
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Bild­nach­wei­se:

Arte­mis bricht mit den Nym­phen zur Jagd auf. Von Peter Paul Rubens — The Yorck Pro­ject. Gemein­frei.
Kopf einer Sta­tue der Athe­na (Lie­bieg­haus, Frank­furt am Main) Von Dont­wor­ry — Eige­nes Werk, CC BY-SA 3.0
Jupi­ter und Juno auf dem Ber­ge Ida. Detail eines Gemäl­des von James Bar­ry (Öl, 1789–1799, Art Gal­le­ries, Shef­field), Von James Bar­ry — The Yorck Pro­ject. Gemein­frei.
Decken­fres­ko zur Schöp­fungs­ge­schich­te in der Six­ti­ni­schen Kapel­le, Haupt­sze­ne: Ursün­de und Ver­trei­bung aus dem Para­dies (1508 — 1512), Michel­an­ge­lo, Vati­kan, Six­ti­ni­sche Kapel­le: The Yorck Pro­ject: 10.000 Meis­ter­wer­ke der Male­rei. Gemein­frei.
Madon­na mit Kind „Andrea Sola­rio 002“ von The Yorck Pro­ject: 10.000 Meis­ter­wer­ke der Male­rei. Gemeinfrei. 

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330coo­kie-checkMythos Mut­ter: Die Hand an der Wie­ge bewegt die Welt

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