Das Ende der Wei­ma­rer Republik

1932: Brüning, der Hungerkanzler


Das Ende der Wei­ma­rer Repu­blik: Es ist nicht das Wäh­ler­vo­tum, das den roten Tep­pich für Adolf Hit­ler aus­rollt, son­dern das kata­stro­pha­le Agie­ren von mehr oder min­der demo­kra­ti­schen Poli­ti­kern.

Mit einer Mischung aus Igno­ranz, Dumm­heit und Selbst­sucht fah­ren sie die Wei­ma­rer Repu­blik gegen die Wand. Und das, obwohl Hit­lers NSDAP im Novem­ber 1932 gestoppt zu sein scheint …

Generationengespräch Zeitgeschichte Das 20 Jahrhundert 1932 Brüning der Hungerkanzler

Die Weltwirtschaftskrise 1929 und der Anfang vom Ende

Die Welt­wirt­schafts­kri­se 1929 beginnt mit dem „Schwar­zen Frei­tag“ in New York und stürzt die glo­ba­le Öko­no­mie in den Abgrund. In Deutsch­land kol­la­bie­ren zahl­lo­se Unter­neh­men und Ban­ken. Mil­lio­nen ver­lie­ren ihre Jobs und ihre Erspar­nis­se.

Die Fol­gen: Defla­ti­on, Rezes­si­on und eine Abwärts­spi­ra­le, die auch wirt­schaft­lich gesun­de Betrie­be mit­reißt.

Die Kauf­kraft sinkt, Prei­se fal­len, Löh­ne wer­den gekürzt, Ent­las­sungs­wel­len rol­len durchs Land. Die Wei­ma­rer Repu­blik gerät in einen Stru­del aus Armut, Angst und Orientierungslosigkeit.

Arbeitslose Hafenarbeiter bei der Straßen-Arbeitsvermittlung in Hamburg 1931 Brüning der Hungerkanzler

Die Not unse­rer Zeit! Arbeits­lo­se Hafen­ar­bei­ter auf Abruf bei der Stra­ßen-Arbeits­ver­mitt­lung am Baum­wall, Ham­burg, 1931.
Bun­des­ar­chiv, Bild 102–11008 / CC-BY-SA 3.0

WERBUNG

Buchempfehlung Bill Bryson Sommer 1927 Generationengespräch

Wie es zur Weltwirtschaftskrise 1929 kam

war­um Hen­ry Ford zwar ein genia­ler Erfin­der, als Per­sön­lich­keit aber ein Idi­ot war, Pro­hi­bi­ti­on, Mafia und vie­le wei­te­re span­nen­de Geschichte(n) über den Auf­stieg der USA zur Welt­macht.
Von Bill Bry­son meis­ter­lich erzählt!

Reichskanzler von Hindenburgs Gnaden

Im März 1930 kommt zur Wirt­schafts­kri­se in Deutsch­land auch noch eine Regie­rungs­kri­se: Die SPD-geführ­te Gro­ße Koali­ti­on unter dem schwer­kran­ken Kanz­ler Her­mann Mül­ler platzt.

Der Aus­lö­ser ist im Grun­de eine Lap­pa­lie: Die Koali­tio­nä­re kön­nen sich nicht auf die Höhe der Arbeits­lo­sen­un­ter­stüt­zung einigen.

Reichspräsident Paul von Hindenburg - das Ende der Republik

Reichs­prä­si­dent Gene­ral­feld­mar­schall Paul von Hin­den­burg
Bun­des­ar­chiv, Bild 183-S51620 / CC BY-SA 3.0.

Dem 83jährigen Reichs­prä­si­den­ten Paul von Hin­den­burg, Welt­kriegs­held von Tan­nen­berg, Gene­ral­feld­mar­schall und ehe­ma­li­ger Ober­be­fehls­ha­ber sei­ner Majes­tät des Kai­sers ist das nur recht.

Denn die „Sozis“ tra­gen sei­ner Dolch­stoß­le­gen­den-Mei­nung nach die Schuld an der deut­schen Nie­der­la­ge 1918.

Er miss­traut den Sozi­al­de­mo­kra­ten als „vater­lands­lo­se Gesel­len” aus tiefs­tem Her­zen und hält sie nicht für regie­rungs­taug­lich.

In Hin­den­burgs Ver­ständ­nis ist es gut, dass sie nicht mehr an der Macht sind.

Drei Tage nach dem Ende der Gro­Ko unter Reichs­kanz­ler Mül­ler ernennt Hin­den­burg den Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den der katho­li­schen Zen­trums-Par­tei, Hein­rich Brü­ning, zum neu­en Reichs­kanz­ler.

Das darf er als Reichs­prä­si­dent laut Wei­ma­rer Ver­fas­sung zwar, aber es ist ein Affront gegen­über dem Par­la­ment — und zeigt, was er von der „Quas­sel­bu­de” hält: Nichts.

Heinrich Brüning: Der „Hungerkanzler“ als Totengräber der Weimarer Republik?

Mit Sicher­heit woll­te Hein­rich Aloy­si­us Maria Eli­sa­beth Brü­ning, Sohn eines Essig­fa­bri­kan­ten aus Müns­ter, nicht als „Hun­ger­kanz­ler“ in die Geschich­te der Deut­schen ein­ge­hen.

Auch nicht als einer der Toten­grä­ber der Wei­ma­rer Demo­kra­tie.
Brü­ning wird bei­des.

Der neu ernann­te Kanz­ler Brü­ning stellt inner­halb von zwei Tagen eine Min­der­heits­re­gie­rung auf die Bei­ne — wunsch­ge­mäß ohne die SPD. Als ehe­ma­li­ger Sol­dat kann sich Brü­ning dem Gehor­sam gegen­über dem „gro­ßen” und grei­sen Gene­ral­feld­mar­schall Hin­den­burg nicht entziehen.

Reichskanzler Heinrich Brüning Das Ende der Weimarer Republik

Dr. Hein­rich Brü­ning: Reichs­kanz­ler, Zen­trum, Deutsch­land.
Bun­des­ar­chiv

Die vom Reichs­prä­si­den­ten so tief ver­ach­te­ten Sozi­al­de­mo­kra­ten braucht man trotz­dem: Sie tole­rie­ren das neue Kabi­nett Brü­ning, um die Repu­blik nicht noch mehr in Schief­la­ge zu brin­gen.

Noch wäre es für Brü­ning und sei­ne Min­der­heits­re­gie­rung mög­lich gewe­sen, demo­kra­tisch zu regie­ren.

Das heißt: Gesetz­ent­wür­fe in den Reichs­tag ein­brin­gen und sich dafür bei ande­ren demo­kra­ti­schen Par­tei­en Mehr­hei­ten suchen.

Gesund sparen“: Brünings Sparpolitik und ihre Folgen

Aller­dings sind Brü­nings Maß­nah­men und Geset­zes­vor­ha­ben so unpo­pu­lär, dass es schwie­rig wird, sich dafür im Reichs­tag Mehr­hei­ten zu beschaf­fen.

Um die desas­trö­se wirt­schaft­li­che Lage in den Griff zu bekom­men, ver­sucht er, das Land „gesund zu spa­ren“ und folgt damit dem vor­herr­schen­den wirt­schafts­po­li­ti­schen Zeit­geist.

In einer Zeit, in der Men­schen und Wirt­schaft in der Kri­se ver­sin­ken, setzt Hein­rich Brü­ning den Rot­stift an. Er spart, obwohl die Nach­fra­ge im In- und Aus­land sowie­so schon zusam­men­bricht.

Brü­ning sorgt dafür, dass vie­len das Geld sogar für’s Nötigs­te fehlt.

Löh­ne und Gehäl­ter wer­den gekürzt, Arbeits­lo­se bekom­men weni­ger Unter­stüt­zung, staat­li­che Inves­ti­tio­nen und Aus­ga­ben wer­den radi­kal gesenkt oder gestri­chen.

Die Situa­ti­on der „nor­ma­len Leu­te” wird immer schlim­mer: In Ber­lin und in ande­ren Groß­städ­ten bie­ten sich Zwölf­jäh­ri­ge für einen Tel­ler Sup­pe auf dem Stra­ßen­strich an.

WERBUNG

Buchempfehlung Volker Kutscher Der stumme Tod Weltwirtschaftskrise 1930er Jahre Generationengespräch

Berlin 1930

Die Schau­spie­le­rin Bet­ty Win­ter kommt bei Dreh­ar­bei­ten ums Leben, eine Kol­le­gin ist spur­los ver­schwun­den und Kon­rad Ade­nau­er, der Köl­ner Ober­bür­ger­meis­ter, wird erpresst.

Auch im zwei­ten Gere­on-Rath-Kri­mi nimmt uns Vol­ker Kut­scher mit ins Ber­lin der 1930er Jah­re. Neben einem span­nen­den Kri­mi­nal­fall erfährt man viel über das Lebens­ge­fühl die­ser Jah­re zwi­schen Hun­ger und bit­te­rer Armut, dem „Tanz auf dem Vul­kan” und Stra­ßen­schlach­ten zwi­schen SA und Rotfront.

Brüning spart die Republik kaputt: Verpasste Chance gegen die Krise

Reichs­kanz­ler Hein­rich Brü­ning würgt mit sei­ner rigi­den Spar­po­li­tik alles ab, was in der kri­sen­ge­schüt­tel­ten Wirt­schaft noch funk­tio­niert.

Das Ergeb­nis: Die Arbeits­lo­sig­keit explo­diert, die Armut wächst – und mit ihr Hoff­nungs­lo­sig­keit und die Gewalt auf den Stra­ßen.

Bereits im Febru­ar 1932 sind über sechs Mil­lio­nen Men­schen ohne Arbeit. Fast jeder Fünf­te hat kein Ein­kom­men mehr.

Armenspeisung 1931 Das Ende der Weimarer Republik

ADN-ZB/­Ar­chiv Deutsch­land Ber­lin: Wohl­tä­tig­keits­spei­sung armer Leu­te durch die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de In Ber­lin Nie­der­schön­hau­sen wer­den durch die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de arme Leu­te gespeist. Die Reichs­wehr hat eine Gou­lasch­ka­no­ne und 2 Mann zur Ver­fü­gung gestellt. Die Kos­ten der Spei­sung bringt die Kir­chen­ge­mein­de durch frei­wil­li­ge Spen­den auf. Jedes Mit­glied zahlt pro Tag 10 Pfen­ni­ge vor­läu­fig für die Dau­er von 3 Mona­ten. (Auf­nah­me: 1931) 

Ein muti­ges Kon­junk­tur- und Inves­ti­ti­ons­pro­gramm hät­te gegen­ge­steu­ert – durch öffent­li­che Auf­trä­ge, staat­li­che Unter­stüt­zung für Unter­neh­men und mehr Geld in den Taschen der Men­schen.

Doch Brü­ning hält an der damals gän­gi­gen öko­no­mi­schen Lehr­mei­nung fest: spa­ren statt inves­tie­ren, Schul­den ver­mei­den statt die Wirt­schaft auf Pump anzu­kur­beln.

Wäh­rend Brü­nings Regie­rungs­zeit ver­schärft sich die Wirt­schafts­kri­se.
Die Not wird immer grö­ßer – und der Boden, auf dem sich Hit­ler und sei­ne NSDAP als „Ret­ter“ insze­nie­ren kön­nen, immer fruchtbarer.

Finanzpolitische Orthodoxie

… Die Regie­rung beharr­te auf der finanz­po­li­ti­schen Ortho­do­xie, und die ver­lang­te einen aus­ge­gli­che­nen Haus­halt.
Noch steck­ten Theo­rien über unor­tho­do­xe Maß­nah­men gegen die Rezes­si­on, die Defi­zit­fi­nan­zie­rung etwa, in den Kin­der­schu­hen. Keynes, der, pein­lich genug, kurz nach dem Crash an der Wall Street vor­aus­ge­sagt hat­te, das wer­de für Lon­don kei­ne ernst­haf­ten Kon­se­quen­zen haben, die Aus­sich­ten sei­en viel­mehr ent­schie­den posi­tiv, hat­te sei­ne Theo­rie anti­zy­kli­scher Wirt­schafts­po­li­tik noch nicht abge­schlos­sen.

Als die Kri­se ein­setz­te war es Oswald Mos­ley, der das ambi­tio­nier­tes­te Modell einer geplan­ten Wirt­schaft vor­leg­te; er woll­te Wachs­tum durch Kre­dit­auf­nah­me finan­zie­ren.“

Aus: Ian Kers­haw, Höl­len­sturz: Euro­pa 1914 bis 1949*

Artikel 48: Die verfassungsrechtliche Gefahr für die Weimarer Republik

Der Zustand der Wei­ma­rer Repu­blik ist besorg­nis­er­re­gend: Wirt­schaft­li­che Not, poli­ti­sche Gewalt auf den Stra­ßen und eine ver­roh­te poli­ti­sche Kul­tur erschüt­tern das Land.

Zwar sit­zen im Reichs­tag noch mehr demo­kra­ti­sche als anti­de­mo­kra­ti­sche Abge­ord­ne­te, doch ins­be­son­de­re die KPD und NSDAP, die das Ende der Repu­blik wol­len, gewin­nen zuneh­mend an Einfluss.

WERBUNG

Amazon Filmempfehlung Babylon Berlin Collection Staffel 1-4 Generationengespräch

Tanz auf dem Vulkan

Die Zer­ris­sen­heit der Wei­ma­rer Repu­blik zwi­schen Links und Rechts, der Beginn der Welt­wirt­schafts­kri­se — und die Jah­re danach, ver­packt in einem span­nen­den Kri­mi und per­fekt in Sze­ne gesetzt.
Eine groß­ar­ti­ge Film­rei­he nach Vol­ker Kut­schers “Gereon-Rath”-Krimireihe. Sehenswert!

Reichs­kanz­ler Hein­rich Brü­ning war mit Sicher­heit kein Geg­ner der Wei­ma­rer Repu­blik. Doch aus­ge­rech­net er ist es, der den Geist aus der Fla­sche lässt und unge­wollt das Ende der Wei­ma­rer Repu­blik ein­lei­tet.

Als sei­ne unpo­pu­lä­re Spar­po­li­tik kei­ne Mehr­hei­ten im Reichs­tag mehr fin­det, sucht er zusam­men mit Reichs­prä­si­dent Hin­den­burg einen ande­ren Weg – und greift zu einem juris­ti­schen Mit­tel, das zur Abriss­bir­ne der Demo­kra­tie wird: Arti­kel 48.

Artikel 48: Vom Notfallparagraf zur Machtbasis Hindenburgs

Ursprüng­lich wur­de Arti­kel 48 der Wei­ma­rer Ver­fas­sung geschaf­fen, um in Kri­sen­zei­ten hand­lungs­fä­hig zu blei­ben.

Der Reichs­prä­si­dent durf­te bei „Gefahr für die öffent­li­che Sicher­heit und Ord­nung“ den Aus­nah­me­zu­stand ver­hän­gen und Not­ver­ord­nun­gen erlas­sen – not­falls auch ohne Zustim­mung des Reichs­tags.

Doch die­ser Para­graf war unprä­zi­se for­mu­liert und öff­ne­te Tür und Tor für auto­kra­ti­sches Regie­ren. In den Hän­den des grei­sen Gene­ral­feld­mar­schalls Hin­den­burg wur­de er zur gefähr­li­chen Waf­fe gegen die Demo­kra­tie.

Brü­ning wird zum will­fäh­ri­gen Hel­fer. Wäh­rend Hin­den­burg zu einer Art Ersatz­kai­ser der Deut­schen avan­ciert, regiert Brü­ning mit Not­ver­ord­nun­gen gemäß Arti­kel 48 am Par­la­ment vor­bei – for­mal legal, aber demo­kra­tisch fatal.

Artikel 25: Wie Hindenburg den Reichstag kaltstellte

Ein wei­te­res Macht­in­stru­ment Hin­den­burgs: Arti­kel 25.
Er erlaub­te dem Reichs­prä­si­den­ten, den Reichs­tag auf­zu­lö­sen – aller­dings nur ein­mal aus dem­sel­ben Anlass. Eine Neu­wahl muss­te bin­nen 60 Tagen fol­gen.

Eine von Hin­den­burg unter­schrie­be­ne Auf­lö­se-Order reich­te aus, um die gewähl­ten Abge­ord­ne­ten des Reichs­tags nach Hau­se zu schi­cken.

Reichs­prä­si­dent und Reichs­kanz­ler konn­ten bis zur nächs­ten Wahl unge­stört mit­tels Not­ver­ord­nun­gen regie­ren. So wur­den am Ende der Wei­ma­rer Repu­blik Par­la­ment und Demo­kra­tie sys­te­ma­tisch geschwächt und an den Wäh­le­rin­nen und Wäh­lern vor­bei­re­giert.

Die Fol­ge: ein poli­ti­sches Gleich­ge­wicht des Schre­ckens – Not­ver­ord­nung, Miss­trau­ens­vo­tum, Auf­lö­sung.

Hin­den­burg regier­te durch, Brü­ning exe­ku­tier­te. Die Repu­blik zer­fiel vor aller Augen — völ­lig legal und verfassungskonform.

Das erste Präsidialkabinett: Brüning regiert ohne Mehrheit

Brü­nings Min­der­heits­re­gie­rung fin­det kei­ne par­la­men­ta­ri­schen Mehr­hei­ten mehr für ihre rigo­ro­sen Spar­maß­nah­men.

Statt nach Kom­pro­mis­sen zu suchen, ver­lässt er sich auf das Wohl­wol­len Hin­den­burgs und regiert per Not­ver­ord­nung.

Damit eta­bliert Brü­ning ein neu­es Regie­rungs­mo­dell: das Prä­si­di­al­ka­bi­nett. Par­la­ment und Demo­kra­tie wer­den zur Neben­sa­che, Macht und Ent­schei­dung lie­gen letzt­end­lich beim Reichs­prä­si­den­ten.

Noch wäre es mög­lich gewe­sen, mit demo­kra­ti­schen Kräf­ten im Reichs­tag zusam­men­zu­ar­bei­ten. Doch Brü­ning ent­schei­det sich für den auto­ri­tä­ren Weg – und wird so, wenn auch unfrei­wil­lig, zum Weg­be­rei­ter der Diktatur.

Brüning, Papen, Schleicher: Die letzten Reichskanzler der Weimarer Republik

In den 14 Jah­ren ihres Bestehens hat­te die Wei­ma­rer Repu­blik 12 Reichs­kanz­ler.
Die letz­ten drei waren:

„Hun­ger­kanz­ler“ Hein­rich Brü­ning: 28. März 1930 bis 30. Mai 1932
Franz von Papen: 1. Juni 1932 bis 2. Dezem­ber 1932
Kurt von Schlei­cher: 3. Dezem­ber 1932 bis 28. Janu­ar 1933

Brü­nings Regie­rung wird die ers­te der nun fol­gen­den Prä­si­di­al­ka­bi­net­te.
Er und sei­ne Nach­fol­ger im Amt des Reichs­kanz­lers brau­chen zum Regie­ren weder Volk noch Par­la­ment. Das Wohl­wol­len des Reichs­prä­si­dent reicht.

Was das Regie­ren per Prä­si­di­al­macht so ver­füh­re­risch ein­fach macht, ist jedoch gleich­zei­tig der ent­schei­den­den Haken: Wer das Ver­trau­en Hin­den­burgs ver­liert, ist poli­tisch erle­digt.

Brü­ning selbst wird das bald erfahren.

Vom Rand ins Rampenlicht: Der rasante Aufstieg der NSDAP

Nichts fürch­te­te Adolf Hit­ler mehr als poli­ti­sche Bedeu­tungs­lo­sig­keit.

Und genau das droh­te ihm wäh­rend der „Gol­de­nen Zwan­zi­ger“: Zwi­schen 1924 und 1929 ging es in Deutsch­land wirt­schaft­lich und poli­tisch berg­auf – schlech­te Zei­ten für Extre­mis­ten.

Die NSDAP war in die­ser Pha­se kaum mehr als ein klei­ner, radi­ka­ler Hau­fen unter vie­len Split­ter­par­tei­en.

Auch wenn Hit­ler und sei­ne SA immer wie­der Kra­wall mach­ten, um in die Pres­se zu kom­men, blieb der Zuspruch gering: Bei der Reichs­tags­wahl im Mai 1928 erreich­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten gera­de ein­mal 2,6 % der Stim­men.

Im ARD-Wahl­stu­dio von heu­te wären sie bei den Wahl­er­geb­nis­sen als klei­ner grau­er Bal­ken ganz rechts unter „Sons­ti­ge“ ver­bucht und Jörg Schö­nen­born wür­de kein Wort über sie ver­lie­ren.

Doch der Bör­sen­krach vom Okto­ber 1929 ver­än­dert alles.
Die Welt­wirt­schaft stürzt ab, Mil­lio­nen ver­lie­ren ihre Jobs – und demo­kra­ti­sche Par­tei­en das Ver­trau­en der Bevöl­ke­rung.

Statt der Wirt­schaft erle­ben jetzt Extre­mis­ten auf der gan­zen Welt einen nie dage­we­se­nen Aufschwung.

WERBUNG

Filmempfehlung Krieg der Träume 1918-1939 Generationengespräch

Die dramatische Zwischenkriegszeit von 1918 bis 1939

in Deutsch­land, Frank­reich, Ita­li­en, Öster­reich und Sowjet­russ­land als Doku­dra­ma mit Spiel­sze­nen und bis­lang unver­öf­fent­lich­tem Ori­gi­nal-Film­ma­te­ri­al authen­tisch und sehr nach­voll­zieh­bar erzählt.
Sehr sehens­wert!

oder als Prime Video*

Reichstagswahl September 1930: Die NSDAP wird zweitstärkste Fraktion

Bei der Reichs­tags­wahl am 14. Sep­tem­ber 1930 erhält „Hun­ger­kanz­ler” Hein­rich Brü­ning die Quit­tung für sei­nen har­ten Spar­kurs: Extre­mis­ti­schen Rand­par­tei­en, vor allem KPD und NSDAP, legen gewal­tig zu.

Die Natio­nal­so­zia­lis­ten fei­ern nach der Sep­tem­ber­wahl den bis dahin größ­ten Wahl­er­folg ihrer Geschich­te: Zwei Jah­re zuvor noch unter „fer­ner lie­fen” zu fin­den, liegt ihr Anteil nach der Sep­tem­ber­wahl 1930 bei 18,3 Pro­zent der Wäh­ler­stim­men.

Im Ver­gleich zur Reichs­tags­wahl 1928 ver­zehn­fa­chen sie bei­na­he die Zahl ihrer Abge­ord­ne­ten von 12 auf 107 und wer­den mit einem Schlag von der Split­ter­par­tei zur zweit­stärks­ten Frak­ti­on nach der SPD.

107 grö­len­de und offen demo­kra­tie­feind­li­che NSDAP-Abge­ord­ne­ten im Reichs­tag.

Dazu kom­men vie­le neu­ge­wähl­te Abge­ord­ne­te der KPD, seit Mit­te der 1920er Jah­re unter ihrem Chef Ernst Thäl­mann stramm mos­kau- und stal­in­treu und gegen die Wei­ma­rer Demo­kra­tie.

Die Reichs­tags­wahl im Sep­tem­ber 1930 war nicht nur eine poli­ti­sche Zäsur, son­dern ein deut­li­ches Alarm­si­gnal.

Aber anders wird es danach trotz­dem nicht.

Brüning spart weiter: Gegen die Bevölkerung — und gegen den Young-Plan

Unge­ach­tet des desas­trö­sen Wahl­er­geb­nis­ses vom Sep­tem­ber 1930 macht Brü­ning wei­ter. Schließ­lich braucht er zum Regie­ren ledig­lich das Ver­trau­en Hin­den­burgs und die von ihm unter­schrie­be­nen Not­ver­ord­nun­gen.
Wäh­ler­stim­men braucht er nicht.

Die Spar­po­li­tik geht wei­ter, es wird wei­ter Nach­fra­ge aus dem Markt genom­men, Löh­ne und Prei­se ver­fal­len, Sozi­al­aus­ga­ben wer­den wei­ter gekürzt, der Sozi­al­staat aus­ge­höhlt.

Die „klei­nen Leu­te”, Arbei­ter, Arbeits­lo­se und sozi­al Schwä­che­re keh­ren der Wei­ma­rer Demo­kra­tie end­gül­tig den Rücken zu.

Der „Hun­ger­kanz­ler” Hein­rich Brü­ning beharrt auf sei­nem wirt­schaft­li­chen Spar­kurs.

Um den Staats­haus­halt zu sanie­ren.
Aber auch, um Eng­land, Frank­reich und die USA zu über­zeu­gen, ange­sichts der schwie­ri­gen wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se end­lich ihre Repa­ra­ti­ons­for­de­run­gen gegen­über Deutsch­land auf­zu­ge­ben.

Schon mehr­mals waren die alli­ier­ten Repa­ra­ti­ons­for­de­run­gen nach dem Ers­ten Welt­krieg in Höhe von 269 Mil­li­ar­den Gold­mark gesenkt wor­den, zuletzt durch den soge­nann­ten Young-Plan, an dem sich die Rech­ten bis weit ins bür­ger­li­che Lager genüss­lich abar­bei­ten.

Deutsch­land müs­se für einen Krieg bezah­len, den die ande­ren ange­fan­gen hät­ten, lau­tet ihre argu­men­ta­ti­ve All­zweck­waf­fe, mit der sie sehr erfolg­reich auf Stim­men­fang gehen.

Die Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen aus dem „Schand­ver­trag von Ver­sailles” ist eine innen­po­li­ti­sche Treib­mi­ne. Und genau die will Brü­ning entschärfen.

Zündstoff am Ende der Weimarer Republik: Der Young-Plan

Der Young-Plan wur­de 1929 als Nach­fol­ger des Dawes-Plans ent­wi­ckelt und regel­te die Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen Deutsch­lands nach dem Ers­ten Welt­krieg neu.

- Repa­ra­ti­ons­sum­me: rund 112 Mil­li­ar­den Reichs­mark (etwa 1 Bil­li­on Euro heu­ti­ger Kauf­kraft)
- Lauf­zeit: Zah­lun­gen bis 1988, ver­teilt auf jähr­li­che Raten
- Ziel: wirt­schaft­li­che Ent­las­tung Deutsch­lands und Sta­bi­li­sie­rung der Wei­ma­rer Repu­blik
- Kri­tik: Beson­ders rech­te und natio­na­lis­ti­sche Krei­se dif­fa­mier­ten den Plan als „Ver­skla­vung Deutsch­lands“
- Fol­ge: Der Young-Plan wur­de innen­po­li­tisch zum Zünd­stoff und trug zur wei­te­ren Radi­ka­li­sie­rung der Wei­ma­rer Gesell­schaft bei

Quel­le: Bun­des­ar­chiv, R 43 I/1332, Pro­to­koll über die Bera­tun­gen des Reichs­ka­bi­netts zum Young-Plan, 1929. Online zugäng­lich über: Bun­des­ar­chiv, Wei­ma­rer Repu­blik — Die ers­te deut­sche Demokratie

Brünings Sturz und Papens Aufstieg

Doch dann unter­läuft dem Hun­ger­kanz­ler ein kapi­ta­ler poli­ti­schen Feh­ler: Er setzt den Rot­stift auch bei der soge­nann­ten Ost­hil­fe an, einem Geset­zes­pa­ket, das ost­elbi­sche Rit­ter­gut­be­sit­zer sub­ven­tio­niert.

Das ent­täuscht Reichs­prä­si­dent Hin­den­burg sehr, denn auch er besitzt ein ent­spre­chen­des (und geschenk­tes) Rit­ter­gut.

Noch mehr ver­är­gern ihn Brü­nings Spar­plä­ne, weil sich sei­ne Nach­barn in Ost­preu­ßen bei ihm beschwe­ren. Hat er, der Reichs­prä­si­dent, denn „sei­nen” Kanz­ler nicht mehr im Griff?

Hin­den­burg ent­zieht Brü­ning des­halb — wegen Kür­zungs­plä­nen für Sub­ven­tio­nen und erzürn­ten Nach­barn — nach zwei Jah­ren als Reichs­kanz­ler das Ver­trau­en.

Ohne Hin­den­burgs Segen und vor allem ohne vom Reichs­prä­si­den­ten unter­schrie­be­ne Not­ver­ord­nun­gen kann in Deutsch­land aber nie­mand mehr regie­ren.

Brü­ning tritt zurück.

Brü­nings Nach­fol­ger ist schnell gefun­den: Es ist Franz von Papen, poli­tisch farb­los und sogar in sei­ner eige­nen Par­tei, dem katho­li­schen Zen­trum, äußerst unbe­liebt, aber ade­lig und gut ver­netzt, über­nimmt am 1. Juni 1932 die Regie­rungs­ge­schäf­te.

Sein Kabi­nett, spöt­tisch das „Kabi­nett der Baro­ne“ genannt, besteht fast aus­schließ­lich aus Aris­to­kra­ten und regiert — wie schon Brü­ning — aus­schließ­lich per prä­si­dia­ler Notverordnungen.

Verpasste Chancen: Reparationsverzicht und spätes Konjunkturprogramm

Iro­nie der Geschich­te: Brü­nings größ­ter außen­po­li­ti­scher Erfolg kommt kurz nach sei­nem Rück­tritt. Im Juli 1932 ver­zich­ten die Alli­ier­ten spek­ta­ku­lär auf alle wei­te­ren Repa­ra­ti­ons­for­de­run­gen.

Mit­te 1932 kön­nen sich die Regie­rungs­par­tei­en im Reichs­tag außer­dem auf ein Kon­junk­tur­pro­gramm eini­gen — das aller­dings erst Mit­te 1933 sei­ne Wir­kung zu ent­fal­ten beginnt.

Doch weder das Ende der Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen noch die begin­nen­de Kon­junk­tur­be­le­bung kön­nen das Ende der Wei­ma­rer Repu­blik ver­hin­dern.

Aber es sind n i c h t die Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler, die Adolf Hit­ler zur Macht ver­hel­fen.

Son­dern Brü­ning, Papen, Schlei­cher, Paul von Hin­den­burg und des­sen Sohn Oskar, der „in der Ver­fas­sung nicht vor­ge­se­he­ne Sohn des Reichs­prä­si­den­ten“ (Kurt Tuchol­sky), die eigent­li­chen Weg­be­rei­ter von Hit­lers „Macht­er­grei­fung“.

Hin­den­burgs prä­si­dia­le All­macht, Brü­nings Spar­po­li­tik, Intri­gen, Hin­ter­zim­mer­ab­spra­chen — und am Ende noch ver­letz­ter Män­ner-Stolz — das sind die Zuta­ten, die Hit­ler mög­lich machten.

Hindenburgs Granitgesicht

… Hin­den­burg ist ein gra­nit­ge­sich­ti­ger, bass­stim­mi­ger Feld­mar­schall mit einem Befehls­geh­abe, das klei­ne Unter­of­fi­zie­re zit­tern lässt.“

Hubert Ren­fro Kni­cke­bo­cker, Kor­re­spon­dent der New York Evening Post
Zitiert nach: Rüdi­ger Barth, Hau­ke Fried­richs, Die Toten­grä­ber: Der letz­te Win­ter der Wei­ma­rer Repu­blik*

Mehr lesen:

Das Ende der Repu­blik: Was will eigent­lich die­ser Schlei­cher? Wäh­rend Brü­ning als „Hun­ger­kanz­ler“ und Franz von Papen als Hit­lers Steig­bü­gel­hal­ter in die Geschich­te ein­ge­gan­gen sind, ist Schlei­chers Rol­le beim Ende der Wei­ma­rer Repu­blik bis heu­te nicht klar. Papen und Schlei­cher: Eine Feind­schaft, über die die Wei­ma­rer Repu­blik am Ende stürz­te?
1932: Das Ende der Repu­blik. Papen und Schleicher

Copy­right: Agen­tur für Bild­bio­gra­phien, www​.bild​bio​gra​phien​.de, 2021 (über­ar­bei­tet 2025)

Buch- und Filmempfehlungen:

Die mit * gekenn­zeich­ne­ten Links sind soge­nann­te Affi­la­te-Links, die hel­fen, den Blog Gene­ra­tio­nen­ge­spräch zu finan­zie­ren. Wenn Ihnen eine der ange­ge­be­nen Emp­feh­lun­gen gefällt und Sie das Buch (oder ein ande­res Pro­dukt) über die­sen Link bestel­len, erhält der Blog dafür eine klei­ne Pro­vi­si­on, ohne dass für Sie Mehr­kos­ten ent­ste­hen. Für Ihren Klick: Herz­li­chen Dank im Voraus!

Amazon Buchempfehlung Die Totengräber Der letzte Winter der Weimarer Republik Generationengespräch

Die letz­ten 10 Wochen der Repu­blik Die Intri­gen und Rän­ke­spie­le hin­ter den Kulis­sen der Macht, die zum kata­stro­pha­len Ende der Wei­ma­rer Repu­blik führ­ten — ver­packt in einem sehr lesens­wer­ter Geschichts-Thril­ler. Ein Lehr­stück, wie es nicht geht, das jeder ken­nen soll­te. Emp­feh­lens­wert!

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Rüdi­ger Barth, Hau­ke Fried­richs, Die Toten­grä­ber: Der letz­te Win­ter der Wei­ma­rer Repu­blik*, FISCHER Taschen­buch, 2019

Buchempfehlung Der nasse Fisch von Volker Kutscher Generationengespräch

Ber­lin, Mai 1929. Das ers­te Buch aus Vol­ker Kut­schers sehr lesens­wer­ter Gere­on-Rath-Kri­mi­rei­he (die Vor­la­ge für die ers­te Staf­fel von Baby­lon Ber­lin*). Ein span­nen­der Kri­mi und ein lesens­wer­tes Por­trät der Wei­ma­rer Repu­blik Ende der 1920er Jah­re. Sehr emp­feh­lens­wert!

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Vol­ker Kut­scher, Der nas­se Fisch*, Piper Taschen­buch; 2. Auf­la­ge, 2020, oder als Audible/Hörbuch* (kos­ten­los im Probemonat)

Buchempfehlung Höllensturz Europa 1914 bis 1949 Generationengespräch

Die gewal­ti­gen Tur­bu­len­zen in der euro­päi­schen Geschich­te von 1914 bis 1949 infor­ma­tiv und span­nend erzählt. Ein span­nen­des Buch für alle, die etwas tie­fer in Zeit­ge­schich­te, Stim­mun­gen und Hin­ter­grün­de ein­stei­gen wol­len. Ein sehr lesens­wer­ter Über­blick über eine Epo­che, die unser Leben bis heu­te ent­schei­dend beein­flusst.

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Ian Kers­haw, Höl­len­sturz: Euro­pa 1914 bis 1949*. Pan­the­on Ver­lag, Paper­back, 2017

Buchempfehlung History für Eilige Alles was man über Geschichte wissen muss Generationengespräch

Geschich­te ist alles ande­re als das müh­sa­me Aus­wen­dig­ler­nen von Namen, Daten und Fak­ten. Wie span­nend Geschich­te sein kann, zeigt die­ses Buch: Die 90 span­nends­ten Kapi­tel des belieb­ten Pod­casts “Eine Stun­de Histo­ry” von Deutsch­land­funk-Nova; Epi­so­den von der Geburt Cae­sars über die Okto­ber­re­vo­lu­ti­on 1917, die Welt­wirt­schafts­kri­se 1929 bis zum Zwei-plus-Vier-Ver­trag 1990. Am Ende jedes Kapi­tels mit einem Ver­zeich­nis wei­ter­füh­ren­der Lite­ra­tur und einem QR-Code, der zur jewei­li­gen Pod­cast­fol­ge führt, so dass man bei Bedarf das jewei­li­ge The­ma ver­tie­fen kann. Ein span­nen­des For­mat und ein span­nen­des Buch — sehr lesens- und hörens­wert!

Zum Ama­zon-Ange­bot:
Mat­thi­as von Hell­feld, Mar­kus Dich­mann, Mei­ke Rosen­plän­ter, Histo­ry für Eili­ge: Alles, was man über Geschich­te muss* Ver­lag Her­der, 2020

Amazon Buchempfehlung Geo Epoche Deutschland unter dem Hakenkreuz Teil 1 Generationengespräch

Die Macht­er­grei­fung 1933, der Mythos ‘Auto­bahn­bau’, Röhm-Putsch - und vie­les mehr über­sicht­lich und sehr infor­ma­tiv beschrie­ben und mit tol­len Bil­dern gezeigt. Der Wer­de­gang Hit­lers und der NSDAP und die ers­ten 1000 Tage des Nazi-Regimes in span­nen­den Tex­ten und Fotos — sehr lesens­wert!

Zum Ama­zon-Ange­bot:
GEO Epo­che, Deutsch­land unter dem Haken­kreuz, Teil 1: 1933 — 1936. Die ers­ten 1000 Tage der Dik­ta­tur*, Gru­ner + Jahr, 2013

Wei­ter­füh­ren­de Beiträge:

Die Welt­wirt­schafts­kri­se 1929 und ihre Fol­gen: Tat­säch­lich ist der „Schwar­ze Frei­tag“ ein Don­ners­tag. Am 24. Okto­ber 1929 begin­nen an der New Yor­ker Wall Street die Akti­en­kur­se zu rut­schen. Gegen Mit­tag wird aus Ner­vo­si­tät Panik, der Dow Jones sackt ab, der Han­del bricht mehr­mals zusam­men. Der Crash wird schließ­lich zur Wirt­schafts­kri­se, weil jeder ver­sucht zu ret­ten, was noch zu ret­ten ist — egal, zu wel­chem Preis.
Der schwar­ze Frei­tag. Vom Bör­sen­krach zur Weltwirtschaftskrise

SPD und NSDAP sind Zwil­lin­ge! In den 1920er Jah­ren tobt ein hef­ti­ger Macht­kampf zwi­schen den bei­den Arbei­ter­par­tei­en SPD und KPD: Die Sozi­al­de­mo­kra­ten ver­su­chen, die Repu­blik zu schüt­zen, die Kom­mu­nis­ten arbei­ten an der ‘Sowjet­re­pu­blik Deutsch­land’. Über Sta­lin, Thäl­mann und die ver­häng­nis­vol­le Affä­re zwi­schen KPD und SPD in den 1920er Jah­ren.
Ham­burg auf den Barrikaden

Sir Oswald Mos­ley (1896 – 1980), sei­nes Zei­chens Erbe und 6. Baro­net, hat nicht nur Schlag bei den Frau­en, son­dern auch wech­seln­de poli­ti­sche Ein­stel­lun­gen, was mit einer abwechs­lungs­rei­chen Berufs­kar­rie­re ver­bun­den ist. Über sei­ne faschis­ti­sche BUF, die er 1932 grün­det, um sich als bri­ti­sche Kopie von Adolf Hit­ler zu ver­su­chen, und die Attrak­ti­vi­tät der faschis­ti­schen Ideo­lo­gie der 1930er Jah­re.
Hail Mos­ley!

Hit­lers “Macht­er­grei­fung”: Ende 1932 scheint Hit­lers Auf­stieg zur Macht end­gül­tig gestoppt zu sein: Die „Hit­ler-Par­tei“ ist plei­te, zer­strit­ten und hat am 6. Novem­ber 1932 – das ers­te Mal seit zwei Jah­ren – Wäh­ler­stim­men ver­lo­ren. Und trotz­dem ernennt der Prä­si­dent der Wei­ma­rer Repu­blik, Paul von Hin­den­burg, Adolf Hit­ler am 30. Janu­ar 1933 zum Reichs­kanz­ler.
Wie konn­te das pas­sie­ren?
1933- Das Ende der Repu­blik. Hit­lers Auf­stieg zur Macht

Bild­nach­wei­se:

Die Not unse­rer Zeit! Arbeits­lo­se Hafen­ar­bei­ter auf Abruf bei der Stra­ßen-Arbeits­ver­mitt­lung am Baum­wall, Ham­burg, 1931. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 102–11008 / CC-BY-SA 3.0

ADN-ZB/­Ar­chiv Deutsch­land Ber­lin: Wohl­tä­tig­keits­spei­sung armer Leu­te durch die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de In Ber­lin Nie­der­schön­hau­sen wer­den durch die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de arme Leu­te gespeist. Die Reichs­wehr hat eine Gou­lasch­ka­no­ne und 2 Mann zur Ver­fü­gung gestellt. Die Kos­ten der Spei­sung bringt die Kir­chen­ge­mein­de durch frei­wil­li­ge Spen­den auf. Jedes Mit­glied zahlt pro Tag 10 Pfen­ni­ge vor­läu­fig für die Dau­er von 3 Mona­ten. (Auf­nah­me: 1931). Von Bun­des­ar­chiv, Bild 183-T0706-501 / CC-BY-SA 3.0 (Auf­nah­me: 1931) 5417–31 5417–31

Bun­des­ar­chiv Bild 183-S51620, Gene­ral­feld­mar­schall Paul v. Hin­den­burg“ von Bun­des­ar­chiv, Bild 183-S51620 / CC BY-SA 3.0. Lizen­ziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wiki­me­dia Com­mons

Dr. Hein­rich Brü­ning: Reichs­kanz­ler, Zen­trum, Deutsch­land. Von Bun­des­ar­chiv, Bild 183‑1989-0630–504 / CC BY-SA 3.0 de ADN-ZB/­Ar­chiv Hein­rich Brü­ning Poli­ti­ker des Zen­rums und Staats­mann geb. 26.11.1885 in Müns­ter gest. 30.3.1970 in Nor­wich (Vt.) Brü­ning war 1921/30 Geschäfts­füh­rer des Deut­schen Gewerkschaftsbundes,1924/33 Mit­glied des Reichs­ta­ges. Als Füh­rer der Zen­rums­frak­ti­on wur­de er 1930 Reichs­kan­ler, regier­te dik­ta­to­risch mit Not­ver­ord­nun­gen. Brü­ning mußte1932 zurück­tre­ten. 1933 emi­grier­te er in die USA und war 1934/52 Pro­fes­sor in Oxford, Bos­ton und Cam­bridge, dann 1952/55 an der Uni­ver­si­tät Köln. Bis zu sei­nem Tod leb­te er wie­der in den USA.

Von Bun­des­ar­chiv, Bild 183‑1988-0113–500 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Lizen­ziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wiki­me­dia Com­mons
Es folgt die his­to­ri­sche Ori­gi­nal­be­schrei­bung, die das Bun­des­ar­chiv aus doku­men­ta­ri­schen Grün­den über­nom­men hat. Die­se kann aller­dings feh­ler­haft, ten­den­zi­ös, über­holt oder poli­tisch extrem sein. Geburts­tag des Vize­kanz­lers. Der Stell­ver­tre­ter des Reichs­kanz­lers, Vize­kanz­ler Franz von Papen, wird am 29.10. 54 Jah­re alt. Herr von Papen, der sich um die Eini­gung des natio­na­len Deutsch­land ein his­to­ri­sches Ver­dienst erwor­ben hat, ist gebür­ti­ger West­fa­le und war zunächst akti­ver Offi­zier, 1913 Haupt­mann im Gros­sen Gene­ral­stab, 1914–16 Mili­tär-Attac­hè in Washing­ton und in Mexi­ko. In den bei­den letz­ten Kriegs­jah­ren nahm Herr von Papen am Feld­zug teil und war zuletzt Oberst­leut­nant und Chef des Sta­bes der 4. Osma­ni­schen Armee. Als Mit­glied des Zen­trums hat er dem Preus­si­schen Land­tag von 1920 bis 1928 und von 1930 — 1932 ange­hört. Am 1. Juni 1932 über­nahm Herr von Papen auf Wunsch des Reichs­prä­si­den­ten das Reichs­kanz­ler­amt, das er bis zum 2. Dezem­ber inne­hat­te. Seit dem 30. Janu­ar 33 , dem Tag der Amts­über­nah­me der Regie­rung Hit­ler, ist Herr von Papen Stell­ver­tre­ter des Reichs­kanz­lers. 37161–33

Von Bun­des­ar­chiv, Bild 136-B0228 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0. Lizen­ziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wiki­me­dia Com­mons
Es folgt die his­to­ri­sche Ori­gi­nal­be­schrei­bung, die das Bun­des­ar­chiv aus doku­men­ta­ri­schen Grün­den über­nom­men hat. Die­se kann aller­dings feh­ler­haft, ten­den­zi­ös, über­holt oder poli­tisch extrem sein. Kurt von Schlei­cher Reichs­mi­nis­ter Gene­ral Kurt von Schlei­cher (erschos­sen 1934 bei Röhm-Revol­te) in Uni­form, Por­trät Abge­bil­de­te Per­so­nen: Schlei­cher, Kurt von: Reichs­kanz­ler, Reichs­wehr­mi­nis­ter, Gene­ral, 1934 ermor­det, Deutsch­land (GND 118608037)

Generationengespräch

Geschich­te und Psy­cho­lo­gie
Ver­gan­ge­nes ver­ste­hen, um mit der Zukunft bes­ser klar zu kommen.


Geschichte und Psychologie Vergangenheit verstehen um mit der Zukunft besser klar zu kommen
Dr. Susanne Gebert

Gene­ra­tio­nen­ge­spräch
Agen­tur für Bild­bio­gra­phien
Geschen­ke made for Mama

Wir schrei­ben Geschichte(n):
Ich brin­ge Ihre Lebens‑, Fami­li­en- und Unter­neh­mens­ge­schich­ten ins Buch und unter­stüt­ze Sie als Ghost­wri­te­rin beim Schrei­ben Ihrer Tex­te.

Wir schrei­ben Geschichte(n)
Agen­tur für Bildbiographien:

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen