Einfach gute Texte schreiben
Weshalb wir so viel schreiben und so wenig lesen? Vielleicht liegt es an der fehlenden Qual … ität der Texte.
Wie man Texte schreibt, die gerne gelesen werden — und 7 Tricks, um sich die Quälerei ein bisschen einfacher zu machen.

Besser schreiben: Die Konkurrenz ist groß
Leserinnen und Leser haben wenig Geduld.
Zwischen Nachrichten, Social Media und Eilmeldungen bleibt einfach keine Zeit für langweilige Texte.
Die Konkurrenz ist groß: eine Million Newsletter, Social-Media-Geklingel, Katzenvideos. Wer bleibt da schon bei einem Text, der wie ein verirrter Behördenbescheid klingt?
Deshalb gilt heute mehr denn je: Quälen sollte man seine Leser*innen definitiv nicht — wer Texte schreibt und gelesen werden will, quält sich selbst.
Der hoch angesehene deutsche „Sprachpapst” Wolf Schneider hat es einmal so formuliert: „Qualität kommt von Qual.“ Er meint damit die Mühe beim Schreiben, nicht beim Lesen. Je besser ein Text ist, desto leichter wirkt er. Und genau das macht gute Texte aus.
Wolf Schneider: Qualität kommt von Qual …
„ … Und natürlich, Qualität kommt von Qual!
Selbst wenn ihr euch nicht für Genies haltet, neigt ihr vermutlich dazu, euren frisch geschriebenen Text gut zu finden, bloß weil er von euch ist und weil die Grammatik stimmt. Und das gewöhnt euch bitte ab. Wenn der Text dasteht, dann beginnt die Arbeit: prüfen, feilen, umschreiben, wann immer die Zeit reicht!
Einer muss sich plagen, der Schreiber oder der Leser! Der Leser will aber nicht.“
Aus: Wolf Schneider, Deutsch für junge Profis. Wie man gut und lebendig schreibt*
Damit die Quälerei nicht zu groß wird, sind hier 7 Schreibtricks, die es leichter machen, einfach gute Texte zu schreiben:
Der Mythos vom leeren Blatt Papier
Nichts ist schlimmer als ein weißes Blatt Papier oder ein blinkender Cursor auf leerem Bildschirm. Diesen Moment hassen alle, auch Autor*nnen, die schon mehrere Bestseller veröffentlicht haben.
Das weiße Blatt ist allerdings ein Mythos. Denn Inspiration fällt nicht vom Himmel, sie kommt erst beim Schreiben.
Eine der wirksamsten Methoden, um sich vor Aufschieberitis zu schützen, ist, nur zur Probe anzufangen: Nehmen Sie sich eine Viertelstunde Zeit und tippen Sie Ihre Stichwörter und Notizen in den Computer.
Vervollständigen Sie Ihre Gedanken zu ganzen Sätzen – und lassen Sie sie erstmal so stehen, wie Sie sind.
Je öfter Sie spielen und kleine Übungs-Texte schreiben, desto schneller werden Sie – in bewährter Salami-Taktik – nach und nach Ihren Text schreiben.

Schreibflow: Erzählen statt kämpfen
Einer der besten Tricks beim Schreiben ist, sich eine Person vorzustellen, der Sie eine Geschichte erzählen.
Das hilft, um in den Schreibfluss zu kommen, und hat außerdem den Vorteil, dass die Geschichte in sich logisch und stimmig ist. Wenn Sie mögen, können Sie Ihre Erzählung auch zuerst mit dem Handy oder einem Diktiergerät aufnehmen und später transkribieren.
Ein weiterer Tipp ist, mit Kreativem Schreiben, also mit seriellem Schreiben, Haiku und Elfchen, in den Schreibflow zu kommen.
Oder Sie lesen sich erstmal warm – entweder mit Ihren eigenen Notizen oder mit einem anderen Text, der Sie inspiriert. Probieren aus, was Ihnen am besten hilft, um ins Schreiben zu kommen.
Schreibzeit begrenzen – und leichter arbeiten
Über Thomas Mann wird berichtet, dass er sein Werk mit Hilfe eines peniblen Zeitplans erschaffen hat: Vor acht Uhr aufstehen, frühstücken, schreiben von Punkt neun bis zwölf. Ein leichtes Mittagessen, ein Nickerchen, um fünf Teestunde. Danach zwei Stunden Korrespondenz, Abendessen um acht, Feierabend mit Radio, Gesprächen oder Musik, dann lesen und vor zwölf ins Bett.
Mittlerweile ist bekannt, dass sich der „Zauberer“, wie er in seiner Familie genannt wurde, nicht ganz so akribisch an dieses Pensum hielt, und die drei Stunden Schreiben an schlechten Tagen auch mal auf anderthalb zusammenschrumpften.
Aus seinen Tagebüchern weiß man, dass selbst ihm die Texte nicht immer flüssig aus der Feder kamen, und dass auch er Schreibtage kannte, an denen er sich quälte, oder die, wie er es nannte, „mühsam”, „versucht”, „ohne Freude” oder „verdrossen” waren.
Schlechte Schreibtage kennen also sogar Literatur-Nobelpreisträger*innen, trotzdem gibt es zwei bemerkenswerte Aspekte, die bei professionellen Autorinnen und Autoren sehr ähnlich sind:
- sie schreiben regelmäßig (täglich), egal, ob sie sich gerade von der Muse geküsst fühlen oder nicht
- sie begrenzen ihre Schreibzeit
(Thomas Mann auf drei Stunden, was erstaunlich ist, wenn man den Umfang seines Werks bedenkt.)
Bitte begrenzen Sie von Anfang an Ihre Schreibzeit.
Das heißt: Wecker stellen und spätestens nach zwei Stunden eine längere Pause einlegen. 2 Stunden intensives Arbeiten bringen mehr (Qualität) aufs Papier als ein ganzer Tag Quälerei.
Wichtig ist: Während Ihrer Schreibzeit sollten Sie möglichst ungestört sein. Deshalb unbedingt sämtliche Ablenkungsmöglichkeiten verbannen – Tür zu, Handy aus und schriftlich mit dem Sammeln von Gedanken und kurzen Geschichten beginnen.
Was Leser*innen wirklich wollen
Leser*innen wollen nicht beeindruckt, sondern abgeholt werden.
Sie möchten wissen: Wohin geht die Reise? Warum sollte ich diesen Text lesen? Und bringt er mir irgendetwas?
Gute Texte haben einen klaren roten Faden. Sie wandern vom Bekannten zum Unbekannten, nehmen Leserinnen und Leser Schritt für Schritt mit und lassen sie nie ratlos zurück.
Alles, was nicht hilft, fällt raus.
Denn auch spannende Themen können durchfallen, wenn Texte keinen Bezug zu den Leserbedürfnissen herstellen können.
Leserbedürfnisse?
Sicherheit, Ansehen, Neugier, Gewinn, Gesundheit, Selbstverwirklichung, Bequemlichkeit, Geselligkeit/Dazugehören
sind die Themen, die Menschen interessieren, die ihnen unter die Haut gehen und die sie dazu bringen, weiterzulesen oder etwas zu kaufen.
Das gilt übrigens auch, wenn man privat schreibt — beispielsweise seine Biografie. Die soll schließlich auch gelesen werden.
Texte mit Struktur und Orientierung schreiben
Wer gelesen werden will, sollte deshalb nicht nur sein Thema in- und auswendig kennen, sondern auch die grundlegenden Bedürfnisse seiner Leserinnen und Leser:
- Gute Texte nehmen ihre Leser*innen gleich am Anfang an die Hand und lassen sie nicht mehr los. Was brennt denen, für die der Text geschrieben ist, unter den Nägeln, für welches Problem suchen sie eine Lösung, welche Fragen möchten sie beantwortet haben?
- Packen Sie Ihre Zielgruppe liebevoll am Schlaffitchen, indem Sie ihre Schwierigkeiten und ungelösten Probleme beschreiben, oder locken Sie sie mit der Belohnung, wie sich ihr Leben zum Positiven wenden wird, wenn sie Ihren Text lesen.
Ihr Text muss ein Gewinn sein, wenn Leser*innen nicht nur einsteigen, sondern auch weiterlesen sollen.
- Zeigen Sie Verständnis für die Probleme und Hürden, die Menschen von einer Lösung abhalten.
Denken Sie an ‘Walk the talk’ — beschreiben Sie Probleme und Schwierigkeiten anhand konkreter Beispiele und mit echten Gefühlen.
- Arbeiten Sie sich langsam vom Bekannten zum Unbekannten vor. Schicken Sie Ihre Leser und Leserinnen auf die Heldenreise: unbefriedigende Ausgangssituation (Aschenputtel, die böse Stiefmutter und die hinterhältigen Stiefschwestern) — noch mehr Probleme und Hürden (der Ball im Schloss, ein Prachtkerl von Prinz, aber wie soll man den ohne ein angemessenes Ballkleid im Schrank kriegen? Schuh bleibt auf der frisch geteerten Treppe kleben etc.)
Happy End (Hochzeit).
Je komplexer Ihr Thema ist, desto mehr Struktur braucht Ihr Text.
Versuchen Sie deshalb, so nah wie möglich beim Thema und dem Bedürfnis Ihrer Leser*innen zu bleiben: Struktur ist besser als ausufern.
Suchen Sie sich den Aspekt heraus, über den Sie schreiben möchten, und spinnen Sie Ihren roten Faden. Alles andere kann weg.
Und zum Schluss präsentieren Sie dann, je nach Textart, den krönenden Abschluss, die Antwort auf alle Fragen — oder den Cliffhanger für die Fortsetzung Ihrer Geschichte.
George Saunders ist Bestseller-Autor
und Dozent für “Creative Writing”.
In diesem Buch erklärt er anhand 7 russischer Meistererzählungen von Tschechow bis Tolstoi wunderbar verständlich und unterhaltsam, was eine gute Geschichte ausmacht und wie man sie am besten erzählt, damit sie funktioniert.
Lesenswert!
Die eigene Schreibstimme finden: Schluss mit Schwurbel, her mit Farbe
Gute Texte sind keine Turnhallen voller Fremdwörter, sondern malen kleine, präzise Bilder im Kopf ihrer Leserinnen und Leser:
- Werden Sie konkret. Schreiben Sie Dackel statt „Hund” und alter Mercedes statt „Auto”.
- Verwenden Sie Adverben und Adjektive sparsam: Der Mann geht nicht langsam, sondern er schlendert — oder schleppt sich, als hätte er die Nacht mit seiner Steuererklärung verbracht.
- Suchen Sie treffende Formulierungen und Metaphern und ziehen Sie Vergleiche: „Dieser Text ist trockener als die Wüste Gobi.“
Wenn Sie über einen Mann schreiben, der mit seinem asthmatischen Kurzhaardackel im Schlepptau die Straße entlang -marschiert, -bummelt oder -eilt, löst das bei Ihren Leserinnen und Lesern wesentlich mehr Kopfkino aus, als ein Mann, der mit seinem Hund die Straße entlanggeht.
Und genau darum geht es beim Schreiben: Leser*innen mit griffigen Formulierungen dazu zu bringen, Ihren Text nicht nur zu lesen, sondern auch zu fühlen und die entsprechenden Bilder im Kopf zu haben.
Denn genau deshalb lesen Menschen: für Bilder vor ihrem inneren Auge, für Gefühle, die sie mitfühlen, für Resonanz.
Nicht für Endlostapeten mit abstrakten Begriffen.
Besser schreiben ohne Worthülsen und Wortdreimastern
Schreiben Sie so, wie Sie sprechen.
Das verhindert, dass sich in Ihrem Text seltsame Wörter wie „Gefährdungspotenzial“ oder „Befindlichkeitsstörungen“ einschleichen.
In der gesprochenen Sprache kommen die so gut wie nie vor, schließlich sagt kein Mensch: „Ich leide heute an Befindlichkeitsstörungen“ statt: „Mir brummt der Schädel und Bauchweh hab‘ ich auch.“ Alles andere ist nicht nur bemüht, sondern klingt auch so.
Hüten Sie sich also vor Worthülsen und „Wortdreimastern“ (Wolf Schneider), also Wörtern mit mehr als drei Silben (… und da sind sie gleich nochmal als Negativ-Beispiel: „Be-find-lich-keits-stö-run-gen). Die haben nichts auf dem Papier zu suchen, auch wenn das bekanntlich geduldig ist.
Ihre Leser*innen sind es bekanntlich nicht.
Extra-Tipp: Bullshit-Bingo in der Kundenansprache
Besonders in professionelle Texten, die sich an potenzielle Käuferinnen und Käufer richten, tummeln sich oft leere Worthülsen ohne Sinn und Bedeutung. Die stehen da, weil man Angst hat, Leser*innen mit einer klaren Sprache zu verprellen.
Deshalb flüchtet man sich beispielsweise auf professionellen Webseiten häufig in Formulierungen wie „Wertschätzung” oder „Kundenorientierung” (… die für jedes Unternehmen genauso selbstverständlich sein sollten wie „auf Augenhöhe”) — und wenn’s ganz schlimm kommt, ist man auch noch ein „Dienstleistungsanbieter” (als ein doppelt-gemoppelter Dienstleister?).

Bullshit-Bingo: Worthülsen, die man bei der Kundenansprache vermeiden sollte
Für Leserinnen und Leser sind solche weichgespülten und inhaltslose Webseiten nichts wert, denn nach dem Lesen sind sie genauso schlau wie vorher. Da bleibt nichts hängen und bringt auch keine Kundschaft.
Deshalb sollte man für eine gute Kundenansprache leere Begriffe weglassen und konkret formulieren, welchen Nutzen Kund*innen haben, wenn sie das Produkt oder die Dienstleistung kaufen.
Redigieren: Wie aus Texten wirklich gute Texte werden
Wenn Sie öfter „Dein Text ist zu lang” hören, ist das möglicherweise eine sanfte Umschreibung für „ … zu langweilig.
Dagegen hilft nur: straffen, besser strukturieren, stärkere Vergleiche und Formulierungen finden, mehr auf Leserbedürfnisse eingehen.
Außer Ihrer Schreibstimme sollten Sie auch Ihren Rhythmus finden: Lange Sätze mit kurzen abwechseln, zwischendrin auch mal Ausrufe und Fragen. Fast alles ist erlaubt, auch Halbsätze und Ellipsen.
Die Hauptsache ist, dass Ihre Leser*innen bei Ihnen bleiben.
Das Redigieren ist oft viel mühsamer, als den ersten Wurf zu schreiben.
Aber die Mühe lohnt sich. Das Ringen um treffende Formulierungen und Vergleiche, die richtige Gliederung und das Rundfeilen macht aus Ihrem Rohdiamanten ein echtes Schmuckstück für Ihre Leser.
Die wichtigste Frage beim Redigieren ist also: Hat Ihr Text das, was Leser*innen brauchen?
- Gute Texte sind klar strukturiert und haben keine Schachtelsätze.
- Sie haben immer den Leser und seine Bedürfnisse im Blick, unterhalten, liefern nützliche Informationen und verbarrikadieren sich nicht hinter sinnlosen Worthülsen. Vereinfachen Sie Worthülsen, falls die Ihnen dazwischengerutscht sind: „Gefährdungspotenzial” wird zur „Gefahr” und „widrige Witterungsbedingungen” schlicht zu „schlechtem Wetter”.
- Schreiben Sie so, wie Sie sprechen.
- Stellen Sie sich beim Schreiben Ihres Entwurfes ein Gegenüber vor, dem Sie Ihr Thema erklären.
- Alles Überflüssige muss gehen, Adjektive sollten sparsam eingesetzt, Passiv in Aktiv umgewandelt werden und Füllwörter wie: eben, nämlich, also, halt, quasi, überhaupt, ganz/gänzlich, geradezu, usw. müssen verschwinden.
Ihr Text ist fertig — aber ist er auch gut?
Die folgenden Seiten helfen schnell und kostenlos beim Redigieren:
- BlaBlaMeter — wie viel Bullshit steckt in Ihrem Text?
- wie lesbar ist Ihr Text:Flesch-Index berechnen
- wie verständlich ist Ihr Text: Wortliga Textanalyse
Guter Schreibstil Schritt für Schritt
Nach dem Schreiben sollte jeder Text eine Weile ruhen.
Gönnen Sie sich und ihm eine Pause (oder arbeiten Sie an einem anderen Text weiter) und überarbeiten Sie ihn frühestens am nächsten Tag. Ergänzen Sie fehlende Informationen, tauschen Sie Formulierungen aus, streichen Sie Überflüssiges wie Adjektive und Adverbien.
Lesen Sie sich Ihren Text laut vor.
Oft hört man dann sehr genau, ob er „rund“ ist oder noch gefeilt werden muss. (Dieses Feilen ist essenziell für einen guten Text – und darf deshalb auch länger dauern. Hier gilt: Lieber noch eine Extra-Runde einlegen, auch wenn’s nervt, anstatt später mit dem Ergebnis unzufrieden zu sein.)
Wie man dabei vorgehen kann, erzählt uns der Bestseller-Autor George Saunders:
George Saunders: Texte zum Funktionieren bringen
„ … Wie gehen wir also vor? Ich überspringe vorläufig die erste Fassung und gehe von einem existierenden Text aus, an dem ich arbeite.
Dann funktioniert meine Methode so: Ich stelle mir ein Messgerät vor, das in meine Stirn montiert ist, auf der einen Seite der Skala steht P (‚Positiv‘), auf der anderen steht N (‚Negativ‘).
Ich versuche, das Geschriebene so zu lesen wie jemand, der oder die es zum ersten Mal vor sich hat (‚ohne Hoffnung, ohne Verzweiflung‘). Ich frage mich: Wo steht die Nadel? Wenn sie in den N‑Bereich geht, gib es zu. Dann könnte ich sofort eine Lösung anbieten – ein Strich, eine Umstellung, eine Ergänzung. Ganz ohne intellektuelle oder analytische Komponente; es ist mehr ein Impuls, der zu einem Gefühl führt wie ‚Ah ja, so ist es besser‘ …
Und das war’s eigentlich schon. So gehe ich die ganze Fassung durch, markiere sie, gehe zurück und gebe die entsprechenden Änderungen ein, drucke den Text aus und lese ihn noch einmal, solange ich mich noch wach genug fühle – normalerweise drei- oder viermal am Tag. …
Mit der Zeit wird die Erzählung wie ein Kreuzfahrtschiff, das langsam wendet, über diese Tausende schrittweiser Anpassungen allmählich den Kurs ändern. Im Frühstadium einer Erzählung gibt es meistens ein paar vereinzelte Abschnitte (Klumpen? Stücke?), wo der Text locker und schlampig ist. Beim Überarbeiten werden diese Abschnitte allmählich … besser. Bald kommt der Moment, an dem ein Abschnitt funktioniert – ich komme hindurch, ohne dass die Nadel ins Negative ausschlägt.“
Aus: George Saunders, Bei Regen in einem Teich schwimmen: Von den russischen Meistern lesen, schreiben und leben lernen*
Titel und erster Satz: Der 20-Sekunden-Showtime-Moment
Die Wahrheit ist brutal: Leser*innen entscheiden in zwanzig Sekunden - das sind 350 Zeichen -, ob sie bleiben.
Die Zeit hat man, um sie mit einem großartigen Einstieg, also Titel und erster Satz, neugierig zu machen.
Danach ist das Urteil „les’ ich” oder „les’ ich nicht” unwiderruflich gefällt.
Für den ersten Eindruck gibt es bekanntlich keine zweite Chance.
Deswegen ist der erste Satz so wichtig.
Leider bleibt er in vielen Texten unter seinen Möglichkeiten:
Traurige erste Sätze
„ … Das Traurigste, wozu man einen ersten Satz missbrauchen kann, ist eine Binsenweisheit. ‘Das Internet hat sich zum bedeutenden Informationsmedium entwickelt.’ ”
Aus: Wolf Schneider, Deutsch für junge Profis. Wie man gut und lebendig schreibt*
Erste Sätze sind die Trailer eines Textes.
Schöne Bilder, witzige Vergleiche, Geschichten, flotte Sprüche — alles außer langweilig und Binsenweisheit ist erlaubt.
- Man kann im ersten Satz wie Katja Kessler mit wütenden Frauen und Gift locken: „Gestern war einer dieser Tage, an denen ich verstanden habe, warum Frauen ihren Männern Strychnin ins Essen rühren.“
- Oder wie die Neue Züricher Zeitung mit einem wunderbaren Bild übers Altern im Vergleich zu Wein und Käse: „Alt werden hat in unserer Gesellschaft einen schlechten Beigeschmack. Mit wohlwollender Zustimmung altern dürfen bei uns nur noch Wein und Käse.”
(Beide Beispiele aus: Wolf Schneider, Deutsch für junge Profis. Wie man gut und lebendig schreibt*.)
Mehr über den ‘Halo-Effekt’: Richtige und falsche Vorbilder
Auf Krampf lassen sich erste Sätze leider nicht konstruieren.
Kleines Trostpflaster: Meistens fliegen sie einem aber als eine Art Belohnung zu, wenn man seinen Text ein zweites und ein drittes Mal überarbeitet: Oft sind es Formulierungen, die irgendwo mitten im Text stehen und plötzlich auffallen, weil sie irgendwie aus der Reihe tanzen.
Wie jeder gute Trailer ist der Einstieg in der Regel ein Endprodukt. (Deshalb steht er in dieser Übersicht auch ganz am Schluss.)
Einfach gute Texte schreiben: Das Ziel der Quälerei
Gute Texte schreiben ist Qual … ität.
In jedem steckt viel Herzblut und Autor*innenschweiß.
In erster Linie zählen beim Schreiben echtes Interesse an Themen und Lesern, in zweiter ein paar Regeln. Das Wichtigste ist aber, dass man sich traut und nicht ewig aufschiebt.
Der Rest ist üben, üben, üben. Denn denn unser Gehirn funktioniert wie ein Muskel — je häufiger man Fähigkeiten trainiert, desto besser wird man.
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Es ist das Scheitern und Wiederaufstehen, das Menschen interessiert und inspiriert. Wie man mit 7 einfachen Tricks durch Storytelling Vertrauen schaffen und Leser gewinnen kann.
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Vor Ankommen wird gewarnt!
Bildnachweise:
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Dr. Susanne Gebert
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