Appeasement: Hitler und die Briten
Ein abgedankter König, seine ehrgeizige Frau – und ein gefährlicher Flirt mit dem Faschismus: Wie Edward VIII. und Wallis Simpson zu Figuren im Appeasement-Spiel mit Hitler wurden.
Eine Geschichte zwischen Glamour, Macht und Verrat.

Appeasement: Hitler und die Briten – Vom Charme des Diktators und der Macht der Beschwichtigung
Ab Mitte der 1930er Jahre betreibt Adolf Hitler eine gezielte Charme-Offensive in Richtung Großbritannien.
Der „Führer“ wünscht sich ein deutsch-britisches Bündnis und sieht in der britischen Oberschicht eine ihm ebenbürtige „rassische“ Elite.
In Teilen der Upperclass stößt er damit durchaus auf Sympathie.
Doch das Werben Hitlers, das politisch unter dem Begriff Appeasement bekannt wird, endet in einer gefährlichen Fehleinschätzung – mit katastrophalen Folgen.
Hitlers Werben um das Empire
Das britische Establishment hat in den 1930er Jahren große Schwierigkeiten, eine passende Haltung zum „Dritten Reich” zu finden.
Das liegt auch an den sogenannte „Pilgerreisen“, bei denen britische Prominenz — Adlige, Politiker, Journalisten und Industrielle — ab 1934 auf Einladung des braunen Regimes das nationalsozialistische Deutschland bereist.
Zu Besuch in Berlin und auf Hitlers geliebten Berghof bei Berchtesgaden werden sie vom „Führer” persönlich empfangen, umschmeichelt und hofiert, um sie für seine Bündnis-Idee zu erwärmen.

Der Berghof Photo of the Berghof from a tourist.
Tillmann Vogt, 22 September 1936, Tillmann Vogt, CCBY-SA 4.0
Sympathien, Konspiration und Verrat
Auf der Insel scheint man zumindest in Teilen der Upperclass nicht völlig abgeneigt zu sein, mit den neuen Machthabern im „Reich” enger zu kooperieren.
Es gibt einige Hitler-Bewunderer unter ihnen; viele blicken nach der „Machtergreifung” 1933 voller Staunen und manchmal auch neidisch auf die scheinbar aufblühende „Volksgemeinschaft” in Hitlers Deutschland.
Einer der prominentesten blaublütigen Hitler-Fans ist der britische Kurzzeit-König Edward VIII., Urenkel von Queen Victoria und Prinz Albert und ein Onkel der 2021 verstorbenen Queen Elizabeth II.
Edward und Gattin Wallis waren vermutlich mehr als nur fasziniert: Ein FBI-Bericht von 1941 spricht von „Sympathien, Konspiration und Verrat“.
Edward soll sogar gehofft haben, nach einem deutschen Sieg als König von Hitlers Gnaden auf den britischen Thron zurückzukehren.
Der Ex-König bei Hitler: Edward VIII., Wallis Simpson und das „Dritte Reich”
Der britische König Edward VIII. hatte im Dezember 1936 abdanken müssen, um Wallis Simpson heiraten zu können.
Edward wäre gerne trotz seiner Hochzeit mit Wallis — einer undurchsichtigen und außerdem zweifach geschiedenen Amerikanerin — König geblieben und hat sich keineswegs damit abgefunden, dass er und Wallis Großbritannien sogar verlassen mussten, um heiraten zu können.
Die Missachtung seiner Frau bestimmt seitdem Edwards Leben.
Seit ihrer Hochzeit kämpft er um ihren königlichen Status. Die Royals verweigern ihn.
Nur Hitlers Deutschland kommt seinem Wunsch nach: Bei ihrer Deutschland-Reise im Oktober 1937 wird Wallis wie eine Königin empfangen.

Zum Tee bei Herrn Hitler: Der Herzog und die Herzogin von Windsor zu Besuch bei Hitler auf dem Berghof, Oktober 1937
Zwar findet die Reise des Duke und der Duchess of Windsor erst ein knappes Jahr nach seiner Abdankung statt, ein Politikum ist sie trotzdem.
Die königlichen Familie zuhause in Großbritannien ist not amused und findet Edwards Besuch bei Hitler in etwa so hilfreich wie seine Hochzeit mit Wallis. Nämlich gar nicht.
Schon gar nicht, weil sich das Paar neben dem „Führer“ stehend auch noch mit zum „Hitlergruß“ erhobenen Armen fotografieren lässt.
Großbritanniens Flirt mit dem Nationalsozialismus
Edward, so heißt es, habe seine erzwungene Abdankung 1936 nie verwunden und fühle sich als verstoßener Paria der königlichen Familie.
Das Verhältnis zu den Royals ist seitdem mehr als angespannt: Seine Schwägerin Elizabeth Bowes-Lyon, besser bekannt als fröhliche und Gin-trinkende „Queen Mum”, sprach über Wallis zum Beispiels zeitlebens nur von „diese Frau“.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Edward ein „moderner König“ sein wollte, wie er in einem BBC-Interview 1969, drei Jahre vor seinem Tod, sagt.
Gemeinsam mit Wallis führt er zwar ein luxuriöses Jet-Set Leben, aber die Belange der Ärmsten und sozial Benachteiligten waren ihm nicht egal.
Faschismus als europaweiter Kult — auch in Großbritannien: Hail Mosley! Der britische Flirt mit dem Nationalsozialismus
Während seiner kurzen ungekrönten Regentschaft besucht er die Slums von London und die Kohleminen in Südwales, wo er sieht, unter welchen prekären und oft menschenunwürdigen Bedingungen ein großer Teil seiner Untertanen leben und arbeiten muss.
Bei einem dieser Besuche entfährt ihm ein „Something must be done“ („Es muss etwas getan werden“) — eine Bemerkung, die einem britischen König nicht zusteht.
Die konservative Regierung ist zutiefst besorgt und man fürchtet, dass Edward sich in die Politik des Landes einmischen könnte, statt sein Amt als König wie es sich gehört neutral als konstitutioneller Monarch auszuführen.
War Edward VIII. ein Landesverräter? Oder ein verhinderter Erneuerer?
Denn genau das — Erneuerung — ist die Idee, die den Faschismus in den 1930er Jahren für viele so anziehend macht.
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Winter der Welt
Ken Folletts packende Familien-Saga „Winter der Welt“ ist der zweite Teil seiner Jahrhundert-Trilogie, in dem er eindrucksvoll den Weg in den Abgrund des Zweiten Weltkriegs erzählt.
Die dramatischen politischen Ereignisse, das Alltagsleben und die gesellschaftlichen Veränderungen dieser bewegten Zeit: Zeitgeschichte sehr anschaulich in einem lesens- bzw. hörenswerten Roman verpackt!
Die britische Appeasement-Politik
Der Begriff Appeasement stammt aus dem Englischen und bedeutet „Beschwichtigung“.
In der Geschichte des 20. Jahrhunderts ist damit vor allem die britische Außenpolitik der 1930er-Jahre gemeint: London und Paris versuchten, Adolf Hitler mit politischen Zugeständnissen zu beruhigen – in der Hoffnung, einen weiteren Weltkrieg zu verhindern.
Dass Großbritannien viele Jahre lang die Augen zudrückt, wegsieht und hofft, den „Führer“ irgendwie beschwichtigen zu können, indem man ihm gibt, was er verlangt, beruht keineswegs nur auf Sympathie oder einer naiven Fehleinschätzung der wahren Absichten Hitlers.
Appeasement gegenüber den immer maßloser werdenden Forderungen des „Führers“ hat vor allem etwas mit der inneren Verfasstheit des britischen Empires zu tun, denn auch die Briten sind kriegsmüde und haben das Trauma des Ersten Weltkriegs noch längst nicht überwunden.
Großbritanniens einst so stolze Flotte und die britischen Streitkräfte sind in einem erbärmlichen Zustand, das britische Mutterland befindet sich Mitte der 1930er Jahre wie der Rest der Welt noch immer im Würgegriff von Deflation, Massenarbeitslosigkeit und bitterer Armut in weiten Teilen der britischen Klassengesellschaft.
Der Weg zur Hölle
„ … Der Weg zur Hölle, sagt das Sprichwort, ist mit guten Vorsätzen gepflastert.
Freundlicher lässt sich nicht bewerten, wie die westlichen Demokratien versuchen, mit Hitler umzugehen. Ihre fehlgeleiteten Versuche, Deutschlands expansionistischen Drang entgegenzutreten, verschafften Hitler die Möglichkeit, Ereignisse zu diktieren, auf die sie nur kraftlos reagieren konnten.
Auf ihre Zugeständnisse antwortete er wie ein Erpresser, er verlangte mehr. Das übrige Europa schaute immer ängstlicher zu. Überall wurden Vorbereitungen auf einen Krieg getroffen, der sehr gefürchtet, doch mehr erwartet wurde.“
Aus: Ian Kershaw, Höllensturz: Europa 1914 bis 1949*
Provokationen, Nadelstiche und der Wunsch nach Frieden
Anders als der Rest der Welt scheint das „Dritte Reich” nach Hitlers Machtergreifung 1933 fagegen wirtschaftlich wie ein Phönix aus der Asche aufzusteigen.
Was niemand sieht (oder sehen will), ist, dass das deutsche Wirtschaftswunder nichts anderes als die heraufziehende Götterdämmerung eines neuen Weltkrieges ist.
Unter dem Deckmäntelchen von Autobahnbau und „Arbeitsschlachten“, glücklichen Volksgenossen und Vollbeschäftigung wird nach der Machtergreifung die Rüstungsindustrie hochgefahren und die Staatsverschuldung in schwindelerregende Höhen geschraubt.
Was so gut wie niemand weiß: Deutschlands angebliches Wirtschaftswunder ist auf ungedeckten Mefo-Wechseln und heimlichen Kriegsvorbereitungen gebaut.
Ökonomisch steht Deutschland ab 1936 mit dem Rücken an der Wand.
Um die Staatspleite abzuwenden, gibt es in Hitlers Augen nur einen Ausweg: Krieg.
Volksgemeinschaft statt Butter, Volkswagen und Autarkie: Deutschland 1937: Der Weg in den Zweiten Weltkrieg
Im November 1937 findet in der Reichskanzlei in Berlin eine Geheimkonferenz statt, bei der es eigentlich um die Verteilung der knappen Rohstoffe gehen soll.
Aber Hitler kommt in Fahrt und erklärt in einem vierstündigen Monolog seine außenpolitischen Ziele.
Für den „Führer” gibt es kein Zurück mehr.
Hitler hat leichtes Spiel: Dank Appeasement und einer bemerkenswerten Uneinigkeit unter den Mächten des Versailler Vertrags stößt er nur auf wenig Widerstand.
Den Rest erledigt man mit Provokation und politischen Nadelstichen.

Flugzeug Junkers Ju 88, Bau, Fotograf unbekannt, Bundesarchiv, Bild 146‑1976-097–22 / CC-BY-SA 3.0,
Mit Zuckerbrot und Peitsche: Wie Hitler die Welt erpresste
Während Europas politische Eliten unter britischer Führung hoffen, Hitler durch Zugeständnisse besänftigen zu können, nutzt der deutsche „Führer” jede Konzession als Einladung für seine nächste Forderung.
Im März 1935 verkündet Deutschland die Wiederaufrüstung und führt die Wehrpflicht wieder ein – beides Verstöße gegen den Versailler Vertrag. Die Reaktionen? Verhaltener Protest.
Ein Jahr später marschieren deutsche Truppen ins entmilitarisierte Rheinland ein. Die Reaktion Großbritanniens: nichts. „Die Deutschen gehen ja nur in ihren eigenen Hintergarten“, kommentiert der britische Politiker Lord Lothian. Hitler ist ermutigt.
„Wären die Franzosen damals ins Rheinland eingerückt”, wird Hitler später sagen, „dann hätten wir uns mit Schimpf und Schande wieder zurückziehen müssen”.
1938 folgt das Münchener Abkommen: Großbritannien und Frankreich überlassen Hitler das Sudetenland – ohne Beteiligung der Tschechoslowakei.
Neville Chamberlain, britischer Premier und bis heute Symbol der britischen Appeasement-Politik, kehrt von den Verhandlungen mit Hitler zurück und erklärt: „Peace for our time.“
Wenige Monate später, im März 1939, zerschlägt die deutsche Wehrmacht vertragswidrig den Rest der Tschechoslowakei.
Appeasement: Das Münchener Abkommen 1938
„ … Daladier schlug erwartungsvoll den Mantelkragen hoch, als er in Paris aus dem Flughafengebäude schritt, wegen möglicher Eierwerfer. Doch starker Beifall kam auf. »Die Idioten«, zischte der französische Regierungschef zu einem Begleiter.“
Aus: SPIEGEL Politik: Der Griff nach dem letzten Grasbüschel
Die letzten Schritte in die Katastrophe
Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 hatte Hitler es geschafft, große Teile Europas durch Bluff, Erpressung und politische Taktik unter seine Kontrolle zu bringen – ohne dass Großbritannien oder Frankreich einschritten.
Die Appeasement-Politik hatte versagt. Erst als Hitler mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei im März 1939 auch die letzten Illusionen zerstört, beginnt in Großbritannien ein Umdenken.
In der britischen und französischen Bevölkerung ändert sich in dieser Zeit die Stimmung: Die Mehrheit der Briten und Franzosen sind nicht mehr bereit, jeden Preis für den Frieden zu bezahlen.
Doch es ist zu spät.
Die nächste Forderung – die Rückgabe Danzigs – führt zur britischen Garantieerklärung für Polen. Als Hitler Polen überfällt, bleibt London nichts anderes mehr übrig, als dem „Dritten Reich” den Krieg zu erklären.
Edward VIII. und Wallis Simpson – Vom königlichen Paar zur Gefahr für die Krone
Am 3. September 1939 erklärt Großbritannien Nazi-Deutschland den Krieg.
Nur wenige Tage später wird das abgedankte Königspaar, der Duke und die Duchess of Windsor, in die Heimat zurückbeordert. Doch was als symbolischer Schulterschluss in der Stunde der Gefahr gedacht war, endet im Eklat.
Nach nur drei Wochen verlassen Edward und Wallis fluchtartig London.
Sie ziehen sich in ihre Villa nach Südfrankreich zurück – abgeschottet, gekränkt, und von der königlichen Familie weiterhin kaltgestellt. Vor allem Wallis Simpson, in Windsor-Kreisen abschätzig nur „diese Frau“ genannt, bleibt die royale Außenseiterin.
Wallis Simpson
„Ich werde nach England zurückkehren und die Sache bis zum bitteren Ende ausfechten”, soll Wallis Simpson kurz nach der Abdankung ihres zukünftigen Ehemanns Edward VIII. gesagt haben.
Wer war diese Frau, die unbedingt Königin werden wollte?
Eine spannende Biografie und ein Blick hinter die Kulissen einer großen Liebesgeschichten:
Ein König ohne Land – und eine Frau mit großen Plänen
Als die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 Frankreich überfällt und große Teile des Landes besetzt, weilt das Herzogpaar noch immer in Südfrankreich.
Nach einer strapaziösen Flucht gelangen sie schließlich nach Portugal, von wo aus, so Edwards Hoffnung, eine Weiterreise nach Großbritannien möglich sein sollte.
Doch Edwards kleiner Bruder, König George VI., verweigert ihnen die Rückkehr.
Stattdessen beauftragt er den neuen britischen Premier Winston Churchill, seinem Bruder den Posten als Gouverneur und Oberbefehlshaber der kleinen britischen Kolonie Bahamas anzubieten, einer der verschlafensten Winkel des britschen Empires.
Man hofft, dass die beiden dort, am anderen Ende der Welt, keinen Schaden mehr anrichten können.
Edward und Wallis empfinden dieses Angebot als Affront.
Von der royalen Familienkrise zur nationalen Sicherheitsfrage
Da er nicht geneigt ist, Gouverneur einer „drittklassigen britischen Kolonie“ (Edward) zu werden, lässt sich das herzogliche Paar in einem Badeort nördlich von Lissabon nieder und wohnt in einer Villa, die dem als Nazi-Sympathisant bekannten portugiesischen Bankier Santo Silva gehört.
Im Sommer 1940, während Frankreich unter deutscher Besatzung leidet und Großbritannien um seine Existenz ringt und sogar eine deutsche Invasion befürchtet, genießen Edward und Wallis einen Sommer voller Golf, Partys und mondäner Gesellschaft.
Mehr und mehr stellt sich heraus, dass Edwards Schwärmerei für den Faschismus möglicherweise viel mehr ist als eine ärgerliche Anekdote in der an ärgerlichen Anekdoten reichen Geschichte des britischen Königshauses.
Ein britischer Agent, der das Paar im Auftrag des MI6 beschattet, schlägt Alarm. Seine Einschätzung ist eindeutig: „Sie sind fünfte Kolonne.“
Berichte verdichten sich, dass Edward und Wallis in hochrangigen Kreisen Stimmung gegen die britische Kriegsführung machen – und Verständnis für Hitler zeigen.
Großbritannien habe Frankreich in einen Krieg gezwungen, den es verloren habe — und tue jetzt gut daran, den Krieg gegen Hitler schnellstmöglich zu beenden, so der Herzog und die Herzogin laut einem Ohrenzeugenbericht.
Sind der ehemalige britische König und Gattin Wallis also doch überzeugte Nazis?
Oder naive Opportunisten, die nach wie vor an Appeasement glauben? Möglicherweise spielt der verärgerte Edward aber auch nur mit den Gefühlen seiner alten Heimat, die ihn so augenscheinlich nicht mehr haben will.
Der Fluch der Karibik: „Edwards Elba”
Kurz darauf tauchen weitere brisante Dokumente auf, die eine gefährlich große Nähe des Herzogs und seiner Frau zu Hitler belegen.
Da Wallis Simpson unbedingt Königin werden will, schmieden NS-Strategen angeblich den Plan, Edward VIII. nach einem britischen Friedensschluss als Marionetten-König auf den Thron zurückzubringen, der britische Faschistenführer Oswald Mosley solle Permierminister werden.
Die britische Regierung verliert endgültig das Vertrauen.
Premierminister Churchill fordert das Paar mit Nachdruck auf, die ihnen zuvor angebotene Exil-Rolle anzunehmen: Edward soll Gouverneur der Bahamas werden.
Dieses Mal bittet Churchill nicht, sondern droht dem Ex-König im Fall einer Weigerung mit dem Kriegsgericht.
Im August 1940 treten Edward und Wallis ihre Verbannung an.
Die tropische Kulisse der Karibik stößt vor allem bei der anspruchsvollen Wallis auf wenig Gegenliebe. Spöttisch nennt sie die Bahamas „Edwards Elba“ – eine Anspielung auf Napoleons erstes Exil.
Auch Edward fühlt sich gedemütigt, verbannt und entmachtet.
Glamour, Golf und abgehörte Telefone: Das FBI überwacht das Herzogspaar
Während ihrer Zeit in Nassau werden der Herzog und die Herzogin nicht nur vom britischen Geheimdienst MI6 beobachtet, sondern auch vom amerikanischen FBI.
Was wie ein Tropenidyll wirkt, wird mehr und mehr zur Hochsicherheitszone.
Bei einer fünftägigen Golf- und Partyreise des Herzogs und der Herzogin in den exklusiven Everglades Club in Palm Beach, Miami, ist ihre Suite verwanzt, ihr Telefon wird abgehört und es befinden sich Personen in ihrem engeren Umfeld, die ans FBI bzw. sogar direkt an Präsident Roosevelt berichten (William Rhinelander Stewart).
Diesen Aufwand betreibt das FBI in der Regel nur zur Überwachung von Schwerstkriminellen und Mafiabossen.
In dem 227 Seiten umfassenden Bericht, den das FBI während der Reise anfertigt, ist von großen Sympathien des herzoglichen Paars für Hitler und das Dritte Reich die Rede, aber auch von Konspiration und Verrat.
Edward VIII., einst König von Großbritannien, steht unter dem Verdacht der Spionage.
Schlimmer noch: Edward bleibt politisch untätig, als Churchill ihn mehrmals inständig bittet, bei seinen Kontakten in den USA für einen gemeinsamen Krieg gegen Hitler zu werben.
Wie man heute weiß, tun der Herzog und die Herzogin genau das Gegenteil.
Aus Geheimdienstunterlagen, die Jahrzehnte unter Verschluss waren, geht hervor, dass sowohl Edward als auch Wallis gegenüber einflussreichen amerikanischen Golf- und Partybekanntschaften geäußert haben, es sei für die USA viel zu spät, diesem längst verlorenen Krieg beizutreten.
Der Streit der Windsors wegen Wallis Simpson ist für Großbritannien zur existenziellen Bedrohung geworden.
Ein royales Scheitern – und das endgültige Ende von Appeasement
Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 tritt die USA in den Krieg ein. Das letzte Kapitel der Appeasement-Politik ist damit abgeschlossen.
Auch Edward VIII. ist endgültig gescheitert – als Monarch, als Vermittler, als Hoffnungsträger. 1945 wird er als Gouverneur abgelöst.
Der Ex-König kehrt mit Wallis nach Frankreich zurück, wo sie bis zu ihrem Lebensende ein luxuriöses Jetset-Leben führen – weit weg von London, der britischen Krone und jeglicher Verantwortung. Edward stirbt 1972 im Alter von 76 Jahren an Kehlkopfkrebs, Wallis 1986 im Alter von 89 Jahren.
Fazit: Appeasement — Zugeständnisse, die in den Krieg führten
Appeasement bringt keinen Frieden, sondern verzögert nur das Unvermeidliche — das ist die Lehre aus dieser Geschichte.
Ein aggressiver Diktator wie Hitler, der zu allem entschlossen ist, lässt sich nicht beschwichtigen. Appeasement war in den 1930er Jahren nicht die Lösung, sondern ein folgenschwerer Fehler.
Die Geschichte zeigt: Wer Gewalt nicht entschlossen entgegentritt, wird am Ende selbst zum Opfer. Das britische Beispiel steht exemplarisch für die Gefahren politischer Beschwichtigung. Und bleibt bis heute eine Mahnung.
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Konrad Henlein — Biedermann oder Brandstifter?
Bildnachweise:
The Duke and Duchess of Windsor photographed with Mr. Hitler, 22 October 1937, during their visit to The Berghof, his country house in Berchtesgaden“
By Unknown author — Le Nouvelliste d'Indochine, 14 novembre 1937 Gallica, Public Domain
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Dr. Susanne Gebert
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